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Vollständige Version anzeigen : Diskussion um Polizei-Folter



Frank Sinatra
20.02.2004, 19:33
Derzeit ist ja der Prozess gegen zwei der Polizisten im Gange, die den Mörder von Jakob Metzler verhört und ihm Folter angedroht haben.

Anlässlich der Verfolgung der bloßen Androhung von Folter seitens der Polizei möchte ich mal wissen, was die PF-User dazu denken.

Equilibrium
20.02.2004, 19:41
Ich finde es in Ordnung-Um das Leben eines Menschens zu retten sollte man dies auch machen dürfen.Aber nzr wenn dieser Mensch wirklich in Gefahr ist und keine Folgeschäden für den Täter bleiben!

DichterDenker
20.02.2004, 20:46
>Ich finde es in Ordnung-Um das Leben eines Menschens zu retten sollte
>man dies auch machen dürfen.Aber nzr wenn dieser Mensch wirklich in
>Gefahr ist und keine Folgeschäden für den Täter bleiben!

Findest du nur die Androhung der Folter gut oder willst du die Folter als legales Mittel um Geständnisse zu erzwingen? Ich persönlich finde ja beides schlecht weil damit Justizirrtümer nur so herausgefordert werden.

Equilibrium
20.02.2004, 21:48
Original von istdaswirklichwichtig
>Ich finde es in Ordnung-Um das Leben eines Menschens zu retten sollte
>man dies auch machen dürfen.Aber nzr wenn dieser Mensch wirklich in
>Gefahr ist und keine Folgeschäden für den Täter bleiben!

Findest du nur die Androhung der Folter gut oder willst du die Folter als legales Mittel um Geständnisse zu erzwingen? Ich persönlich finde ja beides schlecht weil damit Justizirrtümer nur so herausgefordert werden.

Nicht Geständnisse.Nur dann wenn ziemlich sicher ist das die Person der Täter ist oder die person schon ein Geständniss abgelegt hat.es soll auch nicht für ein Geständnuiss für das Gericht verwendet werden sondern nur um Leben zu retten.

DichterDenker
20.02.2004, 21:53
Du meinst man soll kein Geständnis herauspressen sondern Informationen wo das Opfer ist oder so? Und wenn jetzt doch der falsche Verdächtige dasitzt wird der dann gefoltert oder wird es ihm nur angedroht? Wenn er jetzt gefoltert wird hab ich was dagegen weil jeder unter falschen Verdacht kommen kann und der dann grundlos gefoltert wird. Wird er nicht gefoltert verliert die Drohung ihre Wirkung.

DichterDenker
20.02.2004, 21:57
Tja auch als Vater kann amn gegen Folter sein...
Wer sagt dir das dein Kind nicht irgendwann unter falschem verdacht steht? Und gefoltert wird -> gesteht und für Jahre ins Gefängnis wandert?

Siran
20.02.2004, 22:00
Wir sollten mal aufpassen. In dem Fall, der ja gerade verhandelt wird, stand die Schuld des Angeklagten eindeutig fest. Außerdem ging es nicht um die Erpressung eines Geständnisses, sondern um den Aufenthaltsort eines hilflosen Entführten, der jeden Augenblick sterben kann, wenn ihm niemand hilft.

DichterDenker
20.02.2004, 22:15
Naja ok. Stimmt alles schon auf diesen Fall bezogen. Das zweifle ich auch nicht an. Ich gehe allerdings davon aus das die wichtige Frage ist, ob Folter bzw Androhung davon allgemein gerechtfertig ist. Und da ich große Zweifel daran habe das man bei einem Verbrechen die "Wahrheit" herausfinden kann und ein Geständnis sozusagen als absoluter Beweis gilt bin ich dagegen.

Bakunin
20.02.2004, 22:27
folter ist das letzte.

wenn wir bestimmte grundsätze in unserer unmenschlichen gesellschaft behalten und beschützen möchten, dann den schutz der täter, denn es hat keinen sinn, wenn wir eine kette von verbrechen auslösen. ein mörder darf nicht mörder werden, genauso darf er nicht gefoltert werden. ein vergewaltiger darf ja auch nicht vergewaltigt werden.

wird der täter zum opfer, so entstehen neue täter und diese können dann genau das zu spüren bekommen wovon sie gebraucht gemacht haben.

DichterDenker
20.02.2004, 22:29
>Das sagt sich leicht, wenn man selber nicht betroffen ist!
>Gothaur

Das ist mir klar. Genauso leicht wie man nach Folter schreit wenn man betroffen ist...

Polly
21.02.2004, 00:49
Original von Siran
Wir sollten mal aufpassen. In dem Fall, der ja gerade verhandelt wird, stand die Schuld des Angeklagten eindeutig fest. Außerdem ging es nicht um die Erpressung eines Geständnisses, sondern um den Aufenthaltsort eines hilflosen Entführten, der jeden Augenblick sterben kann, wenn ihm niemand hilft.

Du hast sehr schön, den Casus Knacksus an der Diskussion klargestellt.

Eine weitere Facette des beschriebenen Falles ist folgendes:

Wäre ich der zuständige Psychologe gewesen, hätte also "Fitz" gespielt, hätte ich folgende zwei Situationen bei der Folter, bzw. Folterandrohung gehabt:

1. Der Typ ist zurechnungsfähig, hat gestanden, hat Schiss den Aufenthaltsort des Jungen zu nennen, da er den Jungen bereits umgebracht hat. Wäre der Junge noch am Leben in einem Versteck und wäre der Täter zurechnungsfähig, wäre er klever genug gewesen, den Aufenthaltsort des Jungen zu nennen, wenn er noch am Leben gewesen wäre, da sich diese Aussage positiv auf seine Gerichtsverhandlung ausgewirkt hätte.

2. Der Typ ist unzurechnungsfähig und genießt es, Gott zu spielem, wenn der Junge noch am Leben gewesen wäre, nach dem Motto: Ich weiß, wo er ist, und ich habe sein Leben in der Hand, weil er verhungert, erstickt, wenn ich Euch nicht sage, wo er ist.


Nun, sie hatten nicht "Fitz".
Also standen die Polizisten vor der Entscheidung: ist der Typ verrückt oder ist er zurechnungsfähig. Wäre er unzurechnungsfähig gewesen, wäre die Androhung von Folter und die Folgen gerechtfertigt gewesen, vorausgesetzt, es stünde 100%ig fest, dass der Typ der Entführer ist.

Zweischneidige Sache, wie Gothaur schon sagte.

Ps: Entschuldigt die Tippfehler, bin leicht angebrütet.:drink: :nido:

Polly
21.02.2004, 11:27
@Gothaur

Stimmt, den Aspekt sollte man auch mal berücksichtigen.

Polly
21.02.2004, 13:36
Bei dem Fall Jakob von Metzler möchte ich u.a. nicht wissen, was man der Polizei wieder alles vorgeworfen hätte, wenn der Junge noch gelebt hätte, aber durch das schleppende Geständnis des Aufenhaltsortes umgekommen wäre.
Könnte man den schweren Stand der polizei nicht auch ein bisschen mit dem schweren Stand, den u.a. auch Lehrer, also andere Beamte in der Gesellschaft und in der Presse haben? ;)

Siran
21.02.2004, 16:24
Lehrer stehen teilweise noch viel stärker in der Kritik als Polizisten, weil sich jeder einbildet, weil er mal selbst in der Schule war, wüsste er, wie alles abzulaufen hat. Die psychische Belastung für Polizisten ist sicherlich im Einzelfall stärker, allerdings denke ich, dass der Lehrerberuf auch einem "Nagen" kann. Nicht eine einzelne Situation, die einem belastet, sondern die ständige, fortwährende Belastung. Etwas OT, ich weiß.

Aber ich kann Polly zustimmen, der Aufschrei, wenn der Junge noch gelebt hätten und die Polizei zu langsam gehandelt hätte, wäre mindestens genauso groß gewesen. Mal ganz abgesehen von der Belastung, der die Polizisten dabei ja auch immer ausgesetzt sind. Für die geht es ja um eine reale Person, mit der sie sich in den letzten Tagen, Wochen, sehr beschäftigt haben und dessen Rettung oberste Priorität hat. Dann einem Entführer gegenübersitzen zu müssen, der sich weigert, dessen Position zu verraten, obwohl er schon überführt ist, muss ja nervenaufreibend sein.

fryfan
21.02.2004, 16:26
Original von Siran
Lehrer stehen teilweise noch viel stärker in der Kritik als Polizisten, weil sich jeder einbildet, weil er mal selbst in der Schule war, wüsste er, wie alles abzulaufen hat. Die psychische Belastung für Polizisten ist sicherlich im Einzelfall stärker, allerdings denke ich, dass der Lehrerberuf auch einem "Nagen" kann. Nicht eine einzelne Situation, die einem belastet, sondern die ständige, fortwährende Belastung. Etwas OT, ich weiß.


wiso sollen lehrer eine höhere psychische belastung haben? ?(

Siran
21.02.2004, 16:49
Nicht höher als Polizisten, aber eben auch eine. Jede Menge Lehrer sind nach ein paar Jahren der psychischen Belastung nicht mehr gewachsen.

Frank Sinatra
21.02.2004, 17:06
Original von Gothaur
Ich glaube, die Polizisten, die jetzt angeklagt sind, wußten, worauf sie sich da einließen. Und sie haben es in Kauf genommen.
Denke ich auch. Und deshalb finde ich es eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, daß diese Selbstlosigkeit (u.U.) noch bestraft wird.
Eigentlich sollte man die Männer für diesen Mut auszeichnen.

Könnte es vielleicht an der Verurteilungsquote der Staatsanwaltschaft liegen? (Oder ist diese Quote nur ein Gerücht?)

Titanic
22.02.2004, 16:00
Wenn ein Polizist zur Rettung einer Geisel den finalen Rettungsschuß , also die Tötung des Geiselnehmers, durchführen darf, um wie viel mehr darf man zur Rettung die Folter anwenden, um wie viel mehr Folter androhen? Die Analogie gibt die Antwort!