Alevi_Playa
05.10.2007, 20:15
Europäischer "Wertekanon" und Einwanderung
Ebenso wie bei "israelkritischen" lohnt es sich bei "islamkritischen" Argumenten, nicht nur genau auf den Kontext zu horchen, sondern auch die Verhältnismäßigkeit der Kritik zu beachten. Während Kritik an Israel oft einhergeht mit der Wahrnehmung, der jüdische Staat sei der Haupt- oder gar einzige Verantwortliche für Gewalt im Nahen Osten[20], werden aus europäisch-christlicher "islamkritischer" Perspektive religiöser Fanatismus, Anti-Säkularismus, anti-demokratische Einstellungen, Diskriminierung von Frauen, Fehdemord und "Illegalität" zum Monopol muslimischer Gesellschaften und Migranten. Dass all diese Erscheinungen fester Bestandteil auch europäischer Gesellschaften sind, gerät dabei aus dem Blickfeld. Allenfalls rekurrieren Vergleiche mit Europa auf die lang zurückliegende Geschichte der Kreuzzüge, Hexenverfolgungen und Glaubenskämpfe, selten aber auf die Gegenwart [21]. Freilich gibt es in der europäischen Gegenwart einen Unterschied zu den meisten "islamischen" Staaten: Werte wie Gleichberechtigung, Religionsfreiheit, Trennung von Kirche und Staat sowie Menschenrechte sind in den Staaten der Europäischen Union größtenteils verfassungsrechtlich verankert. Damit besteht theoretisch die Möglichkeit, diese Werte auf institutionellem Wege einzuklagen. Wie wichtig dieser Unterschied ist, darf keinesfalls unterschätzt werden. Es gibt jedoch eine Kluft zwischen Anspruch und Praxis, nicht zuletzt deshalb, weil einer beträchtlichen Zahl von Menschen in Europa ein rechtlicher Status und damit die Einforderung von Rechten vorenthalten werden.
Die eigene unzulängliche Einlösung von Werten, Normen und Eigenschaften auf "Andere" zu projizieren, dieses Prinzip hat, in unterschiedlichen Ausprägungen, eine lange Tradition im christlichen Europa. Hierfür boten sich anfangs die in Europa lebenden Juden als wichtigste "Andere" an. Im Jahr 1199 erließ Papst Innozenz III ein "Edikt zugunsten der Juden", in dem folgende Passage zu finden ist: "Obwohl die Heimtücke der Juden in jeder Hinsicht verdammenswert ist, sollen sie dennoch von den Gläubigen nicht hart unterdrückt werden, weil durch sie die Wahrheit unseres eigenen Glaubens erwiesen wird."[22]
Im Verlauf der europäischen Geschichte wurde das Prinzip der Spiegelung des "eigenen Anderen" im Fremden immer komplexer. Mit der Entdeckung der Neuen Welt und der darauf folgenden Kolonisierung der "Wilden" begann die globale Wirksamkeit dieses Prinzips. Die "Eingeborenen" der einverleibten fremden Territorien mussten ebenso wie die "Anderen" auf dem eigenen Kontinent – insbesondere Zigeuner – nicht mehr nur als Projektionsfläche für das Böse, Wilde, Heidnische und Unzivilisierte herhalten, sondern auch für exotistische Phantasien und Sehnsüchte. Dem technologischen Fortschritt Europas ebenso wie dem ideengeschichtlichen Prozess der Rationalisierung, Aufklärung, Emanzipation und der Herausbildung von Nationalstaaten ist dieser Dualismus zwischen der Assoziationskette Wir-Kultur-Zivilistaion-Dynamik und Die-Anderen-Natur-Wildheit-Statik eingschrieben.
Freilich kam dieser Dualismus nicht ohne Nuancen, Widersprüche und Anpassungen aus. Um in die Kategorie der "Anderen" auch Andere zu fassen, die selbst aus der europäischen Sicht über "Kultur" verfügten, wurden Akzente anders gesetzt. Kultur und Zivilisation wurde in der Mehrzahl gedacht und in eine Wertehierarchie gebracht, in der sich die europäisch-christliche Zivilisation weiterhin überlegen fühlen konnte. Als wichtiges Kriterium hierfür dienten die Werte der Aufklärung, als Spiegel des Irrationalen der Orient und der Islam.
Die komplexe Praxis der wechselhaften Abgrenzung und Vereinnahmung unterschiedlichster "Anderer" – als Abspaltung entweder des eigenen Unerwünschten und Schwachen oder als Projektion der eigenen Sehnsüchte und Phantasien auf die "Anderen" – hatte nicht nur für die Bewohner der Kolonien und Minderheiten in Europa die bekannten Konsequenzen der Ausbeutung, der Unterdrückung und des Genozids. Diese Abspaltungspraxis wirkte immer auch auf die europäischen Gesellschaften zurück und wirkt im heutigen Europa fort. Ich sehe hierin einen Faktor für das Unbehagen der EU-Staaten mit ihren nicht-europäischen und nicht-christlichen Einwanderern.[23] Wenn etwa die spanische Regierung in den 90ern in einer Kampagne für die "Legalisierung" von Arbeitsmigranten die Aufforderung "Komm ans Licht. Regle Deine Angelegenheiten" [24] auf Plakate drucken ließ, dann hätte sich eigentlich eine große Gruppe der Einheimischen angesprochen fühlen müssen, insbesondere die Betreiber der riesigen Gemüseplantagen unter Plastik sowie die Immobilienunternehmer an den südspanischen Küstenstrichen. In der dortigen Land- und Bauwirtschaft sowie in der Tourismus-Industrie ist Schwarzarbeit und Schattenökonomie fest in den ökonomischen Beziehungen verankert, und war es schon, bevor Arbeitsmigranten aus dem Ausland benötigt wurden. In Spanien ist es kein Geheimnis, dass die Gewächshaus-Landwirtschaft ohne das System von Schwarzarbeit, Bezug von Arbeitslosengeld und EU-Subventionen auf dem europäischen Markt kaum konkurrenzfähig wäre. Ebenso weiß man darum, dass die dort beschäftigen Arbeitsmigranten, seit Ende der 80er zum Großteil nord- und zentralafrikanischer Herkunft, in dieses System mit eingebunden sind, also schwarz arbeiten, und dass man auf die Arbeit dieser Migrantengruppe angewiesen ist.[25] Dennoch zielte die Kampagne unverkennbar alleine auf die nicht-europäischen Arbeitsmigranten [26], von denen die Mehrheit wiederum tatsächlich einen großen Vorteil davon hätte, dokumentiert zu arbeiten. Denn für die meisten ist dies der einzige Weg, um eine Aufenthaltserlaubnis und damit überhaupt einen rechtlichen Status zu erhalten. Die Inkompatiblität des "Legalisierungs"-Programms für Einwanderer mit der ökonomischen Praxis der Einheimischen wird jedoch in der Öffentlichkeit wie in der Politik als Problem der "illegalen", "papierlosen" Migranten dargestellt und nicht als Problem der spanischen Wirtschaft. Mit der "Legalisierungskampagne" und dem Versuch vieler Migranten, von ihren Arbeitgebern Arbeitsnachweise zu erhalten, verstärkten sich Ressentiments und offene Vorurteile gegen Migranten zunehmend auf der Ebene des Zusammenlebens ebenso wie im öffentlichen Diskurs.[27]
Freilich ist dieses Muster der Kriminalisierung und Diskriminierung von Einwanderern keine spanische Besonderheit. Es zeigt sich an der südlichen EU-Außengrenze zu Afrika, wo es zusammengeht mit dem verbreiteten Stereotyp "moros" ("Mauren") für Marokkaner, nur besonders eindrücklich. Dabei gilt für Spanien ebenso wie für andere EU-Staaten, dass Diskurse und Praktiken der Diskriminierung nicht von einem homogen vorzustellenden kollektiven Akteur ausgehen, sondern dass daran unterschiedliche Gruppen der Mehrheitsgesellschaften in unterschiedlicher Weise beteiligt sind. Welche Lücke zwischen Anspruch und Praxis einer säkularen Demokratie, sich den Menschenrechten zu verpflichten, klafft, das wird auch regelmäßig dann deutlich, wenn die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) ihre Länderberichte vorlegt. Unter denen für institutionelle Diskriminierung und rassistische Vorfälle am meisten gerügten Ländern hatte Deutschland bislang immer einen sicheren Platz.
Wenn in der Auseinandersetzung um den Mord an Theo van Gogh "der Islam" (nicht: der Islamismus [28]) als Bedrohung der Toleranz und Offenheit europäischer Einwanderungsgesellschaften dargestellt wird, dann bekräftigt dies die dichotomische Perspektive zwischen dem aufgeklärten (christlichen-säkularen einheimischen) "Wir" und den unaufgeklärten (islamisch-antisäkularen migrantischen) "Anderen". Die Alternative wäre eine Perspektive, die das "Wir" erweitert, um Themen wie die Unterdrückung von Frauen, Diskriminierung von Minderheiten, religiös und rassistisch motivierte Gewalt als Probleme zu erkennen, die alle hier lebenden Menschen betreffen, und sich diesen gemeinsam zu stellen. Freilich würde dieses Umdenken nicht nur eine rechtliche Gleichstellung, sondern auch ein ernsthaftes Anerkennen und Annehmen der Gleichwertigkeit von Migranten erfordern, anstatt einer scheinheiligen Toleranz auf der Basis eines Schein-Säkularismus. Nicht zuletzt würde ein solches Fundament die seriöse wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit "dem" Islamismus erleichtern. Und wie dringend es ist, diese Auseinandersetzung zu befördern, das sollte schon vor dem Mord an Theo van Gogh deutlich geworden sein.
http://www.hagalil.com/archiv/2004/11/islamkritik.htm
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Ein sehr anspruchsvoller und interessanter Text, der den Nagel auf den Kopf trifft. Was sind die europäischen Werte wert, wenn sie so schnell aufgegeben werden.
Kritik ist in Ordnung und angebracht aber nur gegenseitige Kritik und gegenseitiges Verständnis ist der richtige Weg. Eine moralische Über- und Unterordnung wird hingegen viel mehr Hass schüren. Nicht zuletzt wird schließlich die eigene europäische Seele verkauft statt in Tradition europäischer historischer Größen eine aufgeklärten Weg fortzuführen
Ebenso wie bei "israelkritischen" lohnt es sich bei "islamkritischen" Argumenten, nicht nur genau auf den Kontext zu horchen, sondern auch die Verhältnismäßigkeit der Kritik zu beachten. Während Kritik an Israel oft einhergeht mit der Wahrnehmung, der jüdische Staat sei der Haupt- oder gar einzige Verantwortliche für Gewalt im Nahen Osten[20], werden aus europäisch-christlicher "islamkritischer" Perspektive religiöser Fanatismus, Anti-Säkularismus, anti-demokratische Einstellungen, Diskriminierung von Frauen, Fehdemord und "Illegalität" zum Monopol muslimischer Gesellschaften und Migranten. Dass all diese Erscheinungen fester Bestandteil auch europäischer Gesellschaften sind, gerät dabei aus dem Blickfeld. Allenfalls rekurrieren Vergleiche mit Europa auf die lang zurückliegende Geschichte der Kreuzzüge, Hexenverfolgungen und Glaubenskämpfe, selten aber auf die Gegenwart [21]. Freilich gibt es in der europäischen Gegenwart einen Unterschied zu den meisten "islamischen" Staaten: Werte wie Gleichberechtigung, Religionsfreiheit, Trennung von Kirche und Staat sowie Menschenrechte sind in den Staaten der Europäischen Union größtenteils verfassungsrechtlich verankert. Damit besteht theoretisch die Möglichkeit, diese Werte auf institutionellem Wege einzuklagen. Wie wichtig dieser Unterschied ist, darf keinesfalls unterschätzt werden. Es gibt jedoch eine Kluft zwischen Anspruch und Praxis, nicht zuletzt deshalb, weil einer beträchtlichen Zahl von Menschen in Europa ein rechtlicher Status und damit die Einforderung von Rechten vorenthalten werden.
Die eigene unzulängliche Einlösung von Werten, Normen und Eigenschaften auf "Andere" zu projizieren, dieses Prinzip hat, in unterschiedlichen Ausprägungen, eine lange Tradition im christlichen Europa. Hierfür boten sich anfangs die in Europa lebenden Juden als wichtigste "Andere" an. Im Jahr 1199 erließ Papst Innozenz III ein "Edikt zugunsten der Juden", in dem folgende Passage zu finden ist: "Obwohl die Heimtücke der Juden in jeder Hinsicht verdammenswert ist, sollen sie dennoch von den Gläubigen nicht hart unterdrückt werden, weil durch sie die Wahrheit unseres eigenen Glaubens erwiesen wird."[22]
Im Verlauf der europäischen Geschichte wurde das Prinzip der Spiegelung des "eigenen Anderen" im Fremden immer komplexer. Mit der Entdeckung der Neuen Welt und der darauf folgenden Kolonisierung der "Wilden" begann die globale Wirksamkeit dieses Prinzips. Die "Eingeborenen" der einverleibten fremden Territorien mussten ebenso wie die "Anderen" auf dem eigenen Kontinent – insbesondere Zigeuner – nicht mehr nur als Projektionsfläche für das Böse, Wilde, Heidnische und Unzivilisierte herhalten, sondern auch für exotistische Phantasien und Sehnsüchte. Dem technologischen Fortschritt Europas ebenso wie dem ideengeschichtlichen Prozess der Rationalisierung, Aufklärung, Emanzipation und der Herausbildung von Nationalstaaten ist dieser Dualismus zwischen der Assoziationskette Wir-Kultur-Zivilistaion-Dynamik und Die-Anderen-Natur-Wildheit-Statik eingschrieben.
Freilich kam dieser Dualismus nicht ohne Nuancen, Widersprüche und Anpassungen aus. Um in die Kategorie der "Anderen" auch Andere zu fassen, die selbst aus der europäischen Sicht über "Kultur" verfügten, wurden Akzente anders gesetzt. Kultur und Zivilisation wurde in der Mehrzahl gedacht und in eine Wertehierarchie gebracht, in der sich die europäisch-christliche Zivilisation weiterhin überlegen fühlen konnte. Als wichtiges Kriterium hierfür dienten die Werte der Aufklärung, als Spiegel des Irrationalen der Orient und der Islam.
Die komplexe Praxis der wechselhaften Abgrenzung und Vereinnahmung unterschiedlichster "Anderer" – als Abspaltung entweder des eigenen Unerwünschten und Schwachen oder als Projektion der eigenen Sehnsüchte und Phantasien auf die "Anderen" – hatte nicht nur für die Bewohner der Kolonien und Minderheiten in Europa die bekannten Konsequenzen der Ausbeutung, der Unterdrückung und des Genozids. Diese Abspaltungspraxis wirkte immer auch auf die europäischen Gesellschaften zurück und wirkt im heutigen Europa fort. Ich sehe hierin einen Faktor für das Unbehagen der EU-Staaten mit ihren nicht-europäischen und nicht-christlichen Einwanderern.[23] Wenn etwa die spanische Regierung in den 90ern in einer Kampagne für die "Legalisierung" von Arbeitsmigranten die Aufforderung "Komm ans Licht. Regle Deine Angelegenheiten" [24] auf Plakate drucken ließ, dann hätte sich eigentlich eine große Gruppe der Einheimischen angesprochen fühlen müssen, insbesondere die Betreiber der riesigen Gemüseplantagen unter Plastik sowie die Immobilienunternehmer an den südspanischen Küstenstrichen. In der dortigen Land- und Bauwirtschaft sowie in der Tourismus-Industrie ist Schwarzarbeit und Schattenökonomie fest in den ökonomischen Beziehungen verankert, und war es schon, bevor Arbeitsmigranten aus dem Ausland benötigt wurden. In Spanien ist es kein Geheimnis, dass die Gewächshaus-Landwirtschaft ohne das System von Schwarzarbeit, Bezug von Arbeitslosengeld und EU-Subventionen auf dem europäischen Markt kaum konkurrenzfähig wäre. Ebenso weiß man darum, dass die dort beschäftigen Arbeitsmigranten, seit Ende der 80er zum Großteil nord- und zentralafrikanischer Herkunft, in dieses System mit eingebunden sind, also schwarz arbeiten, und dass man auf die Arbeit dieser Migrantengruppe angewiesen ist.[25] Dennoch zielte die Kampagne unverkennbar alleine auf die nicht-europäischen Arbeitsmigranten [26], von denen die Mehrheit wiederum tatsächlich einen großen Vorteil davon hätte, dokumentiert zu arbeiten. Denn für die meisten ist dies der einzige Weg, um eine Aufenthaltserlaubnis und damit überhaupt einen rechtlichen Status zu erhalten. Die Inkompatiblität des "Legalisierungs"-Programms für Einwanderer mit der ökonomischen Praxis der Einheimischen wird jedoch in der Öffentlichkeit wie in der Politik als Problem der "illegalen", "papierlosen" Migranten dargestellt und nicht als Problem der spanischen Wirtschaft. Mit der "Legalisierungskampagne" und dem Versuch vieler Migranten, von ihren Arbeitgebern Arbeitsnachweise zu erhalten, verstärkten sich Ressentiments und offene Vorurteile gegen Migranten zunehmend auf der Ebene des Zusammenlebens ebenso wie im öffentlichen Diskurs.[27]
Freilich ist dieses Muster der Kriminalisierung und Diskriminierung von Einwanderern keine spanische Besonderheit. Es zeigt sich an der südlichen EU-Außengrenze zu Afrika, wo es zusammengeht mit dem verbreiteten Stereotyp "moros" ("Mauren") für Marokkaner, nur besonders eindrücklich. Dabei gilt für Spanien ebenso wie für andere EU-Staaten, dass Diskurse und Praktiken der Diskriminierung nicht von einem homogen vorzustellenden kollektiven Akteur ausgehen, sondern dass daran unterschiedliche Gruppen der Mehrheitsgesellschaften in unterschiedlicher Weise beteiligt sind. Welche Lücke zwischen Anspruch und Praxis einer säkularen Demokratie, sich den Menschenrechten zu verpflichten, klafft, das wird auch regelmäßig dann deutlich, wenn die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) ihre Länderberichte vorlegt. Unter denen für institutionelle Diskriminierung und rassistische Vorfälle am meisten gerügten Ländern hatte Deutschland bislang immer einen sicheren Platz.
Wenn in der Auseinandersetzung um den Mord an Theo van Gogh "der Islam" (nicht: der Islamismus [28]) als Bedrohung der Toleranz und Offenheit europäischer Einwanderungsgesellschaften dargestellt wird, dann bekräftigt dies die dichotomische Perspektive zwischen dem aufgeklärten (christlichen-säkularen einheimischen) "Wir" und den unaufgeklärten (islamisch-antisäkularen migrantischen) "Anderen". Die Alternative wäre eine Perspektive, die das "Wir" erweitert, um Themen wie die Unterdrückung von Frauen, Diskriminierung von Minderheiten, religiös und rassistisch motivierte Gewalt als Probleme zu erkennen, die alle hier lebenden Menschen betreffen, und sich diesen gemeinsam zu stellen. Freilich würde dieses Umdenken nicht nur eine rechtliche Gleichstellung, sondern auch ein ernsthaftes Anerkennen und Annehmen der Gleichwertigkeit von Migranten erfordern, anstatt einer scheinheiligen Toleranz auf der Basis eines Schein-Säkularismus. Nicht zuletzt würde ein solches Fundament die seriöse wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit "dem" Islamismus erleichtern. Und wie dringend es ist, diese Auseinandersetzung zu befördern, das sollte schon vor dem Mord an Theo van Gogh deutlich geworden sein.
http://www.hagalil.com/archiv/2004/11/islamkritik.htm
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Ein sehr anspruchsvoller und interessanter Text, der den Nagel auf den Kopf trifft. Was sind die europäischen Werte wert, wenn sie so schnell aufgegeben werden.
Kritik ist in Ordnung und angebracht aber nur gegenseitige Kritik und gegenseitiges Verständnis ist der richtige Weg. Eine moralische Über- und Unterordnung wird hingegen viel mehr Hass schüren. Nicht zuletzt wird schließlich die eigene europäische Seele verkauft statt in Tradition europäischer historischer Größen eine aufgeklärten Weg fortzuführen