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Vollständige Version anzeigen : Alexander Dugin und der eurozentristische Rassismus



Dima
15.03.2014, 00:32
Das ist ein Vortrag von Alexander Dugin vom 14. März 2014, den er an der Lomonossow-Universität zu Moskau gehalten hat:


Alexander Dugin über Eurorassismus

Fangen wir damit an, dass es ein Buch von John Hobson gibt, das "The Eurocentric Conception of World Politics" gibt, worin die eurozentristische Konzeption der Weltpolitik ans Licht bebracht wird. Das Buch ist relativ neu, aus dem Jahr 2012 und ist ein unikaler Beitrag zur Theorie der internationalen Beziehungen. Es ist symbolisch, dass John Hobson vor einigen Wochen auf meinen Brief geantwortet hat. Er schrieb, dass er sehr uns, mit Russland, zusammenarbeiten möchte. Zudem sagte er, dass er sehr froh darüber wäre, wenn ich sein Buch in die russische Sprache übersetzen könnte.


Das Buch "Eurozentristische Konzeption der Weltpolitik" ist der Entlarvung des westlichen Rassismus gewidmet. Und zwar aus philosophischem, anthropologischem, soziologischem und politologischem Blickwinkel. Meiner Ansicht nach ist das ein Werk von unschätzbarem Wert, welches es absolut verdient hat, in jede Sprache übersetzt und überall verbreitet zu werden. Dieses Buch zeigt auf eine sehr überzeugende Weise, dass alle Modelle der internationalen Beziehungen, absolut alle, auf absolutem Rassismus aufgebaut sind. Ganz gleich ob es sich um Realismus, Liberalismus, Marxismus oder sogar um den Antiimperialismus nach Edward Said handelt.


Bis zum Jahr 1945 waren diese Theorien alle mit dem Verweis auf die weiße Rasse und ihre vermeintliche Überlegenheit gegenüber anderen Rassen. Doch ab dem Jahr 1945, nach der Geschichte mit Hitler, war es nicht mehr möglich, offenen Rassismus zu zeigen. Auf diese Weise wurde der offene Rassismus in einen unterschwelligen Rassismus umgewandelt. Diesen unterschwelligen Rassismus sieht Hobson in der "Theorie der Menschenrechte", in der modernen Globalisierung, in der modernen Demokratisierung sowie in jeder These, in jeder Geste und in jeder Theorie des Westens, die bis heute besteht.


Dementsprechend sollte das hier vorgestellte Buch unbedingt in China übersetzt und unseren chinesischen Freunden vorgestellt werden, es sollte das Buch auch auf Spanisch und Portugiesisch geben, für unsere Kollegen in Lateinamerika. Dieses Buch ist eine Revolution. Denn es zeigt, dass der Westen unter dem Deckmantel der Demokratie, der Freiheit und des Dialogs der Zivilisationen ein rassistisches, imperialistisches und völlig chauvinistisches und menschenverachtendes Modell der Weltanschauung in allen Erscheinungsformen unter die Menschen bringen will. Darunter sind treue Schafe wie die Pazifisten oder die Liberalen.


Nun möchte ich ein wenig über das Basismodell, über das Hobson spricht, damit Sie seine strukturelle Kritik am Rassismus erkennen, die Konzeption des Hobson'schen Antirassismus. Hobson beginnt damit, dass er das Augenmerk auf das Basismodell legt, welches zu Zeiten der Alexandrinischen Anthropologie Anfang des 20. Jahrhunderts vorherrschte. Ein Modell, dass die Norm für die Taxonomie aller Gesellschaftstypen darstellte. Der Vordenker dieses Modells war Lewis Henry Morgan, ein amerikanischer Anthropologe. Doch Morgans Theorie war und ist in subtiler Weise immer aktuell. Sowohl vor Morgan als auch heute. Und sie gilt für alle westlichen Typen von Gesellschaften und Zivilisationen.


Die Idee besteht darin, dass es drei Basistypen von Gesellschaften gibt, welche sich wie folgt aufschlüsseln:


1. Wilde Gesellschaften (low agency) - das ist eine archaische Gesellschaft von wilden Völkerstämmen. Das evolutionistische Modell der Anthroposophie nach Morgan sieht diese Gesellschaft als Übergangsstadium zwischen einer Gemeinschaft von Affen und einer menschlichen Gesellschaft. Diese wilde Gesellschaft wird als kindliches Anfangsstadium einer Gesellschaft betrachtet, die im Allgemeinen folgende Merkmale aufweist: Kein Staat, kein Schrifttum, keine differenzierte Kultur, keine Arbeitsteilung.


2. Barbarische Gesellschaften (predatory agency) - Die nächste Entwicklungsstufe, die aus der archaischen Gesellschaft hervorgeht, ist der Zustand des Barbarentums. Her entstehen Imperien mit zentralisierter und durchaus starker Differenzierung, die aber weiterhin schwach reflektiert, mangelhaft entwickelt sind und im Allgemeinen ineffizient sind. Außerdem lebt die Gesellschaft nach Raubtier-Prinzipien. Die Starken nehmen den Schwachen alles weg, es gibt starke Clans, Kasten, autoritäre Gruppen und Krieger. Sie nehmen den Schwachen alles weg und bauen ihren Reichtum auf dem auf, was sie von den Armen erbeutet haben.


3. Zivilisation (high agency) - die letzte Entwicklungsstufe, welche sich durch ein hohes Maß an Engagement, hohe Kultur und Selbstreflexion auszeichnet.


Diese Entwicklung wird in der diachronischen Weise betrachtet. Das heißt, die Gesellschaften dieser Welt können nur einen Weg durchlaufen. Das ist der Übergang von der Wildheit zum Barbarentum und schlussendlich der Übergang vom Barbarentum zur Zivilisation. Man kann etwas länger im Barbarentum bleiben als andere, als der Weg führt letztlich nur zur Zivilisation. Es gibt nur diesen einen Weg.


Im Endeffekt triumphiert die moderne, westliche, europäische Zivilisation, die sich als die modernste und höchste ansieht. Das heißt, im Westen schließt sich die Entwicklung ab. Und John Hobson bezeichnet dies als Eurozentrismus.


Und der Westen, ein internationales Modell, welches unter der Parole "Alle UNO-Staaten sind gleich" operiert, bedient sich der Aufteilung in diese drei Typen "Zivilisation, Barbarentum, Wildheit" für die Lösung eines jeden Problems - ganz gleich, ob es humanitär oder diplomatisch ist. Sprich, es ist ein Modell, das nirgendwo steht, dem man sich aber - seinem Eurozentrismus folgend - bedient. Ziviliserte Länder gelten als frei, barbarische und wilde als unfrei. Das ist die Logik des Westens.


Der Eurozentrismus ist heute die Grundlage aller internationalen Beziehungen, so Hobson. Es gibt nur diese eine historische Bewegung - die Bewegung zur Zivilisation. Das sagen die Imperialisten, das sagen die Antiimperialisten. Auch die Kritiker der westlichen Hegemonie streben danach, einen Staat nach westlichem Vorbild zu erschaffen, damit ihre Länder nicht mehr als barbarisch gelten, sondern als zivilisiert.


Wissen Sie, welches System laut Hobson vor 1945 vorherrschte?


Es ist ganz einfach:


Zivilisierte = Weiße


Barbaren = Gelbe


Wilde = Schwarze


Und dieses Modell ist bis heute gültig! Das ist ein Modell, welches den weißen Menschen als Träger der Zivilisation darstellt. Michael Jackson ist hier ein gutes Beispiel. Formal war er ein Schwarzer, er hat sich aber sein Gesicht bemalt, damit er weiß aussieht und als ein Teil der zivilisierten Menschen gilt. Wie die Titanen, die hinter Dionysos krochen und ihre Gesichter mit Kalk bemalt haben, damit die Götter sie nicht erkennen und auf den Olymp lassen. Mit anderen Worten gesagt: Weiß - das ist ein sozialer Status.


Ich war sehr darüber überrascht, als ich in Brasilien schwarze Faschisten und Rassisten getroffen habe. Sie haben eine schwarze Haut, nennen sich aber "Arier". Dies ist eine soziologische Fragestellung.


Er sagte zu mir: "Ich bin ein schwarzer Arier!" (er hat Haushofer gelesen)


Ich fragte: "Wie denn das?"


Er jonglierte mit seinem Basketball sagte absolut ruhig: "Wie wie denn das? Haushofer, Larouche..."


Ich habe das zuerst gar nicht verstanden. Später haben die Brasilianer mir erzählt: Bei ihnen gibt es überhaupt keinen Rassismus, alle Menschen werden nach zivilisatorischer Sicht eingeteilt. Wer schwarz sein möchte, der ist schwarz. Wer weiß sein möchte, der benimmt sich wie ein Weißer, kleidet sich wie ein Weißer. Wer ein Teil der Zivilisation sein möchte, der zieht sich an wie ein Weißer, er sieht aus wie ein Weißer und verhält sich auch so.


Nun zur gelben Rasse. Die gelbe Rasse stellt eine Bedrohung dar. Zu der gelben Rasse werden natürlich die Chinesen und anderen Asiaten gezählt, aber auch die Russen, die als "außen weiß, innen gelb" angesehen werden. Die Russen werden aus dem zivilisatorischen Blickwinkel als "unterentwickelt", als "unfertig", als Teil des Barbarentums angesehen. Die Russen sind zwar weitaus höher entwickelt als die Schwarzen, aber sie sind ein Teil der zweiten Welt. Aus der eurozentristschen Sicht sind Russen, Asiaten aber auch Araber und Inder, welche als "Braune" bezeichnet werden, ein Zwischenelement zwischen Weißen und Schwarzen. Sie haben zivilisierte Elemente wie einen zentralisierten Staat, kulturelle Werte, Traditionen, Reflexionen, Philosophien, eine sozial-ökonomische Entwicklung und einen Drang zur Modernisierung. Aber die Gelben haben eine hohe Korruption, totalitäre Herrscher, sie halten die Menschenrechte nicht ein und unterdrücken Schwule. Daher zählen sie für den westlichen Menschen zu den Menschen zweiter Sorte, zu Barbaren.


Und dann gibt es natürlich noch die Menschen dritter Sorte. Das sind die Schwarzen. Zu ihnen kann man noch die Roten zählen, die Indianer. Sie haben eine archaische Gesellschaft und sind nicht dazu fähig, eine koloniale Selbstorganisation zu schaffen. Sie sind den gelben Raubtieren oder den weißen Zivilisatoren (Kolonialisierern) ausgeliefert.


Man könnte denken, Karl Marx wäre ein Antiimperialist. Doch nichts dergleichen. John Hobson hat einige Äußerungen von Marx herausgestellt, die davon zeugen, dass er die Idee absolut teilte. Er hat es befürwortet, dass die Engländer Indien erobern und dort gute, wunderbare zivilisatorische Standards einführen. Schließlich würden die Inder dann den Übergang von der Wildheit zur Zivilisation schneller und leichter schaffen.


Eine Sache möchte ich gerne bemerken: Früher, vor 1945, war der Rassismus noch auf die Hautfarbe bezogen. Die Hautfarbe war eine soziologische und politische Markierung eines Menschen. Wir haben es heute aber nicht mehr mit einem biologischen Rassismus zu tun. Der eurozentristische Rassismus geht tiefer, er ist viel subtiler und weniger marginal.


Wir sprechen heute nicht mehr von Weißen, Gelben und Schwarzen. Wir sprechen von Zivilisierten, Barbaren und Wilden.


Wir Russen zählen heute zu den Barbaren, zu den Gelben. Man sagt uns zwar nicht, dass wir Barbaren sind, dafür hat man im Westen andere Ausdrücke. Man nennt uns eine "korrumpierte, autoritäre" Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der Menschenrechte nicht eingehalten werden, in der die Standards des modernen freien Marktes nicht erfüllt sind. "Modernisierung" bezeichnet Hobson sowieso als absolut rassistischen Begriff.


Und der Liberalismus baut eben auf diesem Verständnis auf. Auf dem Verständnis, dass die westliche, zivilisierte Welt überlegen ist. Überlegen gegenüber den Barbaren und den Wilden. Und Hobson kommt nach einer einhergehenden politologisch-soziologischen Analyse zu dem Ergebnis: Liberalismus ist Rassismus.


Auch die Kommunisten, Marxisten, Sozialisten und andere sind Rassisten, weil sie mit den Liberalen in dem Punkt übereinstimmen, dass die Welt zur Zivilisation geführt werden soll. Darunter fallen insbesondere die Trotzkisten und Neomarxisten. Sie sind mit der eurozentristischen Doktrin völlig einverstanden.


Wir sagen auch immer, dass der Rassismus schlecht ist, weil es den Nationalsozialismus und Faschismus gab. In Wirklichkeit ist es andersrum. Der Faschismus und Nationalsozialismus war schlecht, weil er rassistisch war. Genau deshalb ist auch der Liberalismus und der Modernismus schlimm - weil dieser rassistisch ist.


Deswegen möchte ich hiermit klarstellen:


Wir haben in Russland in vielerlei Hinsicht eine asiatische Herangehensweise. Doch wir sind dadurch keine Barbaren, wir sind anders. Wir sind nicht schlechter und nicht besser. Wir sind auch nicht weniger effizient als der Westen, weil wir anders sind. Denn wir haben andere Werte, andere kulturelle Vorstellungen.


Deshalb müssen wir unsere Argumentation von grundauf überdenken und die eurozentristischen, rassistischen Einstellungen, die in uns sitzen, ablegen. Wir sind die Menschen Asiens, wir sind die Menschen Eurasiens, wir sind die Menschen Indiens. Natürlich müssen wir nach etwas streben, aber das muss unser eigenes Ziel sein, das aus unserer Kultur entstammt, und nicht von anderen Kräften fremdbestimmt wird. Wozu zum Teufel brauchen wir die Europäer? Sollen sie doch selber mal ansehen. Sie sind selber degeneriert und wollen, dass wir auch zu solchen werden.


Denn die Zivilisation wäre für uns der Tod. Die Gay-Paraden sollen stattfinden, aber bitte außerhalb unseres Territoriums. Die "zivilisierten Europäer" müssen erkennen, dass wir andere Werte haben, dass wir andere Dinge für normal halten. Und wenn jemand anders denkt, ist das sein gutes Recht. Das, was wir brauchen, ist ein anthropologischer Pluralismus. Aber erzählt uns nichts über Normen. Die Normen erwachsen aus unserer Kultur.


poznavatelnoe.tv

-jmw-
15.03.2014, 11:46
Danke für's Einstellen!

Klopperhorst
15.03.2014, 12:43
Alleine schon die Unterscheidung Zivilisierte = Weiße, Barbaren = Gelbe, Wilde = Schwarze als Muster, wie der Westen "denken" soll, ist viel zu einfach gegriffen.

Araber und Orientalen sind keine Gelben.
Selbst in Europa gibt es viele unterschiedliche ethnische Konstellationen.

Wenn man sich schon rassisch beruft, dann bitte Nordwesteuropäer, nordwestlich der Benrather Linie.

Der angelsächsische, nordische Typus, gekennzeichnet durch Hedonismus, Imperialismus (oft auch religiös motiviert), Wirtschaftsliberalismus und Gleichheitsideologie.
Dem gegenüber steht der völkische Typus, der überhaupt keinen Anspruch auf Alleinherrschaft hat.
Nennen wir ihn den Typus, der südöstlich der Benrather Linie vorherrscht.


Europa ist also ebenso gespalten und kein Monolith.

---

Bari
24.03.2014, 22:10
Leider schafft es Dugin mal wieder mit vielen Worten zu wiederholend zu wenig zu sagen. Irgendwie ist er trotzdem mit der einzige Russe, dessen Äußerungen ich übersetzt finde und auch hat er schon mal Brauchbares verzapft.

Mein Kontakt in Russland ist rassisch und ideell europäisch/arisch. Die russische hohe Literatur und Kunst ist eindeutig europäisch. Die europäsichen Russen teilen unser Schicksal. Dugin vermischt hier wieder inkompatible Klassifikationen um am Ende aus einem Knalleffekt etwas Provokantes zu präsentieren, was als eine Frontbewegung gegen den imperialen Liberalismus auftreten können soll (und nicht können wird).

Die Inka haben auch ihre Nchbarn unterjocht, die Russen haben das auch getan. Was soll das Opfergehabe der Russen? Er soll froh sein, dass sie 2000 nicht auseinander gebrochen sind und sie kein Rumänien sind. Wenn er meint, mit Geseier von herbeigemischtem, alogischem Kokolores wie "eurozentrischer, verdeckter Rassismus" Russland einen Gefallen zu tun, täuscht er sich.

Rumpelstilz
24.03.2014, 23:53
Alleine schon die Unterscheidung Zivilisierte = Weiße, Barbaren = Gelbe, Wilde = Schwarze als Muster, wie der Westen "denken" soll, ist viel zu einfach gegriffen.
[...]
Auch die gegebene Defintion von "Wilden" trifft auf weniger als 1 Promille der Schwarzen zu. Ausser ein paar Restgruppen von Pygmaeen und Buschmaennern sind alle Schwarzen nach den obigen Defintionen auch "Barbaren", da fast alle Schwarzen in einer Klassengesellschaft, oft mit Geheimgesellschaften u.dergl., leben.

Rumpelstilz
24.03.2014, 23:56
Das ist ein Vortrag von Alexander Dugin vom 14. März 2014, den er an der Lomonossow-Universität zu Moskau gehalten hat:
Der Westen wird dueses Modell aber nicht mehr lange nutzen koennen.

"2. Barbarische Gesellschaften (predatory agency) - Die nächste Entwicklungsstufe, die aus der archaischen Gesellschaft hervorgeht, ist der Zustand des Barbarentums. Her entstehen Imperien mit zentralisierter und durchaus starker Differenzierung, die aber weiterhin schwach reflektiert, mangelhaft entwickelt sind und im Allgemeinen ineffizient sind. Außerdem lebt die Gesellschaft nach Raubtier-Prinzipien. Die Starken nehmen den Schwachen alles weg, es gibt starke Clans, Kasten, autoritäre Gruppen und Krieger. Sie nehmen den Schwachen alles weg und bauen ihren Reichtum auf dem auf, was sie von den Armen erbeutet haben."

Hier werden doch exakt die USA beschrieben und die EUdSSR wandelt auch schon auf diesem Pfad,