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Vollständige Version anzeigen : Kriegsschuldfrage 1. Weltkrieg



Ex-Admin
29.05.2004, 13:13
Guten Tag zusammen.

Der 1. Weltkrieg ist unumstritten der Auslöser für die Gräuel Taten der Diktatoren Lenin und Hitler gewesen. Annähernd 15 Millionen Tote, darunter 6 Millionen Zivilisten, forderte der Krieg. Historiker streiten immer wieder darum, wer ausschlaggebend dazu beigetragen hat, dass der erste Weltkrieg ausgebrochen ist. Und dazu möchte ich auch mal Eure Meinung wissen.

Eine Schlüsselaktion war sicher der tötliche serbische Anschlag auf den Erzherzog Franz-Ferdinand von Österreich-Ungarn und seine Frau. Österreich-Ungarn nutze das als Grund für einen Krieg, da Serbien schon lange ein Dorn im Auge dieser war.
Doch ist das der Auslöser des ersten Weltkrieges? Ist es nicht viel mehr die aggressive Haltung vom Deutschen Reich, als sie Österreich-Ungarn ihre Unterstützung zusagten? Deutschland hatte sich ja schon von anfang an auf einen zwei Fronten Krieg eingestellt und gar nicht versucht auf die diplomatischen Schlichtungsversuche anderer Nationen einzugehen.

Siran
29.05.2004, 13:41
Welche aggressive Haltung des Deutschen Reiches denn?

Ex-Admin
29.05.2004, 13:46
Deutschland hat die Juli-Krise eindeutig dazu benutzt um einen Krieg vom Zaun zu brechen und somit die Vorherschaft auf dem Kontinent zu sichern.
Das augenscheinliche Unterstützen von Österreich-Ungarn war da doch nur eine Möglichkeit um sich an dem Krieg zu beteiligen oder meint ihr nicht?

Müller
29.05.2004, 13:52
Dass Deutschland alleine am 1. WK schuld war, ist falsch. Soweit ich weiß, waren die Kaiser von D, GB und R Cousins und haben den Krieg auch untereinander abgesprochen.

Ex-Admin
29.05.2004, 13:56
Ich habe ja auch nicht gesagt, dass Deutschland alleine Schuld am ersten Weltkrieg war.
Du hast Recht, dass der Deutsche Kaiser Wilhelm II., der König von Großbritannien George V. und der Zar von Russland Nikolai II. Cousins waren, aber das sie sich abgesprochen haben, habe ich noch nicht gehört.

WladimirLenin
29.05.2004, 14:08
Lenin kam an die Macht, weil der Zar sein Volk gequält hat!
Und der Zar hat Lenins Bruder umgebracht!

Siran
29.05.2004, 14:12
Deutschland hat die Juli-Krise eindeutig dazu benutzt um einen Krieg vom Zaun zu brechen und somit die Vorherschaft auf dem Kontinent zu sichern.

Eindeutig? Naja, kommt mir eigentlich nicht so vor. Meinst du, ein Kaiser, der unbedingt Krieg haben will, geht, nachdem er die "Blankovollmacht" an Österreich übergeben hat, erst mal auf Ferienreise?
Am 14. Juli wird von Österreich-Ungarn beschlossen, Serbien ein Ultimatum zu stellen.
Dieses Ultimatum wird am 23. Juli überreicht. Bis dahin noch keinerlei Mobilmachung von deutscher oder österreichischer Seite.
Am 24. Juli beschließt Russland, dass man Serbien unterstützen werde.
Am 25. Juli geht es Schlag auf Schlag. Um 3 Uhr mittags beginnt Serbien mit der Mobilmachung. Um 6 Uhr nachmittags überreicht Serbien Österreich die Antwort auf das Ultimatum. Um 9.30 Uhr abends beginnt Österreich mit einer Teilmobilmachung.
Der deutsche Kaiser bricht seine Nordlandreise ab und kehrt nach Deutschland zurück.
Am 26. Juli wird um 1 Uhr morgens in Russland der Kriegszustand für die russischen Festungen ausgerufen. Um 3.26 Uhr morgens tritt offiziell die Kriegsvorbereitungsperiode in Russland in Kraft. Deutschland warnt Russland, dass eine russische Mobilmachung eine deutsche Mobilmachung zur Folge habe.
27. Juli, der deutsche Kaiser trifft in Potsdam ein und nimmt telegraphisch Kontakt mit dem Zaren und dem englischen König auf.
Am 28. Juli erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg.
29. Juli, offizielle Teilmobilmachung in Russland
30. Juli, offizielle allgemeine Mobilmachung in Russland.
31. Juli, Italien beschließt, dass man im Konfliktfall neutral bleiben werde, trotz Bündnisvertrag mit Deutschland und Österreich-Ungarn. Österreich-Ungarn macht Generalmobil. Deutschland stellt Russland ein Ultimatum seine Mobilmachung einzustellen. Deutschland fragt in Frankreich an, ob Frankreich im Falle eines russisch-deutschen Krieges neutral bleiben werde.
1. August, Frankreich beantwortet die Anfrage ausweichend, auf Anfrage Großbritanniens an Deutschland, ob man Frankreich angreifen würde, falls es bei einem deutsch-russischen Krieg neutral bliebe, versichert Deutschland Frankreich nicht angreifen zu wollen. Um 4.40 Uhr nachmittags mach Frankreich Generalmobil, um 5.00 Uhr folgt Deutschland. Um 6.00 Uhr abends verstreicht das deutsche Ultimatum an Russland, Deutschland erklärt Russland den Krieg.
2. August, Großbritannien erlässt einen offiziellen Mobilmachungsbefehl an die englische Flotte. Deutschland richtet ein Ultimatum an Belgien, den Durchmarsch deutscher Truppen zu gestatten.
3. August, Mobilmachung des britischen Expeditionskorps. Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich. Abends Einmarsch deutscher Truppen in Belgien.


Das augenscheinliche Unterstützen von Österreich-Ungarn war da doch nur eine Möglichkeit um sich an dem Krieg zu beteiligen oder meint ihr nicht?

Deutschland hatte einen Bündnisvertrag mit Österreich-Ungarn und augenscheinliche Unterstützung klingt für mich auch etwas seltsam...

Ex-Admin
29.05.2004, 14:12
Der erste Weltkrieg ermöglichte Lenin 1917 Diktator von Russland zu werden!

WladimirLenin
29.05.2004, 14:15
Der erste Weltkrieg ermöglichte Lenin 1917 Diktator von Russland zu werden!

Weil er Geld vom Deutschen Kaiser gekriegt hat.

Halteverbot
29.05.2004, 14:42
Um 6 Uhr nachmittags überreicht Serbien Österreich die Antwort auf das Ultimatum.

War diese nicht unzureichend?

Klapauzius
29.05.2004, 14:44
Und der Zar hat Lenins Bruder umgebracht!
Eigenhändig?

Siran
29.05.2004, 14:45
War diese nicht unzureichend?

Ich finde den genauen Text jetzt nirgendwo. Anscheinend war Serbien bereit, einen Teil der Forderungen zu erfüllen, aber halt nicht alle.

Schwartzer Rab
29.05.2004, 15:09
Um 6.00 Uhr abends verstreicht das deutsche Ultimatum an Russland, Deutschland erklärt Russland den Krieg.
Richtig. Interessant ist dabei, daß die ersten russischen Truppen um Punkt 6.00 Uhr die Grenze zu Ostpreußen übertraten. Bedenkt man die Nachrichtentechnik der damaligen Zeit, so muß man zwangsläufig zu dem Schluß kommen, daß Rußland der Aggressor war und mit Frankreichs Garantieerklärung im Rücken unabhängig von Deutschlands Entscheidung marschiert ist.

Halteverbot
29.05.2004, 15:18
Ich weiß nicht, aber nach Vorbehalten und Teilmobilmachung würde ich Serbien nicht als Unschuldsengel sehen...

WladimirLenin
29.05.2004, 16:19
Eigenhändig?

Du langweilst mich, jeder normaldenkender hätte hier gewußt, dass der Zar ihn umbringen ließ, also es befehligt hat!

Klapauzius
29.05.2004, 16:21
Du langweilst mich, jeder normaldenkender hätte hier gewußt, dass der Zar ihn umbringen ließ, also es befehligt hat!
Und jeder überhaupt denkende Mensch hätte gewußt, daß das mit diesem Thema wenig bis nichts zu tun hat. Sie wissen doch hoffentlich, warum der Zar Lenins Bruder "umgebracht" hat?

Klapauzius
29.05.2004, 16:23
Übrigens paßt die Äußerung nicht zu Ihnen, zu erwarten wäre gewesen:
"Parenti sagt, daß der Zar Lenins Bruder umgebracht hat!"

Rosa Brigaden
30.05.2004, 00:22
Könnte man vielleicht auch mal annehmen, daß Deutschland, der deutsche Kaiser nichts anderes zu seiner Zeit wollte, als wie es andere Nationen schon hatten und ihr Eigen nannten?
Somit wollte er eigenlich nur im Club aufgenommen werden, und die anderen, allen voran England, waren nun mal gar nicht so begeistert von der Idee.
Die Versuche, eine alleinige Kriegsschuld, die sich zudem nachwievor eigentlich auf die NS-Zeit bezieht, schon ab dem 1. WK festzumachen, sind arg gekünstelt, polemisierend, GESCHICHTSREVISIONISTISCH!
Um so verwerflicher finde ich beispielsweise auch diese abstruse Serie im Spiegel, die mit "der 30ig jährige Krieg" betitelt wird.
Der zweite Weltkrieg mag eine Folge des 1. WK gewesen sein, und gerade die Auswirkungen waren wegweisend in die noch größere Katastrophe, aber diese Tatsache setzt nicht voraus, das Deutschland auch eine ungleiche Kriegsschuld gehabt haben mag.
Jeder, der diese Geschichtsverfälschung betreibt, muß auf das energischste gestoppt werden!!
Gothaur
was ist denn das für eine Mickey-Mouse-geschichtsbetrachtung?

was der Deutsche kaiser wollte, hatte, wie die geschichtswissenschaft herausgearbeitet hat, nicht die bedeutung, die man gemeinhin unterstellt oder die Wilhelm II. gerne selbst gehabt hätte.

"Platz an der Sonne" ist der slogan, auf den Sie vermutlich anspielen - ja, das hatte eine bedeutung. allerdings spielten andere zusammenhänge eine wesentlich kraftvollere rolle in dem spiel.

die sogenannte "kriegsschuldlüge" wurde im vertrag von Versailles den Deutschen zugeschrieben und betrifft, o wunder, den I. weltkrieg und war ein wichtiges propagandistisches vehikel der NSDAP.
abgesehen von den thesen Fritz Fischers neigt man inzwischen einer sachlich angemesseneren sichtweise zu (stichworte: bündnisarithmetik; imperialismus, kolonien, rohstoffe).

an der kriegsschuld der Deutschen im II. weltkrieg wollen Sie hoffentlich nicht ernsthaft zweifeln? wenn ja, würden mich Ihre argumente interessieren.

die titelung der interessanten SPIEGEL-story ist nicht so unangebracht; auch zeitgenossen wie z.b. Lloyd George, haben schon einen zusammenhang und den Versailler vertrag als den grundstein eines weiteren krieges gesehen - er mußte aber nicht kommen.
die politik aller regierungen der Weimarer Republik hatten eine revision des Versailler vertrages zum ziel: aber mit friedlichen mitteln. Hitlers ziele waren andere.

insofern muß tatsächlich jedem geschichtsrevisionismus energisch entgegengetreten werden.

fangen Sie in Ihrem forum damit an.

RB

Wilhelm Tell
30.05.2004, 20:24
Also diese Blanko-Garantie war dumm vom Wilhelm II! muss man sagen.. wegen den Österreichern ist er doch Ausgebrochen... der ANschlag war kein Kriegsgrund sondern nur noch der letzte Funken zum ausbruch eines sich klange anbahnenden Krieges. HAbt ihr den RAdezkiMarsch gesehen??? Alle wissen dass der Krieg kommt und dass man ihn verlieren wird.... >Flottenabkommen. Verkrampftwe bündnisse (3.ent. /2KAiserb.), Balkan, Expansionsbestrebungen aller (Imperialistische zeit).. usw....

aber sehr interessantes thema!

Ex-Admin
31.05.2004, 16:54
Richtig. Interessant ist dabei, daß die ersten russischen Truppen um Punkt 6.00 Uhr die Grenze zu Ostpreußen übertraten. Bedenkt man die Nachrichtentechnik der damaligen Zeit, so muß man zwangsläufig zu dem Schluß kommen, daß Rußland der Aggressor war und mit Frankreichs Garantieerklärung im Rücken unabhängig von Deutschlands Entscheidung marschiert ist.

8o davon habe ich ja noch gar nichts gehört. Wenn das stimmt dann wiederlegt das meine Ansichten ja um einiges ...

Fars
31.05.2004, 21:24
Hallo, Halteverbot!

Zum Beispiel: Das Königreich Serbien wollte vor allem keine österreichisch-ungarischen Untersuchungsbeamten auf sein Territorium lassen. Das erscheint uns heute, wo Polizei Verbrecher über Staatsgrenzen hinweg verfolgen darf, befremdlich. Aber damals war diese Forderung gegenüber Serbien ein Affront, ein Angriff auf die hochheilige Staatssouveränität. Natürlich war der Mordanschlag in Sarajewo ein übelster Akt, aber der Widerstand gegen die österreichisch-ungarische Annexion Bosniens und Herzegowinas (1908) war verständlich. Womit wir bei der Vorgeschichte wären ...

Bis auf Deutschland hatten alle einen trifftigen europäischen Grund, Krieg zu führen. Deutschland hat sich passiv bis aktiv da mithineinziehen lassen, weil es nicht die ausgleichende Bündnispolitik Bismarcks fortsetzte und nur Argwohn durch seine Kolonial- und Flottenpolitik sowie durch seine militaristische Gesellschaft hervorrief.

Gruß Fars

luther
01.06.2004, 09:15
...Deutschland hat die Juli-Krise eindeutig dazu benutzt um einen Krieg vom Zaun zu brechen und somit die Vorherschaft auf dem Kontinent zu sichern...

und heimtückisch wie die Reichsdeutschen nun mal waren hatten sie zur Tarnung wesentliche Teile der Armee in Sommerurlaub geschickt und die fast flehenden Briefe Wilhelm II an den Zaren, seinen Verwandten, den Krieg zu verhindern, sind natürlich auch nur zu Täuschung geschrieben. Daß die Banken der USA, allen voran Kuhn, Löb und Co, schon von den riesigen Gewinnen aus den Kriegskrediten an Frankreich Belgien und GB träumten hatten sicher auch keinen Einfluß auf deren Kriegslüsternheit.
Wenn man die Kriegsgründe der K & K Monarchie gegen Terrorstaat Serbien mit den Gründen der USA für den Überfall auf den Irak und Israels für den Dauerkrieg zur Abschlachtung der Palästinenser vergleicht, dann sind die mehr als berechtigt.
Eine andere Frage ist, ob das Ultimatum an Serbien klug war, aber das wissen wir eben im Nachhinein besser.
Die Lehre, die wir sicher ablesen können: Bündnisse mit Verpflichtungsautomatismen kennen nur einen sehr geringen Abstand zwischen Partnern und Komplizen. Es war der
"cauchemar de coalition" der die Katastrophe des I. WK bedingt hat. Die scheinbar erfolgreiche Einkreisung des Reiches hat dem Reich eine fürchterliche Niederlage beschert, aber letztlich auch Frankreich und GB auf das rechte Maß reduziert.
An dem Wilsonschen Betrug können wir Deutschen ablesen, was die Schwüre amerkanischer Präsidenten wert sind.

Halteverbot
01.06.2004, 09:46
Hallo Fars,
hast du vielleicht das Ultimatum, finde es nämlich nicht (mehr)?

Schwartzer Rab
01.06.2004, 11:26
Zitat von Daniel Richter
davon habe ich ja noch gar nichts gehört. Wenn das stimmt dann wiederlegt das meine Ansichten ja um einiges ...
Wie auch sonst immer lohnt es sich auch bei dieser Frage, etwas tiefer zu blicken als nur "Mainstream"-Geschichtsschreibung zu verkonsumieren. Besonders empfielt sich die Lektüre von zeitgenössischen Quellen, da geht einem so manches Licht auf.

Deutschland hat ungeschickt gehandelt und kann sich somit nicht von jeder Mitverantwortung am Kriegsausbruch freisprechen, so viel ist sicher. Deutschland aber die Alleinschuld oder auch nur die Hauptverantwortung am Kriegsausbruch zuschieben zu wollen, wie das von den Siegermächten getan wurde und bis heute von Teilen der historischen Zunft verteidigt wird, grenzt an Realitätsverweigerung.

Ein paar Fakten:

- England hat bereits am 15. Juli seine Flotte während einer "Übung" mobil gemacht und hielt die Mobilmachung über das Ende der "Übung" am 25. Juli aufrecht. Wenn das kein Akt der Aggression war, dann weiß ich auch nicht.

- Serbien lenkt nach dem österreichischen Ultimatum am 25. Juli teilweise, aber nicht in allen Punkten ein, macht aber noch am gleichen Tag aufgrund des gleichzeitig ausgesprochenen russischen "Blankoschecks", um ein Wort zu benutzen, das man immer mit Deutschland verbindet, generalmobil. ÖU antwortet mit Teilmobilmachung (Kaiser Wilhelm II. urteilt am gleichen Tag über die serbische Antwort, daß diese niemals ein Mobilmachungsgrund sein könne - Fakt ist aber, daß nicht ÖU, sondern Serbien mit der Aggression begann).

P.S. Um einen kleinen Fehler in meinem vorangegangenen Beitrag zu berichtigen: Der Ablauf des Ultimatums an Rußland und der zeitgleiche Eintritt russischer Truppen in Ostpreußen erfolgte am 1. August nicht um 6.00 Uhr, sondern um 19.00 Uhr. Fakt bleibt, daß Rußland den Krieg begonnen hat, auch wenn Deutschland ihn zuerst erklärte.

Kaiser
01.06.2004, 21:30
8o davon habe ich ja noch gar nichts gehört. Wenn das stimmt dann wiederlegt das meine Ansichten ja um einiges ...

Wenn du glaubst, daß Deutschland mit seiner "agressiven" Haltung den Krieg hauptsächlich zu verantworten hatund wollte, wie erklärst du dir dann das Deutschland seine Truppen erst nach Österreich, Serbien, Rußland und Frankreich mobilisierte?

Wenn ich einen bewußten Angriffskrieg führen wollte, würde ich meine Truppen als erster mobilisieren und in das Feindesland einfallen.

ospreu
02.06.2004, 14:23
Ein Weltkrieg war keineswegs von Deutschland und irgendeinem anderen Land beabsichtigt, wenn dann nur von den Engländern, Franzosen oder Russen.

Österreich-Ungarn war der Auslöser. Es wollte kurzen Prozess mit Serbien machen da es schon lange Feindschaften mit denen gab und bereits 2 Balkankriege abgelaufen waren, beide ohne Ergebnis. Diesmal holte es sich aber nen Starken verbündeten um sicher zu gehen das kein anderes Land eingreifen würde.

Deutschland hatte keinerlei absicht einen Krieg zu riskiren:

1. Verbündete waren viel zu schwach und das Militär der Bündnisländer veraltet.
Die Bündnisse untereinander nicht wirklich fest siehe : Italiens sinneswandel zur Entente, obwohl sie schon seit Jahren den Deutschen feste Bündnispartnerschaft vorschwafelten, auch Rumänien machte kehrt und lief zur Entente über.

2. Das Bündnis mit dem Osmanischen Reich war ein Zwangsbündnis. Das Reich wäre auch ohne Krieg untergegangen und sein Militär hatte keine Motivation, war total veraltet. Bei Kriegsbeginn musste erst einmal das Material für eine Truppe aus Deutschland(Geschütze/Gewehre/Maschingewehre) hergeschafft werden.


Während des Krieges konnte man noch viele Male sehen wie schwach Deutschlands verbündete Waren. Vor allem an der Ostfront wurden die Truppen Österreichs von den Russen überrannt und konnten nur durch DEUTSCHE Unterstützung wieder den Gegner zurückwerfen. Dadurch verschlimmerte sich das Verhältnis zwischen den beiden Ländern.

Meiner Meinung war schon 1914 klar das Deutschland den Krieg verliert wenn Italien auf die Seite der Entente überläuft und man hätte eine Niederlage eingestehen müssen. Wär an der Westfront ein Bewegungskrieg gewesen wär Deutschland wahrscheinlich schon 1915/1916 gefallen.

Kaiser
02.06.2004, 15:30
Österreich hatte allen Grund so zu handeln wie es gehandelt hat. Rußland oder England hätte kaum anders gehandelt, wenn ein ausländischer Geheimdienst über Splittergruppen ihren Trhonfolgern ermorden. Damals hat man schon aus weit nichtigeren Sachen Krieg geführt. Doch die Ermordung eines Mitgliedes der Königsfamilie war so das schlimmste in einer Monarchie.

Wilhelm Tell
02.06.2004, 21:31
Irgendwann musste der gegensatz Triple Entente - 2 KAiserBündnis geklärt werden. Dem Krieg war schon 1905 nicht mehr auszuweichen... aber eines der interessantesten geschichtsthemen... oder nicht?

zarathustra
02.06.2004, 22:23
Meiner Meinung war schon 1914 klar das Deutschland den Krieg verliert wenn Italien auf die Seite der Entente überläuft und man hätte eine Niederlage eingestehen müssen. Wär an der Westfront ein Bewegungskrieg gewesen wär Deutschland wahrscheinlich schon 1915/1916 gefallen.
Das denke ich nicht.
Bedeutender als Wechsel der Italiener zur Entente, erscheint mir der Kriegseintritt der USA zu sein.
Damit war die Niederlage vorprogrammiert.
Was haötet ihr eigentlich von der Dolchstoßlegende?

Kaiser
02.06.2004, 22:31
Das denke ich nicht.
Bedeutender als Wechsel der Italiener zur Entente, erscheint mir der Kriegseintritt der USA zu sein.
Damit war die Niederlage vorprogrammiert.


Selbst dann nicht, hätte man die Offensive 1918 anders geplant. 1918 war nicht 1945. M.E. hätte der Schlag zusammen mit Österreich gegen Italien und dann nach Südfrankreich geführt werden müssen.

Vorteile:

- Italien wäre zusammengebrochen und hätte Frieden geschlossen wie Rußland und Rumänien (vermutlich durch eine Revolution)
- Mit Italiens Zusammenbruch hätte man zehntausende Gefangene befreien, Kriegsgerät wie Ausrüstung für hunderttausende Mann erbeuten können
- Österreich wäre militärisch entlastet und gesichert
- eine deutsch-österreichische Operation gegen Südfrankreich wäre zahlenmäßig weit größer gewesen
- Südfrankreich war nicht ansatzweise so befestigt wie die Frontlinie in Nordfrankreich
- es hätte die Heimatfront moralisch uterstützt und den Revolutionären den Wind aus den Segeln genommen
- mit dem Besitz Norditaliens hätte man die Nahrungsmittellage in Deutschland etwas entspannen können



Was haötet ihr eigentlich von der Dolchstoßlegende?

Sie ist sowohl falsch wie richtig.

sparty2
02.06.2004, 22:44
Das denke ich nicht.
Bedeutender als Wechsel der Italiener zur Entente, erscheint mir der Kriegseintritt der USA zu sein.
Damit war die Niederlage vorprogrammiert.
Was haötet ihr eigentlich von der Dolchstoßlegende?

Schon der Beginn der Krieges war aus deutscher Sicht völlig vermurkst! Da Gen. Moltke zwar verbissen auf dem Schlieffenplan und seiner "Sichelschnitt"-Taktik zur Niederwerfung Frankreichs beharrte, diesen dann aber nicht vollständig ausführte (Stichwort: Schalcht an der Marne), war ein weiterer Vormarsch an der Westfron schon von Beginn an unmöglich und der sinnlose Grabenkrieg begann der nur Ressorcen kostete aber nichts brachte. Mit dem Eintritt der USA war klar, das die Alliierten nun über fast unbegrenzte Ressourcen verfügten und die Erfindung der Panzer (bzw. "Tanks") durch die Alliierten brachte den entscheidenden Durchbruch...
Ab da gab's dann kein Halten mehr...

sparty2

Kaiser
02.06.2004, 22:52
Schon der Beginn der Krieges war aus deutscher Sicht völlig vermurkst! Da Gen. Moltke zwar verbissen auf dem Schlieffenplan und seiner "Sichelschnitt"-Taktik zur Niederwerfung Frankreichs beharrte, diesen dann aber nicht vollständig ausführte (Stichwort: Schalcht an der Marne),

Fehler machen alle Kriegsparteien.

[QUOTE=sparty2]
war ein weiterer Vormarsch an der Westfron schon von Beginn an unmöglich und der sinnlose Grabenkrieg begann der nur Ressorcen kostete aber nichts brachte.


Ebenso wie den Gegner der vergeblich gegen die deutschen Stellungen anrannten.



Mit dem Eintritt der USA war klar, das die Alliierten nun über fast unbegrenzte Ressourcen verfügten und die Erfindung der Panzer (bzw. "Tanks") durch die Alliierten brachte den entscheidenden Durchbruch...
Ab da gab's dann kein Halten mehr...


Sie haben nur eine zugegebenermassen wichtige Schlacht und ein paar Kilometer Land gewonnen. Doch Deutschland kontrollierte nach wie vor ein Drittel Frankreichs und nahezu ganz Belgien. Die Tanks waren bei weitem nicht so mächtig wie im 2WK. Panzerabwehrwaffen und Tanks gab es ebenso auf deutscher Seite. Die leider wegen der Revolution nicht mehr massenhaft produziert werden konnten. Es wäre für die Alliierten ein sehr langer und mühseliger Weg geworden. Wären die Deutschen ohne Revolution in der Defensive geblieben, hätten die Alliierten sich auf Verluste von 4:1 einrichten können. Zudem war Frankreich und Italien ebenso Kriegsmüde wie revolutionsfreudig. Leider ging hier die Revolution früher los.

Ein militärisches "dann gab es kein Halten mehr" gab es nicht. Einen Zusammenbruch der Front gab es nicht.

Fars
06.06.2004, 20:30
Hallo, Kaiser!

Ein militärisches "dann gab es kein Halten mehr" gab es nicht. Einen Zusammenbruch der Front gab es nicht.
Das ist falsch. Die Moral war auf fast allen Seiten schlecht. Aber die alliierten Truppen hatten mehr Material und bessere Versorgung. Außerdem standen 1918 über eine Million US-Soldaten in Frankreich. Das Material der deutschen Armee dagegen war verschlissen und ungenügend, die Verpflegung war nach wie vor schlecht; der Separatfrieden mit den Sowjets brachte nicht die erhoffte Entlastung, die Besetzung band über eine Million deutsche Soldaten.
Nach dem 8. August 1918 gab es kein Halten mehr: wie ein überdehnter Ballon war die deutsche Fontlinie geplatzt. Nach diesem Datum zogen sich die deutschen Truppen nur noch zurück. Lediglich "Störattacken an möglichst vielen Stellen sollten dem Feind Stärke vortäuschen".
Die "Dolchstoßlegende" war genau das: eine Legende. Die wahren Hochverräter am deutschen Volk waren die deutschen Offiziere der OHL, allen voran: Erich Ludendorff und Paul von Beneckendorff und von Hindenburg!

Gruß Fars