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Vollständige Version anzeigen : Die Sissi-Perspektive



Apollon7
25.11.2005, 20:39
Die ständige Verfügbarkeit von Almosen macht im ärmsten Land der Welt alle Initiativen platt. Ein gut geölter Samariterapparat trainiert den Äthiopiern die Fähigkeit ab, sich selbst zu ernähren. Regierung und Hilfsorganisationen profitieren von der Situation.

(...)

Letztes Jahr waren skandinavische Agrarexperten im Dorf. Sie brachten Triticale mit, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen aus Südafrika, die dreimal so viel Ertrag bringt und widerstandsfähiger gegen Frost, Hagel und Ungeziefer ist als Tef, das traditionelle äthiopische Mehlgetreide. Wenn nur ein Drittel der äthiopischen Ackerfläche mit Triticale statt Tef bestellt würde, sagt Bernhard Meier zu Biesen, Regionaldirektor der Deutschen Welthungerhilfe in Addis Abeba, wäre Äthiopien schlagartig kein Hungerland mehr.

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Das Volkseinkommen hat sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung um dreieinhalb Prozent jährlich.
Die Regierung reagiert in keiner Weise auf die geringe Ertragsquote, sie steht ja auch nicht unter Druck. Ein gut geölter Hilfsapparat gleicht routiniert alle Nahrungsmitteldefizite aus.

Der kategorische Imperativ der Entwicklungshilfe ist einfach: Gib einem Mann einen Fisch, und du machst ihn satt für einen Tag; zeige einem Mann, wie man Fische fängt, und du machst ihn für sein Leben lang satt. In Äthiopien gilt der Imperativ nicht. Die Hungerhilfe ist der zweitgrößte Wirtschaftszweig des Landes. Sie wächst schneller als die Landwirtschaft. Sie ist mit schuld daran, dass die Äthiopier immer ärmer werden. Von 1984 bis 2002 ist die Lebensmittelproduktion von 450 Kilo auf 140 Kilo pro Kopf gesunken.


Neulich musste der frühere österreichische Schauspieler beim Besuch in einer Schulklasse feststellen, dass deren Zustand nicht seinen Vorstellungen von Ordnung und Hygiene entsprach. Weil er ein Tatmensch ist, griff er sich kurz entschlossen einen Besen und fegte selbst die Klasse sauber, anstatt es einem Schüler aufzutragen. Karl dem Guten, wie sie ihn hier nennen, war wohl nicht bewusst, wie typisch seine Geste für die Entwicklungshilfe aus Europa ist.

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,386561,00.html

Der Ausspruch von Achmed Mohamed Saleh (Journalist aus Tansania) scheint sich immer mehr zu bewahrheiten:

"Entwicklungshilfe nimmt das Geld der Armen in den reichen Ländern und gibt es den Reichen in den armen Ländern."

Mark Mallokent
25.11.2005, 21:15
Der Ausspruch von Achmed Mohamed Saleh (Journalist aus Tansania) scheint sich immer mehr zu bewahrheiten:

"Entwicklungshilfe nimmt das Geld der Armen in den reichen Ländern und gibt es den Reichen in den armen Ländern."
Um das zu sehen, müssen wir nicht nach Äthiopien reisen. Es reicht schon, sich einmal die neuen Bundesländer anzusehen. :rolleyes:

Apollon7
25.11.2005, 21:40
Um das zu sehen, müssen wir nicht nach Äthiopien reisen. Es reicht schon, sich einmal die neuen Bundesländer anzusehen. :rolleyes:

So eine beschränkte Aussage hätte ich von Dir nicht erwartet. Schade.

Mark Mallokent
25.11.2005, 22:42
So eine beschränkte Aussage hätte ich von Dir nicht erwartet. Schade.
Man kann nicht immer nur Tiefsinn produzieren. Manchmal zieht man einfach vom Leder. Wir sind doch hier nicht im Bundestag.