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Vollständige Version anzeigen : Woher kam die Begeisterung der Deutschen im ersten Weltkrieg?



Kenshin-Himura
10.05.2007, 16:10
Gestern hatte ich ein mehrstündiges interessantes Gespräch mit meinem Vater über Geschichte und Politik. ;) Dabei kamen wir dann unter Anderem auf die Frage zu sprechen, warum eigentlich die Deutschen mit solch enormer Begeisterung in den Krieg gezogen sind.

Wer kennt sie nicht, diese berühmten Bilder, die da immer als Symbol dafür herangezogen werden:
http://weltkrieg.husfeld-online.de/1914.jpg
Quelle: http://weltkrieg.husfeld-online.de/1914.jpg

Das ist ja nach Allem was man weiß, nicht bloß Kulisse und staatliche Propaganda gewesen, sondern diese Begeisterung war tatsächlich da, zum Teil auch außerhalb von Deutschland. Nun wurde es mir in der Schule gesagt, dass die Ursachen folgende sind:

- es geht ums Prestige und ums Vaterland bzw. Kaiserreich
- man hat gedacht, dass man bis Weihnachten wieder zu Hause ist
- der österreichische Thronfolger wurde ermordet

Doch ihr werdet sicher zugeben, dass das nicht wirklich einleuchtend ist. Mich hat diese Erklärung auch nie wirklich überzeugt. Da frage ich mich natürlich kopfzerbrechend: Wie kann es sein, dass junge Menschen massenhaft mit Begeisterung in einen Krieg ziehen? Man musste doch sicherlich, dass man dabei auch draufgehen kann! Ich habe das nie verstanden. Was meint ihr dazu? Woher kam diese merkwürdige Begeisterung?

Fritz Fullriede
10.05.2007, 16:34
Junger, unwissender Scherge: es ist zum grössten Teil Propaganda gewesen, wie es die neuere Forschung nachgwiesen hat!

Kein Volk zieht jubelnd in einen Krieg, ausser im Blickwinkel von Propagandadisten. Nicht mal jene USraeliten tun das, und deren Propagandaaufwand ist schon in nie dagewesenen Regionen :)

Kenshin-Himura
10.05.2007, 16:58
Junger, unwissender Scherge: es ist zum grössten Teil Propaganda gewesen, wie es die neuere Forschung nachgwiesen hat!

Aha, und wo? Quelle?

carlson.vom.dach
10.05.2007, 16:59
das habe ich woanders auch schon gepostet aber hier passt das auch rein



Zwischen den Aufsteigern des 19. und 21. Jahrhunderts liegen zwar Welten und Epochen, aber sie alle versuchten, den inneren Verwerfungen mit den gleichen Mitteln Herr zu werden: mit einem droehnenden Nationalismus, DEM BESTEN POLITISCHEN KITT, DER JE ERFUNDEN WURDE.
Er verspricht die truegerische Gleichheit, die allein politische Gueter bieten, die unbegrenzt spudeln: nationale Identitaet, Nationalstolz und "Auserwaehltheit".

Macht und Reichtum sind per Definition knappe Guerter:was sich der eine verschafft, kann der anderen nicht haben.
Ganz anders der Nationalismus: das ist eine unerschoepfliche Quell, der niemals versiegt. Jeder kann sich daran laben, ohne sich mit anderen darueber streiten zu muessen, wer was und wieviel kriegt - es ist mehr als genug fuer alle da.
Besser noch: Waehrend die Menschen dieses trunken machende Nass hinunterschluerfen, sind alle gleich. OB reich oder arm,maechtig oder schwach, sind sie alle gleichberechtigt vereint in einer Schicksalegemeinschaft namens "Volk"


Quelle - Die Hypermacht , Warum die USA die Welt beherrschen von Josef Joffe

ppp
10.05.2007, 20:41
die begeisterung fand nur in den metropolen statt, da, wo die begeisterung bewußt inszeniert wurde. da geland es allerdings, die massen in taumel zu versetzen. das lag sicher auch daran, daß die jubelnden sich völlig im unklaren darüber waren, was auf sie zu kam.

roxelena
10.05.2007, 20:50
Die Bilder der Kriegsbegeisterten wurden wurden in allen zeitungen veröffentlicht und so der Eindruck einer allgemeinen kriegsbegeisterung vermittelt die es vermehrt nur beim Bürgertum gab.
bei der Masse der Arbeiter war schon aufgrund ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage keine kriegsbegeisterung vorzufinden.
Wurde der Ernährer zur kaiserlichen Armee eingezogen bedeutete dies für die Familie noch mehr Not. Da mit zurechnen war, dass der ernährer der familie nicht mehr zurückkam, war von Kriegsbegeisterung keine Spur in dieser gesellschaftlichen Schicht.
In den gegnerischen Staaten wurde die Kriegsbegeisterung auf ähnliche Weise wie im deutschen Kaiserreich dargestellt. Genauso verlogen

Walter Hofer
10.05.2007, 21:19
Aha, und wo? Quelle?


Berghahn, Volker: Der Erste Weltkrieg (= Wissen in der Beck´schen Reihe). München: C.H. Beck Verlag 2003. ISBN 3-406-48012-8; 117 S.; € 7,90.

nur 115 Seiten :


Berghahn analysiert den Krieg zunächst ‚von oben’. Den Generälen auf beiden Seiten kann er nicht viel Gutes nachrühmen: eiskaltes Kalkül, Starrsinn, Erbarmungslosigkeit, übergroßes Selbstvertrauen, Fehlkalkulationen, unglaubliche Inkompetenz und schlicht Versagen - so lautet sein harsches Urteil. Aber auch andere Elitegruppen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft schneiden nicht besser ab: Alle wurden vom ‚Geist der Härte’ erfasst, stellten ihr Fachwissen und ihre Arbeitskraft zur Verfügung, um den Sieg zu ermöglichen. Der Krieg führte in allen Ländern zu einer immer stärkeren Zentralisierung in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft; die politische und militärische Führung wirkte von oben auf die innenpolitischen Entwicklungen ein. Während England und Frankreich eher zu Reformen und Verfassungsänderungen bereit waren, konnten sich in Deutschland die reformwilligen Kräfte in Regierung und Wirtschaft nicht durchsetzen.

Bei seiner Analyse des Krieges ‚von unten’ zeigt Berghahn, dass die Begeisterung der Bevölkerung in Deutschland, Frankreich und England selbst für einen kurzen Verteidigungskrieg wohl doch nicht so groß war, wie sie über Jahrzehnte hinweg in den Geschichtsbüchern geschildert worden ist. Aber warum kämpften dann die Soldaten in einem Krieg, der seit 1915 immer totaler und brutaler wurde? Motive waren kameradschaftlicher Zusammenhalt, Pflicht- und Ehrgefühl, Vaterlandsliebe und nicht zuletzt das militärische Disziplinarrecht. Je länger allerdings der Krieg dauerte, desto lauter wurde die Frage nach dem Sinn des großen Sterbens gestellt; Meutereien und Streiks zeigten die wachsende Neigung, die Bestimmung des Kriegsendes nicht mehr allein den politischen und militärischen Führern zu überlassen.

http://forwardme.de/63ef02.go

Vril
10.05.2007, 21:20
die begeisterung fand nur in den metropolen statt, da, wo die begeisterung bewußt inszeniert wurde. da geland es allerdings, die massen in taumel zu versetzen. das lag sicher auch daran, daß die jubelnden sich völlig im unklaren darüber waren, was auf sie zu kam.

Sehe ich genauso , man muss sich auch vor Augen halten das damals die Gesellschaft und das Ansehen des Militärs ganz anders war als heute.

Das Militärische hatte einen viel höheren Stellenwert in der Gesellschaft und nach der russischen Mobilmachung vom 31. Juli 1914 verfestigte sich in der deutschen Öffentlichkeit die Vorstellung, dem Deutschen Reich werde ein Krieg aufgezwungen und die ganze Nation müsse nun fester als jemals zuvor zusammenstehen.

Die patriotische Aufbruchsstimmung reichte bis in die Reihen der oppositionellen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands , die trotz ihrer Vorbehalte den Kriegskrediten in der Reichstagssitzung vom 4. August geschlossen zustimmte.

Auch der Satz ”Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur noch Deutsche” bekundete Kaiser Wilhelm II. seine Absicht zum Bruch mit der bisherigen Regierungspolitik und das nun alle Deutsche zusammenstehen müssen.

http://img512.imageshack.us/img512/4549/akkw2ichkenneinmeinemvoaz4.jpg (http://imageshack.us)

http://img444.imageshack.us/img444/3312/propaganda104gh9.jpg (http://imageshack.us)

Dazu kam von der Jüngeren Generation die damals im Wehrfähigen Alter war sicherlich auch noch ne Prise Abenteuerlust dazu.

Man schätze das ganze eher als ein Spiel oder ein großes Manöver ein , wie auch der Spruch " Jeder Schuss ein Russ , jeder Stoß ein Franzos , jeder Tritt ein Britt "
das ganze eher als Spaziergang darstellte.

Das es dann zum blutigen Stellungskrieg kam , zum verheizen ganzer Bataillone in Verdun , damit hatte man beim Kriegsausbruch 1914 sicherlich nicht gerechnet.

Sauerländer
10.05.2007, 23:13
Man sollte nicht vergessen, dass dieser Krieg der erste war, der in diesem Ausmaß den Kampf als rein technisch-quantitatives Geschehen vollzog, in dem der einzelne Mensch allenfalls noch statistische Größe war. Ernst Jünger hat das in seinen Werken sehr schön nachgezeichnet - von einer aus Abenteuerlust und Langeweile ausgehenden Begeisterung, dass "endlich was los ist", dass man endlich die Chance hat, sich zu beweisen, über die Ernüchterung, dass dieser Krieg so gar nichts mit einer heroischen Unterbeweisstellung der Fähigkeiten des Einzelnen zu tun hat, bis zum heroischen Nihilismus, der sich wesentlich im stoischen Ertragen des völligen Irrsinns gefällt, je letztlich diesen Irrsinn positiv definiert als Wegbereiter einer neuer Art Mensch.
Was im Ersten Weltkieg geschah, war eine neue Art von Krieg. Das kannte man so noch nicht, damit hatte man nicht gerechnet.

Natürlich wusste man, dass man im Krieg fallen konnte - doch dies immer noch in einem Sinne des heroischen Opfers, das auch zur Kenntnis genommen wird. Die völlig anonyme, automatisierte Blutmühle der Westfront - das war in diesen Begrifflichkeiten kein Krieg, das war... Wahnsinn. Und das hat man so eben nicht erwartet.

herberger
11.05.2007, 00:11
Ganz Europa zog begeistert in den Krieg,denn keiner hatte reale Vorstellungen was sie erwarten werden vom General bis zum Soldaten,denn viele Waffen waren neu und noch nicht in Massen ausprobiert worden.

Mcp
11.05.2007, 06:17
Quelle - Die Hypermacht , Warum die USA die Welt beherrschen von Josef Joffe

Der Inhalt des Zitates von Joffe ist Quark. Genau das ist Nationalismus nicht, sondern seine Denunziation.

Ohne Nationalismus keinen Nationalstaat, ohne Nationalstaat keine Verfassung, ohne Verfassung keine Bürgerrechte, ohne Bürgerrechte keine politische und rechtliche Gleichheit, ohne Gleichheit keine Freiheit. Das ist Nationalismus.

Mark Mallokent
11.05.2007, 08:55
Die Forschung geht heute davon aus, daß die Stimmung 1914 sehr gemischt war. Neben Kriegsbegeisterung gab es durchaus auch Ablehnung. Allerdings ist dann von der Propaganda die Begeisterung in den Vordergrung gerückt worden. :]

Kenshin-Himura
11.05.2007, 12:55
Vielen Dank schon mal für die interessanten Antworten!


Berghahn, Volker: Der Erste Weltkrieg (= Wissen in der Beck´schen Reihe). München: C.H. Beck Verlag 2003. ISBN 3-406-48012-8; 117 S.; € 7,90.

nur 115 Seiten :



http://forwardme.de/63ef02.go

Ah ja, gut, wusste ich noch nicht. Als ich das in der Schule hatte, war es ja auch noch vor 2003 (Sek I hatte ich 1998-2002).

Das Joffe-Zitat von carlson.vom.dach ist ja im Grunde nichts Anderes als das, was ich im Eingangs-Beitrag schon geschrieben hatte, nämlich dass es eben um die Ehre des Vaterlandes ging, nur dass es diesen Aspekt nochmal etwas genauer ausführt und somit etwas verständlicher macht. Aber es hatte mich auch nicht so wirklich überzeugt als ausreichende Erklärung, weil Nationalismus hin oder her - ich kann mir kaum wirklich vorstellen, dass im Zweifelsfall nicht die Hose näher als das Hemd ist, d.h. der Überlebenswille des Menschen nicht über Allem steht, eindeutig auch über der Nation. Ich glaube, in den Krieg zieht man nur dann von selbst, wenn man sich angegriffen fühlt, und ich fragte mich wo wohl der Grund für dieses Angegriffen-Sein zu suchen ist, und da ergibt die Theorie von Vril mit dem Faktor der Mobilmachung Russlands natürlich Sinn, und in diesem Zusammenhang wird dann auch das Joffe-Zitat von carlson.vom.dach etwas überzeugender. Dazu kommt natürlich das was Walter Hofer und Mark Mallokent gesagt hat, dass es wohl doch nicht so stark ausgeprägt war. Aber soweit ich weiß (ich weiß ja nicht was Burghahn dazu schrieb), war diese Begeisterung ja auch beim Bürgertum und Intellektuellen vorhanden (siehe Jünger), was mich besonders verwundert hatte. Beim ,,einfachen" Volk wäre es ja noch verständlich, wenn man bedenkt was für eine Begeisterung, Indoktrination und Durchdringung des ganzen Denkens schon zeitweise Hitler auslösen konnte. Es ist also wohl ein bisschen was vom Allem gewesen, was die User hier geschrieben haben, ihr habt euch also gut ergänzt. ;) :top: Letztlich ist es mir immer noch ein bisschen rätselhaft.

Auf ,,Wikipedia" steht da kurz im Artikel über den ersten Weltkrieg im Unterpunkt ,,Kriegsbegeisterung" Folgendes:


Lange Zeit war in der Forschung, insbesondere aber in populärwissenschaftlichen Abhandlungen unbestritten, dass die Propaganda auf fruchtbaren Boden fiel und sowohl in Österreich-Ungarn, als auch in Frankreich und vor allem im Deutschen Reich eine große Kriegsbegeisterung herrschte. Insbesondere für Frankreich ist jedoch inzwischen eine differenzierte Sichtweise vorherrschend. Zwar zeigte sich ein Großteil der Bevölkerung bereitwillig zur Verteidigung der Nation, jedoch erst nach der deutschen Kriegserklärung. Bis dahin beschäftigte sich die Öffentlichkeit vorrangig mit innenpolitischen Fragen, von einer Erwartung oder gar Begeisterung eines bevorstehenden Krieges kann keine Rede sein. Lediglich nationalistische Politiker und Intellektuelle waren bereits vor dem Angriff offen für einen Krieg eingetreten, etwa zur Revanche und zur Rückgewinnung des Elsass und Lothringens.

Erklärungen für die These der Kriegsbegeisterung kamen etwa von George L. Mosse: Er beschrieb den Wunsch nach Wiederherstellung einer intakten Männlichkeit nach einer Phase der sogenannten Dekadenz, zu der neben einer vermeintlichen Vormachtstellung des Judentums die Frauenbewegung, erste Ansätze einer Schwulenbewegung und Künstler wie die „Dekadenzdichter“ gezählt wurden.

Umstritten ist auch, ob sich diese Kriegsbegeisterung in der gesamten Bevölkerung wiederfand oder - wie der Historiker Jeffrey Verhey behauptet – vor allem in der großstädtischen Mittel- und Oberschicht verbreitet war. Im Deutschen Reich wurde ein Notabitur eingeführt, damit kriegsbegeisterte Oberprimaner vorzeitig ins Heer eintreten konnten.

Finde ich aber auch nicht wirklich überzeugend.

herberger
11.05.2007, 14:02
Die Forschung geht heute davon aus, daß die Stimmung 1914 sehr gemischt war. Neben Kriegsbegeisterung gab es durchaus auch Ablehnung. Allerdings ist dann von der Propaganda die Begeisterung in den Vordergrung gerückt worden. :]

Was soll das denn für eine Forschung sein?Die Propaganda steckte noch in den Kinderschuhen und war auf keinen Fall schon so abgebrüht wie sie es später durch die US Methoden wurde.Die Begeisterung war echt und da die Menschen schon damals keine Hellseher waren wußten sie nicht in was für einen Krieg sie gingen auch das Militär nicht.Als Beleg kann man nehmen die Franzosen zogen mit roten Uniformhosen in den Krieg und die ersten Angriffe im 1.Weltkrieg wurden mit Trommler und Regimentsfahne durchgeführt oder einige Wochen nach den ersten Kämpfen merkte man das die Kavalerie überflüssig war.

Mark Mallokent
11.05.2007, 14:24
Was soll das denn für eine Forschung sein?Die Propaganda steckte noch in den Kinderschuhen und war auf keinen Fall schon so abgebrüht wie sie es später durch die US Methoden wurde.Die Begeisterung war echt und da die Menschen schon damals keine Hellseher waren wußten sie nicht in was für einen Krieg sie gingen auch das Militär nicht.Als Beleg kann man nehmen die Franzosen zogen mit roten Uniformhosen in den Krieg und die ersten Angriffe im 1.Weltkrieg wurden mit Trommler und Regimentsfahne durchgeführt oder einige Wochen nach den ersten Kämpfen merkte man das die Kavalerie überflüssig war.

Das besagt aber nichts gegen meinen Beitrag. :rolleyes:

herberger
11.05.2007, 15:04
Das besagt aber nichts gegen meinen Beitrag. :rolleyes:

Die Ablehnung war kaum meßbar,und wenn der Krieg abgelehnt wurde waren es religiöse Motive oder auch politische Motive die nicht unbedingt gegen Krieg waren, sondern immer gegen eine etablierte Herrschaft.

leuchtender Phönix
11.05.2007, 20:20
Ganz Europa zog begeistert in den Krieg,denn keiner hatte reale Vorstellungen was sie erwarten werden vom General bis zum Soldaten,denn viele Waffen waren neu und noch nicht in Massen ausprobiert worden.

Jahrzehntelang gab es davor keine schlimmen Kriege (die kleinen nicht mitgezählt) mehr. Also eine friedliche Periode von exakt 43 Jahren. Also konnte 1914 kaum einer ahnen, was krieg gegen richtige Gegner (Nicht irgend welche
Stämme oder Gruppen, die man leicht unterwerfen konnte). Jahrzehntelange Propaganda und träumereien von einem glänzenden Sieg taten ihr übriges.

Auch die veraltete Taktik spielte eine grioße Rolle für die großen Verluste.

Kaiser
11.05.2007, 20:43
Jahrzehntelang gab es davor keine schlimmen Kriege (die kleinen nicht mitgezählt) mehr. Also eine friedliche Periode von exakt 43 Jahren. Also konnte 1914 kaum einer ahnen, was krieg gegen richtige Gegner (Nicht irgend welche
Stämme oder Gruppen, die man leicht unterwerfen konnte). Jahrzehntelange Propaganda und träumereien von einem glänzenden Sieg taten ihr übriges.

Auch die veraltete Taktik spielte eine grioße Rolle für die großen Verluste.

Für richtige Gegner wie Frankreich oder Österreich hatten die Deutschen unter preußischer Führung vor 1871 auch nur wenige Monate gebraucht.

Freiherr
11.05.2007, 22:10
Für richtige Gegner wie Frankreich oder Österreich hatten die Deutschen unter preußischer Führung vor 1871 auch nur wenige Monate gebraucht.

Ja, aber man muss doch die technischen Entwicklungen und die erheblich höhere Zahl der Beteiligten zurechnen.
Noch dazu eine Veränderung der militärischen Handlungsweise.

Kaiser
12.05.2007, 11:27
Ja, aber man muss doch die technischen Entwicklungen und die erheblich höhere Zahl der Beteiligten zurechnen.
Noch dazu eine Veränderung der militärischen Handlungsweise.

Auch die Militärstäbe aller Länder nahmen 1914 an, dass es trotz technischem Fortschritt und größerer Koalitionen ein harter aber dennoch kurzer Krieg werden würde.

Im Nachhinein wissen wir es natürlich besser;)

ciasteczko
12.05.2007, 11:33
Gestern hatte ich ein mehrstündiges interessantes Gespräch mit meinem Vater über Geschichte und Politik. ;) Dabei kamen wir dann unter Anderem auf die Frage zu sprechen, warum eigentlich die Deutschen mit solch enormer Begeisterung in den Krieg gezogen sind.

Wer kennt sie nicht, diese berühmten Bilder, die da immer als Symbol dafür herangezogen werden:
http://weltkrieg.husfeld-online.de/1914.jpg
Quelle: http://weltkrieg.husfeld-online.de/1914.jpg

Das ist ja nach Allem was man weiß, nicht bloß Kulisse und staatliche Propaganda gewesen, sondern diese Begeisterung war tatsächlich da, zum Teil auch außerhalb von Deutschland. Nun wurde es mir in der Schule gesagt, dass die Ursachen folgende sind:

- es geht ums Prestige und ums Vaterland bzw. Kaiserreich
- man hat gedacht, dass man bis Weihnachten wieder zu Hause ist
- der österreichische Thronfolger wurde ermordet

Doch ihr werdet sicher zugeben, dass das nicht wirklich einleuchtend ist. Mich hat diese Erklärung auch nie wirklich überzeugt. Da frage ich mich natürlich kopfzerbrechend: Wie kann es sein, dass junge Menschen massenhaft mit Begeisterung in einen Krieg ziehen? Man musste doch sicherlich, dass man dabei auch draufgehen kann! Ich habe das nie verstanden. Was meint ihr dazu? Woher kam diese merkwürdige Begeisterung?
Weil Deutschland dachte es sei stark.

Kaiser
12.05.2007, 11:41
Weil Deutschland dachte es sei stark.

Deutschland dachte nicht nur, dass es stark sei. Wir waren es.

ciasteczko
12.05.2007, 11:43
Deutschland dachte nicht nur, dass es stark sei. Wir waren es.

Nein. :))

ciasteczko
12.05.2007, 11:45
Wenn am Skagerrak die Deutsche Flotte im Meer versinkt...

Freiherr
12.05.2007, 11:45
Wir hatten das stärkste Heer und waren tatsächlich im Kampf meist besser.
Wenn man sich die großen Schlachten ansieht, wird man feststellen, dass die deutschen Truppen sehr oft weniger Verluste zu beklagen hatten, als Briten oder Franzosen.

ciasteczko
12.05.2007, 11:48
Wir hatten das stärkste Heer und waren tatsächlich im Kampf meist besser.
Wenn man sich die großen Schlachten ansieht, wird man feststellen, dass die deutschen Truppen sehr oft weniger Verluste zu beklagen hatten, als Briten oder Franzosen.

Nein, die Deutsche Armee ist einfach öde...

Kaiser
12.05.2007, 12:54
Wenn am Skagerrak die Deutsche Flotte im Meer versinkt...

Du solltest dich besser erkundigen, Bärchen.

Freiherr
12.05.2007, 16:15
Nein, die Deutsche Armee ist einfach öde...

"Ist" ja. "War" nein.

leuchtender Phönix
12.05.2007, 19:45
Für richtige Gegner wie Frankreich oder Österreich hatten die Deutschen unter preußischer Führung vor 1871 auch nur wenige Monate gebraucht.

Das Kräfteverhältnis von 1871 und 1914 war aber sehr unterschiedlich. 1871 war man jeweils deutlich in der Überzahl. 1914 in einer ziemlichen Unterzahl.

Götz
12.05.2007, 21:13
Wenn am Skagerrak die Deutsche Flotte im Meer versinkt...

Ging doch gar nicht, weil so viele britische Schiffe den Weg nach unten blockierten.:cool2:

roxelena
12.05.2007, 21:31
Wenn am Skagerrak die Deutsche Flotte im Meer versinkt...


Wenn am Scapa Flow die deutsche Marine im Meer versinkt....

Götz
12.05.2007, 21:44
Wenn am Scapa Flow die deutsche Marine im Meer versinkt....

Diese war zu diesem Zeitpunkt aber bereits die Beute der Alliierten.:cool:

Götz
12.05.2007, 21:51
das habe ich woanders auch schon gepostet aber hier passt das auch rein



Quelle - Die Hypermacht , Warum die USA die Welt beherrschen von Josef Joffe

Das ist eine Illusion, wie die jüngere Geschichte eindeutig beweist.
Mittlerweile bleibt für immer mehr Amerikaner auch nur noch die "unerschöpfliche
Quelle" als Motivation.

roxelena
12.05.2007, 21:53
Ein interessanter Aspekt zur Selbstversenkung der Deutschen Flotte 1919


Die durch die Versenkung unbrauchbar gewordenen Schiffe hatten noch einen großen Schrottwert. Außerdem blockierten sie die besten Ankerplätze in der Bucht von Scapa Flow. Deshalb wurden sie bis zum Zweiten Weltkrieg zum größten Teil gehoben und verschrottet. Bis heute wird jedoch gelegentlich hochwertiger Stahl aus den Wracks für medizinische Geräte geborgen. Dieser Stahl ist deswegen wertvoll, weil er nicht atmosphärischer Strahlung während der Zeit der oberirdischen Nukleartests ausgesetzt war und sich deshalb gut zum Bau von derartigen Messgeräten eignet
Quelle: Wikipedia

Kenshin-Himura
08.08.2007, 19:38
Ein interessanter Aspekt dazu sicherlich das ,,Manifest der 93":
http://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_der_93
http://www.nernst.de/kulturwelt.htm

Immerhin waren Liebermann und Max Planck dabei. :]

roxelena
08.08.2007, 19:47
Ein interessanter Aspekt dazu sicherlich das ,,Manifest der 93":
http://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_der_93
http://www.nernst.de/kulturwelt.htm

Immerhin waren Liebermann und Max Planck dabei. :]

Bildung schützt nicht unbedingt vor kapitalen Fehleinschätzungen.

Die deutschen Bildungsbürger die damals ca 1% der Bevölkerung darstellten waren zu Kriegsbeginn hellauf begeistert vom Krieg und die Zeitungsverleger verbreiteten ebenso begeistert die Ergüsse der Intelligenzia.

Lichtblau
08.08.2007, 20:37
Die Kriegsbegeisterung wurde künstlich vom Monopolkapital gezüchtet.
Zum Beispiel heißt es in der Zeitschrift "Der Panther", des von der Schwerindustrie finanzierten, Alldeutschen Verbandes vom Oktober 1915:

"Der Krieg ist und Alldeutschen nun einmal nicht der große und blindwütige Zerstörer, sondern der sorgsame Erneuerer und Erhalter, der große Arzt und Gärtner, der die Menschheit auf ihrem Wege zur Höherentwicklung begleitet [...] Wehe dem Volke, das längere Zeit hindurch seiner heilenden und hegenden Hand entraten muß."


Quelle: Alfred Kruck, Geschichte des Alldeutschen Verbandes, Wiesbaden 1954, S. 69

Neutraler
08.08.2007, 21:29
Kein Volk zieht mit Begeisterung in den Krieg. Viele Bilder, die damals gemacht wurden, zeigen nur einen Bruchteil des Volkes. Wie viele Mütter und Väter haben sich Sorgen gemacht um die Kinder, die in den Krieg ziehen? Wie viele Kinder hatten Angst um ihre Väter? Wie viele Menschen hatten Angst um ihre Angehörigen? Das zeigen solche Bilder nicht. Die Propaganda hat leider einen enormen Einfluss auf die Geschichte. Dennoch war die Begeisterung größer als beim Zweiten Weltkrieg. Das lag wohl am starken Nationalstolz und der jahrzehntelang aufgestauten Missgunst gegen die Feinde, der sich nun entlud.

fragensteller
09.08.2007, 21:54
Nach Fergusson gab es in Deutschland keine besondere Begeisterung - manche Menschen waren begeistert, manche nicht. Genauso wie in den anderen Ländern, die am Kriege teilnahmen, auch.

Quo vadis
09.08.2007, 22:10
Kein Volk zieht mit Begeisterung in den Krieg. Viele Bilder, die damals gemacht wurden, zeigen nur einen Bruchteil des Volkes. Wie viele Mütter und Väter haben sich Sorgen gemacht um die Kinder, die in den Krieg ziehen? Wie viele Kinder hatten Angst um ihre Väter? Wie viele Menschen hatten Angst um ihre Angehörigen? Das zeigen solche Bilder nicht. Die Propaganda hat leider einen enormen Einfluss auf die Geschichte. Dennoch war die Begeisterung größer als beim Zweiten Weltkrieg. Das lag wohl am starken Nationalstolz und der jahrzehntelang aufgestauten Missgunst gegen die Feinde, der sich nun entlud.

Krieg hatte generell 1914 noch nicht die Ächtung, die ihm heute zuteil wird.Niemand hatte 1914 eine Vorstellung von Trommelfeuer, Gaskrieg, Stellungskrieg, Materialschlachten und Blutpumpen wie Verdun & der Somme.

Kreuzbube
10.08.2007, 20:58
Die Begeisterung kam vom militärisch geprägtem Zeitgeist, national-chauv. Stimmungsmache, dem Untertanengeist und der mangelhaften Bildung des Pöbels; welche er auch teuer bezahlen mußte...!:(

fragensteller
11.08.2007, 12:11
Die Begeisterung kam vom militärisch geprägtem Zeitgeist, national-chauv. Stimmungsmache, dem Untertanengeist und der mangelhaften Bildung des Pöbels; welche er auch teuer bezahlen mußte...!:(Der Pöbel war gerade nicht begeistert.

Wenn jemand begeistert war, dann die studierende Jugend. Studenten mal wieder. Diese Leute haben immer schon viel Unheil in die Welt getragen.

Die einfachen Leute haben sich gesorgt, die Studenten sind singend in Langemarck ins Trommelfeuer gegangen.

Biskra
11.08.2007, 15:00
Es wurde ja schon erwähnt, daß es keineswegs eine flächendeckende Begeisterung gab. Bei denen, die begeistert ins Feld zogen, kommt sicherlich noch dazu, daß sie einer Generation angehörten, die den Krieg (1870 / 71, also 43 Jahre zurückliegend) nur noch aus Erzählungen der Väter und Großväter sowie aus der Propaganda kannten.

Kreuzbube
11.08.2007, 16:42
Der Pöbel war gerade nicht begeistert.

Wenn jemand begeistert war, dann die studierende Jugend. Studenten mal wieder. Diese Leute haben immer schon viel Unheil in die Welt getragen.

Die einfachen Leute haben sich gesorgt, die Studenten sind singend in Langemarck ins Trommelfeuer gegangen.

Das Studenten auch zum Pöbel gehören, kann/konnte man bei den Achtundsechzigern gut beobachten...!:]

fragensteller
12.08.2007, 14:50
Das Studenten auch zum Pöbel gehören, kann/konnte man bei den Achtundsechzigern gut beobachten...!:]Das stimmt genau.

Aber das war 1968.

1914 waren Studenten noch kein Pöbel.
Das war schließlich die gute alte Zeit.

Kreuzbube
12.08.2007, 14:59
Das stimmt genau.

Aber das war 1968.

1914 waren Studenten noch kein Pöbel.
Das war schließlich die gute alte Zeit.

Ja, Du hast schon Recht - aber genau genommen wären viele von denen auch damals schon anfällig für verrückte Ideen gewesen; Menschen sind immer gleich! Schade, daß meistens immer wir Deutschen als Versuchskaninchen für gesellschaftspol. Experimente herhalten müssen - aber der Michel macht`s möglich...!:]