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Vollständige Version anzeigen : Pennäler erfinden Maut-System



Duck
14.03.2004, 15:14
Drei Schüler aus Bremen haben eine verblüffend einfache und preiswerte Alternative zum Pannen geplagten Mautsystem entwickelt.
Die 18 Jahre alten Zwölftklässler vom Gymnasium Bremen-Vegesack entwickelten mit pfiffigen Ideen und einer Standard-Software ein "Digitales Verkehrs-Überwachungssystem" (DVÜ). Mit ihrer Idee gewannen sie bereits den Bremer Landeswettbewerb von "Jugend forscht" und den Innovationspreis des Instituts für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft an der Universität Bremen (BIBA) in Höhe von 150 Euro.
Nur 50 Euro pro Apparat

"Das können wir besser und für weniger Geld", dachten sich Mit-Entwickler Andre Kreis und seine Mitschüler "als diese Dilettanten im Verkehrsministerium und bei Toll Collect", als die Pannenserie beim Maut-System nicht abreißen wollte.

Das Maut-System funktioniere mit dem Einbau einer "Blackbox" mit Funknetzkarte in jedes Auto. Der rund 50 Euro teure Apparat könne Daten senden und empfangen. Zudem müsse an jeder Auf- und Abfahrt der Autobahnen eine Gegenstelle als "Access-Point" installiert werden. "Theoretisch kann man das einfach an die Leitplanke kleben", meinte Kreis. Bei der Vorbeifahrt eines Wagens "unterhielten" sich beide Geräte und tauschten Daten wie die Autokennzeichen oder Signale über den Beginn und das Ende einer mautpflichtigen Strecke aus.

Seine Funktionsfähigkeit hat das System nach Angaben der Entwickler schon bewiesen: Etliche Autobahnkilometer habe das Trio bereits bei Testfahrten zurückgelegt. Als dieses zu teuer wurde, hätten sich die Schüler einen Simulator gebaut.

Als Extra bauten die Jungforscher noch ein Überwachungssystem ein: Damit könne die Blackbox auch Verkehrsverstöße wie zu schnelles Fahren oder Falschparken speichern. Dazu müsse die Funkstation im Auto lediglich mit einem Sensor im Wageninneren verbunden werden. Wenn das Trio noch etwas weiter tüftelt, könnte es sogar möglich werden, dass das Bußgeld schon vom Konto abgebucht ist, noch bevor der vor einem Supermarkt falsch parkende Fahrer seinen Einkauf erledigt habe.

Modell soll Stolpe präsentiert werden

Das Modell der Schüler funktioniert sogar so gut, dass Kreis überlegt, ob er es nicht patentieren lassen soll, wie die "Welt am Sonntag" berichtete. Nicht nur das, er wolle es sogar dem Verkehrsminister als Ergänzung zu dessen eigenem System vorschlagen. Sollte Manfred Stolpe ihn einladen, werde er leidenschaftlich für sein einfaches und billiges Modell werben. "Andererseits, auf einfach und billig scheint Herr Stolpe ja nicht sonderlich zu stehen, das könnte sich als Nachteil erweisen."

Polly
14.03.2004, 21:20
Das ist doch mal ein schöner Gegenpol zur ewigen PISA-Mäkelei. Nicht alle Schüler sind desinteressiert, nur auf Konsum aus und ungebildet. Merken, liebe Politiker.

Ex-Admin
14.03.2004, 21:30
Verblüffent, dass Schüler bessere Systeme erstellen können als die Experten von Toll Collect :D

Kommissär
15.03.2004, 12:51
Naja, das ganze Zeug der Schüler basiert natürlich auf Standart 802.11b Hardware. Eine Maut Landesweit aufzuziehen ist doch nicht so einfach, wie man im Text meint. Zum Beispiel, wie kommunizieren die Acces Points miteinander?
Aber denoch ist die Idee der Schüler genial.

MoJo
15.03.2004, 14:52
... sollte man denen jetzt nicht die Beratungs-Millionen zurücküberweisen?

Da fänden sich glaube ich Dutzende, die's besser könnten als Tollbeleckt! :D

Ex-Admin
15.03.2004, 17:13
Naja peinlich ist es auf jedenfall.
Aber Tollcollect hat ja jetzt nen neuen Auftrag für ein Maut System bekommen, hab ich das richtig mitbekommen?

m!ch!
18.03.2004, 19:13
Hallo erstmal hier im Forum. Diese Nachricht geht ja um die halbe Welt. Die Erfinder dieses Systems gehen bei mir in die Klasse und ich denke das es auch in deren Sinne ist wenn ich wenigstens hier richtig stelle was die Medien da wieder schreiben.

Also das System sollte nie 50 Euro kosten, bis jetzt brauch man nen Laptop und ne W-LAN Karte ich denke jeder kann sich ausmalen was das kostet :)

Andre Kreis hat dieses NIE gesagt: "als diese Dilettanten im Verkehrsministerium und bei Toll Collect"

An die Leitplanke kleben wird so schnell auch nix, weil da noch nen PC hinter dem Access-Point stehen muss.

Es wurden bis jetzt auch noch keine etlichen Autobahnkilometer abgefahren das ganze wurde auf kleiner Strecke getestet.

Und schon wieder haben die Medien bewiesen wie gut sie Menschen Wörter in den Mund legen können, Beispiel ? Hier bitte schön: "Andererseits, auf einfach und billig scheint Herr Stolpe ja nicht sonderlich zu stehen, das könnte sich als Nachteil erweisen."

Falls Fragen bestehen, bin ich gerne bereit die mit dem Erfinder-Trio abzuklären :)

Mit freundlichen Grüßen

Michi

Ex-Admin
18.03.2004, 21:25
Hallo michi und willkommen im Forum.

Schön, dass du dich hier mit Informationen aus erster Hand zu Wort meldest.
Schon verblüffend, wie die Medien das alles verdrehen, wenn es denn wahr ist, was du hier sagst. Wie kommen die denn deiner Meinung nach darauf, dass es nur 50 Euro kosten soll?

Kommissär
18.03.2004, 22:53
Hallo Michi, ebenfalls willkommen im Forum!
Es war mir sofort von Anfang klar, dass das ganze auf 802.11b Wlan beruht und andererseits war es mir ein Rätsel, wie man das auf 50 Euro hätte bringen könnnen, da eine einzelne Wlan Karte schon fast 50 Euro kostet.
Aber denoch dachte ich, dass das die Blackbox eine eigene Entwicklung mit Embedded Hardware Teilen sei. Mich würde noch interessieren, was für Software eingesetzt wurde.

Mich würde auch noch freuen, wenn sich das Erfinder Trio hier persönlich äussern würde.

m!ch!
19.03.2004, 00:41
Vielen Dank erstmal für die herzliche Begrüßung :)

Also ich werd den drei morgen mal bescheid geben damit die hier auch mit posten können.

So zu der ersten Frage, wie die 50 Euro zustande kommen. Einer der drei hatte mal erwähnt das EINE W-Lan Karte so um die 50 Euro kostet, daraus wurde dann gleich das ganze System, sehr mysteriös ;)

Die Software wurde soweit ich mich erinnern kann selbst in c++ geschrieben. Der Programmierer, Andre Kreis, hat aber auch vorher schon viel auch in anderen Sprachen gemacht, wie zum Beispiel Visual Basic. Also die Ahnung hat er :)

Die "Blackbox" sollte eigentlich zu Anfang auch nur ein Überwachungssystem fürs auto sein, dass abspeichert wie schnell ein Auto z.B. bei einem Unfall war, also so zusagen wie die in den Flugzeugen. Das Maut-System war eine Idee später und beides wurde miteinander kombiniert. Aber um eine W-Lan Karte zu betreiben ist ein Laptop notwendig, außer man könnte das ganze System wie gesagt auf EEPROMS brennen, aber ich glaube man merkt das dieses nicht mein Gebiet ist. Außerdem braucht man dann dazu wieder die notwendige Hardware um dieses zu machen und um zu investieren müsste man eine Sicherheit haben das man dieses Geld nachher wieder rauskriegt.

Ich freue mich auf weitere Fragen.

MfG

Michi


Achso was ich noch sagen wollte: Die 3 werden am Mittwoch bei sternTV bei RTL zu Gast sein und ihr System vorstellen. Heute war auch ein RTL Team vor unserer Schule und haben das Gebäude gefilmt für den Bericht. Insgesamt gab es ein riesen Ansturm der Medien. Unzählige Radio Sender hatten sich gemeldet und Interviews gewollt, auch Zeitungen haben sich gemeldet. Sat.1 war unter den intressierten Sendern ebenfalls dabei.

AndreK
19.03.2004, 11:09
Hi,

ich bin der Programmierer des Systems :rolleyes:
Also Michi, was du geschrieben hast, ist alles richtig. Bis auf, dass hinter jedem Accesspoint ein PC stehen muss. Die müssen nur alle miteinander verbunden werden und dann zu einem Großrechner führen.
Wir haben schon viele Möglichkeinten genannt bekommen, vorhandene Systeme beim Verbinden von den Accesspoints (GSM, GPRS, Internet, vorhandene Kabel u.s.w.). Man muss sich ja nicht für eine Möglichkeit festlegen, man kann ja je nach örtlichen Gegebenheiten ein anderes System benutzen.

Zu der Blackbox:
Das war eigentlich nur so ne Idee. Wir haben per Gameport ein Kleinen Simualtor gebaut (den die Presse mal wieder Missverstanden hat...) den ich dann in dem Programm abgefangen habe und speziell komprimiert in eine Datei gespeichert...

Die 50€:
Das Gerät im Auto, würde 50-100€ Kosten (sagten wir zur Presse...). Warum?
Also wir haben für die Funkkarte 30-40€ gerechnet und dadran muss dann ein EPROM hängen der dann den Rest kosten würde. Man muss ja mit den Preisen etwas runtergehen, da (bei Realisierung) es ein Massenprodukt sein würde und man muss/soll ja nicht die 802.11b benutzen. Es gibt vielleicht auch Funkbereiche, die wesentlich besser geeignet sind, nur dann muss man sich wieder die Frage stellen, was günstiger ist, denn WLAN ist (auch in den USA) ein Massenprodukt und dementsprechent weit entwickelt.
Mein Programm läuft zwar auf TCP/IP, aber eigentlich wird so ein hohes Protokoll ja garnicht benötigt (bräuchte man auch nicht auf den EPROM tun)
Es sind ja nur stupide Daten, die auf Anfrage verschlüsselt gesendet werden müssen.



Mich würde noch interessieren, was für Software eingesetzt wurde.

Öhm, wie ist das gemeint, also programmiert hab ich das unter Linux mit dem gcc 3.3 und für die Visualisierung hab ich SDL benutzt.

Dann wollt ich eben noch was zum Thema Presse sagen, also es ist klar, dass die nicht jede einzelne Sache mitbekommen, vorallem weil die Reporter meistens nicht so technisch versiert sind.
Ich bin mal gespannt. Wir haben gestern knapp 4 Stunden mit nem Team von RTL gedreht, für einen Ausschnitt von 1 Minute und 40 Sekunden. Der kommt heute abend 18:30 auf RTL. :cool:

Für Fragen und konstruktive Kritik bin ich immer offen ;)

MfG, Andre

Kommissär
19.03.2004, 11:30
Hallo Andre, auch willkommen im Forum!

Also so wie ich das richtig verstehe, nehmt Ihr einfach handelsübliche Produkte verbindet sie miteinander und schreibt noch die passende Software hinzu.

Existiert den eigentlich schon die Embedded Version der OBU? Oder habt Ihr noch eine Laptop+802.11b Lösung?
Ich denke, 802.11b ist schon aus Kostengründen sehr gut geeignet. Für eine OBU braucht es sicher nicht mal eine PC Karte, die Hersteller bieten ja auch OEM Module an. In der Regel hat die OBU noch Bedienelemente wie Schalter, LCD usw. Aber mindestens 100 Euro wird Eure OBU sicher kosten: 802.11b Modul, Mikrokontroller + Hauptplatine mit sonstigen elek. Teilen, Gehäuse, LCD, Knöpfe usw.


Zur Presse:
Wie seid Ihr bzw. Euer Maut System an die Öffentlichkeit gelangt?

AndreK
19.03.2004, 11:43
Also eine direkte Embedded version hab ich noch nicht aber das Progamm für die OBUs ist 7 KB groß und läuft unter Linux. Linux ist ja für Embedded Systeme eigentlich Ideal (->Premiere DBox ;) )...

Doofe Frage, aber wofür soll die OBU nen Schalter/Display haben?

An die Öffentlichkeit sind wir gelangt, indem wir bei dem Landeswettbewerb Jugend-Forscht mitgemacht haben. Wir haben uns ursprünglich eigentlich nicht viel hoffnungen auf einen Platz unter den ersten 3 gemacht, aber schon am Tag der Ausstellung bei Jugend-Forscht war ein derartiger Presserummel um uns, dass man da schon vermuten konnte...
Und dann haben wir den 1. Platz gemacht und seitdem rufen andauert igendwelche Radios und Zeitungen an. Die machen sogar während der Schulzeit keine Pause...

MfG, Andre

Kommissär
19.03.2004, 11:58
Bei der OBU von Toll Collect und der Maut in Österreich muss die Achsen Anzahl eingegeben werden. Das Display zeigt die Mauthöhe an.

Genau, Linux ist da hervoragend geeignet. Wenn Du schon eine Linuxfassung hast, dann kannst Du ja einen AcessPoint in eine OBU umwandeln. Einige APs haben als Firmware eine Embedded Linux drauf, und es gibt Opensource Fassungen dieser Firmware.

Tja, die Presseheinis werdet Ihr wohl so schnell nicht los...

LexX
23.03.2004, 17:39
Interessant. Also das mit den Achsen, das passt nicht ganz. Nicht die Anzahl der Achsen ist wichtig sondern die "Achslast", aber das nur mal am Rande. Also da ihr ja schon an die Öffentlichkeit gegangen seit mit dem Programm, könnte ich mir gut vorstellen das ihr die Aufmerksamkeit von Siemens erregt habt. Zufälliger weise weiß ich das Siemens IMHO darüber nachdenkt, das Projekt was uhrsprünglich nur aus "just for fun" von dir gemacht wurde (AndreK) , mit in die vorhanden systeme einzubinden.

Siemens(hardware) | Telekom(software) und Toll Collect, sehen ja mittlerweile ganz schön doof aus, sollte das System doch schon vor ewigkeiten fertig sein. Nun ist Siemens auch noch ins Boot gekommen, und die Telekom, die es kaum selbst schaft sich überwasser zu hallten ist auch nocht dabei. Und das die "grossen 3" es nun schaffen sollten, ein Mautsystem auf die beine zu stellen was aus funktioniert, und keine Pannen, und zudem auch nicht die welt kostet, das bezweifeln einige ja noch.

@ AndreK:
Schreib doch mal nach Siemens, und guckt mal was als Antwort kommt. Meinen Recherchen zu folge sind alle 3 Unternehmen mehr als sauer, weil sie von 3 Schülern übertroffen wurden.

@Codemonkey:
Hab mal nen Link von dem ganzen hier an, nen Kontakt bei Siemens geschickt.

MFG: LexX