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Vollständige Version anzeigen : Rückkehr zu deutschen Tugenden



B.A. Barecus
09.04.2004, 23:05
Söder fordert Rückkehr zu "deutschen Tugenden"
CSU-Generalsekretär verlangt mehr Fleiß

von Mit CSU-Generalsekretär Markus Söder sprach Hans-Jürgen Leersch.

DIE WELT: Gegen die Arbeitszeitverlängerung im bayerischen öffentlichen Dienst gibt es erheblichen Widerstand - auch in CSU-Reihen. Können Sie den Kurs durchhalten?


Markus Söder: Es ist absolut richtig, dass der Staat mit dem öffentlichen Dienst vorangeht. Bei den Ländern sind 90 Prozent der Haushaltsausgaben durch Schuldendienst, Personalkosten und Sozialausgaben gebunden. Das muss sich ändern. Wir brauchen Luft für Zukunftsinvestitionen und mehr Innovationen, von denen wir morgen alle leben. Eine Arbeitszeitverlängerung für den öffentlichen Dienst ist unausweichlich. Dabei müssen auch die Kommunen mitmachen. Sie können nicht Finanzmittel von den Ländern fordern, aber selbst den Sparbeitrag verweigern. Längere Arbeitszeiten sind aber nicht nur im öffentlichen Dienst notwendig, sondern sind auch in der Wirtschaft ein Weg, um aus der Krise in Deutschland herauszukommen.


DIE WELT: Aber längere Arbeitszeiten sind nicht alles. Was wird sonst noch gebraucht?


Söder: Es muss ein umfassender Kurswechsel vollzogen werden, sonst werden die neuen EU-Länder an uns vorbeiziehen. Dazu gehört als Erstes ein neues Steuersystem. Die Steuerbeschlüsse von CDU und CSU wären sofort umsetzbar. Außerdem muss es eine Deregulierung am Arbeitsmarkt geben: Betriebliche Bündnisse für Arbeit, flexiblerer Kündigungsschutz und Reform des Tarifrechts sind die Stichpunkte. Die 40-Stunden-Woche sollte in allen Bereichen die Regel werden. Ich bin davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Deutschen bereit ist, mehr zu arbeiten, wenn dafür der Arbeitsplatz sicherer wird.


DIE WELT: Und was sonst noch?


Söder: Wir müssen uns auf unsere deutschen Tugenden zurückbesinnen: Das sind Fleiß, Leistungsbereitschaft, Disziplin, Höflichkeit und Pünktlichkeit. Das sind Erfolgsfaktoren für den internationalen Wettbewerb. Damit muss schon an den Schulen begonnen werden.


DIE WELT: Sind uns diese Tugenden abhanden gekommen? Sind die Deutschen zu bequem geworden?


Söder: Die Apo-Opas und Alt-68er haben deutsche Tugenden verschmäht und das Land in eine geistige Krise geführt. Dadurch sind wir im internationalen Wettbewerb schlechter geworden. Das ist selbst im Fußball zu beobachten. Es hieß immer, die Deutschen seien nicht die besten Techniker, aber hätten über den Kampf zum Spiel und damit zum Sieg gefunden. Die Fähigkeit, sich im internationalen Wettbewerb durchzusetzen, fehlt heute in vielen Bereichen.


DIE WELT: Gerade die Gewerkschaften protestieren gegen Ihre Pläne am heftigsten.


Söder: Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen, am besten mit den Gewerkschaften, zur Not auch ohne sie. Die Gewerkschaften messen mit zweierlei Maß und machen sich unglaubwürdig, besonders die Gewerkschaftsbosse. Als Gewerkschafter fühlen sie sich hui, als Arbeitgeber sind sie pfui. Der DGB hat in den letzten Jahren 35 Prozent seines Personals abgebaut, Verdi verlangt von seinen Mitarbeitern, auf das 13. Monatsgehalt zu verzichten. Andererseits hat Verdi-Chef Bsirske fast 250 000 Euro Einkommen im Jahr. Wer hat das schon? Die Gewerkschaftsbosse sollten verpflichtet werden, ihre Gehälter offen zu legen, wie das viele Unternehmen bereits machen. Das schafft mehr Glaubwürdigkeit, und ich fordere von den Gewerkschaften mehr wirtschaftspolitischen Realitätssinn. Dann hätten wir heute weniger Arbeitslosigkeit.

DIE WELT: Sollten die Löhne in Deutschland generell gesenkt werden?


Söder: Nein. Wir können den Wettbewerb mit Ländern wie Ungarn oder Tschechien nicht über Lohnsenkungen gewinnen. Wir müssen um das, was wir teurer sind, besser werden. Gebraucht werden mehr Innovation, Forschung und Deregulierung. Und natürlich längere Arbeitszeiten. Denn wir fallen nicht nur gegenüber den neuen EU-Ländern zurück, sondern auch gegenüber Österreich und Skandinavien. Längere Arbeitszeiten bedeuten, dass die Unternehmen bei den Kosten entlastet werden. Damit werden die Wettbewerbsnachteile mit aufgefangen.


DIE WELT: Nicht nur hohe Löhne sind ein Problem, sondern auch die niedrigen Steuern in den Beitrittsländern.


Söder: Fairer Wettbewerb ja, Steuerdumping nein. Es ist ein Skandal, dass Deutschland die Verlagerung von Arbeitsplätzen über die EU-Beiträge finanziell unterstützt. Wir sind Weltmeister im Export von Arbeitsplätzen. Fördermittel sollten künftig nur noch gewährt werden dürfen, wenn die Empfängerländer ein Mindestniveau bei der Besteuerung einhalten. Und wenn ein deutscher Unternehmer hier einen Betrieb schließt und jenseits der Grenze neu aufmacht, darf er keine Förderung mehr bekommen.


DIE WELT: Deutschland ist vom Terrorismus bedroht. Wie kann man Anschlägen vorbeugen?


Söder: Im Zuwanderungsgesetz müssen die Sicherheitsaspekte massiv verstärkt werden. Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch. Es liegt jetzt an Innenminister Schily zu entscheiden, ob ihm der Frieden im Land wichtiger ist als der Frieden in seiner Koalition. Im Moment habe ich aber den Eindruck, dass sich der Frieden in der Koalition zum Schaden des Landes durchsetzen könnte.

Artikel erschienen am 8. April 2004


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opdr-sailor
10.04.2004, 08:51
Wir müssen uns auf unsere deutschen Tugenden zurückbesinnen: Das sind Fleiß, Leistungsbereitschaft, Disziplin, Höflichkeit und Pünktlichkeit.


Vollkommen richtig - in dieser Gesellschaft, in der Egoismus in jedweder Form eine Blütezeit erlebt, sind die klassischen Tugenden ein Auslaufmodell.
Andererseits: Helmut Schmidt hat die o.g. Eigenschaften als "Sekundärtugenden" bezeichnet, "mit denen man auch ein KZ betreiben könnte"

kettnhnd
10.04.2004, 10:46
Söder: Wir müssen uns auf unsere deutschen Tugenden zurückbesinnen: Das sind Fleiß, Leistungsbereitschaft, Disziplin, Höflichkeit und Pünktlichkeit.


schon eine frechheit...

...sich von einem CSU-nazi vorwerfen lassen zu müssen, man wäre faul, wenig leistungsbereit, undiszipliniert, unhöflich und unpünktlich.
frechheit... X(

firmenbosse und bonzen fordern gerade das natürlich immer gerne ein. damit sich auch weiterhin schön ihr geldbeutel füllt. plötzlich entdeckt man dann die deutschen tugenden...

hoffentlich entdecke ich nicht plötzlich eine bestimmte deutsche tugend wieder: vaterlandsverräterische politiker in den landwehr-kanal zu werfen !

Gärtner
10.04.2004, 12:16
Andererseits: Helmut Schmidt hat die o.g. Eigenschaften als "Sekundärtugenden" bezeichnet, "mit denen man auch ein KZ betreiben könnte"
Das hat nicht Helmut Schmidt gesagt, sondern Oskar Lafontaine, der damit den erstgenannten brüskierte, der auf genau solche Tugenden stets Wert legte.

Patrick Bateman
11.04.2004, 01:57
Wenn man diesen Mist liest, könnte man sich wirklich genötigt sehen 2006 wieder SPD/Grün zu wählen.

Nicht das die wesentlich kompetenter sind, aber da weiß man wenigsten was man hat.

Müller
11.04.2004, 10:17
Söder: Wir müssen uns auf unsere deutschen Tugenden zurückbesinnen: Das sind Fleiß, Leistungsbereitschaft, Disziplin, Höflichkeit und Pünktlichkeit.

Dann sollen die Politiker erstmal anfangen und als ein gutes Beispiel vorangehen.

Schwartzer Rab
11.04.2004, 10:47
Ablenkungsmanöver. Mit deutschen Tugenden wird man mittel- bis langfristig weder Arbeitsplätze sichern noch die Arbeitslosigkeit reduzieren, ebenso wenig wie mit längerer oder kürzerer Wochenarbeitszeit, 5% mehr oder weniger Lohn oder "flexibleren" Regelungen. All diese Lösungsvorschläge legen die Annahme zugrunde, daß ein Wirtschaftsaufschwung die Probleme auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft lösen wird. Fakt ist aber, daß Arbeitslosigkeit ein strukturelles, kein konjunkturelles Phänomen ist. Wer das liberalistische Wirtschaftsmodell bevorzugt, muß sich zwangsläufig auch zu Arbeitslosigkeit und Produktionsverlagerung ins Ausland bekennen - oder weiter lügen.

Kaiser
12.04.2004, 01:45
An den deutschen Tugenden ist nichts verkehrt nur wirkt es lächerlich wenn ausgerechnet überbezahlte wie unfähige Müßiggänger für sie werben.