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Vollständige Version anzeigen : Bevölkerungsqualität: Der demographische Übergang in den Untergang



Michel
31.05.2008, 12:15
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Als ich vor 50 Jahren als zwölfjähriger Schüler meinen Staatsbürgerkundelehrer in der DDR fragte, was denn nach dem Kommunismus käme, dessen Aufbau er propagierte, so antwortete der Lehrer: „Nichts anderes mehr! Denn mit dem Kommunismus vollendet sich die Geschichte.“ Wenn heute in der Schule ein vorwitziger Schüler fragen sollte, was denn nach der Demokratie [3] kommt, in der wir leben, so kann ihm das bloße Stellen der Frage, so wie mir damals vor 50 Jahren eigentlich nur wegen eines sehr unmündigen Alters nachgesehen werden, denn das In-Frage-Stellen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und ihrer ewigen Dauer ist verfassungswidrig und wird verfolgt. [4]

Die Antwort auf die Frage, ob noch etwas nach der Demokratie kommt und was, können wir allerdings schon bei Aristoteles in seiner vor rund 2350 Jahren geschriebenen „Politik“ finden. Die Geschichte der griechischen Stadtstaaten verschaffte Aristoteles die Einsicht, daß die Regierungsform eines Staates von seiner Größe und der relativen Verteilung von Arm und Reich abhängt, also von dem, was wir heute als Bevölkerungszahl, Bevölkerungsdichte und Sozialstruktur [5] bezeichnen. Zwischen der Größe einer Gemeinschaft und den relativen Anteilen an verschiedenen Berufen und sozialen Rollen und der relativen Größe seiner Elite [6] besteht eine gesetzmäßige Beziehung. [7] Zahl, Dichte und Struktur der Bewohner eines Gemeinwesens sind in der Geschichte niemals konstant, sondern in ständiger Veränderung, absolut und relativ. [8] Parallel dazu verändert sich die Verfassung der Staaten von einer Monarchie über die Aristokratie bzw. Oligarchie zur Demokratie, wobei die Reihenfolge keine feste ist. Hat der Kreislauf der Verfassungen zur Demokratie [9] geführt, so entwickelt sich diese laut Aristoteles [10] früher oder später unweigerlich zu einer „Herrschaft der Minderwertigen“ [11] , zur Pöbelherrschaft, und eine solche tatsächliche „Diktatur des Proletariats“, die im Namen der Demokratie immer hemmungsloser von Reich auf Arm umverteilt - von den Leistungsträgern auf die Almosenempfänger - zerrüttet die wirtschaftliche Leistungskraft gründlich und nachhaltig. Schlußendlich begrüßt das Volk einen neuen Alleinherrscher, und der Zyklus beginnt von neuem.

Ist unser Geschichtsablauf tatsächlich zyklisch? [12] Und wenn ja, in welcher Phase des Zyklus befinden wir uns heute?

Wir sind alle mit einer linearen Fortschrittsweltgeschichtsauffassung [13] groß geworden. Wir kennen zahlreiche Kennziffern, die sich seit Jahrhunderten stetig in einer Richtung verändern - also steigen oder fallen - auch wenn es, falls wir kürzere Zeiträume betrachten, durchaus Schwankungen gibt und sich der Anstieg der Kurve verändert. Der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft, die in der Lage sind, die übrige Bevölkerung zu ernähren, ist von fast einmal 100% auf heute 2% in hoch entwickelten Industriestaaten gesunken. Dementsprechend steigt die Arbeitsproduktivität in fast allen Wirtschaftsbereichen seit vielen Generationen. Im vergangenen Jahrhundert ist auch die Lebenserwartung dramatisch gestiegen. Es gibt zahlreiche weitere Kennziffern mit klarem Trend [14] : Der relative Anteil der geschiedenen Ehen steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich, die Wertung der Homosexualität verändert sich, die Zahl der Gläubigen der christlichen Konfessionen in Europa und der Gottesdienstbesuch nehmen ab [15] , die Zahl der Haustiere nimmt zu, der relative Anteil der Sozialausgaben in deutschen Städten steigt, die Geburtenzahl sinkt [16] usw. usf. Kaum jemand zweifelt daran, daß sich alle diese Trends [17] - mit Ausnahme vielleicht der Steigerung der Arbeitsproduktivität, so hoffen die Optimisten – nicht grenzenlos fortsetzen können [18] , und daß, wenn sie sich doch weiter fortsetzen sollten, dies irgendwann einmal zu einer grundlegenden Veränderung führen wird und muß, zu einem plötzlichen Bruch, zur Revolution [19] , zur Katastrophe. [20]

Im auffälligen Gegensatz zur Fortschrittsgläubigkeit von Politik und Schule stehen die Auffassungen aller großen Religionen, die Endzeit, Weltuntergang und Wiedergeburt in vielerlei Form und Gestalt verkünden.

Wenn wir uns die Geschichte vom Aufstieg und Niedergang großer Reiche [21] , großer Staaten, vor Augen führen, so entsteht der Eindruck, daß auf jeden Aufstieg ein Niedergang folgt, der sich nach bestimmten Regeln und Gesetzmäßigkeiten vollzieht. [22] Das Paradebeispiel ist der Aufstieg und der Fall des Römischen Reiches. [23] Was die Ursachen dafür sind [24] , beschäftigt denkende Menschen seit jeher [25] , erhoffen sie doch, aus der gewonnenen Einsicht viel für den Erhalt ihres Staates zu lernen. Doch irgendwie scheint diese Einsicht versperrt [26] , und das Geschehen vollzieht sich, allem Widerstreben zum Trotz, seit Sparta und Athen ununterbrochen aufs Neue.

Die einzige Ausnahme scheint China zu sein. Aber auch innerhalb von China haben sich Aufstieg und Niedergang, Bildung eines mächtigen Zentralstaates und sein Zerfall, in den letzten dreitausend Jahren mehrfach abgespielt. Die chinesischen Historiker sprechen vom dynastischen Zyklus: Ein fähiger Herrscher erhält von der Vorsehung einen Auftrag und gründet eine machtvolle Dynastie. Das Reich wird geeint und seine Grenzen gesichert, Straßen werden gebaut, das Bewässerungssystem wird instand gesetzt, das Leben wird für alle besser und die Bevölkerungszahl steigt. Obwohl in späteren Generationen die wie ein Krebsgeschwür zahlenmäßig anwachsende Bürokratie die Steuern ständig erhöht, verringern sich die öffentlichen Leistungen, der Niedergang setzt ein. Unter den hungernden Volksmassen breitet sich die Meinung aus, die Dynastie habe den Auftrag des Himmels, den Auftrag der Vorsehung, verloren. Unter chaotischen Begleitumständen, unter denen sich die Bevölkerungszahl wieder drastisch verringert, wird letztendlich die Dynastie gestürzt, und der Kreis, dessen Durchlauf mehrere Jahrhunderte gebraucht haben kann, schließt sich. [27]

Wenn wir auf die Geschichte von Rußland von einer höheren Warte aus schauen, dann wird, nach jahrhundertelangem Aufstieg, der Niedergang des Russischen Reiches bereits mit dem verlorenen Russisch-Japanischen Krieg 1905 und der militärischen Niederlage 1917 im Krieg gegen die Mittelmächte greifbar, die Zeit des Kommunismus erscheint nachträglich als eine Zeit fortschreitenden Verfalls [28] , die 1992 in der Auflösung der Sowjetunion ihren vorläufigen Endpunkt findet. Der militärische Sieg 1945 erscheint als eine trendwidrige Episode, wobei sich dann – wenn man die Begriffe von Aristoteles verwendet - nach 1953 die Tyrannis unter Stalin in die Mehr-Männer-Herrschaft des Politbüros gewandelt hatte, aber das alles auf dem Hintergrund einer egalitären Ideologie, wie sie die Schlußphase eines jeden Absturzes einleitet bzw. begleitet.

Aber auch in kleineren Gemeinwesen kann und hat sich Aufstieg und Katastrophe vielfach vollzogen. Das bekannteste Beispiel ist die Osterinsel. [29] Nachdem die einsame Insel im Stillen Ozean von polynesischen Seefahrern entdeckt und besiedelt worden war, kam es über Jahrhunderte zu einem Anstieg der Bevölkerungszahl, bis schließlich die Insel überbevölkert war und ihre natürlichen Grundlagen völlig aufgebracht oder übernutzt. Die soziale Hierarchie brach zusammen, am Schluß verschaffte man sich fehlendes tierisches Eiweiß durch Verzehren der Mitmenschen, durch Kannibalismus. Als die ersten Europäer die Insel erreichten, hatte die Kultur der Insel und ihr eigenes Gedächtnis schon einen derartigen Tiefpunkt erreicht, daß sich niemand mehr vorstellen konnte, daß es je Mittel und Menschen auf der Insel gegeben hatte, die fähig waren, die riesigen Steinbilder zu errichten. Was sich auf der Osterinsel im kleinen Maßstab abgespielt hat, lief auch bei den Mayas und mehreren anderen Kulturen [30] in ähnlicher Weise ab.

Im vergangenen Jahrhundert hat sich die Erdbevölkerung in einer noch nie dagewesenen Weise vermehrt. Am Beginn unseres Zyklus, im 17. Jahrhundert, hatte die Erde etwa 400 Millionen Einwohner, als Marx sein Kommunistisches Manifest schrieb, etwa 1 Milliarde. Als ich zur Schule ging und meinem Lehrer vergeblich fragte, was nach dem Kommunismus käme, hatte die Erde rund 2 Milliarden Einwohner. Da die Zeiträume, in denen sich die Einwohnerzahl der Erde verdoppelte, im vergangenen Jahrhundert immer kürzer wurde, haben wir jetzt (2006) rund 6,5 Milliarden Einwohner. Die Prognosen, die in diesem Punkte richtig sein mögen, sagen für etwa 2040 eine maximale Erdbevölkerung von 9 bis 10 Milliarden Menschen voraus.

### Gekürzt - bitte keine Vollzitate###
ganzer Artikel (ein sehr guter) hier: http://www.volkmar-weiss.de/zyklisch.html

Jahrzehntelang habe ich in einem kommunistischen Land gelebt [97] und gearbeitet in der ehrlichen Überzeugung, daß tatsächliches Wissen über die Vererbung von Intelligenz dazu beitragen könne, die Welt rationaler zu gestalten und utopisch-gleichmacherischen Bestrebungen und ihren verheerenden Folgen entgegenzutreten. Nachdem bis etwa 1960 in der Freien Welt die Veröffentlichung und Diskussion von verhaltensgenetischen Daten sachgerecht möglich war, registrierte ich als ausgesperrter Zuschauer um 1970 mit Erstaunen, wie sich das geistige Klima im Westen veränderte. [98] Anfangs hielt ich das für nichts weiter als einen Wellenschlag des Zeitgeists, der sich mit dem weiteren Fortschreiten der Genetik früher oder später erledigen würde. So wie ich das von Jahr zu Jahr immer mehr als Irrtum herausstellte, so öffnete es mir die Augen für tiefere Einsichten. Heute – 2006 – sind über 200 wissenschaftliche Untersuchungen veröffentlicht, mit der Zielsetzung, Gene für Schizophrenie zu entdecken, aber nur eine einzige sehr unzureichende genomumfassende Studie, die ausdrücklich nach IQ-Genen sucht. Schon die bloße Fragestellung ist weltweit tabuisiert, obwohl es mehrere gute Gründe gibt, daß die Suche nach Genen methodisch einfacher und vielverprechender ist als die Suche nach Schizophrenie-Genen. Es gibt aber keine Stiftung und Gremium, die an irgendeinem Ort der Erde für IQ-Genetik ausreichende Mittel bereitstellt. Man kann eigentlich nur hoffen, daß IQ-Gene als Nebenprodukte der Forschung nach Genen für Lese-Recht-Schreibe-Schwäche, Alzheimer [99] usw. entdeckt werden. Jeder Abweichung von einer gesetzten Norm - nach unten und nach oben – wird aber dann ein definierter Krankheitswert zugeschrieben werden. Damit wird man die Ergebnisse bewältigen. Die Pädagogik nimmt heute schon den kreativen Hochbegabten wenn, dann meist als gemeinschaftsgefährdenden Beratungsfall wahr. In der Pädagogischen Psychologie ist das letzte Buch über Intelligenzmessung 1974 erschienen. Die PISA-Tests messen zwar auch sehr genau den IQ, die Begriffe Intelligenz und IQ [100] tauchen aber in den Berichten kein einziges Mal auf. Menschen, die von Natur aus, wegen ihrer Gene, klüger sind als andere, gibt es nicht, darf es nicht geben. Es gibt auch keine Dummen mehr, sondern nur Bildungsarme und Bildungsferne. [101] Die Begriffe suggerieren, daß sich dieser Zustand mit mehr Schule und Bildungsaufwand beseitigen läßt. Die vollständige Abkopplung des Sozialen vom Biologischen ist ein Dogma, an dem niemand mehr zu rütteln wagt. Heute stellt ein Stifter wie Bill Gates Milliarden für Forschungen gegen Krankheiten und für Arme bereit. Vor 100 Jahren hätten sich auch Stifter gefunden für die wenigen Millionen, die man für eine erfolgreiche IQ-Genetik brauchte. Aber wer kann, will und darf über etwas forschen, was es definitionsgemäß gar nicht geben darf? [102] Ein Bill Gates würde von den Massenmedien zerrissen, wenn er einige Millionen für IQ-Genetik lockermachen würde, anstatt ausschließlich für edle Zwecke. Stifter, die es im kleinen Rahmen dennoch versuchen, sind mit Sicherheit Faschisten - wenn nicht noch etwas Schlimmeres – denen man mit allen Mitteln die demokratischen Freiheiten abgraben muß. Man versuche doch bitte, z. B. in der Wikipedia, etwas sachlich Richtiges über „Vererbung der Intelligenz“ [103] zu schreiben oder über andere Begriffe, die etwas über die Ungleichheit des Menschen sagen: Sofort wird sich eine Meute auf den Text stürzen und ihn zerfleddern. Alle Menschen sind gleich, ist die einzige erlaubte Botschaft, und Ungleichheiten haben soziale Ursachen, die es zu beseitigen gilt. Man lese in der deutschen Wikipedia, z. B. unter „Arbeiterkinder“, dann wird einem klar, daß Auffassungen, die vor einem halben Jahrhundert als linksextrem galten, inzwischen eine Gesellschaft geistig dominieren, die sich (noch) freiheitlich-demokratische Grundordnung nennt, aber schon lange in einem nahtlosen Übergang befindet. Der Gang in die weltweite Verdummung scheint unausweichlich und unumkehrbar.

Für den Weitsichtigen geht es heute nicht mehr um Staaten, Staatspolitik oder das Überleben von Nationen, sondern nur noch darum, welche Minderheiten überleben werden, wo, warum und wozu. In aller Regel verbindet ein Prophet des Untergangs seine Botschaft zugleich mit einer Heilslehre. Man müsse nur schnell das und jenes ändern und das und jenes glauben, dann würde schon alles noch gut werden. Ich habe nichts dergleichen anzubieten. Das Große Chaos bringt nicht den Weltuntergang. Wenn sich der Kreis geschlossen hat, werden für einen neuen Anfang neue Werte gesetzt werden. Es wird in den einzelnen Weltregionen unterschiedliche Neuanfänge geben. In einer untergehenden Ordnung zeichnen sich bereits die ersten Konturen der Zukunft ab. Im untergehenden Römischen Reich gewann das Christentum allmählich und lange an Boden, ehe es reif war, den Staat zu beherrschen. Heute bekennen sich immer mehr Menschen nicht nur zum Islam, sondern z.B., in Lateinamerika auch zu den protestantischen Freikirchen. In den Katastrophen verschwanden stets die großen und hochspezialisierten Tiere, die kleineren und anspruchslosen Arten überlebten. Wenn sie in den nächsten Jahren wissen wollen, mit welcher Geschwindigkeit wir uns dem Großen Chaos nähern, dann verfolgen sie aufmerksam die nach oben weisende Kurve der weltweiten Statistik der großflächigen Stromausfälle. [104] Elektrischer Strom ist das Blut der Industriegesellschaft, wenn er ausfällt, bricht unsere Zivilisation zusammen. Indem die Politik Druck auf die Netzbetreiber ausübt und die Stromnetze an ihre Belastungsgrenze bringt, erhöht sie – so wie Gott will - die Wahrscheinlichkeit des unausbleiblichen Zusammenbruchs.

Die Frage ist eigentlich nur, ob auf das Große Chaos ein lange währendes Neues Mittelalter folgt, in dem ein großer Teil unser Zivilisation verloren geht und erst nach sehr langer Zeit technisch-wissenschaftlicher Fortschritt wieder möglich ist, oder ob unser Wissen im wesentlichen erhalten bleibt und genügend fähige Ingenieure überleben. Der klare nüchterne Blick in den Abgrund, der sich vor uns auftut, kann deshalb für Minderheiten, die sich vorbereiten wollen und können und um die geht es eigentlich nur noch - eine Überlebenshilfe sein. Die utopische Literatur empfiehlt bei weltweiten Katastrophen Bergregionen und Inseln für Überlebensentschlossene. Auch ist die Abfolge der Ereignisse und die Tiefe des Sturzes ins Chaos keineswegs heute schon vorprogrammiert, sondern kann durch unser aktives Handeln zeitlich gestreckt und gemildert werden, mit sich daraus ergebenden besseren Aussichten auf die Bewahrung geistiger und materieller Werte. Wer meint, daß die Erde am Ende dieses Jahrhunderts nur noch 2 Milliarden Einwohner haben wird, gegenüber 9 oder 10 Milliarden um 2040, der möchte nicht recht behalten, sondern gern widerlegt werden.

Wer British-Columbia oder Australien bereist, der sieht, daß eine hochentwickelte Zivilisation auch mit einer geringen Bevölkerungsdichte möglich ist. Keine Katastrophe bisher konnte die Menschheit bis auf den Faustkeil zurückwerfen. Die technische Entwicklung vollzog sich nicht als Kreislauf, sondern als Spirale. Die Welt danach könnte also eine hochtechnisierte [105] sein - viel, viel höher als die unsere heute - und eine Welt, in der viel weniger Menschen leben. Die Frage, ob diese Menschen, die in einen neuen Kreislauf eintreten, auch eine Sozialstruktur erfinden, die dauerhaft einen durchschnittlich höheren IQ erträgt oder gar voraussetzt, kann niemand beantworten. Denn einer patriarchalischen Gesellschaft mit einer nicht-egalitären Religion [106] könnte das nächste Imperium so lange gehören, bis auch sein Zerfall wieder einsetzen wird.

Im Schoße unserer alten Welt ist die neue daran zu erkennen, daß durch die neue Technik Millionen gering Qualifizierte freigesetzt und dauerhaft arbeitslos werden. Weltweit werden Milliarden Menschen überflüssig [107] und fallen, oft ohne persönliche Schuld, in die Sozialsysteme, sofern vorhanden. Ausgerechnet in dieser Entwicklungsphase – um 2035 – kulminieren nun auch die Altenanteile in den Industrieländern und das Ansteigen der Energie- und Rohstoffpreise, ehe sinkende Bevölkerungszahlen nach 2050 eine Entlastung verheißen. Die Geschichte muß sich durch ein Nadelöhr zwängen [108] , der Gang durch das Fegefeuer [109] des Großen Chaos bleibt uns nicht erspart. [110]

Wohlgemerkt, an keiner Stelle wurde von mir behauptet, daß Bevölkerungsdichte oder Bevölkerungsqualität den Gang der Geschichte bestimmen. Sie sind jedoch Teil eines Kreislaufs von Wirtschaft und Verfassung, der in jedem Schritt mit Dichte, Ausbildung [111] und Qualität der Bevölkerung rückkoppelt. Die Politik ist der Schaum, der dabei auf den Wellen geschlagen wird, nicht mehr. Die Politiker halten sich für die Treibenden der Geschichte, indes sind sie nur Getriebene und versuchen etwas zu regeln, was sich allein regelt. Mögen sie als Einzelne durchaus zu richtigen Einsichten fähig sein [112] , so ist ihnen in einer Massengesellschaft die Macht und die Fähigkeit versagt, den statistischen Gesetzen der Geschichte [113] wirkungsvoll und dauerhaft entgegenzutreten. [114]



[1] Bei diesem Papier hier handelt es sich um die Vorlage für einen Vortrag, den ich 2006 in verschiedenen Versionen gehalten und mit kleinen Zuhörerkreisen diskutiert habe. Eine Veröffentlichung gekürzter und veränderter Fassungen des Textes mit jeweils anderen Schwerpunkten der Argumentation soll, in Deutsch und Englisch, ab 2007 erfolgen. Das alles dient der Vorbereitung eines ausführlichen Sachbuchs, mit Tabellen, Abbildungen usw., welches ich in den nächsten Jahren vorlegen möchte. Ich bitte Freunde, Kollegen und Interessenten um konstruktive Kritik und Hinweise zur Verbesserung der Gedankenführung, wie auch um Hinweise auf Statistiken, Quellen und mir bisher vielleicht entgangene Literatur. (Wobei die hier zitierte Literatur selbstverständlich nur ein Bruchteil der mir bereits bekannten Arbeiten sein kann.) - Leider scheint der Text noch aktueller zu sein, als mancher vermutet: An dem Tag, an dem ich den Text ins Netz stelle, melden die Massenmedien, daß erstmals die Mehrheit der Deutschen sich zur Demokratie bei Umfragen sehr kritisch äußert. Am folgenden Tag wird ein Stromausfall gemeldet, von dem in Europa Zig-Millionen Menschen betroffen sind.

[2] In dieser Fassung sind bei ursprünglich fremdsprachigen Texten die deutschen Übersetzungen zitiert, sofern sie mir bekannt sind.

[3] Duverger, Maurice: Demokratie im technischen Zeitalter. Das Janusgesicht des Westens. München: R. Piper 1973 (= Texte und Studien zur Politologie 16).

[4] Die Phantasie darf sich nur in utopischen und Sternenkriegs-Filmen austoben, in denen die Gesellschaftsordnung oft sehr weit von einer Demokratie entfernt ist.

[5] Lopreato, Joseph and Timothy Crippen: Crisis in sociology: the need for Darwin. New Brunswick, NJ: Transaction 1999.

[6] Mayhew, Bruce H.: System size and ruling elites. American Sociological Review 38 (1973) 468-475.

[7] Narroll, B.: A preliminary index of social development. American Anthropologist 58 (1956) 687-715.

[8] Sorokin, Pitirim A.: Social and cultural dynamics. Vol. III: Fluctuation of social relationship, war, and revolution. New York: Bedminster 1937. - Weiss, Volkmar: Bevölkerung und soziale Mobilität: Sachsen 1550-1880. Berlin: Akademie-Verlag 1993.

[9] Somit, Albert and Steven A. Peters: Darwinism, dominance, and democracy: the biological basis of authoritarianism. Westport: Praeger 1997.

[10] Analoge Betrachtungen kann man bei Polybius und Macchiavelli lesen.

[11] Jung, Edgar J.. Die Herrschaft der Minderwertigen, ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein neues Reich. Berlin: Deutsche Rundschau 1930. – Domizlaff, Hans: Die Seele des Staates. Regelbuch der Elite. Essen: Verlag Wirtschaft und Werbung 1957, darin: Variationen über das Thema Demokratie, S. 187-285.

[12] Galtung, Johan and Inayatullah, Sohail (eds.): Macrohistory and macrohistorians: perspectives on individual, social and civilizational change. Westport: Praeger 1997.

[13] Maier, Franz Georg: Endzeit und Historie. In: Schubert, Charlotte und Kai Brodersen (Hrsg.): Rom und der griechische Osten: Festschrift für Hatto H. Schmitt zum 65. Geburtstag. Stuttgart: Franz Steiner 1995, S. 1-8 . – Widmer, Paul: Die unbequeme Realität. Studien zur Niedergangsthematik in der Antike. Stuttgart: Ernst Klett 1983 (= Sprache und Geschichte 8).

[14] Inglehart, Ronald: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften. Frankfurt/Main: Campus 1998. – Welzel, Christian: Fluchtpunkt Humanentwicklung. Über die Grundlagen der Demokratie und die Ursachen ihrer Ausbreitung. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2002. – Welzel und Inglehart gehen wie andere von der für sie selbstverständlichen Annahme aus, daß es zwischen den Staaten keine IQ-Unterschiede gibt. Weder zitieren noch diskutieren sie diese Erklärungsmöglichkeit.

[15] Apel, Hans: Volkskirche ohne Volk: der Niedergang der Landeskirchen. Gießen. Brunnen-Verlag 2003.

[16] Die Zukunft des deutschen Volkes aus biologischer und politischer Sicht. Coburg: Nation Europa Verlag 1980.

[17] Noelle-Neumann, Elisabeth: Werden wir alle Proletarier? Wertewandel in unserer Gesellschaft. Zürich: Edition Interfrom 1978. – Steinbuch, Karl: Der Zeitgeist in der Hexenschaukel. Unser Schicksal ist unsere Vernunft. Herford: Busse und Seewald 1987. – Di Fabio, Udo: Die Kultur der Freiheit. München: C. H. Beck 2005.

[18] Kohn, Leopold: Die überentwickelten Nationen. Salzburg: Otto Müller 2003.

[19] Goldstone, Jack A.: Revolution and rebellion in the early modern world. Berkeley: University of California Press 1991.

[20] Brander, Bruce G.: Staring into chaos: explorations in the decline of Western civilization. Dallas: Spence 1998. – Kappel, Philipp E.: Vorsicht ... Zukunft! Die „Apokalyptischen Reiter“ sind schon unterwegs. Unna: Aton 2005.

[21] Cipolla, Carlo M. (ed.): The economic decline of empires. London: Methuen 1970.

[22] Kennedy, Paul: Aufstieg und Fall der großen Mächte: ökonomischer Wandel und militärischer Konflikt von 1500 bis 2000. Frankfurt/Main: S. Fischer 1989. – Daß Kennedy 1988 nicht - wie andere (Collins, Galtung) - in der Lage war, den unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch des Sowjetsystems vorherzusehen, läßt vermuten, daß ihm in seiner Darstellung bestimmte dynamische Faktoren der Weltgeschichte entgangen sind.

[23] Trotz zahlreicher neuerer Darstellungen sind die ersten Bände von: Gibbon, Edward: Verfall und Untergang des Römischen Reiches; lesenswert geblieben.

[24] Knaul, Eckart: Rom – Weltmacht biologisch gesteuert: Ein Sittengemälde aus der Sicht des Mediziners. Freiburg/Breisgau: Freiburger Echo-Verlag 1993.

[25] Galtung, Johan: The decline and fall of empires: a theory of de-development. Written for the United Nations Research Institute on Development. 1996. – Der Text ist unter http://www.transcend.org/galt.htm verfügbar. - Aus Standardwerken über Niedergang und Verfall extrahiert Galtung 20 Variable, deren Verteilung er in 30 Fällen ermittelt, vom Untergang Westroms bis zum Untergang der Sowjetunion und dem von ihm erwarteten Zerfall der USA. - Galton findet das folgende Syndrom als Ursache für den Untergang: Mangel an Kreativität und Management, fehlende Weitsicht und zurückgehende Innovation; Ausländer übernehmen die anspruchsvollen Arbeitsaufgaben im Inland und durch Verlagerung ins Ausland; Verschuldung. – Von sinkendem IQ einer Gesellschaft ist somit keine Rede, aber anders läßt sich das Ergebnis der Analyse kaum deuten.

[26] Schroeck, Helmut: Die 12 Irrtümer unseres Jahrhunderts. München: Herbig 1985.

[27] Chu, C. Y. Cyrus and Ronald D. Lee: Famine, revolt, and the dynastic cycle: populations dynamics in historic China. Journal of Population Economics 7 (1994) 351-378.

[28] Collins, Randall: Macrohistory. Essays in sociology of the long run. Stanford: Stanford. University Press 1999.

[29] Striening, Hans-Dieter: Das Osterinsel-Syndrom. Bevölkerungsentwicklung, Armut, Arbeit, Wohlstand. Düsseldorf: Metropolitan 2001. – Ponting, Clive: The lessons of Easter Island.

http://primitivism.com/easter-island.htm

[30] Russell, Claire and W. M. S. Russell: Population crises and population cycles. London: Galton Institute 1999.

[31] Lee, Gentry und Michael White: Eine Geschichte der Zukunft: was das 21. Jahrhundert bringt. München: Heyne 2003. - Kaplan, Robert: Reisen an die Grenzen der Menschheit. Wie die Zukunft aussehen wird. München: Droemer Knaur 1996. - Kaplan, Robert D.: The coming anarchy. shattering the dreams of the post cold war. New York: Random House 2000. – Itzkoff, Seymour W.: 2050: the collapse of the global techno-economy. Ashfield, MA: Paideia 2003. – Kremp, Herbert: Deutschland 2050 – ein Rückblick. Norderstedt: BoD 2003. – Wallerstein, Immanuel: Utopistik. Historische Alternativen des 21. Jahrhunderts. Wien: Promedia 2002.

[32] Diamond, Jared M.: Kollaps: Warum Gesellschaften überlegen oder untergehen. Frankfurt/Main: S. Fischer 2005 – Besonders anschaulich ist in diesem Buch der Vergleich zwischen der Entwicklung von Haiti (mittlerer IQ 72) und der Dominikanischen Republik (mittlerer IQ 84), beide gelegen auf der Insel Hispaniola, wobei die Lage in Haiti die im Nachbarland, vor allem durch illegale Einwanderung, zunehmend beeinflußt. Auch für Diamond sind die IQ-Unterschiede als eine mögliche Ursache kein Thema.

[33] Burgdörfer, Friedrich: Volk ohne Jugend: Geburtenschwund und Überalterung des deutschen Volkskörpers. Ein Problem der Volkswirtschaft – die Sozialpolitik der nationalen Zukunft. Berlin-Grunewald: Vowinckel 1932. – Die Alterspyramide und Probleme, die Burgdörfer bereits für 1975 prognostiziert hatte, sind ziemlich genau die von 2005. Von 1934 bis etwa 1970 sind mehr Kinder geboren worden, als Burgdörfer voraussehen kannte, danach aber setzte sich die krisenhafte Entwicklung wieder durch.

[34] Galor, Oded and Omer Moav: Natural selection and the origin of economic growth. April 2002. www.econ.yale.edu/seminars/macro/mac02/galor-020924.pdf

[35] Buchanan, Patrick S.: Der Tod des Westens. Geburtenschwund und Masseneinwanderung bedrohen unsere Zivilisation. Selent: Bonus 2002.

[36] Sehr wichtig sind die Arbeiten von Nicholas Eberstadt, z. B.: The population implosion. Foreign Policy 123 (March/April 2001). http://www.catholiceducation.org/articles/population/pc0029.html . - What if it’s a world population implosion? Speculations about global de-population. Harvard Center for Population and Development Studies: March 1998. http://www.grhf.harvard.edu/HUpapers/implosion/depop.html - Wattenberg,. Ben J.: Fewer. How the new demography of depopulation will shape our future. Chicago: R. Dee 2004.

[37] Longman, Phillip: The empty cradle: how falling birthrates threaten world prosperity and what to do about it. New York: Basic Books 2004.

[38] Dumont, Gérard-Francois: Europa stirbt vor sich hin ... : Bevölkerungspolitik vor dem Bankrott. Wege aus der Krise. Aachen: MM-Verlag 1997. - Heck, Bruno (Hrsg.): Sterben wir aus? Die Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland. Freiburg/Breisgau : Herder 1988.

[39] Laulan, Yves-Marie: Les nations suicidaires. Paris. de Guibert 2003.

[40] Sinn, Hans-Werner: Ist Deutschland noch zu retten? München: Econ 2003. – Sehr informativ: Adrian, Hermann: Die demographische, wirtschaftliche und soziale Lage Deutschland. Problemanalyse und Lösungswege. Mainz 2005. http://www.uni-mainz.de/FB/Physik/AG_Adrian/adrian/cd/2-Lage.pdf

[41] Hardin, Garrett: The tragedy of the commons. Science 162 (1968) 1243-1248. http://dieoff.org/page95.htm

[42] Siegmund, Jan: Bevölkerungsrückgang, Alterung und Technischer Fortschritt. Stuttgart: Schäffer-Poeschel 1995.

[43] Demeny, Paul: Das bevölkerungspolitische Dilemmata in Europa zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft 28 (2003) 91-117.

[44] Schade, Heinrich: Völkerflut und Völkerschwund: bevölkerungswissenschaftliche Erkenntnisse und Mahnungen. Neckargemünd: Vowinckel 1974.

[45] Oswalt, Philipp (Hrsg.): Schrumpfende Städte. Band 1: Internationale Untersuchung. Ostfildern-Ruit: Hatje Contz 2004.

[46] Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes. München: Beck 1923, S. 679ff.

[47] Schweizer, Gerhard: Zeitbombe Stadt. Die weltweite Krise der Ballungszentren. Stuttgart: Klett-Cotta 1987.

[48] Colinvaux, Paul: The fates of nations: a biological theory of history. New York: Simon and Schuster 1980. – Das hochinteressante Buch leidet unter der sich durch gesamten Text durchziehenden falschen Annahme, daß die Unterschicht fast stets mehr Kinder großzieht als die Oberschicht. D.h., Colinvaux als Zoologen sind die empirischen Daten der Historischen Demographie leider weitgehend unbekannt.

[49] Einen umfassenden Überblick über Untersuchungen und Daten der Historischen Demographie für Mitteleuropa findet man in: Weiss, Volkmar und Katja Münchow: Ortsfamilienbücher mit Standort Leipzig in Deutscher Bücherei und Deutscher Zentralstelle für Genealogie. 2. Auflage. Neustadt/Aisch: Degener 1998, S, 74-176: Bearbeitete Fragen und Methoden bei der wissenschaftlichen Auswertung von Ortsfamilienbüchern und ihren Vorstufen. http://www.volkmar-weiss.de/publ4.html – Siehe auch: Clark, Gregory and Gillian Hamilton: Survival of the fittest? Capital, human capital and selection in the Malthusian economy. http://oatar.mscc.huji.ac.il/~melchior/conf-5-03/clark-hamilton.doc

[50] Ebenso sind die Juden der demographischen Gesamtentwicklung seit dem 19. Jahrhundert stets eine Generation voraus.

[51] de la Croix, David and Matthias Doepke: Inequality and growth: why differential fertility matters. September 2002. http://www.econ.ucla.edu/workingpapers/wp803.pdf

[52] Galor, Oded and Omer Moav: Das Human-Kapital: A theory of the demise of the class structure. Reviews of Economic Studies 73 (2006) 85-117. http://www.blackwell-synergy.com/doi/pdf/10.1111/j.1467-937X.2006.00370.x

[53] Die Literaturangaben der Zitate für Siebenbürgen und Südafrika in: Weiss, Volkmar: Bevölkerungspolitik als Grundlage von Staat und Volk. Veröffentlichungen der Gesellschaft für Freie Publizistik 20 (2004) 11-29. – www.volkmar-weiss.de/bevoelkerung.html

[54] Weber, Renate: Vom Rinnsal zum Strom. Auswanderungen der deutschen Minderheit aus Rumänien. Historisch-statistische Facetten. Siebenbürgische Familienforschung 23 (2006) 40-51.

[55] Lynn, Richard and Tatu Vanhanen: IQ and the wealth of nations. Westport: Praeger 2002.

[56] Hoppe, Hans Hermann: Die Evolution frißt ihre Kinder. Eine provokative Auseinandersetzung mit den übersteigerten Ansprüchen und der Vermehrung der Menschen. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 2001.

[57] Weiss, Volkmar: Die IQ-Falle. Intelligenz, Sozialstruktur und Politik, Graz: Stocker 2000. - Meusburger, Peter: Bildungsgeographie. Wissen und Ausbildung in der räumlichen Dimension. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag 1998.

[58] Titze, Hartmut: Der historische Siegeszug der Bildungsselektion. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation 18 (1998) 66-81.

[59] Itzkoff, Seymour W.: Intellectual capital in twenty-first-century politics. Ashfield, MA: Paideia 2003.

[60] Rost, Detlef H.: Interpretation und Bewertung pädagogisch-psychologischer Studien. Eine Einführung. Weinheim: Beltz 2005. - Lehrl, Siegfried: PISA – ein weltweiter Intelligenz-Test. Geistig fit, Nr. 1 (2005) 3-6.

[61] Rindermann, Heiner: Was messen internationale Schulleistungsstudien? Schulleistungen, Schülerfähigkeiten, kognitive Fähigkeiten oder allgemeine Intelligenz? Psychologische Rundschau 57 (2006) 69-86. – Weiss, Volkmar: Bevölkerung hat nicht nur eine Quantität, sondern auch eine Qualität. Ein kritischer Beitrag zur politischen Wertung der PISA-Studie. Veröffentlichtungen der Gesellschaft für Freie Publizistik 18 (2002) 31-59. http://www.v-weiss.de/pisa3.html - Weiss, V.: Bildung oder Gene? Die PISA-Tests als gigantische IQ-Testreihe. Eigentümlich frei, Nr. 54 (August 2006) 42-45. http://www.volkmar-weiss.de/eifrei.html . Siehe auch: http://www.volkmar-weiss.de/table.html

[62] Wood, Charles, H. and José Alberto Magno de Carvalho: The demography of inequality in Brazil. Cambridge: Cambridge University Press 1988. S. 191, Table 8.2..

[63] : Child Poverty in Rich Countries 2005.

[64] Eine Reihe methodischer Fragen bleiben offen, z.B. sind Schüler in Schulen für geistig Behinderte weder in PISA noch bei Lynn und Vanhanen erfaßt worden. Aber auch dieser prozentuale Anteil steigt seit langem.

[65] Smart fraction theory of IQ.

[66] Weiss, Volkmar: Major genes of general intelligence. Personality and individual Differences 13 (1992) 1115-1134. http://www.volkmar-weiss.de/majgenes.html

[67] Einer „klugen Fraktion“ von 36%, etwa für Großbritannien, entspricht damit eine Genfrequenz m1 von 0,2 für das Allel , das in homozygotem Zustand die Voraussetzung für einen IQ über 124 ist, und eine Frequenz m2 von 0,8, das in homozygotem Zustand in der Regel einen IQ unter 106 verursacht. Siehe Major genes of general intelligence . Im Kongo geht diese Genfrequenz m1 gegen Null.

[68] Marx, Karl und Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. London: Burghard 1848.

[69] Mosca, Gaetano: Die herrschende Klasse. Grundlagen der politischen Wissenschaft. München: Leo Lehnen 1950. – Man lese auch Pareto und Michels.

[70] Soloway, Richard A.: Demography and degeneration: Eugenics and the declining birth rate in twentieth.century Britain. Chapel Hill: University of Northern Carolina Press 1990.

[71] Wirsing, Giselher: Wir werden von Jahr zu Jahr dümmer. Christ und Welt 4 (1951) Nr. 45, S. 3 – Gefährdung der Mittelschicht – Gefährdung der Begabungsträger. Nr. 46, S. 3.

[72] Blacker, Carlos Paton: Eugenics: Galton and after. London: Duckworth 1952.

[73] Lee, Kuan Yew: From third world to first. The Singapore story 1965 – 2000. New York: Harper Collings 2000. – Der frühere Staatschef von Singapore dürfte in den letzten Jahrzehnten weltweit das einzige Regierungsoberhaupt gewesen sein, für den Galtons Argumente kein absoluter Blödsinn waren. Aber selbst in der eigenen Regierung und im eigenen Land blieben seine Einsichten nicht unwidersprochen. Ebenso wenig befaßt sich Singapores hochentwickelte Forschung mit IQ-Genetik.

[74] Schäfer, Wilhelm: Der kritische Raum. Über den Bevölkerungsdruck bei Tier und Mensch. Frankfurt/Main: Waldemar Kramer 1971 (= Kleine Senckenberg-Reihe 4).

[75] Leyhausen, Paul: Soziale Organisation und Dichtetoleranz bei Säugetieren. In: Lorenz, Konrad und Paul Leyhausen: Antriebe tierischen und menschlichen Verhaltens. Gesammelte Abhandlungen. München: R. Piper 1968, S. 142.-168.

[76] Calhoun, J. B.: Population density and social pathology. Scientific American 206 (1962) 139-148.

[77] Werth, Nicolas: Die Insel der Kannibalen. Stalins vergessener Gulag. München: Siedler 2006.

[78] Letzten Sommer konnte ich in einem Braunkohlentagebau bei Merseburg eine derartige Massenvermehrung bei Mäusen erleben. Bei hellichtem Tage torkelten die Viecher zu Hunderten herum, wie in einem mit Drogensüchtigen besetzten Obdachlosenasyl. Die Mediziner sehen das als Folgen des Allgemeinen Streßsyndroms an.

[79] Knaul, Eckart: Das biologische Massenwirkungsgesetz. Ursache vom Aufstieg und Untergang der Kulturen. Berg/Starnbergersee: Türmer 1985. – Dr. med. Eckart Knaul, geboren am 31.8.1921 in Naundorf bei Ruhland, gestorben 13.9.2002, Arzt bei der Bundeswehr, wohnhaft gewesen in Iffeldorf bei München.

[80] Burnham, James: Begeht der Westen Selbstmord? Düsseldorf: Econ 1965.

[81] Witting, Lars: A general theory of evolution. By means of selection by density dependent competitive interactions. Arhus: Peregrine 1997. – Witting zieht insbesondere aus den Arbeiten von D. Chitty und V. C. Wynne-Edwards seine Schlüsse.

[82] Mokyr, Joel: The intellectual origins of modern economic growth. Journal of Economic History 65 (2005) 285-351.

[83] Boserup, Ester: Population and technological change. A study of long-term trends. Chicago: University of Chicago Press 1981.

[84] Jones, Garrett and W. Joel Schneider: Intelligence, human capital, and economic growth: a bayesian averaging of classical estimates (BACE) approach. Journal of Economic Growth 11 (2006) 1573ff.; a 1 point increase in a nation’s average IQ is associated with a persistent 0.11% annual increase in GDP per capita. http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=552481 - Weede, E.: Intelligenztests, Humankapital und Wirtschaftswachstum: eine international vergleichende Studie. List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik 29 (2003) 390-406.

[85] Man lese in dem Buch: Diamond, Jared M.: Kollaps: warum Gesellschaften überleben und untergehen. Frankfurt/Main: S. Fischer 2005 – das Kapitel über die Insel Hispaniola und die unterschiedliche Entwicklung in den Inselteilen Haiti und Dominikanische Republik. Haiti hat einen mittleren IQ von 72, die Dominikanische Republik von 84. Immer stärker gerät die Dominikanische Republik unter den Einfluß der Mißwirtschaft in dem völlig überbevölkerten Haiti und der von Haiti ausgehenden illegalen Wanderung. Diamond versteht die Grenzen auf Hispaniola als ein Modell für die Grenze und zwischen den USA und Mexiko und für das soziale Gefälle zwischen Europa und Schwarzafrika.

[86] Mak, Geert: Wie Gott verschwand aus Jorwede. Der Untergang des Dorfes in Europa. Berlin: Siedler 1999.

[87] Alexander, Richard D.: The biology of moral systems. New York: Aldine de Gruyter 1987, p. 207.

[88] Spengler, Oswald: Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung. Jahre der Entscheidung. München: Beck 1933.

[89] Kulke, Eberhard: The parsees in India: a minority as agent of social change. München: Weltforum 1974. - Kotkin, Joel: Stämme der Macht. Der Erfolg weltweiter Clans in Wirtschaft und Politik. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1996.

[90] Gaschke, Susanne: Die Emanzipationsfalle: Erfolgreich, einsam, kinderlos. München: C. Bertelsmann 2005.

[91] Zakaria, Fareed: Das Ende der Freiheit. Wieviel Demokratie verträgt der Mensch. Frankfurt/Main: Frankfurter Allgemeine Buch 2005.

[92] Chua, Amy: World on fire: how exporting free market democracy breeds ethnic hatred and global instability. New York: Doubleday 2003.

[93] Heinsohn, Gunnar: Söhne und Weltmacht. Terror im Aufstieg und Fall der Nationen. Zürich: Orell Füssli 2003. – Heinsohn, Gunnar: Finis Germaniae? Hamburg. Die Zeit – Feuilleton, Kursbuch 162 (2005). www.zeit.de/feuilleton/kursbuch_162/1_heinsohn - Heinsohn steht mit seinen Einsichten keinesfalls allein, z. B.: Bouthoul, Gaston: Kindermord aus Staatsraison. Der Krieg als bevölkerungspolitischer Ausgleich. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1972. – Mesquida, Christian G. and Neil I. Wiener: Male age composition and severity of conflicts. Politics and the Life Sciences 18 (1999) 181-189. http://www.mve-liste.de/Mesquida&Wiener99.pdf

[94] Anrich, Ernst: Der Sozialismus der Linken. Nicht Fortschritt, sondern Rückschritt und volle Zerstörung. Rosenheim: National-Verlag 1973.

[95] de Tocqueville, Alexis: Über die Demokratie in Amerika, erschienen in zahlreichen Ausgaben, das französische Original des besonders lesenswertes erstes Bandes erschien 1835.

[96] Noelle-Neumann, Elisabeth: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. München: Langen-Müller 2001.

[97] Jakowlew, Aleksandr N.: Die Abgründe meines Jahrhunderts. Leipzig: Faber und Faber 2003.

[98] Pinker, Steven: Das unbeschriebene Blatt: die moderne Leugnung der menschlichen Natur. Berlin: Berlin-Verlag 2003.

[99] Da eine Person mit einem hohen Ausgangs-IQ den Beginn einer Alzheimer-Erkrankung mehrere Jahre lang kaschieren kann, ehe die Diagnose getroffen wird, ist die normale genetische Variationsbreite für die Alzheimer-Forschung ein Faktor, der bei der Analyse und bei der Interpretation der Daten berücksichtigt werden sollte, wenn man zu klaren Aussagen gelangen will..

[100] Taschinski, Rainer: Eine Untersuchung zur Kulturfairneß der Progessiven Matrizen von Raven gegenüber türkischen Kindern in Deutschland. Psychologie in Erziehung und Unterricht 34 (1987) 229-239. - Der mittlere IQ der 330 getesteten türkischen Schüler betrug 76 +/- 20.

[101] Anger, Christina, Plünnecke, Axel, Seyda, Susanne und Dirk Werner: Bildungsarmut und Humankapitalschwäche in Deutschland. Gutachten. Köln: Institut der deutschen Wirtschaft 2006. http://www.dihk.de/inhalt/download/gutachten_bildungsarmut.pdf

[102] Ich bin persönlich zu der Ansicht gelangt, daß bedeutsame Ergebnisse über die Genetik des IQ das unerwünschteste Forschungsergebnis überhaupt sind. Und wenn man doch etwas findet, werden die Ergebnisse auf eine Gesellschaft treffen, die absolut nichts damit anfangen kann und will.

[103] Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer_Diskussion:Dr._Volkmar_Weiss

[104] Z. B. http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_power_outages

[105] Broderick, Damien: Die molekulare Manufaktur. Wie Nanotechnologie unsere Zukunft beeinflußt. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2004.

[106] Lenz, Fritz: Diesseits von Gut und Böse. Bemerkungen über das Verhältnis von Genetik und Glaube. Deutsche Universitäts-Zeitung 8 (1953) H. 23, 9-12. – S. 10: „Die abendländischen Völker werden voraussichtlich durch kinderreichere ersetzt werden. ... Das Erdreich werden voraussichtlich jene besitzen, die entweder eine naive Fortpflanzung bewahren oder denen die Kultur der Familien im Mittelpunkt der religiösen Bindung steht.“ - Sarreshtedari, Mohsen: Islamischer Fundamentalismus als Antipode der Verweltlichung? Diss., Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fak., Univ. Augsburg 2004.

[107] Afheldt, Horst: Wohlstand für niemand? Die Marktwirtschaft entläßt ihre Kinder. München: Kunstmann 1994.

[108] Meadows, Donella, Randers, Jorgen und Dennis Meadows: Grenzen des Wachstums: das 30-Jahre-Update: Signal zum Kurswechsel. Stuttgart: Hirzel 2006.

[109] Enzensberger, Hans Magnus: Aussichten auf den Bürgerkrieg. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1993.

[110] Scrinzi, Otto. Vom Volk ohne Raum zum Raum ohne Volk. Von der demographischen Irrfahrt eines Volkes. Wien: Österreichische Landsmannschaft 2005 (= Eckartschrift 175).

[111] Williamson, Jeffrey G.: Inequality and schooling responses to globalization forces: lessons from history. Cambridge, MA: National Bureau of Economic Research, Working Paper 12553, September 2006. http://www.dallasfed.org/news/research/2006/06migr/williamson.pdf

[112] Ein Beispiel für einen Rufer in der Wüste sind z. B. die jahrzehntelangen Äußerungen von Kurt Biedenkopf über die voraussichtlichen Folgen der demographischen Entwicklung.

[113] Flynn, Michael F.: Einführung in die Psychohistorik; in: Asimov, Isaak: Die Foundation-Trilogie. München: Heyne 2001, S. 827-904.

[114] Ein Zuhörer meines Vortrags äußerte an dieser Stelle, er ziehe es trotz meiner Ausführungen vor, Optimist zu bleiben. Was unterscheidet Optimisten und Pessimisten? Als vor sieben Jahren mir ein Arzt beibringen wollte, ich hätte nur noch drei Monate Lebenserwartung, so lehnte ich seine Diagnose rundweg ab, lachte und blieb Optimist. Durch das Fortschreiten der Krankheit eines Besseren belehrt, unterzog ich mich dann doch der notwendigen Chemotherapie, die mich an einen Punkt führte, an dem ich den baldigen Zusammenbruch der eigenen Verteidigungskräfte vorhersah, und ich war Pessimist. Der Arzt versicherte mir, mein Körper besitze noch eine letzte Verteidigungslinie, die er nun aktivieren würde, was auch geschah.

Der Arzt war in keiner Situation Optimist oder Pessimist, sondern zog nur aus seinen mir weit überlegenen Kenntnissen die richtigen Schlüsse. So verstehe ich mich mit meinem Beitrag als ein Arzt am Krankenbett der Geschichte, aber als einer, der kein Heilmittel kennt und nur diagnostiziert.

Aldebaran
31.05.2008, 13:46
Heute – 2006 – sind über 200 wissenschaftliche Untersuchungen veröffentlicht, mit der Zielsetzung, Gene für Schizophrenie zu entdecken, aber nur eine einzige sehr unzureichende genomumfassende Studie, die ausdrücklich nach IQ-Genen sucht. Schon die bloße Fragestellung ist weltweit tabuisiert, obwohl es mehrere gute Gründe gibt, daß die Suche nach Genen methodisch einfacher und vielverprechender ist als die Suche nach Schizophrenie-Genen. Es gibt aber keine Stiftung und Gremium, die an irgendeinem Ort der Erde für IQ-Genetik ausreichende Mittel bereitstellt. Man kann eigentlich nur hoffen, daß IQ-Gene als Nebenprodukte der Forschung nach Genen für Lese-Recht-Schreibe-Schwäche, Alzheimer [99] usw. entdeckt werden. Jeder Abweichung von einer gesetzten Norm - nach unten und nach oben – wird aber dann ein definierter Krankheitswert zugeschrieben werden. Damit wird man die Ergebnisse bewältigen. Die Pädagogik nimmt heute schon den kreativen Hochbegabten wenn, dann meist als gemeinschaftsgefährdenden Beratungsfall wahr. In der Pädagogischen Psychologie ist das letzte Buch über Intelligenzmessung 1974 erschienen. Die PISA-Tests messen zwar auch sehr genau den IQ, die Begriffe Intelligenz und IQ [100] tauchen aber in den Berichten kein einziges Mal auf. Menschen, die von Natur aus, wegen ihrer Gene, klüger sind als andere, gibt es nicht, darf es nicht geben. Es gibt auch keine Dummen mehr, sondern nur Bildungsarme und Bildungsferne. [101] Die Begriffe suggerieren, daß sich dieser Zustand mit mehr Schule und Bildungsaufwand beseitigen läßt. Die vollständige Abkopplung des Sozialen vom Biologischen ist ein Dogma, an dem niemand mehr zu rütteln wagt.

Sehr, sehr richtig.

Und wenn sich ein Genetiker darüber äußert, merkt man schnell, dass er immer mit einer Schere im Kopf spricht. Dieser hier verstrickt sich offensichtlich in einen Widerspruch:


Intelligenz ist nicht im Erbmaterial, in der DNA, kodiert. Was kodiert ist, ist die Motivation. Wir sprechen eher vom Appetit als von den Eignungen, die in die Wiege gelegt werden.


Die individuellen Unterschiede werden nicht verschwinden. Musik ist ein gutes Beispiel. Wenn sie hundert Kinder trainieren, dann sind darunter vielleicht zwei Kinder, die mit dem gleichen Pensum Stars werden, für andere Kinder ist das eine enorme Anstrengung. In der realen Welt neigen wir immer wieder dazu, das zu tun, worin wir gut sind.

Also doch nicht die Motivation?

http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E7A4FEB91C87D49B7ADD8E7A9274F4D7D~ATpl~Ecommon ~Scontent.html


Man darf übrigens nicht vergessen, dass die Annahme der beliebig formbaren Intelligenz nicht nur aus politischen, sondern auch aus direkten ökonomischen Gründen Ideologie ist, denn davon lebt der Bildunsgssektor und damit begründet er seine Expansion.

Klopperhorst
31.05.2008, 14:14
Aus dem FAZ-Artikel finde ich doch den bedeutendsten Satz.

Wir suchen aktiv unsere Reize und Kontakte, wir schaffen unsere Umwelt.


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Stadtknecht
31.05.2008, 15:50
Zitat:

...denn das In-Frage-Stellen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und ihrer ewigen Dauer ist verfassungswidrig und wird verfolgt...

Hat der Kreislauf der Verfassungen zur Demokratie geführt, so entwickelt sich diese laut Aristoteles früher oder später unweigerlich zu einer „Herrschaft der Minderwertigen“ , zur Pöbelherrschaft, und eine solche tatsächliche „Diktatur des Proletariats“, die im Namen der Demokratie immer hemmungsloser von Reich auf Arm umverteilt - von den Leistungsträgern auf die Almosenempfänger - zerrüttet die wirtschaftliche Leistungskraft gründlich und nachhaltig. Schlußendlich begrüßt das Volk einen neuen Alleinherrscher, und der Zyklus beginnt von neuem.
...

Zitatende


Sehr interessant!

Ich glaube, Aristoteles hatte recht.

Aldebaran
31.05.2008, 16:24
Zitat:

...denn das In-Frage-Stellen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und ihrer ewigen Dauer ist verfassungswidrig und wird verfolgt...

Hat der Kreislauf der Verfassungen zur Demokratie geführt, so entwickelt sich diese laut Aristoteles früher oder später unweigerlich zu einer „Herrschaft der Minderwertigen“ , zur Pöbelherrschaft, und eine solche tatsächliche „Diktatur des Proletariats“, die im Namen der Demokratie immer hemmungsloser von Reich auf Arm umverteilt - von den Leistungsträgern auf die Almosenempfänger - zerrüttet die wirtschaftliche Leistungskraft gründlich und nachhaltig. Schlußendlich begrüßt das Volk einen neuen Alleinherrscher, und der Zyklus beginnt von neuem.
...

Zitatende


Sehr interessant!

Ich glaube, Aristoteles hatte recht.


Aristoteles dürfte die Entwicklung in den demokratisch verfassten griechischen poleis dabei im Hinterkopf gehabt haben.

Die heutigen als demokratisch bezeichnenden Staaten werden sich m.E. nicht so entwickeln. Die Zeit der charismatischen Herrscher ist vorbei, die sogenannten Populisten nur noch ein Nachhall.

Es spricht nichts dagegen, dass sich die westlichen Staaten ohne Bruch weiterentwicken, wobei es mehrere Modelle gibt: Brasilianisierung, Expertenherrschaft, outsourcing-Modell (Privatisierung des Staates), Internationalisierung etc.

Wie lange die Hülle der Institutionen noch aufrechterhalten werden kann, obwohl die Substanz, also das "Humankapital" sich drastisch verschlechtert, kann man in Südafrika beobachten.

-SG-
06.06.2008, 16:14
Weiss ist neben Heinsohn, Miegel und einigen anderen einer der wenigen Fachautoren, die man in der Politikberatung wirklich brauchen könnte.

The Dude
07.06.2008, 00:11
Der demographische Übergang in den Untergang

Da gibt es viele Dinge, die meiner Meinung nach nicht exakt in Breite analysiert sind. Vor allem: Zu viel IQ-"Gewichse" (entschuldigung), zu wenig Analyse, nach welchen Mechanismen Eliten wirklich herausgebildet wurden und werden. Damals wie heute entstehen Eliten eben nicht nach einem streng objektiven, an "die Intelligenz" gekoppelten Leistungsprinzip. Durch Filz, Kungelei, Skrupellosigkeit, Vitamin B ging und geht es zu den entscheidenden Positionen.

Die Fixierung auf "genetische Intelligenz" ist völlig verkürzt. In Erinnerung blieb mir die Metapher "Aus einem Ackergaul wird kein Rennpferd" - wie konnten dann viele europäische Länder aus einer ärmlichen, agraisch geprägten Gesellschaft voller "dummer Bauern" zu Industrieländern werden?

Die Arbeitsethik, ein entsprechendes Werte- und Anreizsystem (Fleiß, Disziplin, Lernwille) scheinen mir in der Hinsicht die größten Faktoren zu sein.

Der politische Wille dazu lässt sich meiner Ansicht nach sehr wohl prinzipiell in einem demokratischen System verwirklichen.

Die Demokratie an sich kommt ja nicht sehr gut weg, dabei wird übersehen, wie variabel diese Staatsform ist. Deutschland, Italien, Frankreich, Schweden, Singapur, Japan, USA, sind alles westliche Demokratien, aber die Unterschiede in der historischen Ausprägung und konkreten Ausgestaltung sind z.T. gewaltig.

Die politische Einflußnahme auf die Politik durch Interessengruppen wie Verbänden und Lobbygruppen wird gar nicht betrachtet und analysiert, stattdessen wird der Fokus auf die "zwangsläufige" Entwicklung hin zur Ochlokratie gerichtet, das halte ich auch für äußerst einseitig.

Der gesamte Aufsatz ist sehr interssant, aber was mich stört, ist die von einer "'Endstation' (2030-40) -zum-Beginn-des-Problems (1789)" herunter-geschätzte pessimistische Richtung.

Gruß,

The Dude

Michel
07.06.2008, 01:09
@The Dude:



Ich hab Volkmar Weiss Bücher gelesen und mit der Geschichte der vergangenen Jahrtausende verglichen, und stimme mit ihm vollkommen überein.

Das sollte einiges erklären

Eurozine


http://www.politikforen.net/showthread.php?t=62481

oder hier.

The Bell Curve


http://www.amazon.com/Bell-Curve-Intelligence-Structure-Paperbacks/dp/0684824299/ref=sr_1_26?ie=UTF8&s=books&qid=1212095710&sr=8-26

Unter den Thread Systemkritische Literatur habe ich auch genügend Bücher angegeben.
Ich weiß das Thema ist schwierig und sehr komplex, aber wenn man erst einmal verstanden hat: Warum Reiche, Staaten und Gesellschaften untergehen. Welche Bedeutung Eliten und Intelligenzförderung für einen Staat hat. Wie gefährlich multiethnische Gemeinschaftswesen für die Struktur des sozialen Gemeinwesens sind.
( Siehe Putnam und Heinsohn)
Erkennt man erst auf welche Katastrophe wir hinsteuern.

@PF Team:

Volkmar Weiss hat den gleichen Threadstrang im Gruene Pest Forum mit unserer Diskussion über seine Thesen auf seine HP verlinkt.

Rheinlaender
07.06.2008, 07:40
http://www.volkmar-weiss.de/zyklisch.html


Als ich vor 50 Jahren als zwölfjähriger Schüler meinen Staatsbürgerkundelehrer in der DDR fragte, was denn nach dem Kommunismus käme, dessen Aufbau er propagierte, so antwortete der Lehrer: „Nichts anderes mehr! Denn mit dem Kommunismus vollendet sich die Geschichte.“ Wenn heute in der Schule ein vorwitziger Schüler fragen sollte, was denn nach der Demokratie [3] kommt, in der wir leben, so kann ihm das bloße Stellen der Frage, so wie mir damals vor 50 Jahren eigentlich nur wegen eines sehr unmündigen Alters nachgesehen werden, denn das In-Frage-Stellen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und ihrer ewigen Dauer ist verfassungswidrig und wird verfolgt. [4]

Nun, welche Staats- und Gesellschaftsordnung in 500 Jahren herrschen wird weiss ich nicht und jeder der dort Vorraussagen machen will, sollte sich ein Geschichtsbuch krallen und mal das 1508 nachschlagen.

Vor rund 300 Jahren war, bis auf wenige Ausnahmen, der absolute Fuerst das Regierungsmodel fuer Europa. Die meisten Zeitgenossen sahen dieses Prinzip als die best moegliche Regierungsform an (auch hier gab es Ausnahmen, aber der Mainstream sah dies so). Es sprachen starke Gruende hierfuer - damals.

Jemand um 1707 zu erklaeren, dass eine parlamentarische Demokratie mit allgemeinen und gleichen Wahlrecht ueberhaupt funktionsfaehig waere und nicht binnen kuerzter Zeit im Chaos versinken wuerde, haette wahrscheinlich zur Erheiterung gedient. Das diese Staaten sogar noch die oeffentliche Ordnung ohne Leib- und Todesstrafe aufrecht erhalten haette wohl die Freifahrkarte in den Irrenturm bedeutet.

Ich bin mir sicher, dass die parlamentarische Demokratie irgentwann von einem anderen System abgeloest wird. Doch ich kann mir dieses System sowenig vorstellen, wie ein Zeitgenosse von 1707 unser heutiges Regierungssystem.

Die parlamentarische Demokratie hat sich in den letzten zwei Jahrunderten bewaehrt, ich sehe kein System derzeit, dass den Beduerfnissen der Menschen besser entgegenkommt. Ich wuesste auch nicht wie dieses aussehen sollte oder wie dieses zur Macht gelangen wuerde.

Aus meiner sicht muss ich also von "vorlaeufigen Ewigkeitscharacter" der parlamentarischen Demokratie ausgehen, zumal ich sie erst an Anfang ihrer Entwicklung sehe. Das Project von 1649/1776/1789 beginnt doch gerade erst Fahrt zu gewinnen.


Die Antwort auf die Frage, ob noch etwas nach der Demokratie kommt und was, können wir allerdings schon bei Aristoteles in seiner vor rund 2350 Jahren geschriebenen „Politik“ finden. Die Geschichte der griechischen Stadtstaaten verschaffte Aristoteles die Einsicht, daß die Regierungsform eines Staates von seiner Größe und der relativen Verteilung von Arm und Reich abhängt, also von dem, was wir heute als Bevölkerungszahl, Bevölkerungsdichte und Sozialstruktur [5] bezeichnen.

Klar - und viele Einwohner hatte damals die Metropole Athen? Man kann Stadtstaaten von wenigen 10'000 Einwohner wohl kaum mit modernen Staaten vergleichen.


Wir sind alle mit einer linearen Fortschrittsweltgeschichtsauffassung [13] groß geworden. Wir kennen zahlreiche Kennziffern, die sich seit Jahrhunderten stetig in einer Richtung verändern - also steigen oder fallen - auch wenn es, falls wir kürzere Zeiträume betrachten, durchaus Schwankungen gibt und sich der Anstieg der Kurve verändert. Der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft, die in der Lage sind, die übrige Bevölkerung zu ernähren, ist von fast einmal 100% auf heute 2% in hoch entwickelten Industriestaaten gesunken. Dementsprechend steigt die Arbeitsproduktivität in fast allen Wirtschaftsbereichen seit vielen Generationen. Im vergangenen Jahrhundert ist auch die Lebenserwartung dramatisch gestiegen. Es gibt zahlreiche weitere Kennziffern mit klarem Trend [14] : Der relative Anteil der geschiedenen Ehen steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich, die Wertung der Homosexualität verändert sich, die Zahl der Gläubigen der christlichen Konfessionen in Europa und der Gottesdienstbesuch nehmen ab [15] , die Zahl der Haustiere nimmt zu, der relative Anteil der Sozialausgaben in deutschen Städten steigt, die Geburtenzahl sinkt [16] usw. usf. Kaum jemand zweifelt daran, daß sich alle diese Trends [17] - mit Ausnahme vielleicht der Steigerung der Arbeitsproduktivität, so hoffen die Optimisten – nicht grenzenlos fortsetzen können [18] , und daß, wenn sie sich doch weiter fortsetzen sollten, dies irgendwann einmal zu einer grundlegenden Veränderung führen wird und muß, zu einem plötzlichen Bruch, zur Revolution [19] , zur Katastrophe. [20]

Dieser Bruch geschah 1789 - was wir heute sehen ist die Umsetzung diese Bruches. Unsere Gesellschaft fangen an, das Programm von 1789 konsequent umzusetzen. Die Revolution ist im Gange - und das ist gut so!

Es sind eben keine Zyklen - die Transportgeschwindigkeit und -kosten von Guetern sind eben nicht zyklisch, sondern sinken seit rund 500 Jahren kontinuierliche. Unsere Gesellschaften werden seit 500 Jahren zunehmend humaner - schau nur einmal in die Entwicklung des Strafrechts als Beispiel.

Der Fortschritt der Gesellschaft funktioniert - und zwar in eine Richtung.

Klopperhorst
07.06.2008, 08:52
...

Ich bin mir sicher, dass die parlamentarische Demokratie irgentwann von einem anderen System abgeloest wird. Doch ich kann mir dieses System sowenig vorstellen, wie ein Zeitgenosse von 1707 unser heutiges Regierungssystem.
...

Natürlich kannst du dir das nicht vorstellen, du lebst ja auch permanent in der Vergangenheit. Dort suchst du deine Götter.


Aber die neuen Götter können nur Menschen erkennen, die sich vom Vergangenen los machen und sich vom Althergebrachten befreien wollen!

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Rheinlaender
07.06.2008, 09:06
Natürlich kannst du dir das nicht vorstellen, du lebst ja auch permanent in der Vergangenheit. Dort suchst du deine Götter.

Das ueberhaupt nicht, nur wenn Du verstehen willst, wie langfristige Entwicklungen laufen, musst unsere Gesellschaft mit vorhergehenden Gesellschaften vergleichen.

Um zu verstehen, was ein moderner Staat ist, musst Du wissen wie ein feudaler Lehnstaats aufgebaut war und warum dieser unterging und was zu der Entstehung moderner Staaten fuehrte. Dann wird Dir die Verbindung z. B. des Absolutismus zur Demokratie klar, denn erst der Absolutismus schuff den Staat, den Demokratie als Herrschaftsgrundlage brauchte.

Solche Entwicklungen laufen nicht ueber Jahre, sondern eher ueber Jahrhunderte.

Klopperhorst
07.06.2008, 09:12
Das ueberhaupt nicht, nur wenn Du verstehen willst, wie langfristige Entwicklungen laufen, musst unsere Gesellschaft mit vorhergehenden Gesellschaften vergleichen.

Um zu verstehen, was ein moderner Staat ist, musst Du wissen wie ein feudaler Lehnstaats aufgebaut war und warum dieser unterging und was zu der Entstehung moderner Staaten fuehrte. Dann wird Dir die Verbindung z. B. des Absolutismus zur Demokratie klar, denn erst der Absolutismus schuff den Staat, den Demokratie als Herrschaftsgrundlage brauchte.

Solche Entwicklungen laufen nicht ueber Jahre, sondern eher ueber Jahrhunderte.

Schon klar. Ich habe auch nichts gegen Geschichtswissen, im Gegenteil. Und ich muss zugeben, man lernt in deinen Beiträgen sogar eine Menge Detailwissen.

Aber du vergisst, daß die Geschichte schöpferisch ist und die größten Entwicklungen eben nicht von Leuten vollzogen wurden, die erst mal die Geschichte studierten und sich dann über Für und Wider ihres Willens Gedanken machten.

Das schöpferische Element für etwas Neues kann man eben nicht analytisch planen. Und insofern geht die Zukunft nicht notwendigerweise aus der Vergangenheit hervor.


---

Rikimer
07.06.2008, 09:24
Aristoteles dürfte die Entwicklung in den demokratisch verfassten griechischen poleis dabei im Hinterkopf gehabt haben.

Die heutigen als demokratisch bezeichnenden Staaten werden sich m.E. nicht so entwickeln. Die Zeit der charismatischen Herrscher ist vorbei, die sogenannten Populisten nur noch ein Nachhall.

Es spricht nichts dagegen, dass sich die westlichen Staaten ohne Bruch weiterentwicken, wobei es mehrere Modelle gibt: Brasilianisierung, Expertenherrschaft, outsourcing-Modell (Privatisierung des Staates), Internationalisierung etc.

Wie lange die Hülle der Institutionen noch aufrechterhalten werden kann, obwohl die Substanz, also das "Humankapital" sich drastisch verschlechtert, kann man in Südafrika beobachten.

Woher nur nimmst du diese naive Hoffnung, diesen ungebrochenen Optimismus?

Ich jedenfalls habe absolut keinen Anhaltspunkt für eine ähnliche Haltung wie deine.

MfG

Rikimer

Michel
07.06.2008, 10:58
Das ueberhaupt nicht, nur wenn Du verstehen willst, wie langfristige Entwicklungen laufen, musst unsere Gesellschaft mit vorhergehenden Gesellschaften vergleichen.

Um zu verstehen, was ein moderner Staat ist, musst Du wissen wie ein feudaler Lehnstaats aufgebaut war und warum dieser unterging und was zu der Entstehung moderner Staaten fuehrte. Dann wird Dir die Verbindung z. B. des Absolutismus zur Demokratie klar, denn erst der Absolutismus schuff den Staat, den Demokratie als Herrschaftsgrundlage brauchte.

Solche Entwicklungen laufen nicht ueber Jahre, sondern eher ueber Jahrhunderte.

Bitte den Quellenlink lesen.

Der ganze Hauptlink von Volkmar Weiss ist voller Informationen.

Aldebaran
07.06.2008, 21:26
Woher nur nimmst du diese naive Hoffnung, diesen ungebrochenen Optimismus?

Ich jedenfalls habe absolut keinen Anhaltspunkt für eine ähnliche Haltung wie deine.

MfG

Rikimer


Wenn Du mir Optimismus vorwirfst, hast Du mich entweder falsch verstanden oder ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt. Eigentlich wollte ich dem Gegenteil Ausdruck geben: Das System wird nicht durch einen "Knall" zusammenbrechen, sondern sich auch bei zerbröckelnder Substanz weiterentwickeln, weil der Niedergang langsam genug vonstatten geht, so dass sich die Menschen daran gewöhnen können. Daher der Hinweis auf Südafrika.

Aldebaran
07.06.2008, 21:36
Das ueberhaupt nicht, nur wenn Du verstehen willst, wie langfristige Entwicklungen laufen, musst unsere Gesellschaft mit vorhergehenden Gesellschaften vergleichen.

Um zu verstehen, was ein moderner Staat ist, musst Du wissen wie ein feudaler Lehnstaats aufgebaut war und warum dieser unterging und was zu der Entstehung moderner Staaten fuehrte. Dann wird Dir die Verbindung z. B. des Absolutismus zur Demokratie klar, denn erst der Absolutismus schuff den Staat, den Demokratie als Herrschaftsgrundlage brauchte.

Solche Entwicklungen laufen nicht ueber Jahre, sondern eher ueber Jahrhunderte.


Aber dies ist eine europäische Entwicklung. Das gilt auch für die Vorstufen der Demokratie: Es gab im Orient oder in Afrika weder ein Lehnswesen noch eine absolutistische Doktrin à la Bodin. Man kann aus dieser Betrachtung her nicht folgern, dass auch der Rest der Welt sich auf die Demokratie hin entwickeln wird.

Die Staaten, die es bisher getan haben, haben mehr oder weniger das westliche Modell als ein Erfolgsmodell übernommen, sind dazu regelrecht gezwungen worden (Japan) oder standen in sehr engen, letztlich die Existenz sichernden Kontakt mit den USA (Südkorea, Taiwan). Es wird sich zeigen, ob demnächst das chinesische Erfolgsmodell vielleicht die größere Anziehungskraft gewinnen wird. Ohne den Westen als erfolgreiches Vorbild wird es die Demokratie sehr schwer haben.

Rheinlaender
08.06.2008, 09:41
Aber dies ist eine europäische Entwicklung. Das gilt auch für die Vorstufen der Demokratie: Es gab im Orient oder in Afrika weder ein Lehnswesen noch eine absolutistische Doktrin à la Bodin. Man kann aus dieser Betrachtung her nicht folgern, dass auch der Rest der Welt sich auf die Demokratie hin entwickeln wird.

Europa hat sie nur als erstes durchgemacht, weil konkurierende Staaten als erste zur Steigerung ihrer Macht und ihres Wohlstandes groessere Einheiten bilden mussten.


Die Staaten, die es bisher getan haben, haben mehr oder weniger das westliche Modell als ein Erfolgsmodell übernommen, sind dazu regelrecht gezwungen worden (Japan) oder standen in sehr engen, letztlich die Existenz sichernden Kontakt mit den USA (Südkorea, Taiwan). Es wird sich zeigen, ob demnächst das chinesische Erfolgsmodell vielleicht die größere Anziehungskraft gewinnen wird.

Der Hauptgrund war die wirtschaftliche Entwicklung - indem Masse, wie sich die VR Chin entwicklen wird, wird auch gezwungen sein sich zu demokratisieren - die Frage ist hier nicht das "ob", sondern das "wie".

Aldebaran
08.06.2008, 13:46
Der Hauptgrund war die wirtschaftliche Entwicklung - indem Masse, wie sich die VR Chin entwicklen wird, wird auch gezwungen sein sich zu demokratisieren - die Frage ist hier nicht das "ob", sondern das "wie".

Was die wirtschaftliche Entwicklung mehr oder weniger erzwingt, ist eine Dezentralisierung der wirtschaftlichen Entscheidungskompetenzen. Die wachsende Komplexität der Wirtschaft macht sowohl die merkantilistische Lenkung durch die Beamten des aufgeklärten Herrschers, den kleinen, an den Rockzipfeln des autoritär regierenden Präsidenten hängenden Klüngel aus altem Besitzadel und neureichen Geschäftemachern und erst recht die Planungsbehörden eines sozialistischen Systems obsolet.

Ob daraus die Garantie von Freiheitsrechten und politische Demokratie folgen, ist weder in China noch in Russland sicher, von islamischen und afrikanischen Ländern ganz zu schweigen, die wahrscheinlich nicht einmal die wirtschaftlichen Voraussetzungen erreichen werden.

Und dann gibt es noch das lateinamerikanisch-indische Modell einer Gesellschaft mit europäischen, also auch formal demokratischen Institutionen, die einer Bevölkerungsmehrheit gegenüberstehen, die zwar mehrheitlich nicht mehr in Hunger und absoluter Armut lebt, aber von den Segnungen besagter Institutionen nicht viel zu verspüren vermag. Auch hier ist der Ausgang des Experiments offen. Rückschläge wie in Venezuela oder Thailand mögen System haben und die Grenzen der Verwestlichung zeigen.

Mein Problem ist, dass ich nicht viel von teleologischer Geschichtsbetrachtung halte. Ich hätte dann vor allem im Hinblick auf politische Entscheidungen gern mehr Sicherheiten in der Hand.