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Vollständige Version anzeigen : Umweltschutz durch innovativen Wettbewerb



Ludwig
23.10.2005, 00:05
Das Dilemma "ordnungsrechtlicher" Umweltpolitik

Auf den ersten Blick scheint der korrekte Kurs der Umweltpolitik eindeutig vorgezeichnet. Angesichts der Überlastung der Ökosphäre mit Abfallstoffen unseres Wirtschaftsprozesses ist jedes Gramm eines emittierten Schadstoffes schon zu viel. Deshalb muss alles menschenmögliche unternommen werden, um die Schadstoffemission zu verringern und der Staat -so scheint es- mithilfe der erreichten Technik durch Zwang und Regulierungswut die Unternehmen zur Verringerung des Schadstoffausstoßes führen.

Dieser "ordnungsrechtliche" Umweltpolitikzwang hält einer kritischen Untersuchung allerdings nicht stand. Er hat drei gravierende Mängel:

Er verlangsamt das Tempo des Fortschrittes;
Er lähmt die Initiative des einzelnen die Umwelt zu bewahren;
Er ist viel zu teuer.

Mit einem viel geringerem Aufwand und mehr Freiheiten für die Unternehmer ließe sich die Umwelt wesentlich besser schützen.

Statt die Wirtschaft durch staatliche Umweltpolitikregulierungen und Umweltschutzvorschriften zu bremsen, kann man sich doch einfach die innovative Kraft des freien Marktes zum Schutz der Umwelt zu Nutze machen.

Wie kann man also Umweltpolitik mit Hilfe des Marktes betreiben, anstatt gegen ihn?


Emissionsrechte sind knapp

In jeder Region werden ökologische Rahmenbedingungen für den Emissionausstoß angesetzt, so dass Emissionen zu knappen Gütern werden, z.B dürfen in einer bestimmten nur Region nur 10.000 t Sticksoffdioxid emittiert werden. Wer soll diese Emissionrechte nutzen dürfen? Wer darf sich daran beteilgen? Das sind ökonomisch höchst wichtige Fragen, die das freie Kräfespiel des Markts entscheiden soll.


Umweltabgabe als Preisersatz

Statt die Emission bürokraitsch zu regulieren, belget der Staat Emissionen mit einer Abgabe, d.h. die Nutzung der Umwelt gibt es jetzt nicht mehr zum Nulltarif. Jetzt liegt es am eigenen Interesse des Betreibers, sich über die Drosselung des Schadstoffausstoßes Gedanken zu machen. Ob er drosselt oder zahlt bleibt dabei seinem eigenen Interesse vorbehalten. Wenn es sich wirtschaftlich lohnt, wird er die Umwelt schohnen, wo es sich für ihn noch nicht wirtschaftlich auszahlt, wird er warten bis die Technik ausgereifter ist oder selber neue Methoden entwickeln lassen. Auf diese Weise werden die wirtschaftlichen Kosten des Umweltschutzes minimiert; die kostengünstigen Methoden werden wahrgenommen, die besonders aufwendigen hingegen nicht.

Mengenregulierung durch Zertifikate

Jetzt bleibt noch die Frage offen, wer wieviele Schadstoffe emittieren darf?
Nach Maßgabe der ökologischen Rahmenwerte vergibt der Staat Emissionszertifikate, die dem Betreiber in einer bestimmten Region eine festgelegte Menge an Emission eines Schadstoffes gestatten. Da der Inhaber eines solchen Titels Maßnahmen zur Drosselung des Schadstoffaustoßes spart, sind die Zertifikate höchst wertvoll. Es bleibt wiederum jedem Betreiber selbts überlassen, ob er sich die teuren Zertifikate zulegt oder Filter einbauen lässt. Da nicht mehr Zertifikate abgegeben werden, als es die ökologischen Rahmenbedingungen zulassen, bleibt der Schutz der Umwelt stets gewahrt. Sollen die Rahmenbedingungen enger gezogen werden, müssen die Zertifikate nur abgewertet werden. Die Zertifikate bleiben nun immer in Privatbesitz, bei einem wirtschaftlichen Aufschwung erhöht sich automatisch der Wert der Zertifikate, bei einer Rezession verlieren die Zertifikate an Wert.


Fazit

Wir können es uns nicht länger leisten, die Umwelt weiter unnötig zu beschmutzen. Wenn wir die Marktkräfte mit den Umweltschutz einbeziehen, lässt sich viel mehr erreichen, als wenn wir die Unternehmen durch starre Reglementierungen nur widerwillig mit in den Umweltschutz einbeziehen. Wir sollten den Unternehmern mit ihren kreativen Gedanken und innovativen Erfindungen den Umweltschutz überlassen, als durch staatlich verordnete Zwänge und Regulierungen den Fortschritt zugunsten der Umwelt zu bremsen.

WALDSCHRAT
23.10.2005, 09:59
Obwohl ich sonst immer für die Unternehmerseite schreibe, hier mal ein Zitat und eine Anmerkung:

" Die Botschaft hör' ich wohl, allein mit fehlt der Glaube;... " (Faust, Goethe)

Umweltschutz ist teuer! Immer! Wenn Du ihn nur mit den Gesetzen des freien Marktes "regulieren" willst, werden sich die Unternehmer - bis auf ein paar Idealisten- aus Kostengründen davon verabschieden.

Gruß

Henning

Mauser98K
23.10.2005, 11:44
Nur ein kleiner Einwurf:

Die Chinesen und Amerikaner scheren sich einen Dreck um die Umwelt!

Ökowahn ist typisch deutsch.

Ludwig
23.10.2005, 12:05
Obwohl ich sonst immer für die Unternehmerseite schreibe, hier mal ein Zitat und eine Anmerkung:

" Die Botschaft hör' ich wohl, allein mit fehlt der Glaube;... " (Faust, Goethe)

Umweltschutz ist teuer! Immer! Wenn Du ihn nur mit den Gesetzen des freien Marktes "regulieren" willst, werden sich die Unternehmer - bis auf ein paar Idealisten- aus Kostengründen davon verabschieden.

Die Zertifikate sind auch teuer!


Haben Sie sich meine Idee wirklich gründlich durchgelesen?

Die Unternehmer werden sich nicht vom Umweltschutz verabschieden, sondern ihn durch eigene Ideen und Forschungen vorantreiben. Zu einem überhöhten für die Umwelt schädlichen Schadstoffausstoss wird es erst gar nicht kommen können, da in jeder Region nur eine bestimmte Maximalmenge jedes Schadstoffs ausgestoßen werden darf. Die Rechte für einen Schadstoffausstoß muss man sich erst mittels teuerer Zertifikate erstehen. Soll der Schadstoffausstoß enger gezogen werden, müssen nur die Zertifikate abgewertet werden. Statt 1t Schadstoffemission pro Zertifikat dürfen dann nur 0.9t pro Zertifikat emittiert werden. Wenn sich ein Betrieb wegen erhöhter Zertifikatskosten oder mangelnder Zertifikate entschließt Filter einzubauen, wird er den Schadstoffausstoß in der Regel mehr verringern, als wegen seiner fehlenden Zertifikate nötig, so dass wieder neue Zertifikate auf den Markt kommen werden. Die einzelnen Zertifikate können von den Betreibern wie auf dem Markt erworben werden.

Mittels noch zu diskutiertender Wettbewerbsgesetze soll verhindert werden, dass sich ein Konzern mehrere alle Zertifikate unter den Nagel reißen kann, um kleinere Betriebe aus dem Wettbewerb auszuschließen -ähnlich des Kartellgesetzverbots.

Ludwig
23.10.2005, 12:11
Nur ein kleiner Einwurf:

Die Chinesen und Amerikaner scheren sich einen Dreck um die Umwelt!

Ökowahn ist typisch deutsch.

Das ist leider wahr -aber wenn dein Freund aus dem Fenster springt, springst du dann hinterher.

Den Umweltschutz wird es in Europa so oder so geben -warum ihn dann nicht einfach zum Vorteil aller erneuern.


Die Amis wurden für ihr Verhalten ja auch schon bestraft -siehe New Orleans :2faces:

Robroy
23.10.2005, 12:19
Da nicht mehr Zertifikate abgegeben werden, als es die ökologischen Rahmenbedingungen zulassen, bleibt der Schutz der Umwelt stets gewahrt.Das von mir fett markierte bleibt immer der Knackpunkt - die ökologischen Rahmenbedingungen werden höchst unterschiedlich wahrgenommen - wie viel Verschmutzung will man erlauben - wie viel an technischem Fortschritt/Mobilität ist uns der Umweltschutz wert.



Umweltschutz ist teuer! Immer! Wenn Du ihn nur mit den Gesetzen des freien Marktes "regulieren" willst, werden sich die Unternehmer - bis auf ein paar Idealisten- aus Kostengründen davon verabschieden.Das beschriebene Zertifikatsmodell wird in der EU zur Zeit eingeführt, es ist sicher keine schlechte Lösung - die Frage ist eben immer: Wie viel Verschmutzung will man überhaupt zulassen?


Nur ein kleiner Einwurf:

Die Chinesen und Amerikaner scheren sich einen Dreck um die Umwelt!

Ökowahn ist typisch deutsch.Deine Kinder werden es dir danken - und Umweltverschmutzung wirkt sich auch volkswirtschaftlich negativ aus.
Zu den Amis: In Kalifornien werden bisweilen recht strikte Umweltgesetze erlassen, etwa was Autoabgase angeht - dem haben wir z.B. den Siegeszug des Katalysators zu verdanken.

Ludwig
23.10.2005, 12:30
Das von mir fett markierte bleibt immer der Knackpunkt - die ökologischen Rahmenbedingungen werden höchst unterschiedlich wahrgenommen - wie viel Verschmutzung will man erlauben - wie viel an technischem Fortschritt/Mobilität ist uns der Umweltschutz wert.

Die genaue Festsetzung der Rahmenbedingungen will ich lieber Sachverständigen überlassen, die von ihrem Fachgebiet etwas verstehen. Durch dieses Modell würde der technische Fortschritt wahrscheinlich umso mehr angetrieben, je enger die Rahmenbedingungen gesetzt werden.



Das beschriebene Zertifikatsmodell wird in der EU zur Zeit eingeführt, es ist sicher keine schlechte Lösung - die Frage ist eben immer: Wie viel Verschmutzung will man überhaupt zulassen?

Das ist mir neu- wissen Sie mehr darüber? Stellen Sie doch -wenn möglich- bitte einen Verweis in das Forum!

Robroy
23.10.2005, 12:41
Die genaue Festsetzung der Rahmenbedingungen will ich lieber Sachverständigen überlassen, die von ihrem Fachgebiet etwas verstehen. Durch dieses Modell würde der technische Fortschritt wahrscheinlich umso mehr angetrieben, je enger die Rahmenbedingungen gesetzt werden.Der technische Fortschritt zur Vermeidung von Emissionen vielleicht - diese Bemühungen sind jedoch ein Kostenfaktor, der sich wiederum auf die Produktpreise auswirken wird - beispielsweise. Kein Fachmann kann genau quantifizieren, wieviel den Bürgern die Vermeidung von Abgasen wert ist.


Das ist mir neu- wissen Sie mehr darüber? Stellen Sie doch -wenn möglich- bitte einen Verweis in das Forum! http://de.wikipedia.org/wiki/Emissionsrechtehandel hier sind einige Sachen dargelegt - Im Kyoto-Protokoll wurde festgelegt, wie viele Abgase einzelne Länder/Ländergruppen ausstoßen dürfen - hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Emissionsrechtehandel#Rechtliche_Grundlagen wird die Umsetzung in der Europäischen Union beschrieben.

wflamme
24.10.2005, 15:50
Ähnliche Konzepte bestehen seit Jahrzehnten: In Kläranlagen werden zB bestimmte 'Schadstoff'-mengen bilanziert und als Abrechnungsgrundlage für den Betreiber herangezogen. Der Betreiber kann nunmehr wählen, ob und wieviel er in Maßnahmen zur Schadstoffminderung investiert. Bei diesem Beispiel wird also nicht mit Konzessionen gehandelt, sondern unmittelbar mit Betreiberinvestitionen - also Geld.

So neu und revolutionär ist das alles also nicht.

Das Hauptproblem liegt nicht im Durchführungsbereich, da gibt es eine ganze Menge an Optionen. Es ist die Definition von umweltpolitischen Zielvorgaben vor ungewissem (und fortschreitendem) wissenschaftlichem Erkenntnisstand, die problematisch ist.

Erschwert wird das Ganze dann natürlich auch noch durch die Politisierung einzelner Umweltthemen und ggfs. die Notwendigkeit länderübergreifender Koordination.

Mauser98K
24.10.2005, 19:03
Das ist leider wahr -aber wenn dein Freund aus dem Fenster springt, springst du dann hinterher.

:

Sagen wir es mal so:

Wenn ich in einem kleinen Dorf in einem Talkessel wohnen würde und meine Nachbarn würden mit DDR-Braunkohle heizen, dann wäre es ziemlich blödsinnig, wenn ich mir für teures Geld eine Flüssiggas-Brennwertheizung installieren ließe, nur um die Luft sauber zu halten.