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Vollständige Version anzeigen : Neue Studentenbewegung?



Amida Temudschin
12.11.2003, 22:32
Heute haben in Hannover 18000 Menschen (Schätzung der Polizei) gegen die Kürzungen im Bildungsbereich demonstriert.
Angeblich befinden sich die Unis Marburg, Göttingen, Frankfurt und Berlin im Streik (genaueres konnte ich bisher nicht herausfinden).
Initiativen, die sich mit einer Reformierung des Bildungswesens, der Hochschulautonomie, der internen (Re-)Demokratisierung der Universitäten und einer neuen Definition von Bildung und deren gesellschaftlichem Zweck erhalten starken Zulauf.
Nach einer Phase der Entpolitisierung der Studentenschaft tritt jetzt anscheinend eine neue Dynamik auf und Kritik an der Gesellschaft wird jetzt wieder ein wichtiger Inhalt der Universitäten.
Beginnt eine neue Phase gesellschaftlicher Umwälzungen oder erledigt sich die Sache bald wieder?

kettnhnd
13.11.2003, 14:26
hat jemand schon mal studenten gegen zu lange studienzeiten demonstrieren sehen ?

fassen die herren studenten sich auch mal an die eigene nase ?
schluss mit dem gammelstudium. schluss mit studieren aus langeweile. unser system muss gestrafft werden.

befög für kinder reicher eltern kürzen und für kinder weniger betuchter eltern erhöhen !

Siran
13.11.2003, 15:49
@kettnhnd

Wenn deine Eltern zu viel Geld haben, kriegst du als Student gar kein Bafög...

kettnhnd
13.11.2003, 16:53
Original von Siran
@kettnhnd

Wenn deine Eltern zu viel Geld haben, kriegst du als Student gar kein Bafög...

offiziell ja, aber die erfahrung lehrt da anderes...
was glaubst du denn, wie hier getrickst wird.


BAFÖG-BETRUG

200.000 Euro Zinsen, aber Bafög-Höchstsatz

Nordrhein-Westfalen überprüft alle Bafög-Empfänger, ob sie ihr Vermögen korrekt angegeben haben. Bei der Zwischenbilanz spricht die Wissenschaftsministerin von einem "Skandal": Jeder vierte hat gemogelt, manche in erheblichem Umfang - und nun zittern die Schummler vor dem Staatsanwalt.


http://www.br-online.de/politik-wirtschaft/mittagsmagazin/dynamisch/2003/10/20031007134250.htm


Bafög-Betrug
Studentenwerke fordern Millionen zurück


Etwa jeder fünfte Student in Sachsen der Bafög beantragt hat, hat geschummelt. Das haben die Studentenwerke gemeinsam mit dem Bundesamt für Finanzen herausgefunden. So sind es allein in Sachsen 17 Millionen Euro, bundesweit etwa hundert Millionen Euro, die zurückgezahlt werden müssen.

Die Bafög-Ämter haben die Daten der Studenten mit anderen Behörden abgeglichen. So fanden sie zum Beispiel heraus, wer ein Vermögen verschwiegen hat. Denn, wer damals mehr als 3000 Euro auf dem Konto hatte, verlor seinen Anspruch auf Bafög. Der sächsische Datenschutzbeauftragte Thomas Giesen schlägt jetzt eine zentrale Datei vor, in der alle Sozialleistungen gespeichert werden sollen. So könnte das Bafög-Amt sehen, wer schon Sozialhilfe oder Wohngeld bezieht.
Die Ministerien der Länder haben aber noch einmal darauf hingewiesen, dass die meisten Studenten zurecht Bafög bekommen. Wer aber vorsätzlich betrogen hat, der muss zurückzahlen und mit einem Strafverfahren rechnen.


frage mich, warum hier nicht gegen die schwarzen schafe unter den kommolitonen selbst, demonstriert wird.
dieser weit verbreitete betrug scheint als kavaliersdelikt geduldet zu werden, obwohl dies doch der allgemeinheit schadet !

wo sind hier die demonstranten?

nochmal: studenten, fasst euch erstmal an die eigene nase !

-

Wegweiser
13.11.2003, 17:17
Zwar hatte ich vor, dieses Thema zu vermeiden, aber...

Nun gut. Also, ich kann aus Frankfurt bestätigen, daß dort der erste Streik ausgerufen wurde. In der zweiten "Vollversammlung" wurde einfach mal der Streik gegen die eigentliche Mehrheit der Studierenden - und gegen die Vernunft! - ausgerufen ("beschlossen").

Man muß den Veranstaltern allerdings eines lassen: Sie verstehen es gut, die Massen zu begeistern = zu kritikunfähigen, zombieartigen Mitläufern zu machen. Da bedient man sich auch mal gewisser Mittel, von welchen man sonst - Gott (den es ja nicht gibt) bewahre! - natürlich nichts halten würde; und alle finden es toll. STRRRREIK! O-Ton Göbbels.

Auch andere Ideen erinnern mich verdammt nochmal an "damals": Die Idee zum Fackelzug als Beispiel. :rolleyes:

Wenigstens die Hessen sind völlig durchgedreht. Und wer hat hier - wie immer - seine Finger im Spiel? Richtig: Das rote Pack kann es einfach nicht lassen. Ein "Team Kommunismus" wurde gegründet, zahlreiche Wände mit Hammer und Sichel "verziert". Auch "Nieder mit Deutschland!"-Rufe oder Sprüche wie "Deutschland von der Karte streichen - Frankreich muss bis Polen reichen!" machen ihre Runde. Wo auch immer Wut ist, da ist die rote Pest nicht weit, gegen Volk, Freiheit und Vaterland; und gehe es auch um nochso andere Themen!


AntiFa heißt brandstiften,
Weltenbrand

Amida Temudschin
13.11.2003, 21:25
befög für kinder reicher eltern kürzen und für kinder weniger betuchter eltern erhöhen ! Sehe ich genauso. Leider bekommen die Kinder Selbstständiger häufig den Höchstsatz, da diese sehr leicht ihr Einkommen auf null runterrechnen können.

hat jemand schon mal studenten gegen zu lange studienzeiten demonstrieren sehen ?
Hat jemand schon mal Soldaten gegen Rechtsradikale in der Bundeswehr demonstrieren sehen? Wie diese stellen auch Dauerstudenten eine kleine Minderheit dar.

Nun gut. Also, ich kann aus Frankfurt bestätigen, daß dort der erste Streik ausgerufen wurde. In der zweiten "Vollversammlung" wurde einfach mal der Streik gegen die eigentliche Mehrheit der Studierenden - und gegen die Vernunft! - ausgerufen ("beschlossen").
Wenn sich die Mehrheit dagegen entscheidet, an dieser Vollversammlung teilzunehmen, sagen sie damit, daß es ihnen egal ist, was entschieden wird. Wären sie gegen den Streik gewesen, hätten sie ihn ja verhindern können. Wer nicht wählt, darf sich auch nicht über das Ergebnis beschweren.

Will sich hier niemand äußern, der nicht grundlegend etwas gegen Studenten hat?

Siran
13.11.2003, 21:26
Öhm, Soldaten sind Beamte, die dürfen überhaupt nicht demonstrieren...

pavement
13.11.2003, 21:26
Sehe ich genauso. Leider bekommen die Kinder Selbstständiger häufig den Höchstsatz, da diese sehr leicht ihr Einkommen auf null runterrechnen können.

da kenn ich auch nen fall.

Amida Temudschin
13.11.2003, 22:00
Öhm, Soldaten sind Beamte, die dürfen überhaupt nicht demonstrieren... Ersetze "demonstrieren" gegen "sich freiwillig gegen etwas einsetzen". Davon abgesehen sind Wehrdienstleistende und Zeitsoldaten meines Wissens nach keine Beamten. Und Beamte dürfen auch streiken.

Siran
13.11.2003, 23:08
Beamte dürfen streiken? Hey, da werden sich aber ein paar Bekannte von mir freuen. Denen war das nämlich bisher verboten.

pavement
13.11.2003, 23:10
also demonstrieren dürfen beamte natürlich auch, streiken jedoch nicht.

Siran
13.11.2003, 23:12
Aber auch nur in ihrer Freizeit und als Privatperson, soweit ich das weiß.

Amida Temudschin
14.11.2003, 00:58
Polizisten und Lehrer dürfen wirklich nicht streiken? Kann ja sein, aber ich hatte irgendwie andere Bilder im Kopf.
Auf jeden Fall hat das nicht wirklich was mit dem Thema zu tun. Um nochmal auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Stehen wir am Beginn einer neuen Studentenbewegung? Ich würde mir das wünschen, bin aber ziemlich pessimistisch.

pavement
14.11.2003, 01:31
Polizisten und Lehrer dürfen wirklich nicht streiken?

nee, dürfen sie wirklich nicht - auch andere beamte nicht.


Aber auch nur in ihrer Freizeit und als Privatperson, soweit ich das weiß.

klar - sonst wäre ja die demo an sich schon eine arbeitsniederlegung, ein streik.

kettnhnd
14.11.2003, 10:13
Original von Amida Temudschin


hat jemand schon mal studenten gegen zu lange studienzeiten demonstrieren sehen ?
Hat jemand schon mal Soldaten gegen Rechtsradikale in der Bundeswehr demonstrieren sehen? Wie diese stellen auch Dauerstudenten eine kleine Minderheit dar.


zugegeben, habe etwas polemisiert.
ich glaube aber nicht, dass diese "dauerstudenten" nur eine verschwindend kleine minderheit sind...
wer sein studium nicht schnellstmöglich durchzieht gehört weg von der uni und soll halt dann einzelhandelsverkäufer beim aldi machen...;)

Amida Temudschin
14.11.2003, 16:37
ich glaube aber nicht, dass diese "dauerstudenten" nur eine verschwindend kleine minderheit sind...
Ich habe gerade keine genauen Zahlen da, aber ich meine mich zu erinnern, daß die irgendwo zwischen 1 und 3 % liegen.

wer sein studium nicht schnellstmöglich durchzieht gehört weg von der uni und soll halt dann einzelhandelsverkäufer beim aldi machen... Das Problem ist, daß einige genau das nebenbei machen. Ich kenne Leute, die ein Semester studieren und dann ein Semester komplett arbeiten. Da sie Biologie studieren können sie nicht in den Semesterferien arbeiten, weil sie in dieser Zeit Praktika und ähnliches machen müssen. Ich denke, viele Leute haben eine falsche Vorstellung von Studenten. Natürlich gibt es welche, die ein sehr lockeres Leben haben, da sie nicht arbeiten müssen und vielleicht eine Veranstaltung pro Tag haben, aber diese Extremfälle sind nicht repräsentativ. Genauso gut könnte man die als Beispiel nehmen, die 40 Stunden pro Woche in der Uni verbringen (im Gegensatz zum Arbeiter müssen sie etwa die gleiche Zeit auch noch zu Hause arbeiten) und entweder nebenbei oder während der Semesterferien arbeiten (denn nur etwa jeder zweite bekommt Bafög (grobe Schätzung meinerseits), auch wenn jeder Anspruch darauf hat. Ich habe z.B. Anspruch auf 0 € Bafög.).

pavement
14.11.2003, 17:14
die frage ist immer, wie man studiert: ob man sich reinhängt oder ob man sich am arsch lecken lässt. ich hab momentan zum beispiel 16 sws, was sich nach sehr wenig anhört, aber bin trotzdem die meiste zeit am arbeiten (was mir durchaus auch spass macht), weil man einfach als germanistikstudent die wichtigsten werke der deutschen literatur (und das sind dann doch einige) und auch der außerdeutschen literatur kennen und gelesen haben sollte. in geschichte schauts ähnlich aus, da fällt auch massig an, was man nebenbei zu lesen hat.

dazugerechnet dann noch die zeit, die man braucht, um das in den semiaren, einführungskursen und vorlesungen durchgearbeitete nachzuarbeiten.

natürlich gibt es auch studenten, die sagen: ich mach nur das, was ich auf jeden fall machen muss. die ham dann natürlich ein lockeres leben, vor allem in den geisteswissenschaften, da bei denen ja (eigentlich) erwartet wird, dass man in selbsttätigkeit sich nebenher viele grundlagen selbst erarbeitet.

zur regelstudienzeit: bei lagy (lehramt gymnasium) liegt die bei neun semestern, die mindeststudienzeit wären neun semester; nur is es einfach so, dass das nur die wenigsten schaffen, der durchschnitt dürfte bei zehn oder elf liegen.

natürlich muss man verhindern, dass irgendwelche leute 25 semesterlang studieren - aber soweit ich weiß, ist das auch nicht möglich.

Amida Temudschin
15.11.2003, 02:55
Um nochmal auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Stehen wir am Beginn einer neuen Studentenbewegung? Irgendeine Stellungnahme dazu? Pavement? Siran? Irgendwer?

pavement
15.11.2003, 02:59
ich denke nicht, dass wir am beginn einer neuen studentenbewegung stehen.

wenn man sich mal die faktoren anschaut, die die erste begünstigt haben(veraltetes universitätssystem, gegensatz profs - studenten, vietnamkrieg, nazivergangenheit der älteren generation, biedermeierliche verhältnisse in der brd der damaligen zeit, etc.), dann seh ich da nicht viel von heute auch noch gegeben.

es ist ja eher so, dass die profs zusammen mit den studenten in sachen kürzungen einer meinung sind - außerdem besteht der gegensatz zwischen profs und studenten nicht mehr(soweit jedenfalls meine erfahrung, die meisten sind echt ziemlich nett), zwischen vietnam- und irakkrieg sind auch die ein und anderen unterschiede, vor allem die ablehnung durch den großteil der gesamten deutschen bevölkerung und die verhältnisse haben sich auch grundlegend verändert(ich weiß jetzt zwar nicht mehr genau welcher paragraph, aber soweit ich weiß war es z.B. verboten, eine person des anderen geschlechts mit auf sein zimmer zu nehmen und so scherze).

edit: satzbau- und rechtschreibfehler bitte übersehen-->saumüde...

Amida Temudschin
15.11.2003, 03:38
Natürlich sind die Bedingungen heute andere, aber gerade die Demokratie innerhalb der Universitäten hat in den letzten Jahren einige Rückschritte gemacht. Dadurch, daß man per BVG durchgesetzt hat, daß Professoren im Senat die Mehrheit stellen müssen, kann man nicht mehr wirklich von einer Mitbestimmung sprechen. Nach dem, was ich bis jetzt gelesen habe, ist das hier in Oldenburg mit 7 von 13 Sitzen für Professoren noch relativ nett geregelt.
Den Hauptansatzpunkt sehe ich aber im Widerstand gegen neoliberales Gedankengut. Bildung darf nicht zu einer reinen Dienstleistung verkommen, auch wenn die Regierung anderes proklamiert. Das Studium soll nicht nur Berufsausbildung sein, sondern kritisch denkende Menschen hervorbringen. Die Studentenschaft muß ihr allgemeinpolitisches Mandat wieder wahrnehmen. Das wäre wieder eine Parallele zu 68. Universitäten dürfen keine Elfenbeintürme sein, die von der Gesellschaft isoliert sind.
Allgemein denke ich nicht, daß wir eine Kopie von 68 brauchen, sondern neue Ideen, die erst die Unis verändern und dann auf die gesamte Gesellschaft ausgedehnt werden. Die Streiks in Berlin (TU), Marburg und Göttingen kann ich inzwischen bestätigen, dazu noch Giessen und evlt. Bielefeld.

Amida Temudschin
16.11.2003, 05:21
Als Ergänzung:
- die HU Berlin stimmt am 19.11. über einen Streik ab
- an der FU Berlin streiken einige Professoren
- die Polizei hat die Teilnehmerzahl der Demonstration in Hannover später auf 22000 korigiert, andere Quellen schreiben von bis zu 25000

subba
22.11.2003, 06:50
>befög für kinder reicher eltern kürzen und für kinder weniger
>betuchter eltern erhöhen !

Coole Idee !! Dann krieg ich künftig 1000 oder 2000 Euro Bafög die ich in Gitarren und ähnliches investieren kann !

opdr-sailor
22.11.2003, 07:35
Um nochmal auf die eigentliche Frage zurückzukommen: Stehen wir am Beginn einer neuen Studentenbewegung?

Wir stehen bestimmt nicht vor einer neuen Studentenbewegung! Die Studenten leisten einfach nur Lobbyarbeit - wie so viele Gruppen derzeit. Das diese Lobbyarbeit von linken Kräften stark politisiert wird, ist in dieser "Branche" normal.

Abgesehen davon glaube ich nicht, dass die Studenten in der Bevölkerung übermäßig Rückhalt hätten. Die Zeiten des "Jeder muß studieren können" sind ebenso Geschichte wie für Arbeitnehmer in 5 Jahren das Weihnachtsgeld. Ich glaube, eine Einführung von Studiengebühren nach US-Vorbild hätte viele Vorteile - von engagierten und interessierten Studenten über eine deutliche Verbesserung des Bildungsniveaus bis hin zu geringeren Kosten für den Steuerzahler! Die Gleichmachererei aus den 70iger Jahren ist Geschichte - es muß nicht jedes Arbeiterkind mit mäßigem Talent und so gerade eben geschafftem Abitur auf die Uni. Nur Leistung und Begabung darf zählen - und für wirklich begabte Studenten aus Arbeiterkreisen muß es dann Stipendien geben - die USA machen es uns hervorragend vor!

Die Studenten fürchten solche Überlegungen wie der Teufel das Weihwasser - und Proteste dagegen sind zwar legitim, aber auch moralisch vetretbar?

pavement
22.11.2003, 13:23
na, und was ist mit den arbeiterkindern, die zwar intelligent genug zum studieren sind, aber es sich dann einfach nicht mehr leisten können? ist ja jetzt schon teuer genug.

du magst recht haben, dass das "jeder muss studieren" keine zukunft mehr hat, das sehe ich auch so. aber wenn beschränkt werden muss, dann bitte nicht mit studiengebühren, sondern nach noten, dann sollen nur noch die besten studieren.

Amida Temudschin
22.11.2003, 15:19
Wir stehen bestimmt nicht vor einer neuen Studentenbewegung! Die Studenten leisten einfach nur Lobbyarbeit - wie so viele Gruppen derzeit. Das diese Lobbyarbeit von linken Kräften stark politisiert wird, ist in dieser "Branche" normal.
Ich denke, das trifft nur auf einen Teil der Studenten zu. Diese sind prinzipiell mit dem derzeitigen System einverstanden und versuchen nur für sich einen möglichst großen Teil in den Verteilungskämpfen zu sichern.
Es gibt aber einen anderen Teil, der nicht innerhalb des Systems das Problem lösen will, sondern das System selbst verändern will. Ich stimme zu, daß die erste Gruppe nur Lobbyismus betreibt, aber aus der anderen Gruppe kann eine Bewegung entstehen, die den Neoliberalismus und dessen Eindringen in das Bildungswesen bekämpft. Die zentrale Frage für mich ist: Soll das Studium nur auf die Berufsausbildung ausgerichtet sein oder haben Universitäten weitere gesellschaftliche Aufgaben?

Abgesehen davon glaube ich nicht, dass die Studenten in der Bevölkerung übermäßig Rückhalt hätten. Die 68'er hatten keinerlei Rückhalt in der Bevölkerung. Heute bahnt sich dagegen eine Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Studenten an.

Delbrück
22.11.2003, 16:59
Heute bahnt sich dagegen eine Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Studenten an.

Das genau ist der Punkt: Man kann hier von keiner reinen Studentenbewegung reden, wenn Professoren, Rektoren etc. derartige Demonstrationen angestoßen haben.
Mit ihrem müden Gepfeife sind diese Aufmärsche weit davon entfernt, Beginn einer neuen Bewegung zu sein!

Amida Temudschin
22.11.2003, 17:17
Das genau ist der Punkt: Man kann hier von keiner reinen Studentenbewegung reden, wenn Professoren, Rektoren etc. derartige Demonstrationen angestoßen haben.
Die meisten Proteste richten sich auch gegen die Führungen der Universitäten. Die Initiative geht eindeutig von den Studenten aus, nur solidarisieren sich auch andere Gruppen mit ihnen.

Mit ihrem müden Gepfeife sind diese Aufmärsche weit davon entfernt, Beginn einer neuen Bewegung zu sein! 1. Das ist nur der Anfang. In Berlin kommt es auch zu anderen Formen des Protestes.
2. Demonstrationen bringen also nichts? Toll, dann haben wir ja eine Ausrede, Bomben zu schmeißen,

Siran
22.11.2003, 17:25
Ich muss zugeben, dass ich die Studentenproteste so genau nicht verfolgt habe. Allerdings scheint mir eine eindeutige politische Orientierung zu fehlen. Ja, klar, gegen Streichungen im Bildungssystem sind alle, aber eine einheitliche Linie, was alles sonst angeht?

Amida Temudschin
22.11.2003, 17:26
Daran arbeiten wir.

pavement
22.11.2003, 18:14
Die meisten Proteste richten sich auch gegen die Führungen der Universitäten. Die Initiative geht eindeutig von den Studenten aus, nur solidarisieren sich auch andere Gruppen mit ihnen.

also bei uns in erlangen (und auch in regensburg, ebenfalls in bamberg) wurden die demos mit unterstützung der universitätsführung veranstaltet.

Amida Temudschin
22.11.2003, 18:58
also bei uns in erlangen (und auch in regensburg, ebenfalls in bamberg) wurden die demos mit unterstützung der universitätsführung veranstaltet. ist was völlig anders als
wenn Professoren, Rektoren etc. derartige Demonstrationen angestoßen haben.
In Niedersachsen, Hessen und Berlin hat man mit den jeweiligen Führungen meines Wissens eher weniger zu zun.

Delbrück
22.11.2003, 19:20
2. Demonstrationen bringen also nichts? Toll, dann haben wir ja eine Ausrede, Bomben zu schmeißen,

Davon rede ich nicht. Es mag aber mittlerweile so sein!
Mir drängt sich jedoch genau wie Siran der Eindruck auf, dass diese Kundgebungen der vergangenen Tage einzig und allein wegen der Finanzierungsproblematik an deutschen Hochschulen Nahrung in Form von Demonstranten bekommen hat. Außerdem wird den Demonstrationen kaum Aufmerksamkeit beigemessen - auch, weil keine erfahrenen Komitees die Kundgebungen steuern, sondern nur ne themenbeschränkte Initiative. Also ist keine Ausweitung zu erwarten.
Es fehlt, wie Siran so schön sagte, eine gemeinsame und überhaupt politische Linie!

Amida Temudschin
22.11.2003, 19:31
Es stimmt, daß viele Studenten erstmal mitdemonstrieren, weil es einen konkreten Anlaß in Form der Kürzungen gibt. Daraus resultiert jedoch ein allgemeineres Interesse an Politik und ein Hinterfragen des Prozesses, den Hochschulen in den letzten Jahren durchgemacht haben. Erst dadurch kann eine gemeinsame politische Linie entstehen.

Btw, ich bin, was Demonstrationen angeht auch eher pessimistisch, aber es ist zur Zeit die beste Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erregen. Für weitere Aktionen fehlt noch der Rückhalt in der Studentenschaft.

Amida Temudschin
22.11.2003, 22:54
Als Information:
Im Streik sind:
- FU Berlin
- HU Berlin
- TU Berlin
- Frankfurt
- Gießen
- Marburg
- Offenbach
- FH Darmstadt

- Kassel ab 24.11.
- Hamburg (HWP) ab 9.12.

Nächste Woche stimmen über einen Streik ab:
- Halle
- Göttingen (entgegen meiner bisherigen Informationen waren die bisher nicht im Streik)