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Vollständige Version anzeigen : Die Marokkokrisen 1905/11



Großadmiral
14.02.2004, 23:04
Teil 1

Vorgeschichte

Am 03.07. 1880 regelte in Madrid eine Konvention des Sultans von Marokko mit den Staaten Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlande und USA die Unabhängigkeit und den Besitzstand seines Landes sowie die dortigen Rechte der Ausländer. Zur gleichen Zeit schlossen Deutschland und Marokko ein Handelsabkommen.

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Zu unruhiger Zeit in Marokko




Die Annäherungsbestrebungen zwischen England und Frankreich fielen in ihren Anfängen mit einer anderen für Deutschland verhängnisvollen Entwicklung zusammen. 1892 hatte sich der britische Premierminister von dem Mittelmeerabkommen mit Italien und Osterreich-Ungarn losgesagt. Dadurch wurde Italien mit dem Rivalen Frankreich alleingelassen und verlor ihm gegenüber den nötigen Rückhalt. Nun gewannen die Bemühungen Frankreichs, dem lateinischen Nebenbuhler durch alle erdenklichen Schikanen das Leben schwer zu machen, allmählich Erfolg. Italien musste, zumal es im Mittelmeergebiet seinerseits auf Eroberungen ausging, mit dem stärkeren Nachbarn eine Verständigung suchen. Schon 1900 begann dieser Prozess Früchte zu tragen und zwar im Anschluss an das englisch-französische Abkommen von 1899. Als dann zu Beginn des Jahres 1902 der Dreibund erneuert werden sollte verlangte der italienische Minister Prinetti die Einfügung einer neuen Bestimmung, aus der hervorgehen sollte, "dass Italien keine Verpflichtungen übernommen habe, die Frankreich gefährlich werden könnten". Daneben wollte er von Deutschland noch das Versprechen einer Aufrechterhaltung des bestehenden Zustandes im nahen Orient erwirken. In Berlin und Wien lehnte man jedoch jede Änderung des Vertragstextes ab, und es gelang, Rom zum Nachgeben zu bringen und die Verlängerung des Dreibundes in der bisherigen Form am 28. Juli 1902 durchzusetzen. Kaum war dies geschehen, teilte Prinetti den Franzosen mit, dass sein Land keinerlei gegen Frankreich gerichtete Abmachungen getroffen habe. Und wenige Monate nachher, am 1. November 1902 fand zwischen Rom und Paris ein Notenwechsel statt, auf Grund dessen Italien in Tripolis und der Cyrenaika und Frankreich in Marokko das Recht haben sollten, "ihre Einflusssphären" "im geeigneten Augenblick" frei auszudehnen. Die Folgen dieser Abmachung zum Zwecke ungehinderter gegenseitiger Ausdehnung im Mittelmeergebiet waren zweifacher Art. Einmal wurde Italien von jetzt ab ein höchst unsicheres Mitglied im Lager, des Dreibundes, was natürlich noch zunahm, als England sich Frankreich näherte. Auf der anderen Seite hatte Frankreich einen großen Vorteil zu verzeichnen. Es war ihm gelungen, eine zweite Bresche in das Bollwerk Bismarcks zu schlagen und auch im Süden die Mauer der eigenen Isolierung zu durchbrechen. Paris fasste den Vertrag als ein italienisches Neutralitätsversprechen für den Fall eines deutsch-französischen Krieges auf.

Die Einigung über Marokko war seit 1901 langsam fortgeschritten. Am 10. Mai 1903 hatte, Freiherr von Eckardtstein in einem Bericht an den Reichskanzler die Ansicht ausgesprochen, "dass die früheren englisch-französischen Verhandlungen behufs Ausgleichs schwebender Differenzen wieder aufgenommen worden sind und dieses Mal große Aussicht auf Erfolg haben." Kurz zuvor war der englische König Eduard VII. bei einem Besuch in Paris äußerst freundlich empfangen worden. Im Herbst des gleichen Jahres verlautete aus London, Delcassé habe den Engländern einen Vorschlag zu einer kolonialen Verständigung unterbreiten lassen, habe aber von Lord Lansdowne eine ablehnende Antwort erhaltenen.


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VIVE L'ENTENTE

Die hier kurz wiedergegebenen Abmachungen bedeuteten nicht bloß eine vollständige Beseitigung aller zwischen England und Frankreich bisher bestehenden Reibungsflächen, sondern darüber hinaus einen engen Zusammenschluss für die Zukunft. Die zwei Staaten sagten sich diplomatische Unterstützung für ihre Absichten in Ägypten und Marokko zu und wollten somit ihre Interessen gemeinsam gegen etwaige Einmischungen fremder Mächte wahren. Ein allgemeines Bündnis lag nicht vor, wohl aber das, was man eine "entente cordiale", ein herzliches Einvernehmen, nannte. Die politische Lage hatte sich dadurch mit einem Schlage verändert. Die beiden westlichen Mächte Europas hatten sich die Hand gereicht und der für Deutschlands Sicherung immer besonders günstige Umstand des englisch-französischen Gegensatzes war verschwunden. Vor allem für Frankreich war das ein neuer überaus großer Gewinn, und Delcassé, ein eifriger Anhänger des Gedankens einer Revanche am deutschen Nachbarn, musste mit seinem Erfolg wahrhaft zufrieden sein. Er hat schon damals die Gründung des Dreiverbandes angestrebt, indem er vorschlug das "herzliche Einvernehmen" auch auf Russland auszudehnen. Darauf konnte man in London, schon aus Rücksicht auf Japan, das mit dem Zarenreich im Kriege lag, noch nicht eingehen. Sehr bald gelang es Delcassé aber, dem Zusammengehen mit England eine, immer schärfere Spitze gegen Deutschland zu verleihen.

In Berlin versuchte man nun das Abschwenken Großbritanniens durch einen Gegenschachzug unschädlich zu machen. Die Stellung Russlands in Ostasien war von Monat zu Monat immer schwieriger geworden. Das Waffenglück war den Japanern hold. Als es dann infolge der irrtümlichen Beschießung englischer Fischerboote bei der Doggerbank durch russische Kriegsschiffe im Oktober 1904 zu einem erregten Zwischenfall zwischen London und Petersburg kam, benutzte Kaiser Wilhelm II. den Augenblick, um dem Zaren Nikolaus II. in einem vom Auswärtigen Amt gebilligten Telegramm vom 27. Oktober 1904 die schon früher vertretene Idee eines Zusammenschlusses der drei Kontinentalmächte Deutschland, Russland und Frankreich näher zu bringen. Der Zar stimmte in umgehender Antwort zu, und bat ihn, die Grundlinien für eine solche Abmachung zu übersenden. Dies geschah dann auch durch einen Brief des deutschen Monarchen, der den Entwurf zu einem Defensivvertrag zwischen Deutschland und Russland enthielt. Im Anschluss hieran erfolgte ein ziemlich ausführlicher Schriftwechsel. Dabei stellte es sich heraus, dass der in Aussicht genommene Beitritt Frankreichs zu dem Übereinkommen der wunde Punkt bei dem ganzen Plane war. Am 23. November verlangte Nikolaus II., man solle den Vertrag vor der Unterzeichnung erst Paris mitteilen Dies aber wurde deutscherseits mit Recht als gefährlich abgelehnt, und somit verliefen die Bemühungen im Sande. Der russische Außenminister, Graf Lamsdorff, hatte zu diesem negativen Ergebnis zweifellos beigetragen.



Am 8. April 1904 war die Einigung vollzogen. An diesem Tage wurden von Frankreich und England Verträge unterzeichnet, die sämtliche Streitfragen bereinigten, die zwischen beiden Ländern bisher in fremden Erdteilen bestanden hatten. Die gegenseitigen Ansprüche in Neufundland, Madagaskar, den Neu-Hebriden und Siam wurden in Übereinstimmung gebracht. Vor allem aber kam es zu einem Abkommen über die Einflussgebiete in Nordafrika. Frankreich gestand dem Inselreich freie Hand in Ägypten zu, und Großbritannien bewilligte Frankreich das gleiche im Hinblick auf Marokko, indem es ihr zuerkannte, dort selbst "über die Ruhe zu wachen" und "bei allen Verwaltungs-, Wirtschafts-, Finanz- und Militärreformen Beistand zu leisten". Diese Vereinbarungen wurden alsbald veröffentlicht. Zur selben Zeit war aber noch eine geheime Abmachung getroffen worden, die erst im Jahre 1911 bekannt gegeben wurde und noch viel weiter ging. Danach hatte die britische Regierung das Recht, zum Zweck der Befestigung ihrer Herrschaft in Ägypten bestimmte Reformen durchzuführen, während andererseits die französische Regierung Vorschläge vorlegen konnte, die für sie den gleichen Zweck in Marokko verfolgten. Außerdem sollte Spanien ein Teil von Marokko angeboten werden.


Die hier kurz wiedergegebenen Abmachungen bedeuteten nicht bloß eine vollständige Beseitigung aller zwischen England und Frankreich bisher bestehenden Reibungsflächen, sondern darüber hinaus einen engen Zusammenschluss für die Zukunft. Die zwei Staaten sagten sich diplomatische Unterstützung für ihre Absichten in Ägypten und Marokko zu und wollten somit ihre Interessen gemeinsam gegen etwaige Einmischungen fremder Mächte wahren. Ein allgemeines Bündnis lag nicht vor, wohl aber das, was man eine "entente cordiale", ein herzliches Einvernehmen, nannte. Die politische Lage hatte sich dadurch mit einem Schlage verändert. Die beiden westlichen Mächte Europas hatten sich die Hand gereicht und der für Deutschlands Sicherung immer besonders günstige Umstand des englisch-französischen Gegensatzes war verschwunden. Vor allem für Frankreich war das ein neuer überaus großer Gewinn, und Delcassé, ein eifriger Anhänger des Gedankens einer Revanche am deutschen Nachbarn, musste mit seinem Erfolg wahrhaft zufrieden sein. Er hat schon damals die Gründung des Dreiverbandes angestrebt, indem er vorschlug das "herzliche Einvernehmen" auch auf Russland auszudehnen. Darauf konnte man in London, schon aus Rücksicht auf Japan, das mit dem Zarenreich im Kriege lag, noch nicht eingehen. Sehr bald gelang es Delcassé aber, dem Zusammengehen mit England eine, immer schärfere Spitze gegen Deutschland zu verleihen.

In Berlin versuchte man nun das Abschwenken Großbritanniens durch einen Gegenschachzug unschädlich zu machen. Die Stellung Russlands in Ostasien war von Monat zu Monat immer schwieriger geworden. Das Waffenglück war den Japanern hold. Als es dann infolge der irrtümlichen Beschießung englischer Fischerboote bei der Doggerbank durch russische Kriegsschiffe im Oktober 1904 zu einem erregten Zwischenfall zwischen London und Petersburg kam, benutzte Kaiser Wilhelm II. den Augenblick, um dem Zaren Nikolaus II. in einem vom Auswärtigen Amt gebilligten Telegramm vom 27. Oktober 1904 die schon früher vertretene Idee eines Zusammenschlusses der drei Kontinentalmächte Deutschland, Russland und Frankreich näher zu bringen. Der Zar stimmte in umgehender Antwort zu, und bat ihn, die Grundlinien für eine solche Abmachung zu übersenden. Dies geschah dann auch durch einen Brief des deutschen Monarchen, der den Entwurf zu einem Defensivvertrag zwischen Deutschland und Russland enthielt. Im Anschluss hieran erfolgte ein ziemlich ausführlicher Schriftwechsel. Dabei stellte es sich heraus, dass der in Aussicht genommene Beitritt Frankreichs zu dem Übereinkommen der wunde Punkt bei dem ganzen Plane war. Am 23. November verlangte Nikolaus II., man solle den Vertrag vor der Unterzeichnung erst Paris mitteilen Dies aber wurde deutscherseits mit Recht als gefährlich abgelehnt, und somit verliefen die Bemühungen im Sande. Der russische Außenminister, Graf Lamsdorff, hatte zu diesem negativen Ergebnis zweifellos beigetragen.

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Großadmiral
14.02.2004, 23:08
Teil 2

Die erste Marokkokrise von 1905

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Französische Truppen in Agadir


Inzwischen begannen die Franzosen ihrer Abmachungen mit den Engländern durchzusetzen. Sie gingen allmählich dazu über, sich in Marokko auszubreiten und jene Politik der stillen Aneignung durchzuführen, der man den schönen, Namen der "friedlichen Durchdringung" beilegte. Am 3. Oktober 1904 erreichten sie eine Vereinbarung mit Spanien, dem der Hauptsache nach der Küstenstreifen im Norden Marokkos mit Ausnahme von Fez zugesprochen wurde. Das gesamte Vorgehen stand ebenso wie der Geheimvertrag zwischen London und Paris im direkten Widerspruch zu den früheren in Madrid getroffenen Abmachungen der Mächte über das einschlägige nordafrikanische Gebiet, durch die festgesetzt worden war, dass kein einzelnes Land ohne die Zustimmung der übrigen die internationalen Verträge durchbrechen dürfe. Als nun klar wurde, dass die Französische Republik, gestützt auf Großbritannien, gang eigenmächtig verfuhr und ihren Einfluss nach Belieben ausdehnte, während Deutschland einfach übergangen wurde, entschloss, man sich in Berlin im Frühjahr 1905 zu einer weithin sichtbaren Geste des Protestes. Kaiser Wilhelm II. wurde trotz seiner eigenen, sehr starken Abneigung gegen diesen Schritt dazu überredet, anlässlich einer Reise ins Mittelmeer in Tanger zu landen und den deutschen Wunsch nach Unabhängigkeit des Sultans von Marokko zum Ausdruck zu bringen. Am 31. März traf Wilhelm II. mit dem Dampfer "Hamburg" in Tanger ein. Der Empfang war würdevoll, und der Kaiser sagte mit deutlicher Spitze gegen Frankreich, er hoffe, dass unter der Herrschaft des Sultans "ein freies, souveränes Marokko der friedlichen Konkurrenz aller Mächte geöffnet wird". Dann ritt er durch fahnengeschmückte Straßen zur deutschen Gesandtschaft. Vor einer versammelten Menge brachte er den Wunsch nach "Handel auf dem Boden der Gleichberechtigung" zum Ausdruck.

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Einzug Seiner Majestät des deutschen Kaisers in Tanger, Frühling 1905

Die Leiter. der deutschen Politik bezweckten mit diesem geräuschvollen Auftritt lediglich, die Welt darauf aufmerksam zu machen, dass ihr Land seinerseits berechtigt sei, mitzureden und gewisse Ansprüche zu erheben. Auf der Gegenseite aber wurde das plötzliche und theatralische Hervorkehren dieses wohlbegründeten Wunsches dahin gedeutet, dass Deutschland ernstlich beabsichtige Frankreich in den Weg zu treten, und die englische, wie auch die französische Presse erhob ein lautes Geschrei der Entrüstung.

Delcassé der geistige Vater der Pariser Marokkopolitik, benutzte sofort die Gelegenheit, um von England wichtige Zugeständnisse für eine etwaige kriegerische Unterstützung zu gewinnen. Tatsächlich bewilligte ihm die englische Regierung unmittelbare Besprechungen zwischen dem französischen Marineattache in London und dem Leiter der britischen Admiralität, Lord Fisher, sowie Besprechungen durch einen Mittelsmann zwischen dem französischen Militärattache in London und dem britischen Kriegsamte. Was bei diesen Besprechungen ausgemacht wurde, weiß man bis heute nicht mit Sicherheit, denn die Angaben darüber sind verschieden. Wahrscheinlich wurde bereits zu jener Zeit für den Fall des bewaffneten Zusammenstoßes zwischen Frankreich und Deutschland die Landung englischer Truppen auf dem Kontinent in Aussicht gestellt.

In Berlin, wo man weit davon entfernt war, das Schwert zu ziehen, beharrte man bei der einmal eingenommenen Haltung und erreichte schließlich durch nachhaltigen Druck, dass Delcassé, der die Mehrheit der Kammer nicht mehr hinter sich hatte, Anfang Juni 1905 zurücktreten musste. Das war unstreitig ein Erfolg, denn so verschwand in Paris ein geschickter und entschlossener Gegner. Man ging aber nunmehr nicht dazu über, sich mit den Franzosen, die bei dem Streite eine diplomatische Niederlage erlitten hatten, unter Verwertung der dadurch ausgelösten Neigung zum Nachgeben in direkten Verhandlungen zu einigen, sondern versteifte sich unter Berufung auf den Grundsatz, dass in Marokko allen Nationen die wirtschaftliche Gleichberechtigung zustehe, auf den Vorschlag einer internationalen Konferenz, bei der eben auch alle zu Worte kommen sollten.

Gegen Ende des Jahres 1905 wurde das konservative Ministerium in England, das bisher am Ruder war, gestürzt und ein liberales trat unter der Führung Campbell-Bannermans an seine Stelle. Der neue Sir E. Grey, hatte kaum sein Amt angetreten, als ihm der französische Botschafter in London, Paul Cambon, im Auftrage seiner Regierung die Frage vorlegte, inwieweit Großbritannien bereit sei, Frankreich "bewaffnete Unterstützung zu gewähren", falls es auf der demnächst beginnenden Konferenz in Algeciras zum Bruch zwischen Paris und Berlin und infolgedessen zu einem Kriege mit Deutschland komme. Grey, der nach seinen Angaben die Lage noch nicht übersah, antwortete etwas vage, vermied eine bestimmte Zusage, äußerte aber als seine "persönliche Anschauung"', "dass die öffentliche Meinung Englands sich sehr zugunsten Frankreich regen würde, wenn Deutschland Frankreich im Gefolge einer Frage angriffe", die aus dem englisch-französischen Übereinkommen über Ägypten und Marokko entstände. Was geschehen werde, müsse von den Umständen abhängen. Zum Schluss, erklärte er es "für ratsam", wenn in der Zwischenzeit ein inoffizieller Gedankenaustausch zwischen der englischen Admiralität und dem englischen Kriegsministerium einerseits und den französischen Marine- und Militärattaches andererseits stattfände, um zu beraten, was Vorteilhafterweise zu geschehen hätte, wenn die beiden Länder in einem Krieg gegen Deutschland verbündet wären. Das war natürlich ein weitgehendes Entgegenkommen gegenüber den französischen Wünschen. Grey knüpfte an die bereits von Lansdowne bewilligten Bestrebungen an und räumte, über den früheren Zustand hinausgehend, auch auf militärischem Gebiet die direkte Verständigung ein, die bisher nur zwischen den beiderseitigen Admiralstäben stattgefunden hatte. Campbell-Bannerman hegte, als er von der Sache erfuhr, die Befürchtung, dass derartige Besprechungen für Großbritannien eine "Verpflichtung Frankreich gegenüber oder mindestens eine Art stillen Einverständnisses schaffen könnten". Und Grey selbst gibt ihm später insofern recht, als er eingesteht, er hätte, "bei größerer Erfahrung" wohl diese Besorgnis geteilt. War es nun wirklich die Unerfahrenheit des neuen Außenministers oder ein Ausfluss seiner eigenen, gleichfalls offen eingestandenen Überzeugung, dass England Frankreich "zu Hilfe kommen musste", wenn Deutschland letzteres zum Kriege zwang, jedenfalls führte der Schritt Greys zu dem für Deutschland verhängnisvollen Ergebnis, dass die Beratungen zwischen den englischen und französischen General- und Marinestäben sehr bald fest umrissene und genau ausgearbeitete Vereinbarungen über Aktionen zu Land und zur See zeitigten, die gemeinsam bei einem bewaffneten Zusammenstoß mit Deutschland unternommen werden sollten.


Algeciras-Konferenz über Marokko am 16.Januar 1906

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Ankunft der Delegationen in Algeciras (Spanien)

Als die Algeciras-Konferenz über Marokko am 16.Januar 1906 eröffnet wurde, zeigte es sich mit erschreckender Klarheit, dass Deutschland in diplomatischer Hinsicht nur auf die Unterstützung Österreich-Ungarns rechnen konnte. Die übrigen Staaten hielten zu Frankreich: Russland und England, weil sie mehr oder weniger enge Verbündete waren, Spanien, weil es vor allem nichts gegen Großbritannien wagte, und Italien, weil es an seine Interessen in Tripolis dachte. So stieß, der von Berlin aus verfochtene Standpunkt einer möglichst weitgehenden Gleichberechtigung der Staaten nur auf leere Befürwortung, und die Wünsche der Gegenseite gewannen die Oberhand. Wohl wurden die Unabhängigkeit des Sultans von Marokko und der Grundsatz der offenen Tür in wirtschaftlicher Beziehung der Form nach anerkannt. Aber die polizeiliche Überwachung der Häfen Marokkos ging an Frankreich und Spanien über, und auch auf finanziellem Gebiete erreichte die Republik Frankreich wichtige Zugeständnisse. Der Leiter der Wilhelmstraße, Herr von Holstein, der während der Verhandlungen erkennen musste, in welch ungünstige Stellung Deutschland hineingeraten war, trat in seinem Unwillen über diese betrübliche Tatsache, an deren Zustandekommen seine eigene Politik keinen geringen Anteil hatte, dafür ein, Deutschland solle die Konferenz zum Scheitern bringen. Als dieser Gedanke abgelehnt wurde, bat er um seinen Abschied, der ihm am 8. April 1906 wohl sehr gegen sein Erwarten auch bewilligt wurde. So schied er aus seiner langjährigen Tätigkeit aus und starb einige Jahre darauf in schwerer Verbitterung und fast völliger Einsamkeit. Zum Unglück erfolgte sein Rücktritt erst zu einer Zeit, wo die verhängnisvollen Fehler, die er begangen hatte, gar nicht mehr wieder gut gemacht werden konnten, Deutschland war nun weitgehend politisch isoliert und diese Isolierung nahm beängstigende Formen an. In Frankreich kam Clemenceau ans Ruder: chauvinistisch und antideutsch vertrat er die Meinung, es gebe 20 Millionen Deutsche zuviel auf der Welt. Der neue russische Außenminister, Iswolski, war nach England orientiert. Italien praktisch vom Dreibund abgefallen und als Partner wertlos. England hatte sich vorbehaltlos hinter Frankreich gestellt, und die Entente gefestigt wie nie zuvor. Die Generalstäbe beider Länder trafen sich von nun an regelmäßig und planten ihr gemeinsames Vorgehen.

1906 lief der erste britische Dreadnought (Furchtlose) vom Stapel; ein Schlachtschiff neuen Types, das Wettrüsten zur See hatte begonnen.

1907 erfolgten weitere militärische Maßnahmen Frankreichs in Marokko.

Großadmiral
14.02.2004, 23:11
Teil 3

Die zweite Marokkokrise - 1911


1908 erhielt die Firma Mannesmann von Sultan Muley Abdul Hafid von Marokko eine Erzkonzession. Nach und nach erlangte Mannesmann 2000 Erzkonzession und kaufte 90 000 Hektar Land und baute Fabriken, Anlagen und Handelshäuser. Fünf Jahre nach der 1. Marokkokrise kam es erneut zum Konflikt zwischen Frankreich und dem Deutschen Kaiserreich. Frankreich nahm 1911 die Unruhen zum Anlass, die marokkanischen Städte Rabat und Fes zu besetzten. Cirka 100 000 französische und spanische Soldaten waren zu dieser Zeit bereits in Marokko stationiert. Drastisches Vorgehen der französischen Militärbehörden stört die deutschen wirtschaftlichen Interessen im Lande. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, von Kiderlen-Wächter, will koloniale Vorteile aus der Krise herausholen. Deutschland erklärte sich bereit Marokko Frankreich zu überlassen, verlangte aber als Ausgleich das französische Kongogebiet.

Das enge Zusammenhalten der Ententemächte untereinander offenbarte sich schon im nächsten Jahre in geradezu bedrohlicher Weise, anlässlich der so genannten zweiten Marokkokrise. Im März des Jahres 1911 kam in Paris ein neues Ministerium ans Ruder, dem auch Delcasse angehörte. Er war zwar nur Marineminister, und es wurde nach außen betont, er solle keinen Einfluss auf die Politik ausüben, aber aus mehreren Anzeichen ist zu schließen, dass sein Geist auf die Kollegen im Kabinett abfärbte. Kurz nach dem Regierungswechsel teilte der französische Botschafter in Berlin, Jules Cambon, der Wilhelmstraße mit, dass Unruhen, die in Fez, dem Sitz des Sultans von Marokko, ausgebrochen seien, die Republik veranlassen könnten, zum Schutz der Europäer Truppen dorthin zu senden. In seiner Antwort betonte Kiderlen-Wächter, er könne nicht verhehlen, dass zu befürchten sei, die deutsche öffentliche Meinung werde die Besetzung eines zweiten wichtigen Hafens (neben Casablanca) durch Frankreich als einen Schritt zu der Beseitigung der Konvention von Algeciras ansehen. In Berlin und auch anderweitig durchschaute man sogleich die heimliche Absicht der Franzosen, von der "friedlichen Durchdringung" Marokkos zur gewaltsamen Besitzergreifung überzugehen. Am 15. Mai erhielt die deutsche Regierung die offizielle Nachricht, dass Paris sich entschließen müsse, Fez tatsächlich zu okkupieren, doch solle die Okkupation nur für die unbedingt nötige Zeit andauern. Demzufolge rückten französische Truppen in die genannte Stadt ein.

In Deutschland bestanden anfangs Meinungsverschiedenheiten über die Haltung, die man einnehmen solle. Der Kaiser vertrat den Standpunkt, dass es nur günstig sei, "wenn die Franzosen sich mit Truppen und Geld in Marokko engagierten"; man dürfe sie nicht daran verhindern und vor allem nicht wieder wie früher an die Entsendung von Kriegsschiffen denken. Demgegenüber war der Gedankengang Kiderlens folgender: Der Sultan von Marokko hatte seine Selbständigkeit verloren, da er nur mehr von Gnaden der französischen Bajonette lebte. Die Algecirasakte war demnach außer Geltung gesetzt. Dadurch hatten die an ihr beteiligten Mächte die volle Freiheit zum Handeln. Um nun Kompensationen für die Besitzergreifung von Marokko durch Frankreich zu erlangen, müsste Deutschland Schiffe nach Häfen in Süd - Marokko, nämlich Agadir und Mogador, schicken, wo deutsche Firmen große Interessen besaßen und dann mit einem "Faustpfand" in der Hand zu Verhandlungen übergehen.

Die Idee kolonialer Zugeständnisse an Berlin wurde auch von französischer Seite vertreten, und von Cambon sogar ausdrücklich erwähnt. Kiderlen aber fürchtete, wenn Marokko einmal ganz in der Gewalt Frankreichs sei und Deutschland nichts unternehme, werde es nur sehr wenig bekommen. Als nun im Juni 1911 Spanien, ganz nach dem Muster der Republik seinerseits bei Alkassar Truppen landete, um diesen Ort und Larasch vor "aufständischen Kabylen" zu schützen, betonte der stellvertretende Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Zimmermann, im Einklang mit den Ansichten Kiderlens in einer Aufzeichnung die Notwendigkeit einer deutschen Aktion. Er wies darauf hin, dass Frankreich darauf ausgehe, die Errichtung der Schutzherrschaft über Marokko als eine Tat im Sinne der Algecirasakte hinzustellen, während sie doch das Gegenteil sei. Dadurch werde die deutsche Regierung, die immer für die Unabhängigkeit des Sultans und die Gleichberechtigung der Nationen eingetreten sei, vor der Welt und dem eigenen Lande eine schwere Niederlage erleiden. Ein zu später Einspruch werde Frankreich Zeit geben, die öffentliche Meinung überall gegen Berlin aufzuwiegeln und hernach jede Kompensation abzulehnen. Man müsse also jetzt in Paris bekannt geben, man sei an der Hand der letzten Ereignisse zu der Überzeugung gelangt, dass es ein unabhängiges Marokko nicht mehr gebe, und alle Mächte, frei von den Voraussetzungen der Algecirasakte, wie Spanien und Frankreich Maßnahmen zum Schütze ihrer Interessen treffen könnten. Hierauf müsse man vier Kreuzer nach Mogador und Agadir abgehen lassen und nach deren Ankunft mitteilen, man wolle Frankreich und Spanien keinerlei Schwierigkeiten bereiten und sei zu jeder Aussprache bereit. Was die Wilhelmstraße bezweckte, liegt auf der Hand. Die Leiter der deutschen Politik wollten genau wie 1909 den Gegensatz zu Frankreich in Nordafrika aus der Welt schaffen. Die Republik durfte sich in Zukunft ungehindert dort ausdehnen, aber für dieses Zugeständnis hoffte man, im rechten Augenblick eine möglichst große Gegengabe verlangen zu können. Der Kaiser ließ sich am 26. Juni für den Plan gewinnen.

Am 30. Juni ging an die Mächte, die den Vertrag von Algeciras unterzeichnet hatten, die schriftliche Mitteilung ab, dass Deutschland zum Schutz seiner Untertanen ein Kriegsschiff nach Agadir entsenden werde, das daselbst für die Dauer der Unruhen in Marokko bleiben solle, und zugleich wurden mündliche Erklärungen im Sinne von Zimmermanns Aufzeichnung gegeben. Daraufhin dampfte das Kanonenboot Panther nach Agadir (Panthersprung nach Agadir?) ab. Der deutsche Schritt, der für die Eingeweihten keineswegs durchaus unerwartet kam, wurde zunächst überall verhältnismäßig ruhig aufgenommen. Der französische Außenminister war zwar überrascht, aber "nicht bestürzt", die Pariser Presse verhielt sich in den ersten Tagen recht gemäßigt. Rom und Petersburg zeigten sich ziemlich gleichgültig. Nur der neue Unterstaatssekretär im englischen Auswärtigen Amt, der frühere Botschafter in Petersburg, Sir Arthur Nicolson, bemerkte, Agadir ei kein offener Hafen und stellte die Frage, ob Deutschland Truppen landen werde, was Metternich noch nicht beantworten konnte. Kurz nachher erklärte Grey, nun sei eine neue, heikle Lage entstanden, die England zwinge, seine eigenen Interessen in Marokko zu verfolgen. Eine schriftliche Mitteilung in diesem Sinne erfolgte am 4. Juli. Drei Tage später bekannte sich der französische Außenminister zu Verhandlungen mit Berlin bereit, und Cambon, der von Paris nach der deutschen Hauptstadt zurückkehrte, erhielt die Vollmacht zur Besprechung von Kompensationen. Seine erste Unterredung mit Kiderlen verlief verhältnismäßig günstig. Der Name des französischen Kongogebietes als Austauschobjekt wurde genannt, und der Vertreter der Republik war sichtlich erleichtert, als er erkannte, dass Deutschland in Marokko selbst keine Ansprüche erhebe.

Inzwischen drängte der Kaiser auf raschen Abschluss, um die bestehende Spannung möglichst bald zu beseitigen. Bei einer zweiten Unterredung mit Cambon am 15. Juni sagte nunmehr Kiderlen unumwunden, er wolle "den französischen Kongo, und zwar ganz" haben. Diese Forderung bezeichnete der Botschafter als unannehmbar. Im Anschluss an die zuletzt erwähnte Besprechung trat ziemlich unmittelbar eine Krise ein, deren Schauplatz aber weniger Paris als London war. Am 21. Juli hatte Orey mit Metternich ein ernstes Gespräch. Der britische Außenminister frug, was Deutschland in Agadir eigentlich wolle und ließ durchblicken, er befürchte eine Festsetzung in Marokko selbst. Am gleichen Tage hielt der Schatzkanzler Lloyd George in London eine Rede, in der er von der britischen Nationalehre sprach und recht deutlich mit dem Krieg drohte, falls England da, wo vitale Interessen auf dem Spiele ständen "im Rate der Völker zur Seite geschoben werde". Dass die Worte als Drohung für Deutschland gemeint waren, verstand die ganze Welt sofort. Mit einem Schlage nahm die ganze Marokkoangelegenheit ein bedrohliches Gesicht an. Was wollte Großbritannien? War es entschlossen, das Schwert zu ziehen, um Frankreich zu unterstützen? In ganz Deutschland, wo niemand an bewaffnete Verwicklungen dachte, regte sich eine tiefe Erbitterung. Die Regierung verzichtete zwar auf eine öffentliche Antwort an Lloyd George, um eine weitere Zuspitzung zu vermeiden, ließ aber durch Metternich einen scharfen Protest aussprechen, der am 25. Juli erfolgte. Schon vorher hatte sie versichern lassen, dass eine Landung in Agadir nur im äußersten Notfall beabsichtigt sei. Allmählich trat dann eine Beruhigung ein.

Die Verhandlungen zwischen Berlin und Paris dauerten zwar noch lange, aber am 4. November 1911 konnte ein Abkommen ( Deutsch-französisches Abkommen über Marokko vom 4. November 1911) fertig gestellt werden, auf Grund dessen Deutschland ein Stück des französischen Kongo als Abrundung für seine Kolonie Kamerun bekam ( Deutsch-französisches Abkommen über Äquatorial-Afrika vom 4. November 1911) , während es seinerseits jeder Einmischung in Marokko entsagte. Wenn man den Verlauf der Ereignisse überblickt, so erscheint das schroffe englische Vorgehen zunächst unbegreiflich. Glaubte man wirklich an eine Kriegsgefahr, oder wollte man sogar einen Zusammenstoß herbeiführen? Es ist noch heute nicht ganz klar, was sich eigentlich in London hinter den Kulissen abspielte. Der Vertreter der englischen Arbeiterpartei, Keir Hardie, sprach nachher von dem "krankhaften Geisteszustand, der in einigen Köpfen des Foreign Office herrsche". Gewisse Anzeichen lassen darauf schließen, daß Grey mit einem Überfall der deutschen Flotte rechnete, andere wieder deuten an, dass derselbe Grey den Russen ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Marokkofrage zum Vorwurf machte, und der britische Botschafter in Paris zum mutigen Widerstand riet. Eines aber ist ganz klar: In den Tagen um den 20. Juli war Großbritannien abermals bereit, für Frankreich bis zum äußersten zu gehen. Dafür sprechen schon allein die militärischen Vorbereitungen, die man in aller Hast anordnete. Es wurde nicht nur, zum mindesten ein Teil der Flotte mobil gemacht, sondern der britische Generalstabschef Wilson reiste schleunigst nach Paris und vereinbarte dort mit dem französischen Generalstabschef Dubail umfassende Maßnahmen für das gemeinsame Vorgehen der beiderseitigen Landheere. Die englischen Truppen, die in Nordfrankreich an Land gesetzt werden sollten, wurden auf sechs Divisionen festgesetzt. Das Band, das beide Länder verknüpfte, wurde noch enger geschlungen, als bisher, und das bedeutete eine Erhöhung der Gefahr für Deutschland. Hinsichtlich der überstürzten Kriegsvorbereitungen der englischen Regierung wurden bald nachher von dem britischen Hauptmann Faber in der Öffentlichkeit Angaben gemacht, die allgemeines Aufsehen erregten und dem liberalen Kabinett, das jetzt unter der Führung von Asquith, dem Nachfolger Campbell-Bannermans, stand, eine scharfe Kritik im Lager der eigenen Gesinnungsgenossen eintrug. Plötzlich erwachte doch in einsichtigen Kreisen die Erkenntnis, dass man durch die Stellungnahme gegen die Mittelmächte nahe an einer schweren Gefahr vorübergegangen war. Gegen Ende des Jahres


Man begann an der Nützlichkeit der von ihm eingeschlagenen Richtung zu zweifeln. Besonders schwer fiel dabei ins Gewicht, dass sich gerade damals ein scharfer Konflikt zwischen Großbritannien und Russland abspielte. Das Zarenreich wollte nämlich, um den ihm als Einflussgebiet zugestandenen Teil Persiens in restlose Abhängigkeit von sich zu bringen, nach Teheran vorstoßen, was England, das an der scheinbaren Erhaltung der persischen Freiheit festhielt, nicht duldete. Es wäre beinahe zum Bruch gekommen und Iswolski musste den russischen Außenminister Sasonow, der im Dezember Paris besuchte, ernstlich vor einer Gefährdung der "englisch-russischen Entente" warnen. Die Folge der angeführten Erfahrungen war, dass in England die Neigung Platz griff, mit Deutschland eine Verständigung anzubahnen. Auf der anderen Seite wirkte sich in Deutschland das Erlebnis der plötzlichen Bedrohung durch das Inselreich dahin aus, dass man die feste Überzeugung gewann, man müsse sich besser als bisher schützen und wappnen. "Wir wissen jetzt, wo der Feind steht!" rief damals der Führer der Konservativen, von Heydebrand, im Reichstag aus und offenbarte damit die Gefühle der überwiegenden Mehrheit des Volkes. Diese Stimmung bildete für die Anhänger des Gedankens, dass man sich vor englischen Gewaltmaßnahmen nur durch eine weitere Verstärkung der deutschen Flotte schützen könne, den willkommenen Boden für die Verwirklichung ihrer in dieser Richtung gehenden Wünsche. So kam es, dass im Herbst 1911 Tirpitz und der Kaiser "mit großer Entschiedenheit" die Einbringung einer Flottennovelle im kommenden Frühjahr verlangten, durch die für die nächsten sechs Jahre eine Vermehrung des ursprünglichen Bauplanes an großen Linienschiffen bewilligt werden sollte. Aus der Verschiedenheit der Lage ergab sich hüben wie drüben auch ein verschiedenes Verfahren, das sich vor allem in dem Augenblick geltend machte, wo englischerseits die Fühler nach einer Einigung ausgestreckt wurden. Am 29. Januar 1912 legte Sir Ernest Cassel, wohl im Einverständnis mit Lloyd George und auch mit Grey und zugleich ermutigt durch Ballin, Wilhelm II. persönlich einen schriftlichen Vorschlag zu Verhandlungen vor. Danach sollte Deutschland die britische Überlegenheit zu Wasser anerkennen und seine Seerüstungen nicht ausdehnen, wenn möglich sogar einschränken. Dafür wollte Großbritannien eine deutsche Ausdehnung auf kolonialem Gebiet nicht hindern, sondern, falls angängig, fördern. Fernerhin wurde der Austausch von Erklärungen angeregt, die beide Mächte davon abhalten sollten, "sich an aggressiven Plänen oder Kombinationen zu beteiligen, die gegen eine derselben gerichtet sind". Der Kaiser stimmte grundsätzlich zu, hob jedoch hervor, auf die in Aussicht genommene Flottennovelle nicht verzichten zu können. Dabei handelte es sich um den Plan, im Zeitraum 1912/1917 abwechselnd je drei und je zwei neue Großkampfschiffe aufzulegen. Metternich in London kritisierte sofort, indem er darauf hinwies, dass sich Flottennovelle und Versprechen, die Seerüstungen nicht auszudehnen, widersprächen, und dass die Zusicherung der Neutralität im Kriegsfalle durch die Hinzufügung des Wortes "aggressiv" wertlos sei, da man den Begriff des Angriffes im Notfall immer nach Belieben auslegen könne. Eine Loslösung Englands von der Ententepolitik sei nur durch Fallenlassen der Flottennovellen zu erreichen. Demgegenüber vertrat der Reichskanzler die Ansicht, ein solches Fallenlassen könne nur in Frage kommen, wenn zugleich "ausreichende Bürgschaften für eine freundschaftliche Orientierung der englischen Politik gegeben würden". Der Gegensatz, der sich hieraus ableitete, war für den weiteren Verlauf der Angelegenheit, wie wir bald sehen werden, ausschlaggebend.

Am 8. Februar 1912 traf der britische Kriegsminister Lord Haldane, der ausgesprochene Sympathien für Deutschland besaß, in Berlin ein. Zuerst
hatte er mit Bethmann Hollweg eine Unterredung, bei der die gegenseitigen Wünsche zur Anbahnung besserer Beziehungen zum Ausdruck
kamen. Darauf folgte am 9. Februar unter Anwesenheit Wilhelm II. auf dem kaiserlichen Schloss eine lange Aussprache zwischen Tirpitz und
Haldane. Hier wurde nach Angaben des Monarchen einmal der Abschluss einer politischen Vereinbarung in Aussicht genommen und außerdem hinsichtlich der Flotte verabredet, dass Deutschland zwar sein drittes Geschwader, das ihm die Novelle einbringen sollte, haben könne, aber erst 1913 mit dem Bau beginnen und in diesem Jahre und 1916 und 1919 je ein weiteres Schiff zu den regelmäßigen zwei großen Linienschiffen hinzufügen werde. Nunmehr ging der Reichskanzler, dem es auf eine gründliche Beseitigung der bestehenden Gegensätze ankam, sofort daran, den Entwurf eines politischen Abkommens auszuarbeiten. Die Hauptsache dabei war, dass beide Parteien einander für den Fall eines Krieges wohlwollende Neutralität zusichern sollten. Haldane dagegen wollte das nur gelten lassen, wenn ein "unprovozierter Angriff' vorlag, was natürlich ein sehr dehnbarer Begriff war. Im übrigen erklärte er, nicht zu wissen, ob dem britischen Kabinett das Entgegenkommen hinsichtlich des Flottenbaues genügen werde und regte an, für die ersten drei Jahre auf jeden Mehrbau zu verzichten. Darüber hinaus wurden koloniale Geschäfte vereinbart. So sollte Deutschland ganz Angola und England Timor bekommen. Ferner sollte Deutschland das Recht haben, bei gegebener Gelegenheit Teile des belgischen Kongos zu kaufen und außerdem gegen eine England zugestandene Beteiligung an der Bagdadbahn von diesem Sansibar und Pemba erhalten. Das alles bezweckte, genau wie bei den Verhandlungen mit Russland im Anschluss an die Kaiserbegegnung in Potsdam, eine völlige Beseitigung der Reibungsflächen. Man sah die Aussichten in Berlin zunächst als günstig an. Die erste Fühlungnahme war befriedigend verlaufen. Als jedoch Haldane nach London zurückgekehrt war und die Vorschläge, die er mitgebracht hatte, vom Ministerrat geprüft worden waren, stellten sich bald Zweifel an der Durchführbarkeit ein. Grey teilte am 22. Februar dem Grafen Metternich mit, dass die britische Admiralität nach genauer Prüfung der deutschen Flottennovelle starke Bedenken vor allem wegen der beabsichtigten Vermehrung der Mannschaft hege und sich zu erheblichen Gegenmaßnahmen veranlasst sehe und dass es ihm kaum möglich sein werde, ein politisches Abkommen zu schließen, "welches dazu bestimmt sei, eine neue und bessere Ära der deutsch-englischen Beziehungen einzuleiten, wenn zu gleicher Zeit eine Erhöhung der beiderseitigen maritimen Rüstungen stattfinde". Bei aller Betonung seines Wunsches, zu einer Einigung zu gelangen, verhielt sich der englische Außenminister also ziemlich zurückhaltend. Auch im Hinblick auf die kolonialen Tauschgeschäfte machte er Einwände. Man darf hierbei nicht übersehen, dass kurz vorher der oben erwähnte Konflikt zwischen Großbritannien und Russland wegen Persien glücklich beigelegt und daher das Bedürfnis des Inselreiches nach einer Änderung seiner Politik wieder verringert war. Im weiteren Verlauf spitzte sich der Widerspruch nun hauptsächlich dahin zu, dass man englischerseits, wie wir oben gehört haben, erklärte, eine politische Annäherung sei nur möglich, wenn die Luft durch größere deutsche Zugeständnisse im Flottenbau gereinigt werde, während andererseits Berlin solche Zugeständnisse nur dann machen zu können glaubte, wenn durch einen möglichst klaren Neutralitätsvertrag eine deutschfreundliche Stellung Großbritanniens gewährleistet sei. In der Tat, bei einer solchen Sachlage war eine Einigung kaum zu erreichen! Trotzdem kämpfte Bethmann Hollweg mit dem Einsatz seiner ganzen Kraft dafür. Als Kaiser und Marineamt, ungeduldig durch die Londoner Einwände, die Flottennovelle dem Reichstag vorlegen wollten, bevor die Stellungnahme an der Themse klar war, ging er sogar soweit, sein Abschiedsgesuch einzureichen. Sobald Wilhelm II. nachgegeben hatte und zu warten verhieß, wollte Tirpitz zurücktreten. Anfang März sprach Grey schon davon, dass er hoffe, auch ohne irgendwelche Abmachungen werde Haldanes Mission das beiderseitige Vertrauen fördern. Er glaubte im Grunde also an kein Gelingen mehr. Ganz zum Schluss forderte der deutsche Reichskanzler in teilweiser Anlehnung an einen Befehl seines Monarchen "ein die Neutralität Englands verbürgendes, einem Schutzbündnis... nahe kommendes Abkommen". Der britische Außenminister entgegnete, das sei mehr als Frankreich und Russland zugesagt worden sei. Ende März traf dann die endgültige Absage aus London ein. So endete der letzte Versuch zu einer Verständigung zwischen Deutschland und dem Inselreich. Eigentlich war er von Anfang an, wie Metternich betont hatte, ein totgeborenes Kind, weil eben die Gegensätze bereits zu stark entwickelt waren. Großbritannien konnte die ihm nahe gelegte Abwendung von der Entente nicht mehr vollziehen. Haldane gestand ganz offen ein, dass seine Regierung "ihr freundschaftliches Verhältnis zu Frankreich und Russland nicht in Frage stellen wolle". Und in Paris, wo Grey von dem deutschen Verlangen nach einem Neutralitätsvertrag Mitteilung machte, erklärte man, daß die Unterzeichnung einer solchen Vereinbarung "den gegenwärtigen französisch-englischen Beziehungen mit einem Schlage ein Ende machen würde". Auf der anderen Seite verbot in Deutschland das Misstrauen gegen die Absichten des britischen Weltreiches, das besonders bei Wilhelm II. und Tirpitz überaus stark war, eine weitgehende Einschränkung der Rüstungen ohne die gleichzeitige Gewissheit, dass kein englischer Angriff zu befürchten sei. Der Kaiser ging zum Schluss sogar so weit zu behaupten, England habe die Annäherung nur zum Schein angestrebt, um sein Reich um die neuen Schiffe zu bringen. Zuletzt war die Lage schlechter statt besser geworden. Das Wettrüsten nahm seinen ungehinderten Fortgang. Die deutsche Flottennovelle wurde eingebracht und bewilligt. Das britische Parlament nahm seinerseits neue Bauten an und die britische Admiralität verlegte die Basis der atlantischen Flotte von Gibraltar nach einem Heimathafen in der Nordsee.


Auf diese Weise war es dem Reichskanzler Bethmann Hollweg nach keiner Seite geglückt, die dreifache Front der Entente zu durchbrechen. Russland wagte keine Annäherung aus Rücksicht auf die Verbündeten. Von England trennte ein unheilbarer Gegensatz. Und die Marokkokrise mit Frankreich, die den Zwist in Nordafrika aus dem Wege räumen sollte, führte sogar, wie die kommenden Ereignisse zeigen werden, zu einer Vergrößerung der Kluft zwischen der Republik und dem Deutschen Reich. Die Macht der politischen Verhältnisse, so wie sie sich im Laufe der Jahre herausgebildet hatten, war bereits stärker, als der Wille des Einzelnen, der versuchte, gegen sie anzugehen. Ihr musste sich im Grunde ebenso gut ein Sasonow, wie ein Orey und ein Bethmann Hollweg beugen. Darin bestand der unerbittliche Ernst der Stunde. Europa war und blieb in zwei Teile geschieden, von deren einem sich keine Brücke zum ändern mehr schlagen ließ. Die Trennung aber wurde in dem Augenblick zur Gefahr des Zusammenstoßes, wo der eine Teil gegen den anderen irgendwie vorzudringen begann. Und eben diese Wendung vollzog sich in den nächsten Jahren.


Generalstabschef Helmut von Moltke schrieb während dieser Krise verärgert: "Wenn wir aus dieser Affäre wieder mit eingezogenem Schwanz herausschleichen, wenn wir uns nicht zu einer energischen Forderung aufraffen können, die wir bereit sind mit dem Schwert zu erzwingen, dann verzweifle ich an der Zukunft des Deutschen Reiches. Dann gehe ich. Vorher werde ich den Antrag stellen, die Armee abzuschaffen und uns unter das Protektorat Japans zu stellen, dann können wir ungestört Geld machen und versimpeln."

Kaiser Wilhelm II. 1911:" Die elende Marokko-Affäre muss zum Abschluss gebracht werden, schnell und endgültig. Es ist nichts zu machen, französisch wird es doch. Also mit Anstand aus der Affäre heraus!"


Quelle: http://www.marokkokrise.de/

Tiger
15.02.2004, 08:25
Hast du vor eine Reihe über Kriege und Krisen zu machen in die das Reich verwickelt war?

Tiger
15.02.2004, 08:25
Ich bin der Meinung, dass die Marokko-Krise vom Reich eine weitere unnötige Provokation war. Kaiser Wilhelm II war auf diesem Gebiet sowieso Führend seiner Politik verdanken wir zumindest die höchst aggresive Haltung Englands. Für die Gegnerschaft Russlands im darauffolgenden Krieg kann er aber auch nichts. Der ganze Wettlauf nach Kolonien hätte nicht immer zur Konfrontation des Reiches mit anderen Großmächten führen sollen. Oft bekam das Reich ja gute Kolonien ohne viel Aufsehns, aber Marokko bracht mal wieder einen schweren Schlag für die Deutschen Bündnissbemühungen.

Tiger
15.02.2004, 08:29
Wie immer gut informiert Ga.

Sorry fürs vollposten, meinen einen Beitrag hats nur irgendwie dreimal kopiert:wand:

Großadmiral
15.02.2004, 12:13
Original von Tiger
Hast du vor eine Reihe über Kriege und Krisen zu machen in die das Reich verwickelt war?

habe eine gute Quelle.


Original von Tiger
Wie immer gut informiert Ga.
Ich weis.

Original von Tiger
Sorry fürs vollposten, meinen einen Beitrag hats nur irgendwie dreimal kopiert
Nicht schlimm.

Großadmiral
15.02.2004, 12:16
Original von Tiger
Ich bin der Meinung, dass die Marokko-Krise vom Reich eine weitere unnötige Provokation war. Kaiser Wilhelm II war auf diesem Gebiet sowieso Führend seiner Politik verdanken wir zumindest die höchst aggresive Haltung Englands. Für die Gegnerschaft Russlands im darauffolgenden Krieg kann er aber auch nichts. Der ganze Wettlauf nach Kolonien hätte nicht immer zur Konfrontation des Reiches mit anderen Großmächten führen sollen. Oft bekam das Reich ja gute Kolonien ohne viel Aufsehns, aber Marokko bracht mal wieder einen schweren Schlag für die Deutschen Bündnissbemühungen.

Es bekam nur was übrig blieb!
Was willst du mit Namibia, einem Wüstenstaat...
Die reichsten Staaten (an Bodenschätzen) sicherten sich schon vorher Frankreich und Großbrittanien.
Als Ausgleich bzw "Besänftigung" bekam das Reich Teile Kongos. (Heutige Staaten Ruanda, Burundi)
Es wollte jedoch seine Vormachtsstellung beweisen, eben in Marokko.

Der Schakal
15.02.2004, 12:48
Danke GA.

Genau das brauche ich gerade in Deutsch LK. Thema (Exressionistische Gedichte; glaube ich :D)

Tiger
15.02.2004, 16:59
Natürlich waren die Kolonien des Reiches nicht mit massen an wertvollen Bodenschätzen bestückt. Aber allein die größe einiger ehemaliger Kolonien zeigt, dass das Reich present war. Aber es hätte auch von anderen "besseren" Kolonien keinen großen Nutzen mehr gehabt, denn zu der Zeit als das Reich in der Kolonialpolitik endlich aktiv geworden ist, war bereits ein Großteil der bedeutenden Ressourcen in Afrika ausgebeutet.
Übrigens waren die Kolonien für das Reich eigentlich von Nutzen, es hat sich dadurch nur mit anderen angelegt obwohl die Kolonien wirtschaftlich nfast nutzlos waren. Aber gute Steigerung der Machtposition und der Ehre des Reiches.

Großadmiral
15.02.2004, 17:15
Schau dir die Karte genau an.
Wir haben praktisch die Reste bekommen, mehr nicht.
Soll ich ein Thema über die dt. Kolonien aufmachen?

Delbrück
15.02.2004, 17:30
Nein. :(

Großadmiral
15.02.2004, 17:51
Original von Delbrück
Nein. :(

Okay. -.-

Tiger
15.02.2004, 18:31
Wir waren immerhin presenter als manch anderer.
Aber gut wie schon gesagt wir sind zu spät gekommen zur verteilung da muss man sich nicht wundern wenn nichts mehr da ist.

Kommissär
15.02.2004, 18:35
Tja, die Germanen sind da leider in dieser Sache etwas träge...

Großadmiral
15.02.2004, 19:06
Original von Tiger
Wir waren immerhin presenter als manch anderer.
Aber gut wie schon gesagt wir sind zu spät gekommen zur verteilung da muss man sich nicht wundern wenn nichts mehr da ist.

Ja, Staaten wie Belgien oder Spanien sind in Afrika weniger present gewesen.

Equilibrium
16.02.2004, 19:40
Original von baerlach
Tja, die Germanen sind da leider in dieser Sache etwas träge...

Das hat nichts mit Träge zu tuen,das hat damit zu tuen das die Reichseinigung zu spät kam.
Und das Kolonien total unwirtschaftlich waren dürfte auch klar sein.Es ging einfach um den Präsent und der Hilfe für die unzivilisierten Menschen.

Großadmiral
16.02.2004, 19:48
Original von Generalfeldmarschall
Das hat nichts mit Träge zu tuen,das hat damit zu tuen das die Reichseinigung zu spät kam.
Und das Kolonien total unwirtschaftlich waren dürfte auch klar sein.Es ging einfach um den Präsent und der Hilfe für die unzivilisierten Menschen.

damit hast du vollkommen recht. Wir hätten bessere Kolonialgebiete abbekommen, wenn die Reichsgründung 1871 früher gewesen wäre.
Vor allem Wilhelm II war für eine "Ausdehnung" der Kolonialgebiete. So wurden nach der Reihe Gebiete in Afrika und der Südsee den Schutzgebieten angeschloßen.

Tiger
16.02.2004, 19:57
Original von Generalfeldmarschall
Das hat nichts mit Träge zu tuen,das hat damit zu tuen das die Reichseinigung zu spät kam.
Und das Kolonien total unwirtschaftlich waren dürfte auch klar sein.Es ging einfach um den Präsent und der Hilfe für die unzivilisierten Menschen.

Find ich eigentlich auch aber was ist mit Hilfe für unzivilisierte Menschen, dass haben viele Behauptet und keiner hats gemacht.

Equilibrium
16.02.2004, 20:00
Original von Tiger

Original von Generalfeldmarschall
Das hat nichts mit Träge zu tuen,das hat damit zu tuen das die Reichseinigung zu spät kam.
Und das Kolonien total unwirtschaftlich waren dürfte auch klar sein.Es ging einfach um den Präsent und der Hilfe für die unzivilisierten Menschen.

Find ich eigentlich auch aber was ist mit Hilfe für unzivilisierte Menschen, dass haben viele Behauptet und keiner hats gemacht.

Doch die Indusstrienationen haben ihnen gezeigt wie toll die welt doch ist.Sie haben sie zivlisiert und aus den barbarischen Zuständen geholt!

Großadmiral
16.02.2004, 20:02
Original von Generalfeldmarschall

Original von Tiger

Original von Generalfeldmarschall
Das hat nichts mit Träge zu tuen,das hat damit zu tuen das die Reichseinigung zu spät kam.
Und das Kolonien total unwirtschaftlich waren dürfte auch klar sein.Es ging einfach um den Präsent und der Hilfe für die unzivilisierten Menschen.

Find ich eigentlich auch aber was ist mit Hilfe für unzivilisierte Menschen, dass haben viele Behauptet und keiner hats gemacht.

Doch die Indusstrienationen haben ihnen gezeigt wie toll die welt doch ist.Sie haben sie zivlisiert und aus den barbarischen Zuständen geholt!

stimmt. Vor allem GB und Deutschland, die führenden Industriemächte Europas, haben den Staaten "Manieren" beigebracht.

Tiger
16.02.2004, 20:21
Ja gut, dass denen Manieren beigebracht wurden, aber für mich gehört zu Zivilisation eben auch etwas Wohlstand und den oder so was ähnliches haben die nicht bekommen man hat sie nur ausgebeutet.
(Übrigens find ich das nicht wirklich schlimm. Ich sage nur Vae victis! Erleben wir ja auch)

Equilibrium
16.02.2004, 20:23
Zu Wohlstand konnten sie in der kurzen Zeit ja gar nicht kommen.Hätten sie ein paar Jahre länger gewartet...

Tiger
16.02.2004, 20:29
Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Meinst du die Eingeborenen oder die Deutschen die in die Kolonien übergesidelt sind?

Großadmiral
16.02.2004, 20:41
Original von Tiger
Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Meinst du die Eingeborenen oder die Deutschen die in die Kolonien übergesidelt sind?
natürlich die Eingeborenen. Sie wurden eingedeutscht und nach dt. Tugenden erzogen. Leider zu kurz.

Tiger
16.02.2004, 20:44
Echt wusst ich nicht, wenns stimmt :top:

Bakunin
16.02.2004, 22:24
kann es sein, dass hier einige überzeugte kolonialisten sind und an der bürde des weißen mannes festhalten?

Bakunin
16.02.2004, 22:48
Zu Wohlstand konnten sie in der kurzen Zeit ja gar nicht kommen.Hätten sie ein paar Jahre länger gewartet...

wie meinst du das?

Stifter
16.02.2004, 23:08
Was ist denn so schlimm daran, wenn man sich Kolonie hält?
Dann würde es bestimmt weniger Probleme in Afrika geben, dann hätte die Menschen da einen, der sich um sie kümmert.
Alleine kriegen sie es ja nicht in den Griff.

Gärtner
16.02.2004, 23:13
Original von Stifter
Was ist denn so schlimm daran, wenn man sich Kolonie hält?
Dann würde es bestimmt weniger Probleme in Afrika geben, dann hätte die Menschen da einen, der sich um sie kümmert.
Alleine kriegen sie es ja nicht in den Griff.
Naja, im Prinzip ist frei Selbstbestimmung schon ein hohes Gut.

Und daß es in Afrika meistenteils drunter und drüber geht, hat vor allem mit ethnischen Konflikten zu tun. Die völlig willkürlich gezogenen Kolonialgrenzen, die noch heute die Staatsgrenzen der meisten Länder bilden, haben häufig einender fremde oder gar feindliche Völker in einen Staat gezwängt. Kaum war der Deckel der Unterdrückung durch die Kolonialherren weg, ging ein unbeschreiblicher Saustall los.

Bevor wir Europäer hochmütig werden: Bei uns in Ex-Jugislawien war es nach Ende des Tito-Kommunismus nicht anders, bis hin zum Massenmord.

Stifter
16.02.2004, 23:17
Ja, deswegen könnte doch die Europäischen Staaten auf die Afrikaner achten und ihnen die grobe Richtung weisen.

Gärtner
16.02.2004, 23:29
Original von Stifter
Ja, deswegen könnte doch die Europäischen Staaten auf die Afrikaner achten und ihnen die grobe Richtung weisen.
Das geschieht teilweise sogar noch. So verspüren die Franzosen immer noch eine Art von Verantwortung für ihre ehemaligen Kolonien, und wenn´s irgendwo mal so richtig kracht, wird eine kleine Elite-Einheit hingeschickt, die halbwegs für Ordnung sorgt (wenn es Paris in den Kram paßt und Gloire bringt, meistens ist es dann aber schon zu spät. Beispiel: Ruanda).

Ansonsten wäre das wirklich die Aufgabe der UN, die folgerichtig unbedingt gestärkt werden muß. Schon deshalb, damit der durchgknallte Cowboy in Washington nicht mehr nach freiem Willen schalten und walten kann.

Stifter
16.02.2004, 23:40
Hm Kolonie...

Bakunin
17.02.2004, 14:23
es ist kompletter quatsch, denn man sollte sich mal den kongo und seine geschichte als beispiel nehmen:
die belgier hatten den kongo ja offiziell für unabhängig erklärt und lumumba kam demokratisch an die macht und wollte eine antikolonialistische politik durchführen, aber die belgier hatten selbstredend etwas dagegen, da es im land eine menge bodenschätze gab und gibt.
also trieben die belgier den kongo in den bürgerkrieg und ließen tausende umbrigen unter anderem lumumba und mobutu errichtete dort die diktatur unter der million litten.
kolonialismus ist gleich bedeutend mit ausbeutung!

Stifter
17.02.2004, 15:16
Wenn die Völker sich in den Bürgerkrieg treiben lassen?
Es wäre Stabilität und Friede in Afrika, wenn richtige Länder dort das Sagen hätten.

Großadmiral
17.02.2004, 17:47
Original von Der Gelehrte
Das geschieht teilweise sogar noch. So verspüren die Franzosen immer noch eine Art von Verantwortung für ihre ehemaligen Kolonien, und wenn´s irgendwo mal so richtig kracht, wird eine kleine Elite-Einheit hingeschickt, die halbwegs für Ordnung sorgt (wenn es Paris in den Kram paßt und Gloire bringt, meistens ist es dann aber schon zu spät. Beispiel: Ruanda)..
ich in Paris war, war zufällig ein Artikel in einer Pariser Zeitung, indem Frankreich stets seine schützende Hand über Algerien legen wird.
So etwa habe ich es übersetzen können.
Algerien war eine der wichtigsten Kolonien Frankreichs, ein großter teil im Norden war sogar an Mutterland angegliedert.
Die algerische Kultur ist in Frankreich weit verbreitet, wer ich Paris war, weis wovon ich rede. Dort gibt es eigene alg. Viertel.


Original von Der Gelehrte
Ansonsten wäre das wirklich die Aufgabe der UN, die folgerichtig unbedingt gestärkt werden muß. Schon deshalb, damit der durchgknallte Cowboy in Washington nicht mehr nach freiem Willen schalten und walten kann.

Volle Zustimmung