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Vollständige Version anzeigen : Der freie Wille - eine Illusion?



sunbeam
26.11.2004, 11:35
Interessanter Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,328830,00.html

Was denkt Ihr, ist der Mensch in seinen Entscheidungen frei oder ist er "Sklave" neurobiologischer Prozesse, die in seinem Gehirn ablaufen und die festen, vorbestimmten Regeln unterworfen sind?

Gaukelt uns unser Bewußtsein unsere freien Entscheidungen nur vor?

Leyla
26.11.2004, 11:54
Was denkt Ihr, ist der Mensch in seinen Entscheidungen frei oder ist er "Sklave" neurobiologischer Prozesse, die in seinem Gehirn ablaufen und die festen, vorbestimmten Regeln unterworfen sind?


Er ist weniger ein Sklave neurobiologischer Prozesse als ein Opfer der Umstände.

Beipiel: die US-Armee ist eine "Freiwilligenarmee". Nur finden sich dort auffallend viele Jungs und Mädels wieder, die keine wirklich tollen Alternativen haben, auf legale Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Anderes Beispiel: "Vertragsfreiheit" im Zusammenhang mit Hartz IV.

Irratio
26.11.2004, 12:00
Leyla... das ändert nichts an der Tatsache, dass man sich anders entscheiden kann. Jetzt keine Unmensch-beschimpfungen, bitte, sondern einige GEdanken über die Aussage.

Neurobiologie...
Wenn man den Körper auf Kausalität untersucht... was will man auch anderes finden? Man kann immer unendlich komplexe Kausalsystem aufstellen, die etwas beschreiben, was sie nicht sind...

Irratio, frei. Und in Agape.

moxx
26.11.2004, 12:02
auch hier besteht der freie wille leyla,

du kannst dich durchaus dagegenentscheiden, in einer freiwilligenarmee zu dienen oder einen 1€ job anzunehmen, nur must du eben (und das ist immer so!) die konsequenzen deines willens und handelns abwägen.

du könnte ja jeder kommen und sagen: ich will einen porsche aber der blöde verkäufer gibt ihn mir nicht, nur weil ich ihm statt 60.000€ fünf geben will. der schränkt meinen freien willen ein.

Leyla
26.11.2004, 12:08
Leyla... das ändert nichts an der Tatsache, dass man sich anders entscheiden kann. Jetzt keine Unmensch-beschimpfungen, bitte, sondern einige GEdanken über die Aussage.


Da hast Du Recht - aber ich hatte es nicht so verstanden dass das Thema NUR die Neurobiologie umfasst, sondern die Frage, ob der freie Wille eine Illusion ist.

Natürlich kann man sich in den von mir genannten Fällen auch anders entscheiden. Aber eben nicht einfach so. Ähnlich verhält es sich vielleicht mit den Trieben. Einigen Leuten fällt es sicherlich schwer, sich nicht dadurch steuern zu lassen.

Leyla
26.11.2004, 12:11
du könnte ja jeder kommen und sagen: ich will einen porsche aber der blöde verkäufer gibt ihn mir nicht, nur weil ich ihm statt 60.000€ fünf geben will. der schränkt meinen freien willen ein.

Der Vergleich hinkt, weil er sich nicht darum dreht, was ich ggf. mit MIR machen lasse, um nicht in der Gosse zu landen - sondern um eine Sache, die ich mir vielleicht nur deshalb so krankhaft wünsche, weil mein freier Wille durch Werbung oder Ähnliches beeinflusst ist.

Schlumpf
26.11.2004, 13:23
Esgeht überhaupt nicht darum was jemand aus sich macht. Es geht darum ob man lieber Tomatensuppe oder Gulaschsuppe isst, ob man lieber Wein oder Wasser trinkt.

sunbeam
26.11.2004, 13:45
Esgeht überhaupt nicht darum was jemand aus sich macht. Es geht darum ob man lieber Tomatensuppe oder Gulaschsuppe isst, ob man lieber Wein oder Wasser trinkt.

Eben, und diese Präferenzen, sind diese Deine eigene freie Entscheidung oder lediglich die Summe unendlich vieler Erfahrungen, die ein Programm in Deinem Hirn hat entstehen lassen welches Dir sagt, das eine Tomatensuppe besser ist als eine Gulaschsuppe???

Siran
26.11.2004, 13:54
Wenn es aber keinen freien Willen gäbe, dann wäre die Zukunft komplett vorherbestimmt...

Rorschach
26.11.2004, 13:54
Der Artikel ist sehr amüsant geschrieben und der Gedanke an eine 'Vorbestimmtheit' unseres Tuns ist faszinierend, aber zumindest für mich nicht wirklich überzeugend (bin zum Glück kein Wissenschaftler). Wie erklärt sich ein Anhänger dieser These, daß ich aus freien Stücken (imo) mal auf den Tisch klopfen kann? Oder spontan eine auf der Straße liegende Dose wegkicke?
Solche Kleinigkeiten verwirren mich, wenn ich über diese Theorie nachdenke.

sunbeam
26.11.2004, 13:57
Wenn es aber keinen freien Willen gäbe, dann wäre die Zukunft komplett vorherbestimmt...

Ist er auch, rein physikalisch kannst Du mit Hilfe der Mathematik beweisen, dass sich das Universum mit all seinen Teilchen seit Beginn des Urknalls verhalten, wie Beispielsweise eine Ansammlung an Tischtennisbällen im Ruhezustand, in die ein plötzlicher Bewegungsmoment alles in Bewegung setzt!!!!!!!!

LuckyLuke
26.11.2004, 22:47
und mit der Mathematik lässt sich natürlich auch bestimmen, an welchem Punkt im System sich drei Minuten später Ball xyz befindet...

Sischar.

Irratio
27.11.2004, 03:48
... die Frage ist nicht Mal, ob wir es Beschreiben können, denn das können wir garantiert. Jedes Mal, wenn die Physik etwas entdeckt, was nicht in ihr System passt, dann... wird sie um dieses etwas erweitert. Alles, was wir machen, MUSS auf physischer Ebene erklärbar sein. Bzw.... wir werden es erklären, irgendwie.
Ich neige dazu, eine unbeweisbare, metaphysische Komponente einzubauen, die sich Willen nennt, und die direkten Einfluss auf die Quantenmechanik nimmt...

Irratio, in Agape und Feierlaune.

Schwind
27.11.2004, 09:51
Der Artikel ist sehr amüsant geschrieben und der Gedanke an eine 'Vorbestimmtheit' unseres Tuns ist faszinierend, aber zumindest für mich nicht wirklich überzeugend (bin zum Glück kein Wissenschaftler). Wie erklärt sich ein Anhänger dieser These, daß ich aus freien Stücken (imo) mal auf den Tisch klopfen kann? Oder spontan eine auf der Straße liegende Dose wegkicke?
Solche Kleinigkeiten verwirren mich, wenn ich über diese Theorie nachdenke.

Derlei Kleinigkeiten stellen sich meiner Meinung nach dieser Theorie nicht einmal in den Weg. Du siehst z.B. die Dose, es macht Klick und du willst diese Dose wegkicken. Vielleicht Ergebnis von Beobachtungen oder eine Art Gewohnheit. Ebenso das Tischklopfen. Warum klopfst du denn spontan auf den Tisch? Mir würde nur der Grund einfallen: Weil du eben gerade gedacht hast, du wölltest mal eben spontan auf den Tisch klopfen um dich von deiner angeblich freien Spontanität zu überzeugen. Paff, die Spontanität ist eben dadurch dahin. Oder eben es ärgerte dich eben etwas, oder oder oder.

Vom Prinzip her teile ich die Ansicht, dass der Mensch keinen wirklich freien Willen hat, er wird geprägt und gesteuert, dies von äußeren und inneren Einflüssen.

Äußerst interessant zu diesem Thema: Arthur Schopenhauer. Dürfte vielleicht vielen bekannt sein. Bei Interesse mal bei Google suchen oder so. Ich kann mich gut dran erinnern, wie wir seine Thesen über die Willenlosigkeit des Menschen in einer Gruppe widerlegen wollten und wir uns ständig in eigene Widersprüche verrannten. Wenn man so darüber nachdenkt, findet man eigentlich gar keine Argumente für den freien Willen. Selbst bei simplen Begebenheiten wie der Wahl zwischen Nudelsuppe und Gulasch. Ich werde das essen, was mir besser schmeckt, und vermutlich schmeckt es mir besser, weil es andere Stoffe in meinem Körper freisetzt als eben das andere Gericht. Ein Stück Erfahrungswert vielleicht, aber kein freier Wille. Sicher könnte ich auch das jeweils andere essen, aber tue ich es? Es geht nicht um "könnte", sondern um das, was wir wirklich tun; und das haben wir meiner Meinung nach im Endeffekt nicht in der Hand.

MfG
Eneb

Irratio
27.11.2004, 14:11
@Schwind: Du hast in deiner Analyse recht. Unsere Kausalbestimmung nehmen wir, sofern sie existiert, auf grund unsereres inneren Zustands nicht als solche wahr, und glauben, wir wären spontan gewesen, hätte eine Entscheidung getroffen...
Auf physikalischer Ebene ist es allerdings unmöglich, da wir als Mensch den physikalischen Gesetzen unterworfen sind... alles ist Reaktion.

Irratio, noch etwas müde.

Roberto Blanko
27.11.2004, 16:29
Ähnlich verhält es sich vielleicht mit den Trieben. Einigen Leuten fällt es sicherlich schwer, sich nicht dadurch steuern zu lassen.

Also wenn das Blut sich im Unterleib sammelt ist nicht mehr viel mit freier Entscheidungsfähigkeit, also 100 %ige Zustimmung.

Gruß
Roberto

John Donne
28.11.2004, 18:25
Interessanter Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,328830,00.html

Was denkt Ihr, ist der Mensch in seinen Entscheidungen frei oder ist er "Sklave" neurobiologischer Prozesse, die in seinem Gehirn ablaufen und die festen, vorbestimmten Regeln unterworfen sind?

Gaukelt uns unser Bewußtsein unsere freien Entscheidungen nur vor?

Ich halte das für eine Glaubensfrage.
In einem deterministischen Kosmos ist die Zukunft vollstädnig festgelegt. Gibt es dagegen echten Zufall und freien Willen, ist sie es nicht.
Beide Varianten sind m.E. schlichtweg nicht beweisbar. Deshalb spielen praktische Gesichtspunkte eine hervorgehobene Rolle. Und unter praktischen Gesichtspunkten muß das Urteil zugunsten der Existenz des freien Willens ausfallen: Jede Form von sozialer Organisation beruht darauf.

Grüße
John

Schwind
28.11.2004, 18:53
Und unter praktischen Gesichtspunkten muß das Urteil zugunsten der Existenz des freien Willens ausfallen: Jede Form von sozialer Organisation beruht darauf.

Inwiefern sollen soziale Organisationen auf freiem Willen beruhen? Das alles sind schlichte Zweckverhältnisse, betrieben aus Angst und anerzogenem Anstand und Moral.

Wer kann sich selbst gegen ein schlechtes Gewissen oder den Wunsch nach Bestätigung wehren, wenn solches eben aufkommt?

MfG
Eneb

John Donne
28.11.2004, 18:56
Inwiefern sollen soziale Organisationen auf freiem Willen beruhen? Das alles sind schlichte Zweckverhältnisse, betrieben aus Angst und anerzogenem Anstand und Moral.

Wer kann sich selbst gegen ein schlechtes Gewissen oder den Wunsch nach Bestätigung wehren, wenn solches eben aufkommt?

MfG
Eneb

Ich meinte beispielweise die Existenz eines Rechtssystems: Warum sollte ich einen Mörder verurteilen, wenn er aufgrund ein vollständigen Determinismus ja gar nicht anders konnte, als sein Opfer zu ermorden? Also, warum dann überhaupt noch Regeln aufstellen?

Grüße
John

Schwind
28.11.2004, 19:02
Ich meinte beispielweise die Existenz eines Rechtssystems: Warum sollte ich einen Mörder verurteilen, wenn er aufgrund ein vollständigen Determinismus ja gar nicht anders konnte, als sein Opfer zu ermorden? Also, warum dann überhaupt noch Regeln aufstellen?

Grüße
John

Man nutzt hier wohl ein wenig die Willenlosigkeit aus, dies aus Angst. Sind Gesetze geschaffen, auf deren Nichteinhaltung Strafe folgt, so sehen sich Leute, die normalerweise illegal handeln würden, gezwungen diese Handlungen zu unterlassen. Wir alle tun dies aus mehr oder minder anerzogenem Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein sowie der Furcht davor, dass andere Leute sich auch nicht daran halten würden, wenn die Gesetze nicht bestehen würden.

MfG
Eneb

John Donne
28.11.2004, 19:13
Man nutzt hier wohl ein wenig die Willenlosigkeit aus, dies aus Angst. Sind Gesetze geschaffen, auf deren Nichteinhaltung Strafe folgt, so sehen sich Leute, die normalerweise illegal handeln würden, gezwungen diese Handlungen zu unterlassen. Wir alle tun dies aus mehr oder minder anerzogenem Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein sowie der Furcht davor, dass andere Leute sich auch nicht daran halten würden, wenn die Gesetze nicht bestehen würden.

MfG
Eneb

Ich bin nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe, glaube aber, wir verstehen unter Determinismus nicht dasselbe:

In einem deterministischen Kosmos machen gesellschaftliche Normen, Gesetze keinen Sinn: Die Zukunft ist vorherbestimmt (determiniert) und läuft nach unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten ab. Mit einer Beinflussung des Willens durch Angst vor Strafe hat das m.E. nichts zu tun. Wir alle wären in diesem System quasi nur Zuschauer.

Grüße
John

Schwind
28.11.2004, 19:17
Ich bin nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe, glaube aber, wir verstehen unter Determinismus nicht dasselbe:

In einem deterministischen Kosmos machen gesellschaftliche Normen, Gesetze keinen Sinn: Die Zukunft ist vorherbestimmt (determiniert) und läuft nach unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten ab. Mit einer Beinflussung des Willens durch Angst vor Strafe hat das m.E. nichts zu tun. Wir alle wären in diesem System quasi nur Zuschauer.

Grüße
John

Nun ja, ich bin ja nicht konkret der Meinung es gäbe eine Art Vorherbestimmtheit und dachte diesem Strang auch nicht diese Philosophie in diesem Sinne zu, jedoch ergibt sich eine gewisse Vorherbestimmtheit durch eben jene, durch äußere und innere Einflüsse entstehenden Zwänge wie Angst und wiederum daraus resultierender Gesetzgebung (nur als Beispiele).

MfG
Eneb

DichterDenker
28.11.2004, 19:32
Ich meinte beispielweise die Existenz eines Rechtssystems: Warum sollte ich einen Mörder verurteilen, wenn er aufgrund ein vollständigen Determinismus ja gar nicht anders konnte, als sein Opfer zu ermorden? Also, warum dann überhaupt noch Regeln aufstellen?

Grüße
John
Nunja, der Richter könnte behaupten, dass er halt eben auch nicht anders kann als den Mörder zu verurteilen...

@Thema:

Freier Wille existiert nicht. Entweder das Universum ist vollständig determiniert (wovon ich ausgehe) oder es ist teilweise kausalen Gesetzen unterworfen.
Nehmen wir mal wir wären in einem nnichtkausalistischen Universum, dann könnte alles zu jederzeit eintreten. Damit würde sich dieses Universum irgendwann (wenn nicht gleich sofort) in ein kausalistisches Universum verwandeln, ohne Grund. Ein kausalistisches Universum kann sich aber nicht ohne Grund zurückverwandeln, und bis heutzutage ist kein solcher Grund bekannt...
Bestenfalls ist das Universum also hauptsächlich vorherbestimmt, mit ein paar zufälligen Ereignissen. Einem Menschen bliebe also vielleicht die Entscheidungsfreiheit, dennoch würde er sich seinem Weltbild entsprechend entscheiden und dieses würde sich anhand seiner Umwelt bilden.

Irratio
28.11.2004, 20:36
@John Donne: Natürlich gehen wir von dem Freien Willen aus... "Schuldfähigkeit" heißt ja nichts anderes.
Gleichzeitig macht es aber keinen Unterschied...
Gehen wir davon aus, es gäbe keinen freien Willen... jedes Verbrechen, das begangen wird, wird aus Kausalität begangen...
Die Anzahl der Verbrechen hängt aber von der Bestrafung ab, also denken sich die Menschen - wir machen Strafen, damit keine Straftaten begangen werden.
Auch das ist keine Entscheidung, sondern beschreibt nur eine kausale Reaktion auf die Umwelt.
Mit deiner Analyse, dass es Meinungssache ist, hast du übrigens vollkommen recht... das m. E. war nicht mal nötig. :)

@DichterDenker: Du hast gewissermaßen recht: Wissenschaftlich gesehen kann man da nichts beweisen, also ist nach jedem positivistischen Ansatz die Welt eine rein kausale. Gleichzeitig ist es aber faktisch unmöglich, eine metaphysische Komponente auszuschließen.
Ich könnte z. B. eine Komponente in die Welt einbauen, die Einfluss auf die Quantenmechanischen Abläufe der Welt nimmt - nennen wir sie "Willen"... und das Schönste - wegen der Unmöglichkeit von Betrachtungen dieser Bewegungen wäre es unmöglich mir jemals irgendwas zu wiederlegen. Wissenschaftlich würde diese Theorie wahrscheinlich als unhaltbar gelten, wegen der mangelhaften Überprüfbarkeit. Die Wahrheit könnte es trotzdem sein.
Abgesehen davon weiß die Physik nicht, was sie beobachtet, sie bezeichnet lediglich - sie sieht etwas, gibt ihm einen Namen, und wenns wieder vorkommt, ist es ein Gesetz... bis etwas widerspricht. Dann baut man sich was neues. Ob die Gesetze, die wir haben, nur zufällig stimmen... ist unmöglich erfassbar.

Irratio, in Agape.

Manfred_g
29.11.2004, 20:46
Mir scheint diese Frage mittlerweile leicht beantwortbar zu sein:

Unser Wille ist definitiv frei, solange wir nicht versuchen uns experimentell auf eine Meta-Ebene zu stellen, die dann über uns stünde.

Mit anderen Worten: Ein "Gott", ein Schöpfer der "Matrix" - wie auch immer - sie lachen vermutlich grade über meine Zappeleien und Tippversuche am PC und denken drüber nach wie das programmierte Objekt "Manfred_g" zu verbessern sei. Aus deren Sicht bin ich (und wir alle) das, was aus unserer Sicht ein PC unter Windows ist.
Aber genau das ist aus meiner Sicht eine Metaebene in der ich mich selbst eben nicht befinde. Solange ich aber innerhalb meiner real existierenden Ebene bleibe, bzw. als Mensch denke, bin ich gezwungen meine Willensentscheidungen als "selbst getroffen" (frei) anzusehen.

Bin ich auf dem Holzweg?

Manfred_g
29.11.2004, 20:53
Ich meinte beispielweise die Existenz eines Rechtssystems: Warum sollte ich einen Mörder verurteilen, wenn er aufgrund ein vollständigen Determinismus ja gar nicht anders konnte, als sein Opfer zu ermorden? Also, warum dann überhaupt noch Regeln aufstellen?

Grüße
John

Nach meiner oben kurz umrissenen Auffassung wäre das so zu beantworten:

Weil Dich derselbe Determinismus dazu zwingt oder eben nicht. Je nachdem wie Du innerhalb der "Matrix" programmmiert wurdest. Oder je nachdem, welche freie Meinung Du hast.
Die beiden letzten Sätze beschreiben zweimal denselben Umstand, nur aus der Sicht unterschiedlicher Bewußtseinsebenen. einmal Matrix (Gott), das andere Mal programmiertes Objekt (Mensch)

Schwind
29.11.2004, 21:26
Mir scheint diese Frage mittlerweile leicht beantwortbar zu sein:

Unser Wille ist definitiv frei, solange wir nicht versuchen uns experimentell auf eine Meta-Ebene zu stellen, die dann über uns stünde.

Mit anderen Worten: Ein "Gott", ein Schöpfer der "Matrix" - wie auch immer - sie lachen vermutlich grade über meine Zappeleien und Tippversuche am PC und denken drüber nach wie das programmierte Objekt "Manfred_g" zu verbessern sei. Aus deren Sicht bin ich (und wir alle) das, was aus unserer Sicht ein PC unter Windows ist.
Aber genau das ist aus meiner Sicht eine Metaebene in der ich mich selbst eben nicht befinde. Solange ich aber innerhalb meiner real existierenden Ebene bleibe, bzw. als Mensch denke, bin ich gezwungen meine Willensentscheidungen als "selbst getroffen" (frei) anzusehen.

Bin ich auf dem Holzweg?

Naja. Ich gehe nicht von so etwas wie der Matrix bzw. etwas Höherem aus, sondern einfach von einer unendlichen, komplex verstrickten Kausalkette, der wir unterworfen sind. Aber auch eine gute Überlegung von dir!

MfG
Eneb

Manfred_g
30.11.2004, 00:02
Naja. Ich gehe nicht von so etwas wie der Matrix bzw. etwas Höherem aus, sondern einfach von einer unendlichen, komplex verstrickten Kausalkette, der wir unterworfen sind. Aber auch eine gute Überlegung von dir!

MfG
Eneb

Dankeschön :]

Nein ich weiß nicht wovon ich ausgehen soll. Wahrscheinlich sollen wir von gar nichts ausgehen, nur davon, daß das was wir sehen und feststellen und empfinden für uns die Wahrheit ist und es eine höhere nicht gibt. Nicht für uns.
Sollte es eine Matrix geben und "höhere Wesen" die dahinterstecken, wer kann sagen, ob das dann das Ende der Fahnenstange ist? Vielleicht sind sie ebenso wiederum nur programmierte virtuelle Gebilde. Wo ist ein Ende?
Wo ist die Realität?

Wahrscheinlich denkt mein PC in diesem Moment: "ach was bin ich müde, nach diesem Posting werd ich schlafen", nicht ahnend, daß ich sein Gott ihn lenke :) und das längst vorherbestimmt habe.
Vielleicht ahnt er auch was... hm, sollte ich das wissen? :)

Schwind
30.11.2004, 00:05
Vielleicht ahnt er auch was... hm, sollte ich das wissen? :)

Ach, lass den nur denken, ausrichten kann er eh nichts! ;)

Wie hat einst mein ehemaliger Deutschlehrer gesagt? "Wir müssen kritisieren, denn verändern können wir nicht." So oder so ähnlich... Ein witziger Mensch.

MfG
Eneb

DichterDenker
02.12.2004, 14:41
@Irratio

Eine metaphysiche Komponente könnte natürlich existieren, allerdings stellt sich mir die Frage ob man diesen unbestimmbaren metaphysische Parameter nicht einfach als klar bestimmten Parameter in einer Dimension auffassen können, in die wir keinen Einblick haben.
Nehmen wir mal an wir schreiben ein Computerprogramm, das nennen wir "die Welt". In dieser Welt siedeln wir jetzt Menschen an. Diese Welt läuft ganz nach ihren internen Gesetzen ist also vollständig determiniert. Wir fügen jetzt aber ein paar Befehle dazu, mit denen der Programmierer in das System eingreifen kann (zB "schleudere Blitz" oder "sende Vision"). Damit hätten wir jetzt eine metaphysische Komponente, die innerhalb von "der Welt" nicht durchschaubar ist. Nun schreiben wir uns aber einen Plan, der genau beschreibt wann wir welchen Befehl benutzen. Damit wäre "die Welt" wieder vollständig determiniert, schon am Anfang stünde ihr Ausgang fest.

Irratio
02.12.2004, 14:49
Ja... aber du setzt von vorneherein vorraus, dass die Welt wie ein Computerprogramm abläuft.
Erstens: Quantenphysik geht z. B. von der Wahrscheinlichkeit von gewissen Dingen aus, also einem Universum, in dem zufällig alles passieren kann.
Zweitens: In deine Beispiel gehst du davon aus, dass jede Komponente des Menschen auf physischer Ebene, INNERHALB der Simulation aufzufinden ist. Dadurch ist natürlich der ganze Witz an meiner metaphysischen Komponente weg - diese ist NICHT kausal bestimmt, sondern letztlich unabhängig von der Kausalität.

Irratio, in Agape.

DichterDenker
02.12.2004, 15:00
Nein, das sollte nur ein Beispiel sein.
und zu zweitens:

Nunja, ich könnte mir auch vorstellen, dass auch Komponenten des Menschen außerhalb der Simulation liegen. Zb könnte auch ein Mensch in der Simulation von einem Programmierer außerhalb der Simulation gesteuert werden.
Und selbst wenn du annimmst, das etwas nicht kausal bestimmtes existiert, dann kommt es immer noch auf den Umfang an, in dem es die Welt beeinflussen kann. Selbst ein Mensch mit einem freien Willen kann seine Umgebung nur in einer gewisser Weise beeinflussen, also bleibt die Welt immer noch in gewisser Weise kausalistisch oder probabilistisch bestimmt.

Irratio
02.12.2004, 17:39
Nein... weil ein bewusster Eingriff in die Kausalkette die gesamte Kette verändert...
Abgesehen davon: Spricht man einem Menschen Willen zu, spricht man ihm jedem zu, also bleiben diese Fälle keine Ausnahmen.
... Warum... kann man nicht einfach annehmen, dass wir gar nicht in der Simulation sind, sondern nur simulieren?

Irratio, in Agape.