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Vollständige Version anzeigen : Ist Freiheit wirklich der höchste Wert? Führt der Liberalismus zwangsläufig in die Dekadenz?



Ajax
17.11.2014, 23:42
Freiheit war immer ein hehrer Wert, den es zu erkämpfen oder zu verteidigen galt. Doch ein Übermaß an Freiheit führte schon immer in die Dekadenz.

Im 18. Jahrhundert, als sich das Bürgertum zu emanzipieren begann, blickte es noch voller Verachtung auf den Adel, der in seiner Sittenlosigkeit und libertinen Lebensweise sämtliche moralischen Werte verschmähte. Das Bürgertum sah sich selbst als tugendhaft, moralisch, setzte sich vom dekadenten Adel ab, bis hin zur französischen Revolution, wo die "Tugend" zum Schlagwort avancierte und als Rechtfertigung für den Terror herhalten musste. Das 19. Jahrhundert ist bekannt für seine strengen sittlichen Normen, vor allem in sexueller Hinsicht.
Doch schon wenige Jahrzehnte später, als das Bürgertum endgültig im Sattel saß und die treibende Kraft in der Gesellschaft wurde, zog auch die Dekadenz ein. Man war auf einer Stufe angekommen wie der Adel 100 Jahre zuvor. Mittlerweile hat unsere Sittenlosigkeit und der völlige Verlust moralischer Normen einen nie dagewesenen Höhepunkt erreicht.

Wir Menschen sind Wesen mit einer Moral. Wir verachten die Zügellosigkeit, das schlechte Benehmen, die Perversion und das Tierische. Daher gibt es Moral. Sie unterscheidet uns von Tieren und macht uns zu Menschen. In früheren Gemeinschaften wurde streng über die Sittlichkeit gewacht. Vergehen wurden geahndet. So konnte der Zusammenhalt der Gruppe gewahrt werden. Heute übernimmt diese Aufgabe der Staat als abstrakte Verkörperung der Gemeinschaft. Er muss einen Kompromiss finden zwischen der Freiheit und der moralischen Ordnung. Meines Erachtens neigt er aber zu einseitig in Richtung Freiheit, die heutzutage als "Freiheit alles zu tun, solange es niemandem schadet" ausgelegt wird. Das Pendel ist zu weit in die eine Richtung ausgeschlagen und hat die andere vernachlässigt. Sitte und Moral gelten heute so gut wie nichts mehr. Ausnahmslos alle westlichen Gesellschaften entwickeln sich in diese Richtung, was den Verdacht nahe legt, diese Entwicklung sei unumgänglich in einer liberalen Gesellschaft. Die Perversion und die Sittenlosigkeit nehmen Überhand.

Nun meine Fragen:

Ist der moralische Zerfall, ist die Dekadenz die natürliche Entwicklung des freiheitlichen Liberalismus?

Ist Freiheit wirklich der höchste Wert, den es anzustreben gilt, selbst wenn andere Werte, die für das Zusammenleben unabdingbar sind, verloren gehen?

Woher können wir in einer Zeit, in der fast niemand mehr an etwas glaubt, unsere Werte hernehmen? Werte, die uns Orientierung geben und dem Sittenverfall entgegenwirken.

Ajax
18.11.2014, 21:44
Keine Resonanz? Also gut.

Meiner Meinung nach strebt eine liberale Gesellschaft, welche keinerlei transzendente Vorstellungen mehr hegt, zwangsläufig in die Kultur- und Sittenlosigkeit, so wie wir sie gegenwärtig erleben. Als man sich im 18. Jahrhundert von den Zwängen der Kirche und des Königtums losriss, hatte man sicher nur die besten Absichten und träumte von einer Zukunft, in der neben der Freiheit auch die Tugend und die Moral als oberste Instanzen herrschen. Doch man vergaß die Zügellosigkeit und Gier des Menschen. Hatte er einmal die Freiheit gekostet, wollte er immer mehr. War ein Tabu gebrochen, war das nächste nicht mehr weit. Und so geht es immer weiter. Wir haben in unserer modernen Gesellschaft kaum noch wirkliche Tabus, die noch nicht gebrochen wurden. Es ist mittlerweile schon so weit gekommen, dass uns gewisse Nachrichten über verderbte Sitten und frevelhafte Perversionen schon gar nicht mehr schockieren, so abgestumpft sind wir.

Die Gesellschaft oder der Staat hat versagt, rechtzeitig Schranken zu setzen. Im Namen der Freiheit sollte alles erlaubt sein, solange keinem Dritten geschadet wird. Diese Auslegung von Freiheit bedeutet, dass der Kulturverfall immer weiter voran schreiten wird.

Diese Entwicklung ist symptomatisch für den Liberalismus. Er verneint alles, er relativiert alles. Erst fordert er nur die Freiheit des Individuum von staatlichen und religiösen Zwängen, später fordert er die Freiheit von jeglicher Sitte und Moral und schließlich von allen verbindlichen Werten. Eine Entwicklung, die man in den letzten 200 Jahren sehr schön nachzeichnen kann. Das bedeutet, der Liberalismus führt unweigerlich in den Nihilismus und damit in die Selbstauflösung dessen, was wir Menschsein nennen. Er negiert das Menschsein, denn Menschsein bedeutet Gemeinschaft, Kultur, Werte.

Daher muss man der Freiheit Grenzen setzen, sobald die natürliche Ordnung der Tugend und Moral gefährdet ist.

Makkabäus
18.11.2014, 21:46
"Was ist denn Freiheit ? Einsicht in die Notwendigkeit !"

Dies ist eine zum Schlagwort gewordene Formulierung der marxistischen Philosophie.
Der Gedanke findet sich schon bei Hegel.

Ehrlich gesagt finde ich das etwas dürftig.

Lichtblau
18.11.2014, 23:23
nach der maslowschen bedürfnispyramide kommt freiheit zu letzt.

Heifüsch
18.11.2014, 23:36
Lieber ein grundversorgter Sklave im alten Griechenland als ein Zeitarbeiter im Turbokapitalismus...>x-(

Herr B.
19.11.2014, 02:09
Freiheit ist nicht-existent, kein Mensch hat sie, denn jeder ist einer Gesellschaft untertänig in der er seine Pflichten nachkommen muss.
Natürlich gibt es Privilegien die wir als Freiheit empfinden, die man sich durch Revolutionen und Philosphien angegeignet hat, oder
schlichtweg durch Status oder Geld erkaufte.
Aber wie bei Kindern geht es mit den Privilegien früher oder später gerne in's Maßlose, der Dekadenz.
Bremsende Werte aber kriegt man von den Eltern eingeimpft, und das ist ja das Problem - nicht die sogenannte Freiheit.
Die Mehrzahl der Kinder kommt in dieser Zeit aus angeknacksten Ehen, von Single Parents, oder durch sonstige kranke
Verhältnisse daheim belastet.

Deutscher Michel
19.11.2014, 02:13
[...]

Nun meine Fragen:

Ist der moralische Zerfall, ist die Dekadenz die natürliche Entwicklung des freiheitlichen Liberalismus?

Zumindest forciert die Reduzierung vieler Details in unserer Umgebung auf Nützlichkeit bzw. "marktkonforme Beschaffenheit" eine gewisse Verarmung der Werte, die die Menschen in sich tragen. In Deutschland kann man das ganz besonders im Zusammenhang mit der Zerstörung des Bildungsideals beobachten. Es scheint vorrangig nur noch um die Vermittlung von Kompetenzen zu gehen, die am Markt verwertbar und idealerweise im globalen Maßstab anwendbar sind.

Nutzt man klassische philosophische Maßstäbe an die bestehende Situation z.B. in Deutschland, dann scheint das Gleichgewicht von materialistischen und idealistischen Einflüssen und Werten sehr stark in eine Richtung verschoben zu sein, was letztendlich dazu führt, daß empathisches Fühlen und Denken zurückgedrängt werden und eine gewisse Konsummentalität häufig auch den zwischenmenschlichen Umgang dominiert. Das ist sicherlich auch kein Fortschritt.

Ein wesentliches Merkmal der griechischen Demokratien war, daß Sklaven einen Großteil der körperlichen bzw. zeitaufwendigen Arbeiten erledigten. Deshalb hatten die freien Bürger vergleichsweise viel Zeit für andere Aktivitäten, die oft einen wissenschaftlichen, künstlerischen oder anderen für die einzelne Person befriedigenden Hintergrund hatten. Ein leicht verrückter Ansatz für die heutige Zeit wäre, die durch Industrialisierung und Automatisierung ständig steigende Produktivität zu nutzen, um den Menschen wieder mehr Freiraum für vergleichbare Tätigkeiten zu geben und quasi stärker Maschinen die Rolle von modernen Sklaven übernehmen zu lassen, aber das ist sicherlich utopisch und schon gar nicht mit marktliberalen Denkmodellen vereinbar.

Außerdem werden durch entfesselten international orientierten Liberalismus auch konservative Werte, wie die klassische Familienplanung, regionale und lokale Vielfalt, Patriotismus und nationalstaatliche Strukturen zerstört, die Menschen Halt und Motivation geben können. Möglicherweise trifft das auch auf klassische christliche Werte zu. Die unheilige Allianz mit selbsternannten Linken wirkt hier als Katalysator.




Ist Freiheit wirklich der höchste Wert, den es anzustreben gilt, selbst wenn andere Werte, die für das Zusammenleben unabdingbar sind, verloren gehen?

Nein, weil sie zwangsläufig zu Ungleichgewichten und Interessenkonflikten führt (siehe auch meine Signatur). Wessen Freiheit wäre denn schützenwerter, die eines abhängig Beschäftigten oder die eines Investors, der hohe Effizienzsteigerungen verlangt und sich über die Erhaltung von regional wertvollen Arbeitsplätzen nicht den Kopf zerbrechen will? Als Freiheit könnte man ja auch die völlige Herauslösung von Verantwortung Einzelner für andere Menschen verstehen.

Ein weiterer wichtiger Garant für die Freiheit seiner Bewohner kann ein demokratisch organisierter souveräner Nationalstaat sein, der in friedlicher Koexistenz zu anderen Staaten individuelle Besonderheiten seiner Bürger schützt und fördert und da wo es sinnvoll ist, z.B. durch die Förderung öffentlicher oder genossenschaftlicher Eigentumsstrukturen zusätzliche Lebensqualität schafft. Moderne liberale Politik will leider oft das Gegenteil davon, wie man beispielsweise auch an diversen rechtlichen Überlegungen im Zusammenhang mit dem EU- USA- Freihandelsabkommen sehen kann.



Woher können wir in einer Zeit, in der fast niemand mehr an etwas glaubt, unsere Werte hernehmen? Werte, die uns Orientierung geben und dem Sittenverfall entgegenwirken.

In der deutschen und europäischen Geschichte gäbe es genügend Ansatzpunkte dafür, aber momentan scheint es ja viele Leute nicht einmal zu interessieren, was vor zwei Wochen war. Ein nicht voreingenommenes konservatives Element könnte helfen; uns Deutschen aber auch einfach nur der Blick in andere Länder der Erde und ein bißchen mehr Gefühl für das eigene Selbstverständnis. Wir werden durch das bloße Kopieren von anglo- amerikanischen Modellen mittel- und langfristig nicht erfolgreicher sein, als die Erfinder dieser Modelle und der pseudoreligiöse Glaube an grenzenloses Wachstum als alleinigen Heilsbringer eines stabilen Wohlstandes wird schon bald seinen Zauber verlieren.

Brathering
19.11.2014, 08:18
Freiheit zu was oder Freiheit von wem ist da eine bedeutende Frage.
Der Wunsch, dass sich andere ins eigene Leben nicht einmischen, wenn es nicht einem größeren Gut dient ist sehr groß und daher berechtigt - auch logisch. Aber einfach ist es nicht, weil es viele Ebenen gibt:

soll sich niemand in das Leben einer Person einmischen.
In das Leben einer Familie oder in das Leben eines Staates.

Viele verlangen Letztes um Erstes zu beschneiden.

Leider gibt es viel zu viele Menschen, dass man entspannt in griechischer Tradition sagen kann: "geh doch weg und komm nie wieder".

Ein wichtiges Recht und Freiheitsgarant ist in meinen Augen das Recht sich von einer Gemeinschaft zu trennen und einer anderen anzuschließen, sofern diese andere es auch will.
Dann können die Menschen (theoretisch wenigstens) ihre Freiheit ausleben nach ihrem Bild..

Freiheit von anderen unterstütze ich.
Den neuen Freiheitsbegriff als Freiheit zu etwas - beispielsweise Konsum durch üppige Sozialleistungen oder Freiheit ein Schwein zu heiraten und als normal zu gelten- sehe ich nicht als Freiheit sondern als Dreistigkeit.

Humer
19.11.2014, 09:41
Die Vorstellungen von Sitte und Anstand haben sich geändert. Es gibt auch neue Moralvorstellungen. Nehmen wir mal alle Vorschriften die mit der sogenannten "Politischen Korrektheit" zusammenhängen als Beispiel. Darüber möchte ich bitte keine Diskussion lostreten, sondern nur zeigen, dass Moralvorschriften nicht weg sind.
Die immer wiederkehrende Behauptung, dass Wohlstand zum Verlust von Moral führt, verdient auch mal Beachtung. Im Umkehrschluss bedeutet sie nämlich: Lasst uns die Armut fördern, damit das Volk moralisch auf der Höhe bleibt.

Feldmann
19.11.2014, 11:06
Ist der moralische Zerfall, ist die Dekadenz die natürliche Entwicklung des freiheitlichen Liberalismus?

Nein, sind denn unfreie Systeme besonders moralisch oder einfach nur heuchlerisch?

Außerdem müsste erst mal geklärt werden, ob wir überhaupt in einem freiheitlichen System leben.



Ist Freiheit wirklich der höchste Wert, den es anzustreben gilt, selbst wenn andere Werte, die für das Zusammenleben unabdingbar sind, verloren gehen?

Welche Art von Freiheit?



Woher können wir in einer Zeit, in der fast niemand mehr an etwas glaubt, unsere Werte hernehmen? Werte, die uns Orientierung geben und dem Sittenverfall entgegenwirken.

Wer seine Werte nicht von Religionen bezieht, kann sich bei allen möglichen philosophischen Schulen bedienen.



Die immer wiederkehrende Behauptung, dass Wohlstand zum Verlust von Moral führt, verdient auch mal Beachtung. Im Umkehrschluss bedeutet sie nämlich: Lasst uns die Armut fördern, damit das Volk moralisch auf der Höhe bleibt.

Guter Punkt, ist ein armes Volk wirklich moralischer?

Feldmann
19.11.2014, 19:22
Bei dem Thema ist wohl die Luft raus. :(

Ajax
19.11.2014, 21:19
Die Vorstellungen von Sitte und Anstand haben sich geändert. Es gibt auch neue Moralvorstellungen. Nehmen wir mal alle Vorschriften die mit der sogenannten "Politischen Korrektheit" zusammenhängen als Beispiel. Darüber möchte ich bitte keine Diskussion lostreten, sondern nur zeigen, dass Moralvorschriften nicht weg sind.

Politische Korrektheit ist für mich keine neue Art von Moral, sondern ein ideologisches Konzept zur Gedankenformung und -beeinflussung. Es hat nichts mit Moral zu tun, ob man einen Schwarzen als Neger oder Farbigen bezeichnet. Die politische Korrektheit ist das beste Beispiel einer Bevormundung im negativen Sinne, da sie weder der Sittlichkeit noch der Tugend dient.



Die immer wiederkehrende Behauptung, dass Wohlstand zum Verlust von Moral führt, verdient auch mal Beachtung. Im Umkehrschluss bedeutet sie nämlich: Lasst uns die Armut fördern, damit das Volk moralisch auf der Höhe bleibt.

Der Wohlstand allein wohl nicht. Eher die Sorglosigkeit und Langeweile, die damit einhergehen. Sind noch Wertevorstellungen vorhanden, die bspw. aus dem Christentum herrühren, kann auch ein wohlhabender Großbürger moralisch sein. Es ist die Verknüpfung von Wohlstand, Materialismus und Werteverlust, die hier zusammenspielen.

Ajax
19.11.2014, 21:32
Nein, sind denn unfreie Systeme besonders moralisch oder einfach nur heuchlerisch?

Außerdem müsste erst mal geklärt werden, ob wir überhaupt in einem freiheitlichen System leben.

Gesellschaftlicher Liberalismus ist eine Tatsache, also ja. Wir können ungehemmt einen Lebensentwurf leben, solange wir lediglich eine Handvoll Grundsätze nicht missachten.




Welche Art von Freiheit?

Die Freiheit des Einzelnen zu tun, was man möchte, also die Freiheit von jeglicher Pflicht und jeglichen bindenden Werte- und Moralvorstellungen, die die Zeiten überdauert haben, heute aber samt der Wurzel ausgerottet werden. Ist diese Art von Freiheit, dem Individuum schrankenlos alles zu erlauben, ihn von der Gemeinschaft zu entfremden, wirklich erstrebenswert? Das Individuum über alles?



Wer seine Werte nicht von Religionen bezieht, kann sich bei allen möglichen philosophischen Schulen bedienen.

Dass das nicht geschieht, beweist, dass Menschen lieber den bequemen Weg gehen. Man merkt allerdings schon, dass die Menschen sich nach etwas sehnen, was ihnen Halt gibt. Das Christentum ist momentan nicht gerade en vogue, aber am Boom der ganzen Glücks- und Lebensratgeber kann man diesen Trend deutlich erkennen.



Guter Punkt, ist ein armes Volk wirklich moralischer?

Ob arm oder reich, ist zweitrangig, denke ich. Wichtiger ist, welche Werte vermittelt werden. Eine ärmliche Gesellschaft wird eher Wert auf Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft u.ä. legen.

Ajax
19.11.2014, 21:40
Freiheit ist nicht-existent, kein Mensch hat sie, denn jeder ist einer Gesellschaft untertänig in der er seine Pflichten nachkommen muss.
Natürlich gibt es Privilegien die wir als Freiheit empfinden, die man sich durch Revolutionen und Philosphien angegeignet hat, oder
schlichtweg durch Status oder Geld erkaufte.
Aber wie bei Kindern geht es mit den Privilegien früher oder später gerne in's Maßlose, der Dekadenz.
Bremsende Werte aber kriegt man von den Eltern eingeimpft, und das ist ja das Problem - nicht die sogenannte Freiheit.
Die Mehrzahl der Kinder kommt in dieser Zeit aus angeknacksten Ehen, von Single Parents, oder durch sonstige kranke
Verhältnisse daheim belastet.

Sind wirklich nur mangelnde Wertvermittlungen durch Asi-Familien das Problem? Ich denke, es geht weit darüber hinaus. Es ist ja kein Problem der Unterschichten, sondern eine globale Entwicklung, die sich durch alle westlichen Länder zieht.

Feldmann
19.11.2014, 21:59
Gesellschaftlicher Liberalismus ist eine Tatsache, also ja. Wir können ungehemmt einen Lebensentwurf leben, solange wir lediglich eine Handvoll Grundsätze nicht missachten.

Meinst du nicht eher Werterelativismus.



Die Freiheit des Einzelnen zu tun, was man möchte, also die Freiheit von jeglicher Pflicht und jeglichen bindenden Werte- und Moralvorstellungen, die die Zeiten überdauert haben, heute aber samt der Wurzel ausgerottet werden. Ist diese Art von Freiheit, dem Individuum schrankenlos alles zu erlauben, ihn von der Gemeinschaft zu entfremden, wirklich erstrebenswert? Das Individuum über alles?

Das ist nicht liberal, sondern anarchistisch.



Dass das nicht geschieht, beweist, dass Menschen lieber den bequemen Weg gehen. Man merkt allerdings schon, dass die Menschen sich nach etwas sehnen, was ihnen Halt gibt. Das Christentum ist momentan nicht gerade en vogue, aber am Boom der ganzen Glücks- und Lebensratgeber kann man diesen Trend deutlich erkennen.

Es scheint so etwas wie ein spirituelles Grundbedürfnis zu geben. Wenn die Kirchen dieses nicht mehr befriedigen können, sollten sie vielleicht mal ihre Strategie überdenken.



Ob arm oder reich, ist zweitrangig, denke ich. Wichtiger ist, welche Werte vermittelt werden. Eine ärmliche Gesellschaft wird eher Wert auf Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft u.ä. legen.

In einer armen Gesellschaft gilt mehr noch als in einer reichen: "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!"

Herr B.
20.11.2014, 01:11
Sind wirklich nur mangelnde Wertvermittlungen durch Asi-Familien das Problem? Ich denke, es geht weit darüber hinaus. Es ist ja kein Problem der Unterschichten, sondern eine globale Entwicklung, die sich durch alle westlichen Länder zieht.
Du hast recht. Der Hollywood Faktor hat hier viel Schuld auf dem Konto.
Hier wird Materialismus den Menschen quasi vom Säuglingsalter an eingetrichtert. Amplifiziert wird das cool Image des Materialismus
dann Tweens und Teenagern in Form von hypnotischer Pop und Rap Rythmen lyrisch eingetrichtert. Sinnesverstumpfung und Brutalität
werden via X Box vermittelt. Und das ist nicht nur im Westen so, sondern auch in zunehmendem Maße in Indien und Afrika.
Ich, für meinen Teil, mache die Rap Musik für den dramatisch ansteigenden Trend der Gewalt seit ihrem Debut verantwortlich.

Agesilaos Megas
24.11.2014, 23:31
"Was ist denn Freiheit ? Einsicht in die Notwendigkeit !"

Dies ist eine zum Schlagwort gewordene Formulierung der marxistischen Philosophie.
Der Gedanke findet sich schon bei Hegel.

Ehrlich gesagt finde ich das etwas dürftig.


Ist es auch, wenn man einmal die Nuancen von Freiheiten betrachtet: Es gibt eine innere (Stoa) so wie es eine äußere gibt, die politisch, sozial oder kulturell sein kann. Freiheit ist kein Mechanismus, kein Schalter, den man mit "Notwendigkeit" drückt. Selbst die kreative Nicht-Notwendigkeit kann Freiheit sein, selbst das als nicht notwendig erachtete Spiel...

M.E. weniger dürftig: Freiheit heißt, Mensch sein zu dürfen; oder anders: wenn man Mensch sein kann, ist man frei.

Alt-Bier
25.11.2014, 01:05
"Was ist denn Freiheit ? Einsicht in die Notwendigkeit !"

Dies ist eine zum Schlagwort gewordene Formulierung der marxistischen Philosophie.
Der Gedanke findet sich schon bei Hegel.

Ehrlich gesagt finde ich das etwas dürftig.


"Was ist denn Freiheit?"

......wo der Privatraum eines Menschen beginnt, grenzt er das Gebiet des Nachbarn an.
:-) Gibt es also nicht, Makka. Ist doch eine Illusion, denn wenn es absolute Freiheit gaebe, herrschte dann total Chaos!!!

Efna
25.11.2014, 01:36
Politische Korrektheit ist für mich keine neue Art von Moral, sondern ein ideologisches Konzept zur Gedankenformung und -beeinflussung.

Moral ist immer Ideologisch, den sie strebt immer ein Ideal an und ihre funktion ist es ja eine gewisse Ideal zu entsprechen.

Alt-Bier
25.11.2014, 01:44
Moralitaet ist auch eine sehr private Angelegenheit! Meine Moralitaet koennte z.B. dir UNmoral sein. Moralitaet entspricht auch keiner Freiheit, weil der Freiheitsdrang immer die moralische Freiheit des Naechsten angrenzt!

Herr B.
25.11.2014, 02:07
Moral ist immer Ideologisch, den sie strebt immer ein Ideal an und ihre funktion ist es ja eine gewisse Ideal zu entsprechen.
Blödsinn. Ihre Funktion ist es als Gesetzmaßstab zu dienen.

Makkabäus
25.11.2014, 16:55
"Was ist denn Freiheit?"

......wo der Privatraum eines Menschen beginnt, grenzt er das Gebiet des Nachbarn an.
:-) Gibt es also nicht, Makka. Ist doch eine Illusion, denn wenn es absolute Freiheit gaebe, herrschte dann total Chaos!!!

Die Vorstellung der schnelllebigen Konsumwelt von Freiheit, hat Dostojewski ganz gut beschrieben: "Dadurch, dass sie unter Freiheit nur Steigerung und schnelle Befriedigung ihrer Bedürfnisse verstehen...sinnlose, dumme Wünsche und Gewohnheiten und törichte Einfälle wecken" (Die Brüder Karamasow)

Ajax
28.11.2014, 20:51
Moral ist immer Ideologisch, den sie strebt immer ein Ideal an und ihre funktion ist es ja eine gewisse Ideal zu entsprechen.

Moral ist mitnichten ideologisch, sonst würde sie ja nicht außerhalb von ideologischen Systemen existieren. Moral speiste sich früher aus der Religion und dem gesunden Menschenverstand. Wie sonst wäre der Grundsatz "Du sollst nicht töten" Allgemeingut aller Völker dieser Welt (rituelle Menschenopfer und kriegerische Handlungen einmal ausgenommen). Jedes Volk ächtet das Morden oder den Inzest unter den nächsten Blutsverwandten (d.h. Geschwister, Eltern und Kinder). Moral dient in erster Linie dazu, einen Leitfaden für ein tugendhaftes Leben zu bieten.

Efna
28.11.2014, 23:16
Moral ist mitnichten ideologisch, sonst würde sie ja nicht außerhalb von ideologischen Systemen existieren. Moral speiste sich früher aus der Religion und dem gesunden Menschenverstand. Wie sonst wäre der Grundsatz "Du sollst nicht töten" Allgemeingut aller Völker dieser Welt (rituelle Menschenopfer und kriegerische Handlungen einmal ausgenommen). Jedes Volk ächtet das Morden oder den Inzest unter den nächsten Blutsverwandten (d.h. Geschwister, Eltern und Kinder). Moral dient in erster Linie dazu, einen Leitfaden für ein tugendhaftes Leben zu bieten.

Aber das Tugendhafte Verhalten ist ja auch nur ein Ideal und nicht überall sind alle Tugenden gleich.