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Vollständige Version anzeigen : Nur OPERATIONEN bringen Geld - also wird operiert



Ingeborg
05.05.2013, 11:01
Sie ist überzeugt davon, dass die fatale Ökonomisierung des Gesundheitswesens zu vielen überflüssigen Operationen und Eingriffen führt, unter denen die Patienten leiden. "Nach einem Jahr Recherche weiß ich, dass meine Erlebnisse kein Einzelfall sind", sagt Mikich. "Ärzte Pfleger, Ökonomen weisen darauf hin: Im Krankenhaussystem läuft etwas gewaltig schief. Und ich hoffe, dass das eine der großen Debatten der nächsten Jahre wird." Nach Ansicht von Mikich und ihren Co-Autoren wäre es besser, jedes fünfte Krankenhaus in Deutschland zu schließen. "Dann würde dieser enorme Wettbewerbsdruck aus dem System verschwinden." Doch die Politiker "drücken sich einfach davor weg".

http://www.mmnews.de/index.php/i-news/12874-ard-aerzteserien-hirnschiss

Daphne
16.06.2013, 07:25
Sie ist überzeugt davon, dass die fatale Ökonomisierung des Gesundheitswesens zu vielen überflüssigen Operationen und Eingriffen führt, unter denen die Patienten leiden. "Nach einem Jahr Recherche weiß ich, dass meine Erlebnisse kein Einzelfall sind", sagt Mikich. "Ärzte Pfleger, Ökonomen weisen darauf hin: Im Krankenhaussystem läuft etwas gewaltig schief. Und ich hoffe, dass das eine der großen Debatten der nächsten Jahre wird." Nach Ansicht von Mikich und ihren Co-Autoren wäre es besser, jedes fünfte Krankenhaus in Deutschland zu schließen. "Dann würde dieser enorme Wettbewerbsdruck aus dem System verschwinden." Doch die Politiker "drücken sich einfach davor weg".

http://www.mmnews.de/index.php/i-news/12874-ard-aerzteserien-hirnschiss

Ich lese das Buch "Enteignet" von Sonia Mikich momentan und bin wirklich schockiert was sich in deutschen Krankenhäusern abspielt.
Obwohl ich nach 35 Jahren mit einer chronischen Krankheit auch schon viel erlebt und gesehen habe übersteigt dieses Buch noch meine schlimmsten Alpträume und Krankenhäuser.
Über einen Zeitraum von über 3 Jahrzehnten konnte ich auch miterleben wie sehr sich dieses System verschlechtert hat.
Und ich könnte Bücher darüber schreiben.
So wurde ich 2001 nach einer großen und heftigen Darm-Op nach 4 Tagen "blutig" entlassen.
Drei Tage später bin ich völlig kollabiert und wurde mehr tot als lebendig vom Notarzt wieder zurückgebracht.
Meine Blutwerte waren komplett entgleist und abgestürzt, ich war völlig dehydriert, wahnsinnige Schmerzen, mein Blutdruck lag mit beiden Werten unter 100 und ich hatte Herzrasen und Panikattacken und ich dachte ich sterbe jetzt.
In der Notaufnahme lag ich dann noch mehr oder weniger vergessen 3 Stunden rum bevor es jemand geschafft hat mir eine Infusion zur Stabilisierung und ein Schmerzmittel zu verabreichen.
Das Ende vom Lied ... ich lag noch 3 Wochen in der Klinik und habe mich nur sehr langsam erholt.
Aussage des Stationsarztes "es war wohl ein Fehler sie so früh zu entlassen .... hätten wir Sie postoperativ noch 2 Tage länger hier behalten wäre das nicht passiert".
Mein sarkastischer Dank hat ihn schon etwas irritiert.

torun
16.06.2013, 09:24
Stimmt, das deutsche ist System ist tatsächlich auf dritte Welt Niveau gefallen.
Warum nur jede fünfte Klinik schließen ? Besser jede zweite, auf das man auf eine OP ein Jahr warten muß und das Privileg hat zb. von München nach Hamburg zu fahren weil eben dort mal gerade ein Termin frei ist.
Im übrigen steht es jedem Patienten frei eine Operation zu verweigern. Auch das Recht sich andere ärztliche Meinungen einzuholen wird ihm nicht genommen.
Aber es ist ja immer das scheiß System !

Skaramanga
16.06.2013, 09:36
Ins Krankenhaus komme ich nur mit Blaulicht. Freiwillig begebe ich mich nie in diese Schlachthäuser.

Wenns nach den Ärzten ginge hätten die mir schon längst die Wirbelsäule zertrümmert (Bandscheibenprobleme) und ein paar Löcher in den Kopf gebohrt (Migräneattacken).

Hofvarpnir
16.06.2013, 09:48
Eine wirkliche Ökonomisierung würde viele unnötige Eingriffe verhindern. Was wir derzeit sehen, ist finsterster Sozialismus. Auf der einen Seite schreiben die Kassen den Ärzten routinemäßig Blankoschecks aus, auf der anderen Seite wird zwecks Kostensenkung willkürlich in die Handlungsfreiheit der Ärzte eingegriffen. Der Kunde, der Patient, bekommt nicht einmal die Rechnung zu sehen, dem ist jegliche Marktmacht genommen. Da ist sind sich Politik und Gesundheitsbranche einig.

-jmw-
16.06.2013, 10:26
Die Sache ist doch wohl die: Wer mit etwas Geld verdienen kann, hat 'ne Motivation. Und drum werden organisierte Einzelinteressen hier immer die Politik austricksen können, wenn diese sich ihrer Schwäche nicht bewusst ist und sie auch offen benennt. Darauf werden wir allerdings noch lange warten müssen!

Ingeborg
16.06.2013, 11:00
Ich lese das Buch "Enteignet" von Sonia Mikich momentan und bin wirklich schockiert was sich in deutschen Krankenhäusern abspielt.
Obwohl ich nach 35 Jahren mit einer chronischen Krankheit auch schon viel erlebt und gesehen habe übersteigt dieses Buch noch meine schlimmsten Alpträume und Krankenhäuser.
Über einen Zeitraum von über 3 Jahrzehnten konnte ich auch miterleben wie sehr sich dieses System verschlechtert hat.
Und ich könnte Bücher darüber schreiben.
So wurde ich 2001 nach einer großen und heftigen Darm-Op nach 4 Tagen "blutig" entlassen.
Drei Tage später bin ich völlig kollabiert und wurde mehr tot als lebendig vom Notarzt wieder zurückgebracht.
Meine Blutwerte waren komplett entgleist und abgestürzt, ich war völlig dehydriert, wahnsinnige Schmerzen, mein Blutdruck lag mit beiden Werten unter 100 und ich hatte Herzrasen und Panikattacken und ich dachte ich sterbe jetzt.
In der Notaufnahme lag ich dann noch mehr oder weniger vergessen 3 Stunden rum bevor es jemand geschafft hat mir eine Infusion zur Stabilisierung und ein Schmerzmittel zu verabreichen.
Das Ende vom Lied ... ich lag noch 3 Wochen in der Klinik und habe mich nur sehr langsam erholt.
Aussage des Stationsarztes "es war wohl ein Fehler sie so früh zu entlassen .... hätten wir Sie postoperativ noch 2 Tage länger hier behalten wäre das nicht passiert".
Mein sarkastischer Dank hat ihn schon etwas irritiert.

ja, leider kein Einzelfall

kotzfisch
20.06.2013, 23:46
Eine wirkliche Ökonomisierung würde viele unnötige Eingriffe verhindern. Was wir derzeit sehen, ist finsterster Sozialismus. Auf der einen Seite schreiben die Kassen den Ärzten routinemäßig Blankoschecks aus, auf der anderen Seite wird zwecks Kostensenkung willkürlich in die Handlungsfreiheit der Ärzte eingegriffen. Der Kunde, der Patient, bekommt nicht einmal die Rechnung zu sehen, dem ist jegliche Marktmacht genommen. Da ist sind sich Politik und Gesundheitsbranche einig.

Das gescheite Posting des Abends kommt also doch noch.Danke.

Der Altdeutsche
01.07.2013, 10:41
..... Und nun kommt meine kleine "Geschichte".

Wie ich bereits im Strang über das Rauchen geschrieben habe, bin ich am 30. Mai d. J. durch den Notarzt in die Klinik gekommen. Wasser in der Lunge durch Pneumonie. Zwei Tage Intensiv, nach fünf Tagen entlassen - weil ich eine Herzkatheteruntersuchung abgelehnt habe. Das war schon unterlassene Hilfeleistung, weil meine Lungenentzündung nicht ausgeheilt war.

Nach knapp drei Wochen dann Rückfall. Wieder ins Krankenhaus. Diesmal habe ich der Herzkatheteruntersuchung zugestimmt. Einen Tag später dann vom "evangelischen Krankenhaus Hagen-Haspe" ins "St. Johannes-Krankenhaus" in Hagen-Boele. Das Evangelische hat keine Kardiologische, deshalb wurde ich verlegt. Rasch ins viel zu enge 3-Bett-Zimmer. Dann runter in den OP. Spritze, dann zerflatterte die Welt um mich herum. Das nannte sich dann "örtliche Betäubung". Während meines "Drogenrausches" dann machte der Arzt seine Untersuchung und zeigt mir auf dem Monitor Bilder, die ich nicht verstand. "Sie müsse sofort operiert werden", sagte mir Dr. Soenecken, der leitende Oberarzt der Kardiologie. "Sie brauchen Bypässe." Ich habe nichts davon mitbekommen. Ich stand unter Drogen. Aber ich hatte Angst. Scheißangst. Denn meine Schwiegermama selig hatte so eine OP. Ein Jahr dauerte es, bis die Wunden an den Beinen, wo die Venen entnommen wurden, verheilt waren. Jeder, der in diesem Haus, das vor Schmutz stand (und nicht weil die Mauern es hielten), eine weißen Kittel trug, machte mir weiß, ich müsse sofort operiert werden. Nach insgesamt fünf Tagen hatte ich noch eine Unterredung mit einem Assistenzarzt, Dr. Ilpago. Ein junger türkischer Kardiologe (zu dem ich aus bekannten Gründen kein Vertrauen hatte). "Herr M., Sie müssen operiert werden. Es gibt keine Alternative. Ihre Herzkranzgefäße sind zu." Ein Mitpatient hat die Unterhaltung mitgehört. Er hat mir hinterher bestätigt, dass er eine solche OP auch abgelehnt hätte, zumal man auch hätte einen Stent setzen können. Im Nachhinein habe ich mich belesen. Die medikamentöse Behandlung sei sehr viel effektiver im Zusammenhang mit geänderten Lebensumständen. Ich habe nun mein Leben geändert, rauche nicht mehr, laufe jeden zweiten Tag zwei Stunden (es ist kein "Spazierengehen", sondern strammer Marsch!). Trotz Nichtrauchens habe ich bis jetzt kein einziges Kilo zugelegt. Ich habe weder Herz - noch Atembeschwerden. Mir geht es gut. Nächste Woche werde ich wieder arbeiten. Meine Herzleistung ist - subjektiv gesehen - um 150 % gestiegen. Mein Hausarzt meint auch, ich solle - zumindestens vorerst - nicht ins Krankenhaus.

Übrigens -Bypässe wachsen bei entsprechender körperlicher Betätigung von selbst aus anderen, kleineren Herzkranzgefäßen wieder nach. Die Gefahr eines Herzinfarktes ist mit oder ohne Operation (bei der das Brustbein durchtrennt wird, die Unterschenkel auf 30 cm aufgeschnitten werden und der Patient an die Herz-Lungenmaschine angeschlossen wird) annähernd dieselbe.

Eine solche OP kostet ca. 15000.- €. Warum wohl sprechen Ärzte sich unbedingt für so etwas aus? Richtig geraten, sie kriegen Provisionen dafür.

(Die Namen der Ärzte habe ich aus rechtlichen Gründen geändert.)

Tantalit
01.07.2013, 11:05
Eine wirkliche Ökonomisierung würde viele unnötige Eingriffe verhindern. Was wir derzeit sehen, ist finsterster Sozialismus. Auf der einen Seite schreiben die Kassen den Ärzten routinemäßig Blankoschecks aus, auf der anderen Seite wird zwecks Kostensenkung willkürlich in die Handlungsfreiheit der Ärzte eingegriffen. Der Kunde, der Patient, bekommt nicht einmal die Rechnung zu sehen, dem ist jegliche Marktmacht genommen. Da ist sind sich Politik und Gesundheitsbranche einig.

In den USA werden die Krankenhausrechnungen ausgewürfelt habe ich gestern gelesen, wer das will nur zu.