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Vollständige Version anzeigen : Ein Alkoholmonopol des Staates zur Sanierung der Finanzen?



Kaiser
06.12.2004, 22:27
Manch einer mag zuerst lachen, aber das gab es wirklich, nämlich im zaristischen Rußland bis zum 1. WK. Sage und schreibe ein Fünftel der Staatseinnahmen des Riesenreiches machte das Alkoholmonopol aus.

Jetzt frage ich mich, ob das nicht auch ein interessanter Schritt zur Sanierung der deutschen Staatsfinanzen wäre. Zugleich könnten auch so Lebensmittelvorschritten, Reinheitsgebot, etc. besser überwacht werden. Alkopops und hochprozentiges Gesöff, das die Gesundheit ruiniert, wären kein Problem mehr.

Die deutschen Unternehmen könnte man per Gesetz zum Zwangsverkauf zwingen und den Markt durch Importverbote schützen. Im Ausland hätte dagegen ein deutscher Alkoholriese alleine durch die Skaleneffekte weit bessere Chancen auf den jeweiligen Märkten.

Doch alleine in unserem Land der Biertrinker dürfte das eine wahre Goldgrube mit Milliardengewinne sein.

mettwurst
06.12.2004, 22:50
Guten Abend Kaiser,

staatliches Alkoholmonopol. Alter Schwede, dass klingt mir doch sehr nach verstaatlichter Industrie, also nach so einer Vorstufe zum Sozialismus. Und Monopole sind doch Käse, weil sie sich keinem Wettbewerb stellen müssen und überhöhte Preise verlangen. Das Problem mit den starken Alkoholika wirst du dadurch auch nicht los. Ich habe selbst sechs Jahre in einem nordeuropäischen Land mit Alkoholmomopol gelebt und die Leute haben sich jedes Wochenende voll die Kante gegeben und wie! Besonders die harten Sachen haben die sich reingeknallt. Alkoholiker gab es trotz Monopols en masse. Also, ich kann mich mit diesem Vorschlag nicht anfreunden. Warum führen wir dann nicht gleich den Sozialismus ein?

Mit antimonopolistisch-marktwirtschaftlichen Grüssen

Mettwurst

Kaiser
06.12.2004, 23:01
Alter Schwede, dass klingt mir doch sehr nach verstaatlichter Industrie, also nach so einer Vorstufe zum Sozialismus.


Nein, ich redete ja davon die inländischen Unternehmen zu kaufen und ausländische Unternehmen vom Markt zu verbannen.



Und Monopole sind doch Käse, weil sie sich keinem Wettbewerb stellen müssen und überhöhte Preise verlangen.


Bei privaten Monopolen hättest du Recht, aber bei staatlichen Monopolen muß das nicht der Fall sein.



Das Problem mit den starken Alkoholika wirst du dadurch auch nicht los. Ich habe selbst sechs Jahre in einem nordeuropäischen Land mit Alkoholmomopol gelebt und die Leute haben sich jedes Wochenende voll die Kante gegeben und wie! Besonders die harten Sachen haben die sich reingeknallt.


Garantiert nicht die Mehrheit der Bevölkerung. Und wer produzierte das hochprozentige Zeug? Der Staat oder war es geschmuggelt?



Alkoholiker gab es trotz Monopols en masse. Also, ich kann mich mit diesem Vorschlag nicht anfreunden.


Dieser Vorschlag hat auch nicht den Zweck den Anti-Alkoholismus über Austrockung wie in den USA der 30er landesweit zu verbreiten, sondern alle Gewinne aus der Alkoholindustrie dem Staat zweck Konsolidierung zuzuführen.



Warum führen wir dann nicht gleich den Sozialismus ein?


Weil die komplette Verstaatlichung immer wegen Informations- und Anreizproblemen versagen muß.

Der Monopolisierung von recht kapitalintensiven und überschaubaren Schlüsselindustrien mit überwiegend unflexibler Gesamtnachfrage ist dagegen machbar und profitabel, weil sich obige Probleme weitgehend nicht einstellen.
Maschinen brauchen keine Anreize. Eine unflexible Gesamtnachfrage kommt mit wesentlich weniger Informationen zur Marktbefriedigung aus. Dazu kommen noch die Skaleneffekte.

Das zaristische Rußland ist da ein gutes Beispiel.

DichterDenker
06.12.2004, 23:05
Nun, da habe ich einen gänzlich anderen Vorschlag ...
Die Privatbrauerei für die Garage...
Damit könnte man die wirtschaft wirklich sanieren. Zum einen würde es Arbeitsplätze schaffen, zum anderen ist der markt erst dann gesättigt, wenn auch der letzte unterm Tisch liegt.

Prost!

P.S.:


Bei privaten Monopolen hättest du Recht, aber bei staatlichen Monopolen muß das nicht der Fall sein.
Ich erinnere da nur mal an die Telekom...

Kaiser
06.12.2004, 23:11
Ich erinnere da nur mal an die Telekom...

Ich sagte ja "muß nicht sein". Natürlich geht es auch anders. Doch sind die Alkoholpreise nicht auch so kräftig gestiegen?

WladimirLenin
06.12.2004, 23:31
Bei privaten Monopolen hättest du Recht, aber bei staatlichen Monopolen muß das nicht der Fall sein.

Ist meistens auch nicht der Fall. Viele staatliche Firmen machen nur Kostendeckung und dies meisten ohne Erfolg!

fryfan
06.12.2004, 23:31
Nein, ich redete ja davon die inländischen Unternehmen zu kaufen und ausländische Unternehmen vom Markt zu verbannen.


Nein, so drastisch muss es ja garnicht sein.

Manche Leute sollten vieleicht einfach z.b. bei Wein auch erkennen das es genauso gute Deutsche als Ausländische gibt.

Doch komischerweise wird da oftmals ein 5€ Deutscher Wein mit 15€ Ausländischem verglichen...schon komisch das Deutsche Völkchen... :rolleyes:

Kaiser
06.12.2004, 23:32
Ist meistens auch nicht der Fall. Viele staatliche Firmen machen nur Kostendeckung und dies meisten ohne Erfolg!

Natürlich darf dieser Staatsbetrieb nicht kostendeckend arbeiten, denn sonst wäre die gesamte Maßnahme ja überflüssig.

Siehe Anfangspost

Kaiser
06.12.2004, 23:33
Nein, so drastisch muss es ja garnicht sein.

Manche Leute sollten vieleicht einfach z.b. bei Wein auch erkennen das es genauso gute Deutsche als Ausländische gibt.

Doch komischerweise wird da oftmals ein 5€ Deutscher Wein mit 15€ Ausländischem verglichen...schon komisch das Deutsche Völkchen... :rolleyes:

Was hat der Staat zusätzlich davon? In beiden Fällen wird der Wein besteuert.

MorganLeFay
07.12.2004, 11:16
Ist meistens auch nicht der Fall. Viele staatliche Firmen machen nur Kostendeckung und dies meisten ohne Erfolg!
Einige staatliche Monopoloe sind verlustbringend, weil sie keinen Anreiz haben, effizient zu arbeiten. Zudem wird nach einiger Zeit unter staatlicher Kontrolle die Fuehrungsriege fast sicher nciht mehr von den besten, sondern von den der Obrigkeit genehmsten gestellt. Dies fuehrt dann zu einer zusaetzlichen Einschraenkung der Allokationseffizienz, da vermehrt Ressourcen, die woanders sinnvoll eingesetzt werden koennten, innerhalb des Staatmonoplos versanden.
So werden in der Regel ach die Preise des Staatsmonopols hoeher sein als die Preise auf einem Markt mit Wettbewerb, da kein Bedarf besteht, um Kunden zu kaenpfen und diese entweder durch Qualitaet oder Preis oder beides zu gewinnen.
Der Konsument erleidet in diesem Fall Opportunitaetskosten in der Art, dass sein Gesamtnutzen sinkt, d.h. ohne die Anwesenheit des Monopols haette er/sie/es mehr vom verfuegbaren Einkommen frei fuer andere Gueter.
Ein weiterer Punkt ist die durch fehlenden Wettbewerb und somit mangelnde Effizienz der Verlust der Innovationsfaehigkeit. Hat das Monopol keine Konkurrenten oder keine potenziellen Konkurrenten besteht kein Anreiz der kontinuierlichen Verbesserung der eigenen Produktionsprozesse. Dies kann auf lange Sicht zum Verlust der internationalen Wettbewerbsfaehigkeit fuehren.

Ende.

Kaiser
07.12.2004, 11:59
Einige staatliche Monopoloe sind verlustbringend, weil sie keinen Anreiz haben, effizient zu arbeiten.


Ja, in Betrieben in denen der Faktor Mensch sehr stark vertreten ist. Nicht Betriebe in denen der Faktor Maschine überwiegt.



Zudem wird nach einiger Zeit unter staatlicher Kontrolle die Fuehrungsriege fast sicher nciht mehr von den besten, sondern von den der Obrigkeit genehmsten gestellt. Dies fuehrt dann zu einer zusaetzlichen Einschraenkung der Allokationseffizienz, da vermehrt Ressourcen, die woanders sinnvoll eingesetzt werden koennten, innerhalb des Staatmonoplos versanden.


Das ist so blanke ideele Theorie. Die Realität zeigt uns ja zur Genüge wie effizient private Manager arbeiten. :rolleyes:



So werden in der Regel ach die Preise des Staatsmonopols hoeher sein als die Preise auf einem Markt mit Wettbewerb, da kein Bedarf besteht, um Kunden zu kaenpfen und diese entweder durch Qualitaet oder Preis oder beides zu gewinnen.


Das ist so nicht richtig. Bei einem privaten Monopol ist das immer der Fall. Beim staatlichen Monopol ist die Preissetzung dagegen eine politische Entscheidung. In der Realität sind eher zu niedrigere Preise der Fall, da sie sich bemühen kostendeckend statt gewinnorientiert zu arbeiten. Das merkte Lenin bereits richtig an.



Der Konsument erleidet in diesem Fall Opportunitaetskosten in der Art, dass sein Gesamtnutzen sinkt, d.h. ohne die Anwesenheit des Monopols haette er/sie/es mehr vom verfuegbaren Einkommen frei fuer andere Gueter.


Opportunistätskostenkonzepte werden bei zwei gleichzeitig vorhandenen Alternativen z.B. Zeit für Freizeit gegenüber den Opportunistätskosten Lohn, nicht für hypothetische Alternativen ein und derselben Sache verwendet. Der Konsument wird nur mit einer Situation konfrontiert und hat nicht die Wahl.

Du meintest vermutlich den gesellschaftlichen Wohlfahrtsverlust.



Ein weiterer Punkt ist die durch fehlenden Wettbewerb und somit mangelnde Effizienz der Verlust der Innovationsfaehigkeit. Hat das Monopol keine Konkurrenten oder keine potenziellen Konkurrenten besteht kein Anreiz der kontinuierlichen Verbesserung der eigenen Produktionsprozesse. Dies kann auf lange Sicht zum Verlust der internationalen Wettbewerbsfaehigkeit fuehren.


Das ist keine allgemeingültige Regel. Denn ebensogut kann man argumentieren, das der Wettbewerb auf den Auslandsmärkten ja nach wie vor vorhanden ist, d.h. der Zwang zur Innovation ist gegeben und kann aufgrund der hohen Betriebsgröße besser vorangetrieben werden, weil mehr Geld für Forschung vorhanden ist. Ebenso ist man wegen der Skaleneffekte zu einer vergleichsweise billigeren Produktion mit geringeren Stückkosten fähig, was niedrigere Preise ermöglicht und somit im Ausland wettbewerbsfähiger ist.

Dieser Aspekt, nämlich Auswirkungen durch Konkurrenz im Ausland, fehlt üblicherweise bei den theoretischen Betrachtungen einer Monopolsituation, die von einer geschlossenen Volkswirtschaft ausgehen, d.h. passend für eine sozialistische Wirtschaft aber nicht passend für meinen Vorschlag, da die Rahmenbedingungen andere sind. Durch Konkurrenz auf Auslandsmärkten entsteht eine Situation zwischen Oligopol und vollständiger Konkurrenz.

MorganLeFay
08.12.2004, 11:35
Ja, in Betrieben in denen der Faktor Mensch sehr stark vertreten ist. Nicht Betriebe in denen der Faktor Maschine überwiegt.
Auch Maschinen koennen ineffizient sein.



Das ist so blanke ideele Theorie. Die Realität zeigt uns ja zur Genüge wie effizient private Manager arbeiten. :rolleyes:
Ich sagte nciht, dass private Manager von Natur aus besser sind. ich mag weder private noch staatliche Monopole besonders - wenn es einen anderen Weg gibt.



Das ist so nicht richtig. Bei einem privaten Monopol ist das immer der Fall. Beim staatlichen Monopol ist die Preissetzung dagegen eine politische Entscheidung. In der Realität sind eher zu niedrigere Preise der Fall, da sie sich bemühen kostendeckend statt gewinnorientiert zu arbeiten. Das merkte Lenin bereits richtig an.
Zu niedrige Preise sind aber eben verlustbringend.



Opportunistätskostenkonzepte werden bei zwei gleichzeitig vorhandenen Alternativen z.B. Zeit für Freizeit gegenüber den Opportunistätskosten Lohn, nicht für hypothetische Alternativen ein und derselben Sache verwendet. Der Konsument wird nur mit einer Situation konfrontiert und hat nicht die Wahl.
Du meintest vermutlich den gesellschaftlichen Wohlfahrtsverlust.
Ich meinte Opportunitaetskosten in dem Sinne, dass man, wenn ich weiter die These von hoeheren Preisen verfolgen darf, dass man gezwungen wird Geld fuer das Monopolgut auszugeben, dass ich dann anderweitig nicht ausgeben kann. Sind die Preise des Monopols ueberhoeht, git das umso staerker.
Der volkswirtschaftliche Wohlfahrtsverlust kommt noch hinzu.
Wobei u.a. Swerling schon frueh nachgewiesen hat, dass auch in Wettbewerbssituationen immer Wohlfahrtsverluste eintreten.




Das ist keine allgemeingültige Regel. Denn ebensogut kann man argumentieren, das der Wettbewerb auf den Auslandsmärkten ja nach wie vor vorhanden ist, d.h. der Zwang zur Innovation ist gegeben und kann aufgrund der hohen Betriebsgröße besser vorangetrieben werden, weil mehr Geld für Forschung vorhanden ist. Ebenso ist man wegen der Skaleneffekte zu einer vergleichsweise billigeren Produktion mit geringeren Stückkosten fähig, was niedrigere Preise ermöglicht und somit im Ausland wettbewerbsfähiger ist.

Dieser Aspekt, nämlich Auswirkungen durch Konkurrenz im Ausland, fehlt üblicherweise bei den theoretischen Betrachtungen einer Monopolsituation, die von einer geschlossenen Volkswirtschaft ausgehen, d.h. passend für eine sozialistische Wirtschaft aber nicht passend für meinen Vorschlag, da die Rahmenbedingungen andere sind. Durch Konkurrenz auf Auslandsmärkten entsteht eine Situation zwischen Oligopol und vollständiger Konkurrenz.
Ich behaupte mal ganz frech, dass anzunehmen ist, dass wenn man einen Binnenmarkt durch ein Monopol sicher hat, erstens der Anreiz fuer ADI sinkt und somit die Konkurrenzsituation abgeschwaecht wird, und zweitens dass zumindest in der heutigen Zeit die Diversifikation Skalenertraege als Hauptgrund fuer ADI abgeloest hat. Trotzdem halte ich den ersten Punkt fuer wichtiger.

moxx
10.12.2004, 17:23
@kaiser,

also mann muss schon aus berlin kommen um zu behaupten, in deutschland bestehe eine unflexible nachfrage nach alkohol.
es ist nämlich eher so:
die deutschen haben unendlichviele biersorten und fast jede region ihre eigene.
dazu kommen bspw. noch nischenprodukte, in hessen der afpelwein.
in frankfurt und umgebung hat jedes viertel jedes dorf seine eigene kelterei und die leute trinken nur diesen.
mir graut es davor ein staatliches einheitsgesöff trinken zu müssen.
FÜR DIE VIELFALT AUF DEM DEUTSCHEN ALKOHOLMARKT!!!!

huch mein beitrag nummer 1000, wie ich finde zu einem schönen thema das mir sehr am herzen liegt... :D :))

Roberto Blanko
10.12.2004, 17:32
FÜR DIE VIELFALT AUF DEM DEUTSCHEN ALKOHOLMARKT!!!!

Jepp, ich will auch nicht jeden Tag dasselbe saufen. Abwechslung erfreut. Heute fange ich mit guten Berliner Schultheiß an, wechsle dann zu einem Montepulciano und werde den Abend mit einem Soave beenden.

Gruß
Roberto

Wilhelm Tell
10.12.2004, 20:25
Also bitte... ich dachte man arbeitet nicht mehr nach merkantelistischischen Vorbildern.
Ich finde, man sollte mal aus spaß wieder ne Prohibtion versuchen... :-)))

moxx
14.12.2004, 15:55
noch eine sache, wie soll eine monopol gesellschaft so differenzierte produkte wie wein herstellen (ich hab da nicht soviel ahnung von aber der gelehrte wird bestimmt weiterhelfen können). mit skalenertägen ist es da nicht weit her und das gerade jetzt wo der deutsche wein wieder auf dem vormarsch ist...