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Vollständige Version anzeigen : Reformationstag - Luther's Thesen



kettnhnd
31.10.2003, 18:39
zum heutigen reformationstag poste ich hier mal die 95 thesen martin luther's. wünsche mir eine fundierte diskussion über luther. auch in hinsicht auf den eben angelaufenen kinofilm.



1.
Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße etc., will er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine (stete) Buße sei.

2.
Und kann noch mag das Wort Buße nicht vom Sakrament der Buße, das ist, von der Beichte und Genugtuung, so durch der Priester Amt geübet wird, verstanden werden.

3.
Jedoch will er nicht allein verstanden haben die innerliche Buße; ja die innerliche Buße ist nichtig und keine Buße, wo sie nicht äußerlich allerlei Tötung des Fleisches wirket.

4.
Währet derhalben Reue und Leid, das ist wahre Buße, so lange einer Mißfallen an sich selber hat, nämlich bis zum Eintritt aus diesem in das ewige Leben.

5.
Der Papst will noch kann nicht irgend andere Strafe erlassen außer der, welche er nach seinem Gefallen oder laut der Canones, das ist der päpstlichen Satzungen, auferlegt hat.

6.
Der Papst kann keine Schuld vergeben als allein sofern, daß er erkläre und bestätige, was von Gott vergeben sei, oder aber, daß er es tue in den Fällen, die er sich vorbehalten hat, und wenn dies verachtet würde, so bliebe die Schuld ganz und gar unaufgehoben.

7.
Gott vergibt keinem die Schuld, den er nicht zugleich durchaus wohl gedemütigt dem Priester, seinem Statthalter, unterwerfe.

8.
Canones poenitentiales, das ist, die Satzungen, wie man beichten und büßen soll, sind allein den Lebendigen aufgelegt und sollen laut derselben Satzungen den jetzt Sterbenden nicht aufgelegt werden.

9.
Daher tut uns der heilige Geist wohl am Papst, daß der Papst allewege in seinen Dekreten ausnimmt den Artikel des Todes und die äußerste Not.

10.
Die Priester handeln unverständig und übel, die den sterbenden Menschen Poenitentias canonica, das ist auferlegte Buße ins Fegefeuer, daselbst denselben genug zu tun, sparen und behalten.

11.
Dieses Unkraut, daß man die Buße oder Genugtuung, so durch die Canones oder Satzungen auferlegt ist, in des Fegefeuers Buße oder Pein sollte verwandeln, ist gesäet worden, da die Bischöfe geschlafen haben.

12.
Vor Zeiten wurden Canonicae poenae, das ist auferlegte Buße oder Genugtuung für begangene Sünden nicht nach, sondern vor der Absolution auferlegt, dabei zu prüfen, ob Reue und Leid rechtschaffen wäre.

13.
Die Sterbenden tun durch ihren Tod oder Absterben für alles genug und sind dem Rechte der Canones oder Satzungen abgestorben und also billig von Auflegung derselben entbunden.

14.
Unvollkommene Frömmigkeit oder Liebe des Sterbenden bringt notwendig große Furcht mit sich; ja diese ist um so größer, je geringer jene ist.

15.
Diese Furcht und Schrecken, daß ich anderer Dinge schweige, genügt an sich selber, daß sie des Fegefeuers Pein anrichte, dieweil sie der Angst der Verzweiflung ganz nahe ist.

16.
Hölle, Fegefeuer und Himmel scheinen also von einander verschieden zu sein wie die rechte Verzweiflung, unvollkommene Verzweiflung und Sicherheit.

17.
Es scheint, als müsse im Fegefeuer, gleichwie die Angst an den Seelen abnimmt, also auch die Liebe an ihnen zunehmen.

18.
Es scheint unerwiesen zu sein, weder durch Gründe noch durch die Schrift, daß sie außer dem Stande des Verdienstes oder des Zunehmens an der Liebe seien.

19.
Es scheint auch dies unerwiesen zu sein, daß sie ihrer Seligkeit gewiß und unbekümmert seien, ob wir schon des ganz gewiß sind.

20.
Derhalben versteht der Papst unter der vollkommenen Vergebung aller Strafen nicht, daß insgeheim alle Strafe vergeben werden, sondern nur die, so er selbst aufgelegt hat.

21.
Daher irren die Ablaßprediger, die da sagen, daß durch des Papstes Ablaß der Mensch von aller Strafe los und selig werde.

22.
Ja, der Papst erläßt den Seelen im Fegefeuer keine Strafe, die sie hätten in diesem Leben laut der Canones büßen und bezahlen müssen.

23.
Wenn einem irgend eine Vergebung aller Strafe gegeben werden kann, so ist's gewiß, daß sie allein den Vollkommensten, das ist gar wenigen, gegeben werde.

24.
Darum muß der größte Teil unter den Leuten betrogen werden durch die prächtige Verheißung von der bezahlten Strafe, wobei gar kein Unterschied gemacht wird.

25.
Gleiche Gewalt, wie der Papst hat über das Fegefeuer insgemein, haben auch ein jeder Bischof und Seelsorger in seinem Bistum und seiner Pfarrei insbesondere.

26.
Der Papst tut sehr wohl daran, daß er nicht aus Gewalt des Schlüssels (den er nicht hat), sondern durch Hilfe und fürbittweise den Seelen Vergebung schenkt.

27.
Die predigen Menschentand, die da vorgeben, sobald der Groschen im Kasten klinge, führe die Seele von Stund an aus dem Fegefeuer.

28.
Das ist gewiß, sobald der Groschen im Kasten klingt, daß Gewinn und Geiz kommen, zunehmen und größer werden; die Hilfe aber und Fürbitte der Kirche steht allein in Gottes Willen und Wohlgefallen.

29.
Wer weiß auch, ob alle Seelen im Fegefeuer also wollen erlöst sein, wie es mit St. Severin und Paschalis soll zugegangen sein.

30.
Niemand ist des gewiß, daß er wahre Reue genug habe; viel weniger kann er gewiß sein, ob er vollkommene Vergebung der Sünden bekommen habe.

31.
Wie selten einer ist, der wahrhaftige Reue und Leid habe, so selten ist auch der, der wahrhaftig Ablaß löst, das ist, es ist gar selten einer zu finden.

32.
Die werden samt ihren Meistern in die ewige Verdammnis fahren, die da vermeinen, durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein.

33.
Vor denen soll man sich sehr wohl hüten und vorsehen, die da sagen, des Papstes Ablaß sei die höchste und werteste Gottesgnade und Geschenk, dadurch der Mensch mit Gott versöhnt wird.

34.
Denn die Ablaßgnade bezieht sich allein auf die Strafe der Genugtuung, welche von Menschen geordnet worden ist.

35.
Die lehren unchristlich, welche vorgeben, daß die, so da Seelen aus dem Fegefeuer oder Beichtbriefe lösen wollen, keiner Reue noch Leides bedürfen.

36.
Ein jeder Christ, der wahre Reue und Leid hat über seine Sünden, der hat völlige Vergebung von Strafe und Schuld, die ihm auch ohne Ablaßbrief gehört.

37.
Ein jeder wahrhaftige Christ, er sei lebendig oder schon gestorben, ist teilhaftig aller Güter Christi und der Kirche, aus Gottes Geschenk, auch ohne Ablaßbriefe.

38.
Doch ist des Papstes Vergebung und Austeilung mit nichten zu verachten; denn wie ich gesagt habe, ist seine Erklärung eine Erklärung göttlicher Vergebung.

39.
Es ist über die Maßen schwer, auch für die allgelehrtesten Theologen, zugleich den großen Reichtum des Ablasses und dagegen die wahre Reue und Leid vor dem Volke zu rühmen.

40.
Wahre Reue und Zerknirschung sucht und liebt die Strafe, aber die Mildigkeit des Ablasses entbindet der Strafe und macht, daß man sie haßt, wenigstens bei Gelegenheit.

41.
Vorsichtiglich soll man von dem päpstlichen Ablaß predigen, damit der gemeine Mann nicht fälschlich dafür halte, daß er den anderen Werken der Liebe vorgezogen oder besser geachtet werde.

42.
Man soll die Christen lehren, es sei mit nichten des Papstes Meinung, daß Ablaßlösen einem Werke der Barmherzigkeit irgendwie zu vergleichen sei.

43.
Man soll die Christen lehren, daß, wer den Armen gibt oder leiht dem Dürftigen, besser tue, als wenn er Ablaß löst.

44.
Denn durch das Werk der Liebe wächst die Liebe und der Mensch wird besser; durch den Ablaß aber wird er nicht besser, sondern nur sicherer und freier von Strafe.

45.
Man soll die Christen lehren, daß der, so seinen Nächsten darben sieht und dessen ungeachtet Ablaß löst, der löst nicht des Papstes Ablaß, sondern ladet auf sich Gottes Ungnade.

46.
Man soll die Christen lehren, daß sie, wo sie nicht übrig reich sind, schuldig sind, was zur Notdurft gehört, für ihr Haus zu behalten und mit nichten für Ablaß zu verschwenden.

47.
Man soll die Christen lehren, daß das Ablaßlösen ein frei Ding sei und nicht geboten.

48.
Man soll die Christen lehren, daß der Papst, wie er eines andächtigen Gebetes für sich mehr bedarf, also desselben mehr begehre denn des Geldes, wenn er Ablaß austeilt.

49.
Man soll die Christen lehren, daß des Papstes Ablaß gut sei, sofern man sein Vertrauen nicht darauf setzt, dagegen aber nicht Schädlicheres, als wenn man dadurch Gottesfurcht verliert.

50.
Man soll die Christen lehren, daß der Papst, wenn er wüßte der Ablaßprediger Schinderei, wollte er lieber, daß St. Peters Münster zu Pulver verbrannt würde, denn daß es mit Haut, Fleisch und Bein seiner Schafe erbaut werde.

51.
Man soll die Christen lehren, daß der Papst, wie er schuld ist, also auch willig wäre, von seinem eigenen Gold - und sollte gleich St. Peters Münster dazu verkauft werden - den Leuten auszuteilen, denen zumeist etliche Ablaßprediger das Geld abdringen.

52.
Durch Ablaßbriefe vertrauen selig zu werden ist ein nichtig und erlogen Ding, wenn gleich der Commissarius oder der Ablaßvogt, ja der Papst selbst seine Seele wollte zu Pfande setzen.

53.
Das sind Feinde Christi und des Papstes, die von wegen der Ablaßpredigt das Wort Gottes in andern Kirchen zu predigen ganz und gar Schweigen verbieten.

54.
Es geschieht dem Worte Gottes unrecht, wenn man in Predigt eben so viel oder mehr Zeit aufwendet, den Ablaß zu verkündigen, als auf das Wort des Evangeliums.

55.
Des Papstes Meinung kann nicht anders sein, als, wenn man den Ablaß (was das Geringste ist) mit Einer Glocke, Einer Prozession und Ceremonien begeht so müsse man dagegen das Evangelium (was das Höchste ist) mit hundert Glocken, hundert Prozessionen und hundert Ceremonien feiern.

56.
Die Schätze der Kirche, davon der Papst den Ablaß austeilt, sind weder genugsam genannt noch bekannt bei der Gemeinde Christi.

57.
Denn daß es nicht leibliche, zeitliche Güter sind, ist daher offenbar, weil viele Prediger diese nicht so leichtlich hingeben, sondern vielmehr aufsammeln.

58.
Es sind auch nicht die Verdienste Christi und der Heiligen; denn diese wirken allezeit, ohne des Papstes Zutun, Gnade des innerlichen Menschen und Kreuz, Tod und Hölle des äußerlichen Menschen.

59.
St. Laurenzius hat die Armen der Gemeinde genannt die Schätze der Gemeinde oder Kirche, aber er hat das Wörtlein genommen, wie es zu seiner Zeit gebräuchlich war.

60.
Wir sagen aus gutem Grunde, ohne Vorwitz, daß dieser Schatz seien die Schlüssel der Kirche, durch das Verdienst Christi der Kirche geschenkt.

61.
Denn es ist klar, daß zur Vergebung der Strafe und vorbehaltener Fälle allein des Papstes Gewalt genug sei.

62.
Der rechte wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes.

63.
Dieser Schatz ist aber billig der allerverhaßteste; denn er macht, daß die Ersten die Letzten werden.

64.
Aber der Ablaßschatz ist billig der allerangenehmste, denn er macht aus den Letzten die Ersten.

65.
Derhalben sind die Schätze des Evangelii Netze, mit denen man vor Zeiten die Leute des Mammons fischte.

66.
Die Schätze des Ablasses aber sind Netze, womit man in jetziger Zeit den Mammon der Leute fischet.

67.
Der Ablaß, den die Prediger für die größte Gnade ausrufen, ist freilich für große Gnade zu halten, insofern er großen Gewinn trägt.

68.
Und doch ist solcher Ablaß wahrhaftig die allergeringste Gnade, wenn man ihn mit der Gnade Gottes und des Kreuzes Gottseligkeit vergleicht.

69.
Es sind die Bischöfe und Seelsorger schuldig, die Commissarien des apostolischen Ablasses mit aller Ehrerbietung zuzulassen.

70.
Aber vielmehr sind die schuldig, mit Augen und Ohren aufzumerken, daß diese Commissarien nicht statt päpstlichen Befehls ihre eigenen Träume predigen.

71.
Wer wider die Wahrheit des apostolischen Ablasses redet, der sei Anathema und vermaledeit.

72.
Wer aber wider des Ablaßpredigers mutwillige und freche Worte Sorge trägt und sich bekümmert, der sei gebenedeit.

73.
Wie der Papst diejenigen billig mit Ungnade und Bann schlägt, die zu Nachteil des Ablaßgeschäfts irgendwie betrüglich handeln;

74.
So viel mehr trachtet er, diejenigen mit Ungnade und Bann zu schlagen, die unter dem Vorwand des Ablasses zum Nachteil der heiligen Liebe und Wahrheit handeln.

75.
Des Papstes Ablaß so hoch halten, daß er einen Menschen absolvieren oder von Sünden los machen könnte, wenn er gleich (unmöglicher Weise zu reden) die Mutter Gottes geschwächt hätte, ist rasend und unsinnig sein.

76.
Dagegen sagen wir, daß des Papstes Ablaß nicht die allergeringste tägliche Sünde hinwegnehmen könnte, so viel die Schuld derselben belangt.

77.
Daß man sagt, St. Peter, wenn er jetzt Papst wäre, vermöchte nicht größeren Ablaß zu geben, ist eine Lästerung wider St. Petrum und den Papst.

78.
Dawider sagen wir, daß auch dieser und ein jeder Papst größeren Ablaß hat, nämlich das Evangelium, Kräfte, Gaben, gesund zu machen u.s.w. 1. Korinther 12,6,9.

79.
Sagen, das Kreuz, mit des Papstes Wappen herrlich aufgerichtet, vermöge so viel als das Kreuz Christi, ist eine Gotteslästerung.

80.
Die Bischöfe, Seelsorger und Theologen, die da leiden, daß man solche Reden vors Volk bringen darf, werden dafür einst Rechenschaft geben müssen.

81.
Solche freche und unverschämte Predigt und Ruhm vom Ablaß macht, daß es selbst den Gelehrten schwer wird, des Papstes Ehre und Würde gegen die Verleumdung oder doch vor den scharfen listigen Fragen des gemeinen Mannes zu verteidigen.

82.
Als zum Beispiel: Warum entledigt der Papst nicht alle Seelen zugleich aus dem Fegefeuer um der allerheiligsten Liebe willen und von wegen der höchsten Not der Seelen, welches doch die allerwichtigste Ursache ist, während er unzählig viel Seelen erlöst um des elenden Geldes willen für St. Petrus Münster, welches doch die geringfügigste Ursache ist?

83.
Item: Warum bleiben die Begängnis- und Jahrzeit der Verstorbenen stehn, und warum gibt er nicht wieder oder vergönnt zurückzunehmen die Pfründen, die den Toten zu gut gestiftet sind, da es nunmehr doch unrecht ist, für die schon Erlösten zu beten?

84.
Item: Was ist das für eine neue Heiligkeit Gottes und des Papstes, daß sie den Gottlosen und dem Feind um des Geldes willen vergönnen, eine fromme und gottgetreue Seele zu erlösen, und wollen doch nicht vielmehr um der großen Not derselben gottesfürchtigen und geliebten Seele willen sie aus Liebe umsonst erlösen?

85.
Item: Warum werden die Satzungen von der Buße, die nun längst in ihnen selbst mit der Tat und durch ihren Nicht-Gebrauch abgetan und tot sind, noch mit Geld gelöst durch Vergönnung des Ablasses, als wären sie noch in Kraft und lebendig?

86.
Item: Warum baut jetzt der Papst nicht lieber St. Peters Münster von seinem eigenen Gelde als vor der armen Christen Gelde, weil doch sein Vermögen sich höher erstreckt, als des reichsten Crassus Güter?

87.
Item: Was erläßt oder teilt der Papst durch seinen Ablaß diesem mit, welche durch vollkommene Reue schon zu einer vollständigen Vergebung und Ablaß berechtigt sind?

88.
Item: Was könnte der Kirche Besseres widerfahren, als wenn der Papst, wie er's jetzt nur einmal tut, also hundertmal im Tage jedem Gläubigen diese Vergebung und Ablaß schenkte?

89.
Wenn der Papst der Seelen Seligkeit mehr durch Ablaß denn durchs Geld sucht, warum hebt er denn vormals gegebene Ablaßbriefe auf und erklärt sie außer Kraft, so sie doch gleich kräftig sind?

90.
Diese sehr spitzigen Fragen der Laien bloß mit Gewalt dämpfen und nicht durch angezeigten Grund und Ursach auflösen wollen, heißt die Kirche und den Papst den Feinden zum Spott und die Christen unselig machen.

91.
Darum, wenn der Ablaß nach des Papstes Sinn und Meinung gepredigt würde, wären diese Einreden leichtlich zu verantworten, ja sie wären nie vorgefallen.

92.
Mögen daher alle Propheten hinfahren, die da sagen zu der Gemeinde Christi: Friede, Friede! und ist doch kein Friede (Hes. 13,10,16.)

93.
Aber wohl alle den Propheten, die da sagen zu der Gemeinde Christi: Kreuz, Kreuz! und ist doch kein Kreuz.

94.
Man soll die Christen ermahnen, daß sie Christo, ihrem Haupte, durch Kreuz, Tor und Hölle nachzufolgen sich befleißigen.

95.
Und also mehr durch viel Trübsal als durch falschen Frieden ins Himmelreich einzugehen sich getrösten.

pavement
31.10.2003, 18:43
das interessante ist ja, dass luther viel katholischer war als die damligen katholiken.

kettnhnd
31.10.2003, 18:49
ich würde mal sagen, viel katholischer als die heutigen katholiken. und noch um einiges weiter entfernt von den heutigen evangelen, sprich' protestanten.

-

pavement
31.10.2003, 19:13
ich würde mal sagen, viel katholischer als die heutigen katholiken. und noch um einiges weiter entfernt von den heutigen evangelen, sprich' protestanten.

dem kann ich nur zustimmen.

Delbrück
31.10.2003, 19:20
Luthers Thesen haben indirekt genau das herbeigeführt, was er zu verhindern suchte: Die Spaltung der westlichen Kirche

pavement
31.10.2003, 20:08
http://www.luther.enet.de/

hier übrigens ne seite mit predigen von luther.

Frank Sinatra
04.11.2003, 11:16
[list=1]
Es gibt so viel ungerechtes Leid auf der Welt, also
entweder gibt es Gott garnicht
oder es gibt ihn und er ist lieb und fürsorglich, aber nicht allmächtig, was wiederrum von jeder Theologie abweicht
oder es gibt Gott und er ist allmächtig - aber böse (oder Kiffer) weil ihm das Leid auf der Welt scheissegal ist
[/list=1]

Siran
04.11.2003, 12:29
Es gibt auch noch eine weitere Möglichkeit:

Gott hat die Welt erschaffen, greift aber nicht mehr in den normalen Ablauf der Dinge ein.

Frank Sinatra
04.11.2003, 13:38
Original von Siran
Es gibt auch noch eine weitere Möglichkeit:

Gott hat die Welt erschaffen, greift aber nicht mehr in den normalen Ablauf der Dinge ein.

Aber ist er dann noch der von den Menschen angebetete Gott? Der, der seine Schäfchen behütet?

Nee, wohl eher meine Nummer 4 (Kiffer)

pavement
04.11.2003, 17:22
oder er kenn nicht in den freien willen der menschen eingreifen...


oder diese welt ist - trotz aller übel - die bestmögliche.

ichbrauchedrogen
04.11.2003, 18:38
die menschen haben so viel angst vor eigenverantwortung, dass sie auch heute noch an "gott" glauben - unglaublich.

wäre mal iinteressant zu beobachten, wie die kirche sich dreht und windet, wenn irgendwo anders intelligentes leben gefunden würde.
kern jeder religion ist ja die einmaligkeit der menschen und ihres gottes...

opus111
05.11.2003, 17:27
Neben dem Gott der monotheistischen Religionen gibt es noch den "Gott der Philosophen". Teils berühren sich die Begriffe, teils driften sie radikal auseinander - selbst beim heiligen Thomas von Aquin.

In philosophischer Begrifflichkeit ist Gott

ens extramundanum (außerhalb von Raum und Zeit und folglich außerhalb kosmischer Zusammenhänge)

ens perfectissimum (allervollkommenstes Wesen)

ens realissimum (allerrealstes Wesen)

Er vereinigt alle "Vollkommenheiten" im Sinne der platonischen Ideen; die ihm innewohnenden "realia" oder "realitates" (Merkmale) sind mit nichts auf Erden vergleichbar. Was beispielsweise "göttliche Güte" bedeutet, kann nur im Sinne einer Analogie (vgl. analogia entis bei Thomas von Aquin) mit dem, was wir auf Erden darunter verstehen, von uns erfasst werden. Mag Herr Maier oder Frau Schmitz noch so gütig und nett sein, er/sie ist ein endliches/begrenztes Wesen, und aus der irdisch unvollkommenen Güte können wir nicht annähernd einen Begriff davon gewinnen, was dies für Gott bedeutet.

Der "Gott der Philosophen" in unserer abendländischen Tradition ist im Kern platonisch. Die irdische Welt und die Welt der Ideen bedingen einander wechselseitig.

Daraus folgt:

Wenn Gott in das Weltgeschehen eingreifen wollte, um eine Welt nach dem Vorbild der göttlichen Vollkommenheit einzurichten, würde er die irdische Welt "vernichten": d.h. die Welt würde mit Gott verschmelzen. (In diesem Gedanken ist auch die Lösung des Theodizeeproblemes - d.h. der Frage, wie kann ein gütiger Gott uns so im Stich lassen - zu finden).

Dieser Gedanke findet sich übrigens auch folgerichtig bei Hegel.

Noch eine Randbemerkung:

Der "Gott der Philosophen" hat nicht unbedingt etwas mit persönlichem Glauben und Religion zu tun, sondern ist erst einmal nur ein gedankliches Konstrukt.

Für Kant ist es ein notwendiges "transzendentales Ideal der reinen Vernunft", ohne dass diese Vernunft aus sich selbst heraus die objektive Gültigkeit dieser Idee zu beweisen imstande wäre.

Der Gedanke eines solchen vollkommenen Urbildes liegt gewiss auch als Endziel menschlicher Bestrebungen allen mehr oder weniger "eschatologischen" Utopien, beispielsweise dem historischen Materialismus (so wenig dieser auch jene metaphysischen Voraussetzungen selbstkritisch reflektiert), zugrunde.

Der "Gott der Philosophen" hat allerdings wenig gemein mit dem naiven Gottesbild der etablierten Religionen: Ein außerweltliches Wesen höchster Perfektion weist eben keinerlei konkretisierbaren Merkmale auf, aus denen sich die allzu irdischen Forderungen und Anschauungen der Religionen ableiten ließen. Es bietet auch wenig Trost: es gibt da kein Heil in Jesus oder der Gottesmutter Maria.

O.v.Bismarck
07.11.2003, 15:36
Original von kettnhnd
....heutigen evangelen....

-


Also ich muss doch bitten. Ich bin zwar kein überzeugter Evangelikale, aber dennoch habe ich einen gewissen stolz, im erzkatholischen Bayern mich mit meiner aufgezwungenen Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft zu behaupten.

O.v.B.

kettnhnd
08.11.2003, 07:13
Original von O.v.Bismarck

Original von kettnhnd
....heutigen evangelen....

-


Also ich muss doch bitten. Ich bin zwar kein überzeugter Evangelikale, aber dennoch habe ich einen gewissen stolz, im erzkatholischen Bayern mich mit meiner aufgezwungenen Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft zu behaupten.

O.v.B.

lol bismarck,
aber mir fiel das wort evangelikale grad nicht ein. sry.;)

-

kettnhnd
08.11.2003, 07:51
war Luther antisemit ?


Martin Luther und die Juden
Ebnete Martin Luther den Weg nach Auschwitz? Ist es zulässig, die deutsche Kollektivschuld, wie es beispielsweise einst der ehemalige israelische Ministerpräsident Menachem Begin in einer offiziellen Rede am 19.Juni 1981 getan hat, mit Zitaten aus Luthers Spätwerk zu belegen? Bekannt ist auch der Ausspruch von Julius Streicher vor dem Nürnberger Gericht am 29.April 1946, mit dem er sich seinerzeit reinzuwaschen versuchte: "Wenn Martin Luther heute lebte", so sagte Streicher damals, "dann säße er hier an meiner Stelle als Angeklagter." Tatsächlich war Luthers Haltung gegenüber Juden zwiespältig und wankelmütig. "Brüderlich mit den Juden zu handeln", empfahl er als junger Mann, sie totzuschlagen, riet er im reifen Alter.

Bereits in seiner frühreformatorischen Zeit, etwa von 1513 bis 1516, warf Luther den Juden "Unbußfertigkeit und Selbstgerechtigkeit" vor. Schließlich war er noch in der Tradition der katholischen Kirche groß geworden, in der der Antijudaismus zu den selbstverständlichsten Voraussetzungen des Denkens und Fühlens gehörte, in einem Umfeld also, in dem Juden immer wieder als böse und verschlagen abqualifiziert und als angebliche Gottesmörder aufs schimpflichste gebrandmarkt wurden.



Luther blieb Juden gegenüber unversöhnlich bis in den Tod
Bis in seine Todesstunde hinein hat Luther es nicht verkraftet, dass die Juden die Messianität Jesu ablehnten. Am 1.Februar 1546, achtzehn Tage vor seinem Tod, schrieb er aus Eisleben seiner Frau Katharina in Wittenberg: "Ich bin gar schwach gewesen auf dem Weg hart vor Eisleben, das war meine Schuld. Aber wenn du da gewesen wärest, so hättest du gesagt, es wäre der Juden oder ihres Gottes, des Teufels, Schuld gewesen. Denn wir mussten durch ein Dorf hart vor Eisleben, darinnen viele Juden wohnen, vielleicht haben sie mich so hart angeblasen." In seiner letzten Predigt, drei Tage bevor er starb, hat er in seiner Geburtsstadt Eisleben die Christen noch einmal aufgefordert, die Juden zu vertreiben, falls sie sich nicht bekehren ließen. Wir wollen sie dann, so sagte Luther wörtlich, "bei uns nicht dulden noch leiden." Sein Eifer für das Evangelium war blind geworden. Es war ein Eifer ohne Vernunft und ohne Verstand.
Sicherlich muss man Luthers Äußerungen über Juden aus ihrem geschichtlichen Kontext heraus betrachten. Denn genau genommen hat sich der Reformator mit seiner Judenfeindschaft durchaus in Gesellschaft mit dem Geist seiner Zeit befunden, allerdings in keiner guten. Aber es kann und darf uns nicht trösten, dass Bevölkerung und Obrigkeit damals oft noch intoleranter über Juden dachten und noch grausamer mit ihnen verfuhren als Luther. Die volle Übereinstimmung mit dem Zeitgeist entschuldigt ihn jedoch keineswegs. Mit christlicher Ethik wären schon damals seine "wutgeborenen" Ratschläge, wie Juden zu behandeln seien, nicht zu begründen gewesen. Luther in all seinen Denk- und Handlungsweisen zu verstehen und freizusprechen, fällt schwer. Gerade ein Mann wie er sollte an seiner individuellen Intelligenz, Einsichtsfähigkeit und seinen eigenen moralischen Ansprüchen gemessen werden. So bleibt Trauer, dass ein großer Mensch nicht weiser war, weil er nicht erkannt hat, dass der Absolutheitsanspruch seiner Religionsauffassung mit der Freiheit des Menschen, die er so gerne für Christen in Anspruch nahm, nicht zu vereinbaren ist. Luther war eben nicht nur genial und ein großer Erneuerer auf kirchlichem Gebiet. Er war auch rechthaberisch und fand selten Zwischentöne, wenn er über andere urteilte.
Heinz Zahrnt befasst sich in seinem 1983 erschienenen Buch "Martin Luther in seiner Zeit - für unsere Zeit" auf immerhin drei Seiten mit Luthers Sinneswandel, von dem er meint, dass er sich mit "rationalen Gründen überhaupt nicht erklären" lasse. Dieses traurige Kapitel fasst Zahrnt folgendermaßen zusammen: "Die volle Übereinstimmung mit seiner Zeit....entschuldigt ihn nicht. Er hat in jedem Fall zur Erhöhung des
Schuldkontos der Christen gegenüber den Juden beigetragen." Luther war in seiner Grundeinstellung der Verkörperer der religiösen Intoleranz. Er konnte es nicht verkraften, dass jemand die Messianität Jesu ablehnte.
Dennoch gab und gibt es immer noch Versuche, dieses Kapitel in seinem Leben als eine schlimme Entgleisung aus der Beurteilung seines theologischen Werkes auszuklammern, weil es für seine Lehre und sein Wirken angeblich nicht typisch sei. Die Realität der jüngeren deutschen Geschichte ist indessen viel zu schrecklich, als dass wir diesen Zug an Luther außer acht lassen oder glätten könnten. Seine Ratschläge über den Umgang mit Juden entsprechen fast wörtlich dem Programm des späten Antisemitismus und der Rassenpolitik in Deutschland, die in sich folgerichtig auf eine "Endlösung der Judenfrage" hinsteuerte. Man darf Luthers Antisemitismus auch nach 450 Jahren noch abscheulich finden und nicht nur als historisch bedingt abtun.



sieht so aus, als ob luther, würde er in der heutigen zeit leben, schwer mit bundesrepublikanischen gesetzen in konflikt käme, und von den judenfreundlichen medien nach bester volksgerichtshof-manier abgeurteilt und verleumdet würde !

sollte man luther also nicht konsequenterweise brandmarken ? sollte man luther, einen zweifellos geistigen brandstifter, nicht boykottieren ? sollte man ihn nicht verteufeln ?


hier noch ein link mit zitaten luthers bzgl. der juden:

http://www.etrend.ch/fundgrube/win_zitate/luther.htm

Siran
08.11.2003, 09:27
Luther war auch extrem frauenfeindlich und glaubte an Hexerei. Seine Haltung war in der damaligen Zeit eigentlich nichts besonderes. Ob er heute überhaupt noch so denke würde, ist die Frage, die wirklich interessant wäre.

kettnhnd
08.11.2003, 10:28
Original von Siran
Luther war auch extrem frauenfeindlich und glaubte an Hexerei. Seine Haltung war in der damaligen Zeit eigentlich nichts besonderes. Ob er heute überhaupt noch so denke würde, ist die Frage, die wirklich interessant wäre.


mmmh
siran, du meinst also, die akutell übliche gehirnwäsche und umerziehung hätten luther nicht zum anti-semiten werden lassen ??

Siran
08.11.2003, 16:49
Ich habe keine Ahnung, was Martin Luther geworden wäre. Es ist allerdings eine Tatsache, dass dessen Weltbild natürlich von der damaligen Gesellschaft und dem damaligen Wissensstand beeinflusst wurde. Siehe z.B. Hexen. Dementsprechend ist es durchaus möglich, dass seine Haltung zu diesen Gruppen in der heutigen Zeit eine andere wäre, sicher ist das natürlich nicht. Deshalb sagte ich ja, die interessante Frage wäre, was er heute für Ansichten hätte.

kettnhnd
08.11.2003, 19:11
Original von Siran
.... Deshalb sagte ich ja, die interessante Frage wäre, was er heute für Ansichten hätte.

schon klar...

...wollte das ganze ja nur nochmal etwas anspitzen. ;)