Kommissär
16.01.2004, 17:35
Entwicklungshilfe für Terrorwaffe
FACTS 01/2004, 31.12.03
Schweizer Gefechtsköpfe für russische Panzerfäuste – wie sich der Rüstungsbetrieb Ruag im Irak ins Schussfeld der USA bringt.
Von Res Gehriger
Ruag Munition hat die leistungsfähigsten Anti-Panzer-Gefechtsköpfe der Welt»: So wirbt der ehemalige Rüstungsbetrieb des Bundes für seine Qualitätsprodukte. Und weiter: «Unsere Gefechtsköpfe durchdringen selbst hoch entwickelte Panzerungen.» Mit ihren heiss angepriesenen Gefechtsköpfen bringt die Ruag Waffensysteme, die einst in der Sowjetunion entwickelt wurden, auf den neusten technischen Stand.
Ein heikles Geschäft. Die Ruag ist zwar verselbstständigt, aber sie gehört zu hundert Prozent dem Bund. Nun modifizieren ausgerechnet die eidgenössischen Munitionstechniker eine der bevorzugten Terroristenwaffen, die russische Panzerfaust vom Typ RPG-7.
Die alte RPG-7 ist weltweit verbreitet. Sie ist kostengünstig, simpel in der Handhabe und verlässlich. So auch im Irak: Mehr als 200 US-Soldaten sind seit dem Ende der Hauptkampfhandlungen gefallen – davon sei jeder zweite durch Einwirkung von RPG-7-Beschuss getötet worden, behaupten die US-Armeebehörden. Auch für das hoch entwickelte Kriegsgerät der US-Streitkräfte im Irak stellt die RPG-7 eine Bedrohung dar: Mehrere Helikopter wurden mit RPG-7 abgeschossen, etliche Fahrzeuge zerstört.
28. August. Ein Abrams M1A1, einer der modernsten Panzer der US-Armee, gerät auf Routinepatrouille durch Bagdad in einen Hinterhalt. Ein Geschoss durchschlägt den Panzerstahl, verletzt die vier GIs im Mannschaftsraum und legt den 69 Tonnen schweren Hightech-Tank lahm. Unter den Besatzungen der bislang als praktisch unverwundbar geltenden Abrams-Panzer macht sich Verunsicherung breit. Erste Abklärungen ergeben: Der terroristische Widerstand benutzte einen modernen Hohlladungs-Gefechtskopf. Typ: zurzeit unbekannt.
Die Untersuchungen der US-Army sind noch nicht abgeschlossen. Ein Sprecher der Panzer-Herstellerin General Dynamics vermutet, der Abrams sei von einer verbesserten Variante des alten RPG-Systems getroffen worden. Die US-Zeitschrift «Army Times» (Aussenminister und Ex-Generalstabschef Colin Powell: «This is what the troops read») berichtet, beim Geschoss «kann es sich auch um einen kampfwertgesteigerten RPG-Gefechtskopf handeln, der von einem Schweizer Hersteller entwickelt wurde». Ein Schweizer Hersteller? Man stütze sich bei dieser Aussage auf Waffenspezialisten der US-Armee ab, heisst es auf Nachfrage.
Mehr will man bei der «Army Times» derzeit nicht sagen. Doch es ist klar: Gemeint ist die Ruag.
[...]
Sind von der Ruag entwickelte RPG-7-Gefechtsköpfe über Bulgarien in den Irak gelangt? Die Ruag dementiert energisch: «Die heutigen Gefechtsköpfe/Waffen bestehen nur als Prototyp, es ist kein/e Verkauf/Weitergabe erfolgt», heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme. Die RPG-7-Gefechtsköpfe seien zurzeit noch «in Erprobung», und zwar in der Schweiz, nicht im Irak, sagt Ruag-Sprecher Johannes Wyss.
[...]
Quelle: http://facts.ch/facts/factsArtikel?artikelid=336287&rubrikid=780
FACTS 01/2004, 31.12.03
Schweizer Gefechtsköpfe für russische Panzerfäuste – wie sich der Rüstungsbetrieb Ruag im Irak ins Schussfeld der USA bringt.
Von Res Gehriger
Ruag Munition hat die leistungsfähigsten Anti-Panzer-Gefechtsköpfe der Welt»: So wirbt der ehemalige Rüstungsbetrieb des Bundes für seine Qualitätsprodukte. Und weiter: «Unsere Gefechtsköpfe durchdringen selbst hoch entwickelte Panzerungen.» Mit ihren heiss angepriesenen Gefechtsköpfen bringt die Ruag Waffensysteme, die einst in der Sowjetunion entwickelt wurden, auf den neusten technischen Stand.
Ein heikles Geschäft. Die Ruag ist zwar verselbstständigt, aber sie gehört zu hundert Prozent dem Bund. Nun modifizieren ausgerechnet die eidgenössischen Munitionstechniker eine der bevorzugten Terroristenwaffen, die russische Panzerfaust vom Typ RPG-7.
Die alte RPG-7 ist weltweit verbreitet. Sie ist kostengünstig, simpel in der Handhabe und verlässlich. So auch im Irak: Mehr als 200 US-Soldaten sind seit dem Ende der Hauptkampfhandlungen gefallen – davon sei jeder zweite durch Einwirkung von RPG-7-Beschuss getötet worden, behaupten die US-Armeebehörden. Auch für das hoch entwickelte Kriegsgerät der US-Streitkräfte im Irak stellt die RPG-7 eine Bedrohung dar: Mehrere Helikopter wurden mit RPG-7 abgeschossen, etliche Fahrzeuge zerstört.
28. August. Ein Abrams M1A1, einer der modernsten Panzer der US-Armee, gerät auf Routinepatrouille durch Bagdad in einen Hinterhalt. Ein Geschoss durchschlägt den Panzerstahl, verletzt die vier GIs im Mannschaftsraum und legt den 69 Tonnen schweren Hightech-Tank lahm. Unter den Besatzungen der bislang als praktisch unverwundbar geltenden Abrams-Panzer macht sich Verunsicherung breit. Erste Abklärungen ergeben: Der terroristische Widerstand benutzte einen modernen Hohlladungs-Gefechtskopf. Typ: zurzeit unbekannt.
Die Untersuchungen der US-Army sind noch nicht abgeschlossen. Ein Sprecher der Panzer-Herstellerin General Dynamics vermutet, der Abrams sei von einer verbesserten Variante des alten RPG-Systems getroffen worden. Die US-Zeitschrift «Army Times» (Aussenminister und Ex-Generalstabschef Colin Powell: «This is what the troops read») berichtet, beim Geschoss «kann es sich auch um einen kampfwertgesteigerten RPG-Gefechtskopf handeln, der von einem Schweizer Hersteller entwickelt wurde». Ein Schweizer Hersteller? Man stütze sich bei dieser Aussage auf Waffenspezialisten der US-Armee ab, heisst es auf Nachfrage.
Mehr will man bei der «Army Times» derzeit nicht sagen. Doch es ist klar: Gemeint ist die Ruag.
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Sind von der Ruag entwickelte RPG-7-Gefechtsköpfe über Bulgarien in den Irak gelangt? Die Ruag dementiert energisch: «Die heutigen Gefechtsköpfe/Waffen bestehen nur als Prototyp, es ist kein/e Verkauf/Weitergabe erfolgt», heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme. Die RPG-7-Gefechtsköpfe seien zurzeit noch «in Erprobung», und zwar in der Schweiz, nicht im Irak, sagt Ruag-Sprecher Johannes Wyss.
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Quelle: http://facts.ch/facts/factsArtikel?artikelid=336287&rubrikid=780