PDA

Vollständige Version anzeigen : Der SPD-Fluch des Reformismus



Roter Prolet
19.08.2004, 18:27
Ich erkläre kurz hier den politischen Begriff Reformismus:
Die in der sozialistischen Arbeiterbewegung entstandene Auffassung, die Grundprobleme der Arbeiterklasse könnten im Rahmen der bestehenden (kapitalistischen) Ordnung durch eine Summe von Reformen gelöst werden-
es wird also die Notwendigkeit eines radikalen Bruchs mit der bürgerlichen Eigentums- und Rechtsordnung geleugnet, folglich werden die Prinzipien der Arbeiterklasse aufgegeben und durch Prinzipien des politischen und sozialen handelns im Rahmen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung ersetzt.
Die gute alte revolutionäre marxistische SPD von Liebknecht, Bebel und Engels wurde vom Reformismus befallen und zersetzte wurde der Marxismus langsam aber sicher..
Dieser Reformismus begann schon vorm 1. Weltkrieg, was auch erklärte dass die SPD (mit Aussnahme von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg)1914 die Kriegskredite billigte...
Nach dem mörderischen Krieg spaltete sich der tradionelle Teil der SPD ab und wurde zur KPD. Die Gegenstimmer der Kriegskredite wurden 1919 auf Befehl der SPD-Führer erschossen. Friedrich Ebert ist einer der Auftraggeber!
Von da an wanderte die SPD unter dem wachsenden bürgerlichen Einfluss der Kapitalistenklasse immer ein Stückchen nach rechts...von Kurt Schumacher über Willy Brandt und helmut schmidt bis zu Gerhard Schröder und Franz Müntefering!

Und da gibt es das Schlagwort "Demokratischer Sozialismus":
Ein Kampfbegriff, der sich gegen den leider gescheiterten Sowjet-Sozialismus richtete und die Preisgabe grundlegender Prinzipien des marxistischen Sozialismus (etwa in der Staatsfrage, in der Revolutionsfrage) wendet und mit den positiven Emotionen arbeitet, die sich vor dem Hintergrund diktatorischer Macht einstellenden positiven emotionen einstellen.
Nirgends hat er auch nur zu einer Annäherung an den Sozialismus geführt, im Gegenteil, unter dieser Losung hat sich die SPD von allen abgewandt, was auch nur irgendwie sozialistisch/sozialdemokratisch sein könnte..
Die Vorgänge in der PDS lassen einen ähnlich verlaufenden Prozess erwarten!
Kurz: die SPD wurde zum etwas "linken" Zwilling der CDU!

walfiler
19.08.2004, 19:02
Kurz: die SPD wurde zum etwas "linken" Zwilling der CDU!
Sie haben Schröder schon vor 6 Jahren "Genosse der Bosse" genannt also komm mit was neuem, Bolschewist.

Aber Demokratischen Sozialismus find ich gut und ich freue mich darüber, dass auch die SPD sich den Ideen des Nationalsozialismus nicht verschließt, wenn gleich sie ihm die Würze nimmt. Aber der Ansatz klingt definitiv gut.

Roter Prolet
19.08.2004, 19:18
Schröder ist wahrhaftig ein Genosse der Bosse! Die Marionette der Herrschenden Klasse, der Kapitalistenklasse!
Helmut Schmidt ist hier sein Vorbild..
SPD und "Nationalsozialismus" alias Faschismus?!? Nene...geht nich..
übrigens danke für den lob BOLSCHEWIST!! :lach:

Roter Prolet
19.08.2004, 19:19
Bin gern ein bolschewiki!

walfiler
19.08.2004, 19:22
War nicht wertend gemeint aber wenn du's als Lob nimmst solls an mir nicht scheitern.

Und was meinst du auf welcher Ebene unsere Demokratie funktioniert? Wohl nur auf der Nationalen Ebene. Das was du da beschrieben hast ist in etwa das, was die NPD verkörpert, blos, dass die sich ein quentchen mehr um ihre Heimat sorgt als die SPD. Aber man sieht ja auch wohin die sorgenfreie SPD steuert.

John Donne
19.08.2004, 20:34
Die in der sozialistischen Arbeiterbewegung entstandene Auffassung [..] folglich werden die Prinzipien der Arbeiterklasse aufgegeben und durch Prinzipien des politischen und sozialen handelns im Rahmen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung ersetzt.

Sehr interessant: Reformismus ist also eine in der sozialistischen Arbeiterbewegung enstandene Auffassung, mit der die Arbeiterklasse ihre eigenen ehemaligen Prinzipien aufgab.
Ist es immer Selbstverrat, seine Auffassungen im Laufe der Zeit zu ändern? Wenn ja: Wie bleibt man dann lernfähig? Und überhaupt: Wenn die Mehrheit der Arbeiterbewegung diese neue Auffassung teilt, muß sie sich dann nach der Minderheit richten? Und gibt es dann die Arbeiterbewegung in der alten Form überhaupt noch?



[..] es wird also die Notwendigkeit eines radikalen Bruchs mit der bürgerlichen Eigentums- und Rechtsordnung geleugnet, folglich werden die Prinzipien der Arbeiterklasse aufgegeben und durch Prinzipien des politischen und sozialen handelns im Rahmen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung ersetzt.

Erstens: Du wirfst im Ernst einer Partei vor, sich im Rahmen der Verfassung zu bewegen (Hinweis: Wirf mal einen Blick in Artikel 14 I GG. sowie die §§80 ff. StGB)?
Zweitens: Ist die Existenz von Gesetzen, die Grundrechte wie das auf Eigentum sowie eine unabhängige Rechtsprechung gewährleisten und schützen kapitalistisch? Meiner Auffassung nach gehört das zu jedem freien demokratischen Rechtsstaat. Mir fröstelt bei Deinen unkritischen Reverenzen an den ach so hehren Sowjet-Sozialismus.



[..]
Ein Kampfbegriff, der sich gegen den leider gescheiterten Sowjet-Sozialismus richtete und die Preisgabe grundlegender Prinzipien des marxistischen Sozialismus (etwa in der Staatsfrage, in der Revolutionsfrage) wendet und mit den positiven Emotionen arbeitet, die sich vor dem Hintergrund diktatorischer Macht einstellenden positiven emotionen einstellen.

Abgesehen davon, daß ich den letzten Relativsatz verwirrend finde, da sich mir dessen Satzbau nicht erschließt: Ist es nicht möglich, daß der Marxismus einfach falsche Prinzipien hat, weil er auf falschen Grundannahmen basiert und falsche Prognosen macht?

Grüße
John

Roter Prolet
19.08.2004, 20:58
@John donne:
Nein, der marxismus hat die richtigen Prinzipien sie lassen sich auch nicht an die Zeit des 19./20. Jahrhunderts festnageln!
Aber Wenn du das Abweichen der SPD von ihren Ursprünglichen Prinzipien als lernfähig bezeichnest....bitte sehr...sich in der bestehnden bürgerlichen gesellschaftsordnung (Kapitalismus)und deren Ideologie anpassen führt immer zum mitschwimmen und dessen Handeln auf den Fluss dieser Gesellschaft...die Geschichte lehrts ja..

Roter Prolet
19.08.2004, 21:01
Ob es die "alte" Arbeiterbewegung noch gibt?
Na klaro: Attac, die KPs, und andere antikapitalistische Gruppen und Organisationen!!
Und die wächst jeden tag :]

John Donne
19.08.2004, 21:33
Hallo Roter Amboss,

meines Wissens nach befinden wir uns in einer sozialen Marktwirtschaft. Entfesselter Kapitalismus sieht anders aus. Ich weiß, jetzt kommt der Einwand, daß wir uns durch Globalisierung und Hartz IV auf eine kalte, neoliberale Welt zubewegen. Für das Mehr an Freiheit, welches jedoch die Marktwirtschaft gegenüber allen notwendigen Zwischenstadium auf dem Weg zum Kommunismus bietet, nehme ich jedoch die mit der Eigenverantwortung verbundenen Risiken gern in Kauf. Der Zusatz "sozial" in unserer Marktwirtschaft hat bisher stets dafür gesorgt, daß selbst für jene, die in der freien Wirtschaft zu schwach wären, der Lebensstandard weit über dem lag, was in Staaten die Regel war, die ihren Bürgern die "Segnungen" des Sozialismus angedeihen ließen..
Und während die sozialistischen Experimente bisher in bedrückender Regelmäßigkeit ziemlich schnell den Bach runtergingen, wird seit gut 150 Jahren auf den Zusammenbruch des "Kapitalismus" gewartet, der doch quasi in der Geschichte festprogrammiert ist.
Kurz gesagt: Ich bin davon überzeugt, daß die SPD andere Probleme als ihre Spaltung 1917 oder ihr Godesberger Programm von 1959 hat.

Grüße
John

Manfred_g
19.08.2004, 21:53
Der Zusatz "sozial" in unserer Marktwirtschaft hat bisher stets dafür gesorgt, daß selbst für jene, die in der freien Wirtschaft zu schwach wären, der Lebensstandard weit über dem lag, was in Staaten die Regel war, die ihren Bürgern die "Segnungen" des Sozialismus angedeihen ließen..


Du sprichst mir aus der Seele!

Sozialismus scheint dann eine Entstehungsschance zu haben, wenn sich ein gewisses Maß an Menschen zusammenfindet, die es erstrebenswerter finden, andern 300 Euro abzupressen, als von denselben 500 Euro freiwillig zu bekommen.

Gruß,
Manfred