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Vollständige Version anzeigen : Die größte Gefahr für Europa ist Europa selbst



Ka0sGiRL
30.04.2007, 00:33
SZ: Heute geht es um vergleichbare Fragen. Russland wehrt sich vehement gegen die Pläne der USA, in Polen Raketen und in Tschechien eine Radarstation zu installieren. Was ist Ihre Meinung?

Havel: Ich bin eindeutig der Meinung, dass dieser Radar bei uns zu stehen hat. Ich habe eine ganze Reihe von Gründen dafür. Mir scheint, dass das Projekt zu einer Festigung der Sicherheit beiträgt. Unser Land ist zwar Mitglied der Nato-Allianz, was unter dem Aspekt der Sicherheit sehr gut ist, aber es ist sicherheitsmäßig noch nicht völlig verankert. Das Projekt Radarschirm ist für die Sicherheit des Staates sehr gut, es ist ein sehr guter Schutz gegen mögliche Bedrohungen. Überdies kostet es uns nichts, und es stärkt die tschechisch-amerikanischen Beziehungen. Es ist immer gut, wenn Amerika ein bisschen in Europa verankert ist. Denn die größte Gefahr für Europa ist Europa selbst. Seien wir uns immer dessen bewusst, welche Weltkriege hier in Europa ausgebrochen sind, und die Amerikaner haben dann immer die Situation gerettet. Mir scheint, dass deren Anwesenheit im ganzen auch für Europa gut ist, zumal wenn es um Systeme geht, die durch und durch der Verteidigung und nicht dem Angriff dienen.

SZ: Aber es gibt in Tschechien starken Widerstand dagegen.

Havel: Wenn sich heute bei uns Stimmen dagegen erheben, sind das durchaus unglaubwürdige und heuchlerische Stimmen, weil im vorgesehenen Stationierungsgebiet 20 Jahre lang ganze Divisionen ausländischer Truppen eines totalitären Staates standen, und niemand hat einen Laut von sich gegeben. Und wenn die Menschen Freiheit haben, dann beginnen sie zu meckern gegen eine Radarkugel im Brdy-Gebirge. Mir kommt das so tschechisch-kleinkariert vor, so heuchlerisch und miefig. Jeder möchte jetzt darüber reden, ob diese Raketen auch die anderen Raketen treffen, die sie treffen sollen, und wieviel das die Steuerzahler kostet und ob dieses ganze System nicht überflüssig ist. Sie machen sich Sorgen, ohne dafür auch nur eine Krone zahlen zu müssen. Dieses System wird jetzt seit 15 Jahren entwickelt, und wenn die Amerikaner dafür ihre Milliarden ausgeben, dann hat das ja wohl Hand und Fuß. Aber mehr als diese fachliche Seite interessiert mich die moralische Seite dieser tschechischen Haltung, dieser Tradition - ob wir die sein werden, die immer abwarten, wie eine Sache ausgeht, oder ob wir uns an einer gemeinsamen Sicherheit und Verteidigung beteiligen wollen. Und interessanterweise bringen einige Politiker das halbgare Argument vor, sie würden zustimmen, wenn das Radar ein Bestandteil der Streitkräfte der Allianz wäre. Es sei aber nur eine bilaterale Angelegenheit, sodass sie nicht zustimmen könnten. Nun, das ist eine technische Sache, dass das derzeit ins Nato-System nicht eingegliedert werden kann. Aber vor allem amüsiert mich, dass das Leute sagen und sich auf die Nato hinausreden, die früher gegen unsere Mitgliedschaft waren. Und jetzt ist sie ihnen wieder recht.

http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/952/111841/2/

SZ-Interview mit Vaclav Havel - komisch dass es hierzulande so still ist.

Justas
30.04.2007, 00:51
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/952/111841/2/

SZ-Interview mit Vaclav Havel - komisch dass es hierzulande so still ist.Deutschland hätte im Falle einer Krise mehr zu verlieren. Und, wie es dem Interview zu entnehmen ist, geht es Havel persönlich um die Sicherheit seines Landes.

Merkwürdig sind einzig seine abschätzigen Passagen über die freie Meinungsäusserung seiner freien Mitbürger:

unglaubwürdige und heuchlerische Stimmen...
wenn die Menschen Freiheit haben, dann beginnen sie zu meckern...
tschechisch-kleinkariert vor, so heuchlerisch und miefig...
Eines Ex-Präsidenten eines europäischen Landes nicht würdig.

Was nun die Rolle der Amerikaner angeht, hat er völlig recht: Den neuen Gefahren für die Sicherheit des Landes muss man mit der entsprechenden Körperstellung begegnen. Der Kunde zahlt.

Sein Versprechen, das System würde bereits seit 15 Jahren weiterentwickelt, fand ich köstlich. Von wegen Iran, von wegen Nordkorea.

Biskra
30.04.2007, 02:45
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/952/111841/2/

SZ-Interview mit Vaclav Havel - komisch dass es hierzulande so still ist.

Ein kluger Mann. :]

Ka0sGiRL
30.04.2007, 07:59
Und, wie es dem Interview zu entnehmen ist, geht es Havel persönlich um die Sicherheit seines Landes.

Wäre wohl auch in unserem Interesse für die Sicherheit des Landes zu sorgen, anstatt auf die Beziehungen zu Russland, das darauf pfeift, Rücksicht zu nehmen - man erinnere sich nur mal an das "Atomkraftwerk" dass die Russen im Iran bauten - trotz der nachhaltigen Bedenken der europäischen Länder.

Walter Hofer
30.04.2007, 09:15
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/952/111841/2/

SZ-Interview mit Vaclav Havel - komisch dass es hierzulande so still ist.

Hier wird sehr intensiv hinter den Kulissen verhandelt, um eine einheitliche Linie zu finden. Bilaterale Alleingänge a la Polen oder Tschechien sind von den Nato-Europäern nicht erwünscht. Dazu muss man wissen:

Heutzutage sieht die Hierarchie der Nato wie folgt aus:

1. Premiumclass

USA, UK, Canada

2. Business Class

altes Europa (D, F, I, E, POR, Benelux, DE, NOR, GR, TR)

3. Touristclass

neues Europa (Polen, Tschechien, Slowenien, Slowakei, balt. Staaten)

4. Underdogs

Bulgarien, Rumänien


und die Gretchenfrage lautet:

Warum wollen die USA - ohne Absprache mit der Nato - unbedingt in Tschechien und Polen Raketen stationieren, statt in Griechenland, Türkei, Bulgarien oder Rumänien, in Südosteuropa sozusagen, dort, wo es militärisch eine Sinn ergeben könnte (Fall Iran) ?

Diese Frage steht im Raum und nicht die Sicherheit eines einzelnen Landes der Gemeinschaft.

Aus der Sicht der USA, der Bush-Administration, wäre die Stationierung der einzige außenpolitische Erfolg der Ära Bush. Daher sind der Druck und die Eile verständlich. Leider fällt C. Rice wieder in die Zeit des Kalten Krieges zurück, indem sie, wie 1988, wieder von Sowjets (ein Versehen ?) statt von Rußland spricht und somit die Russen zusätzlich und unnötigerweise provoziert.

Hinzu kommt, dass an der Zuverlässigkeit des weltweiten 10 Mrd. Dollar Projektes gezweifelt wird. Militärexperten sehen Mängel in der FF-Erkennung und der genauen Diagnose eines friedlichen Raketenstarts mit einem Wettersatelliten oder einer A-Bombe. Das steht nämlich an den Trägerraketen nicht dran.

Polen und Tschechien, die beiden EU-Empfängerländer, sind nicht so reich, dass sie sich Militärschrott leisten können.

derNeue
30.04.2007, 09:29
Havel selbst ist ein Heuchler. Er weiß doch genau, daß die Tschechen früher gar keine andere Wahl hatten, als die rote Terrorarmee in ihrem Land zu dulden. Jetzt haben sie eine Wahl und sie haben das Recht, nein zu sagen. Ich finde die Sicherheitsbedenken Putins sehr berechtigt. Rußland hat sich immer weiter zurückziehen müssen und jetzt streckt das gierige Amerika seine Finger schon bis Osteuropa aus. In Deutschland ist es Teil der politischen Korrekheit geworden, mittlerweile nicht mehr gegen die USA zu protestieren. Wer stoppt eigentlich Bush noch, wenn nicht Putin?

Fritz Fullriede
01.05.2007, 13:46
Wer ist momentan die grösste Gefahr für den Weltfrieden? Und wer wird alles tun um Europa innerlich zu spalten (und natürlich dem Import von Muslimen via Türkei-EU-Gedöns fördern?

USrael

Nicht nur auf die Phrasen schauen sondern auch mal die Hintergründe betrachten :]

Misteredd
01.05.2007, 16:26
http://www.sakurai-cartoons.de/images/g_knutputin.gif

yomuz
01.05.2007, 18:14
Merkwürdig sind einzig seine abschätzigen Passagen über die freie Meinungsäusserung seiner freien Mitbürger:
Eines Ex-Präsidenten eines europäischen Landes nicht würdig.


also ich find das nicht so schlimm was er sagt. steckt ja immerhin auch ein bisschen wahrheit drin. gibst du den menschen zuviel freiheit, fangen sie immer an rumzumeckern. ich würde wetten, wäre es der deutschen bevölkerung 1933-1938 erlaubt gewesen zu meckern, hätten sie es auch getan. obwohl es ihnen verdammt gut ging.

und was ist an den 15 jahren weiterentwicklung so verwerfelich?
das system wurde ja nicht explizit für die verwendung gegen iran oder nordkorea entwickelt, es wurde allgemein zur verteidigung gegen schurkenstaaten entwickelt. und da iran und nordkorea zu ebendiesen gehören, wird das system höchstwahrscheinlich auch gegen diese angewendet.

gruß

politisch Verfolgter
01.05.2007, 18:19
1933-1938 ging es "der deutschen Bevölkerung" "verdammt gut"?
hahahaha, welch ein Blödsinn
Es war vielmehr ein ganz elender Schurkenstaat.
Wobei noch immer die Deutschen der Deutschen erbittertster Feind sind.

yomuz
01.05.2007, 19:46
frag doch mal zeitzeugen, die werdens dir bestätigen.