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Vollständige Version anzeigen : Operation mit Hindernissen



frodo
01.03.2013, 18:05
Das österreichische Gesundheitssystem ist kein schlechtes,
scheint gut geführt und für alle gleich zu sein.
Dachte ich wenigstens vor ein paar Tagen noch, aber jetzt weiß ich das es nicht so ist.
Aufgrund einer Verletzung am Ellbogengelenk, die trotz mehrmaliger Versuche nicht besser wurde,
musste ich mich einer OP unterziehen.
Der diensthabende Arzt in der Unfallambulanz, der Chef höchstpersönlich, grantig und kurz angebunden,
untersuchte mich und teilte mir seine Diagnose mit.
Bursitis chron. auf gut Deutsch chronische Schleimbeutelentzündung.
Sehr schmerzhaft, ständig eine große harte Beule am Gelenk und natürlich sehr störend.
Das machen wir in 3 Tagen! Mittwoch kommen, Donnerstag OP, Freitag mittels Drainage entleeren und Samstags nach Hause. Da ich fest daran glaube nur Zuhause gesund zu werden, schien mir diese kurze Zeit hinnehmbar.
Mittwoch 10 Uhr Anmeldung bei der Ambulanz, 2 Stunden warten mit Koffer, Geld und Schlapfen. Nach eintreten ins Behandlungszimmer guckt der Arzt kurz auf, fragt mich wo ich wohne und erklärt mir dass kein Bett heute frei ist
und ich nach Besuch des Anästhesisten also Narkosearzt wieder nach Hause fahren soll. Kommen sie morgen wieder, aber bald in der Früh! Nebenbei ließ er mir ein Formular unterschreiben, dass ich aufgrund fehlender Brille nicht lesen konnte. Mache ich nie wieder! Wieso? Nachdem beim Narkosearzt 30 Leute vor mir waren, ich also 3 Stunden warten musste bis ich endlich belehrt wurde, sah ich was ich unterschrieben hatte. Ich hatte mir nämlich die Brille des Sitznachbarn ausgeliehen. Der Arzt, bei dem ich zu allem ja und Amen gesagt habe, verstand nachdem einen Blick auf das Formular geworfen hatte, die Welt nicht mehr. Er erklärt mir alles, ich sage immer ja und dann unterschreibe ich unter Ablehnung der Maßnahmen. So etwas kann passieren wenn man im Blindflug sich auf einen Arzt verlässt.
Donnerstag! 6.45 Uhr wie vereinbart vor der Pforte der Ambulanz. Der Wind pfeift eisig und die Tür ist versperrt,
aber eine türkischen Reinigungskraft hat Mitleid mit mir und lässt mich herein. Sie erklärt mir, dass hier erst ab 7.30 gearbeitet wird. Wunderbar, auf meinem Zettel steht: 6.45 Uhr pünktlich und nüchtern erscheinen. Ich schlucke den Ärger hinunter, warte geduldig auf Öffnung des Sekretariats und warte dann 2 Stunden bis ich aufgerufen werde.
Blutabnahme, Puls messen, die gleichen Fragen von gestern beantworten und ab in den 5. Stock. Dort ist Hochbetrieb, die Betten stehen am Gang und ich werde mit erschreckten Blick wahrgenommen und gefragt was ich da wolle.
Ein Bett, einen Kasten und ein Nachthemd. Sie schüttelt den Kopf als ich auch noch kühn behaupte heute noch operiert zu werden. Der Magen knurrt, das Bett ist noch besetzt und ich bin leicht erregt. Mittlerweile ist es 12 Uhr, alle Essen, trinken und legen sich nieder. Der vorige Besitzer meines zukünftigen Bettes leert gerade den Kasten und zieht sich an. Jetzt wirds stressig. Ein Pfleger fragt mich ziemlich mürrisch wieso ich noch nicht umgezogen sei und warum ich nicht vor derm OP-Saal warte. Er hat Glück dass er für diese Frage keine Ohrfeige erhält. Wo bitte umziehen, wo meine Kleidung aufbewahren, außerdem ist ein Zugang am linken Arm gelegt und ich kann mich nicht alleine ausziehen.
Um 13 Uhr ab in den OP, dort klingelt das Handy und der Chirurg telefoniert mit seinem Schätzchen. Ich wache um 15 Uhr auf, liege in einem finsteren Raum, neben mir schnarcht ein alter Mann. Der Ellbogen dick verbunden, schmerzhaft und ein Schlauch mit Fläschchen baumelt herunter. Ich habe Hunger, Durst und mein bestes Stück schreit nach einem Ferrari als Taxi weil ich sofort aufs Klo muss. Spätabends endlich Essen: 3 sehr harte Brotschnitte, 10g Butter, ein Stückchen Brokkoli und 3 Scheibchen Wust die am Rand Alterserscheinungen zeigen. Den Tee habe ich gar nicht mehr probiert, ich hasse trübe Flüssigkeiten, ich trinke lieber Wasser.
Freitag 5.45 Uhr ich werde unsanft geweckt, eine Infusion wird angehängt und an meinem verbundenen Arm gezerrt, als würde er ausgerissen. Ich nehme mir vor dem Herrn nachher eine zu langen für dieses bösartige zerren.
Frühstück kommt, Kaffee kalt, 3 Scheibchen Brot, 10g Butter, 1 Schälchen Marmelade. Ich träume von Wurst und firsche Semmerl. Visite. Verband runter gerissen, Schlauch rausgerissen und in mein schmerzverzerrtes Gesicht gegrinst. Der Herr Oberarzt ist Deutscher mit Berliner Schnauze und sadistischen Neigungen. Wenigstens schmeißt er mich raus, nachdem ich ihn einen Fleischer und Folterknecht genannt habe.
Draußen am Gang treffe ich den Herrn der vor mir operiert wurde. Einzelzimmer, A la carte Menü und Rundumversorgung durch nette Schwestern und Ärzte. Wieso das? Lehrer mit Zusatzversicherung der Lehrergewerkschaft. Die gleiche OP, aber 1 Woche Luxusaufenthalt und ich Otto Normalverbraucher 1 Tag.
Ich gehe beim nächsten Mal zum Fleischer, besauf mich mit Schnaps und er soll mich operieren und der Tierarzt verbinden.

Geronimo
01.03.2013, 18:13
:haha: :rofl: :umkipp:

Willkommen zurück, armer Frodo! :wink:

Sudetendeutscher
01.03.2013, 18:22
Solltest froh sein, dass du dir nicht multiresistente Krankenhauserreger eingefangen hast.

Das ist nämlich einem Verwandten von mir passiert. Ähnliche "Routineoperation" am Ellbogen. Infizierung der Wunde durch Krankenhauserreger. Aus den 2 Tagen wurden 4 Wochen, und der Arm wäre beinahe amputiert worden.

Krankenhäuser sind der perfekte Ort, um richtig krank zu werden. Viele Kranke, viele Erreger.

fooki
07.03.2013, 22:58
krasse geschichte. so schlimm ists noch nicht bei uns.....

Rumburak
07.03.2013, 23:02
krasse geschichte. so schlimm ists noch nicht bei uns.....

Kommt auf das Krankenhaus an. Dresden und München/Bogenhausen waren super und meine Stadt, Bautzen erwähne ich lieber mal nicht...

fooki
07.03.2013, 23:11
ich war auch schon paar mal im krankenhaus... durch meinen sport(boxen,MMA) und bis jetzt alles super. einmal sollte mich eine polnische ärztin untersuchen. das habe ich unterbunden mit dem grund. wer nichtmal meine sprache spricht, dem vertraue ich mein leben bzw. damals meinen linken hoden nicht an. prompt kam ein deutscher arzt und alles perfekt. diese polnische ärztin war keine 3 wochen im lande und schon wurde sie auf die menschen losgelassen... und die deutschen ärzte, wo geld in die ausbildung investiert wurde wandern ab nach england etc...... naja hauptsache meinem hoden geht wieder gut......