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Vollständige Version anzeigen : Anarchie in der Schule?



Oliver
01.09.2012, 11:35
Die "Demokratische Schule X" in Berlin stellt sich vor. Siehe hier (http://www.demokratische-schule-x.de/schule/was-ist-die-demokratische-schule-x/)

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Wer sich jetzt fragt, was das heißen soll- "erste demokratische Schule Deutschlands"- haben wir nicht eine Demokratie? Sind Lehrpläne nicht demokratisch abgestimmt, werden Lehrer nicht von demokratisch gewählten Gremien berufen?- der fragt ein wenig spät.
Die Schule ist in Deutschland eben klar ein Zeichen dafür, das es keine Demokratie gibt- weder in der Schule, noch in Betrieben. Oder können die Mitarbeiter eines Betriebes entscheiden, was sie produzieren, und zu welchen Bedingungen?
Demokratie in der Familie? Haben die Deutschen deshalb so wenig Kinder?
Es ist bemerkenswert, welches Konzept die "demokratische Schule X" vertritt.
Kinder können sich aussuchen, was und wie sie lernen. Wo gibt`s denn sowas?
Ist das nicht Anarchie? Ja, ist es. Und das ist gut so. (ob es freilich "demokratisch" ist, und warum eigentlich nicht gleich "anarchisch", mag zu diskutieren sein.) Aus dem Konzept dieser Schule:






"Was ist die Demokratische Schule X?
Kinder sind von Natur aus neugierig. Kinder wollen lernen. Sie wollen die Welt, die sie umgibt, begreifen und sich in ihr zurechtfinden. Deshalb ist es weder nötig noch sinnvoll, Kinder zum Lernen zu zwingen oder zu überreden. An der Demokratischen Schule X entscheidet jeder Schüler selbst, was, wann und wie er lernt.


Denn Lernen und Unterrichtet- Werden sind zwei verschiedene Dinge. Lernen ist eine aktive Tätigkeit des Lernenden, während Unterricht eine Veranstaltung des Lehrers ist. Unterrichtetwerden führt nicht automatisch zu Lernen und Lernen findet bei weitem nicht nur durch Unterricht statt. Ein Großteil des Lernens findet außerhalb und unabhängig von Unterrichtssituationen statt, beim Spielen, durch Gespräche über alle möglichen Themen, durch Bücher, Zeitschriften und anderen Medien oder indem Kinder etwas ausprobieren, anderen zuschauen, sich etwas von ihnen erklären lassen oder etwas mit ihnen gemeinsam machen. Lernen ist nicht vom sonstigen Leben getrennt, sondern findet in Alltagssituationen statt. Unterrichtskurse spielen an der Demokratischen Schule X deshalb keine so herausragende Rolle wie an herkömmlichen Schulen. Sie sind eine Lernmöglichkeit neben vielen anderen.


Die Erwachsenen an der Demokratischen Schule X verstehen sich nicht in erster Linie als Lehrende. Sie sind eher Lernbegleiter. Die Erwachsenen stehen nicht über den Schülern, sondern auf einer Ebene mit ihnen. In der Demokratischen Schule X hat jeder Schüler einen Mentor, d.h. einen Erwachsenen als persönlichen Ansprechpartner, mit dem er sich regelmäßig austauscht.


Wie auch im sonstigen Leben findet in der Demokratischen Schulen X keine strikte Aufteilung der Schüler nach Altersjahrgängen statt. Kinder und Jugendliche lernen, spielen und unternehmen etwas gemeinsam, weil sie ein gemeinsames Interesse haben – nicht weil sie das gleiche Alter haben. Oft ist es für Kinder leichter, von anderen Kindern zu lernen, die ihnen zwar auf einem bestimmten Gebiet ein Stück voraus sind, aber auf anderen Gebieten mit den gleichen Schwierigkeiten wie sie selbst zu kämpfen haben oder noch vor kurzem zu kämpfen hatten. Erwachsene sind den Kindern oft so weit voraus, dass sie schon nicht mehr dieselbe Sprache sprechen.


An der Demokratischen Schule X gibt es kein Sitzenbleiben und keine Noten. Es gibt keine verpflichtenden Leistungstests oder Prüfungen. Durch Gespräche und den Austausch mit anderen Schülern lernt der Einzelne jedoch ziemlich genau seine Fähigkeiten einzuschätzen. Am Ende der Schulzeit ist es jedoch möglich, Schulabschlüsse durch die Teilnahme an den staatlichen Abschlussprüfungen zu erwerben. Zur Orientierung und für die Vorbereitung auf Abschlussprüfungen stehen Kompetenzraster für alle herkömmlichen Schulfächer zur Verfügung, mit deren Hilfe sich die Schüler selbst einschätzen können.


In der Demokratischen Schule X gibt es als zentrales Entscheidungsgremium die Schulversammlung, die wöchentlich tagt. Dort wird u.a. über die Einführung oder Änderung von Schulregeln entschieden sowie nahezu über alles andere, was den Schulalltag betrifft. In der Schulversammlung hat jeder Schüler und jeder Mitarbeiter eine gleichwertige Stimme. Da es mehr Schüler als Erwachsene gibt, haben effektiv die Schüler die Kontrolle über ihre Schule."

Friedrich.
01.09.2012, 11:46
Ich gebe insofern Recht, dass man Kinder durch reinen Zwang nicht zum effektiven Lernen bringt. Im Gegenteil quält man sie damit nur. Doch genau das wird an hiesigen Schulen betrieben.

Ich gebe allerdings auch zu Protokoll, dass man in autoritären militärischen Strukturen überaus effizient lernt. Hier wird neben Zwang jedoch sehr stark auf Motivation und Sportsgeist gesetzt! Fußballmannschaften sind schließlich auch nicht demokratisch, obschon die Teilnahme freiwillig ist!

Dies gilt aber für Ältere! Das natürliche Lernen der Kinder ist Spiel und Beobachten von Erwachsenen, also ihrer Vorbilder. Im heutigen Schulsystem gilt Unterricht als das Gegenteil von Spiel und Vorbilder, insbesondere Männliche, sind nicht vorhanden. Mit einem besseren Bildungssystem könnte man nicht nur viel zufriedenere Schüler sondern vor allem auch viel kompetentere Absolventen hervorbringen!

Aragorn
01.09.2012, 11:59
A.S. Neil läßt grüßen. Das Prinzip Summerhill (https://de.wikipedia.org/wiki/Summerhill). Als ehemaliger(!) 68er habe ich sein Buch damals gelesen und es gar nicht schlecht gefunden. Mittlerweile weiß ich, daß das alles totaler Müll ist. Z.Zt. sind in Summerhill 90 Schüler. Wow, eine sehr goße Schule. Den Eltern dieser Kinder würde ich gern einen vom Pferd(Neil) erzählen!

Antifaschist
01.09.2012, 12:23
Dass ist ja super. Ein sehr interessantes Experiment.

David D. Davidson
01.09.2012, 12:45
Das ist längst nichts Neues mehr.

-jmw-
01.09.2012, 12:55
Gute Sache!
Nur durch Experimente kann man herausfinden, was wann wo wie für wen taugt.
Unser Schulwesen entspricht dagegen i.W. der Methode, wie im Ostblock Autos hergestellt wurden.
Und wie gut waren die?
Eben!