PDA

Vollständige Version anzeigen : "Hitler - eine Karriere" (Film)



<--
12.07.2003, 17:56
Wir haben in der Schule den Film (bzw. die Dokumentation) „Hitler – eine Karriere“ angekuckt.
Der Film war ein Video von ARD oder ZDF aufgenommen. Bevor er losging hat so eine Sprecherin erst mal erklärt wie der Film gemeint ist und dass er den Nationalsozialismus nicht verharmlosen möchte. Dann kam ein kurzer Vorspann in dem die Autoren das auch noch mal erklärt haben und erst dann ging der Film los.
Die Sprecherin von ARD oder ZDF sagte, es hätte Proteste gegeben als der Film vor (zu dem Zeitpunkt) 10 Jahren im Kino kam. Und mein Geschichte-Sozialkundelehrer hat auch gemeint, dass sich alle über diesen Film aufgeregt hätten.
Ich frage mich, warum das so ist.
Das trifft sicher nicht auf alles zu, aber ich denke, dass das daran liegen kann, dass der Film sehr viel deutlicher die Propaganda des NS-Regimes aber auch die (verständliche) Zustimmung in der Bevölkerung zeigt. Im Film werden keine KZs gezeigt, keine Toten und keine Kriegsbilder – er zeigt „nur“ die Propaganda des Regimes und ihre Auswirkungen. Er zeigt glückliche und fröhliche Menschen die Hitler zujubeln, er zeigt die Zwanziger Jahre und Fackelzüge in der Nacht – die ganzen Spektakel der NSDAP. Er zeigt nicht, wie Menschen ermordet werden, aber er zeigt, die Menschen über die Ausgrenzung anderer jubeln.
Und ich denke, dass das ist, worüber sich viele bei diesem Film aufregen. Wenn man einen Film über die NS-Zeit sieht erwartet man offensichtliche Brutalität zu sehen, aber der Film zeigt etwas anderes. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas dazu sagen darf, aber ich denke, der Film macht die Zeit verständlicher. Vielleicht liegt darin die Gefahr, dass er Faszinationen weckt, für die Masseninszenierungen des NS-Regimes (die Fackelzüge, die jubelnden Menschenmassen, die in geometrischen Formen marschierenden Truppen etc.), vielleicht wollen auch viele nicht, dass diese Zeit in irgendeiner Form verständlich erscheint, dass das was dort geschieht nachvollziehbar erscheint.
Aber ich glaube nicht, dass das daran liegt, dass der Film den Nationalsozialismus verharmlost in dem er die Bilder von Toten weglässt, sondern ich glaube, dass das daran liegt, dass der Film zeigt, das der Nationalsozialismus tatsächlich möglich war, dass er wirklich eine Faszination auf viele ausgeübt hat, dass seine menschenverachtenden Seiten einfach „übersehen“ wurden und dass ähnliches auch wieder möglich sein wird, weil die Menschen, die ihn unterstützt haben, eben keine Monster, sondern auch nur ganz normale Menschen (die sich von Machthabern beeinflussen lassen haben) waren. Ich denke, dass der Film, mehr als jeder anderer Film über diese Zeit, die Frage stellt, wie man selber gehandelt hätte. Und ich glaube, dass gerade das das „Gefährliche“ an ihm ist.
Ich denke, dass es sicher einige Menschen geben wird, die sich den Film ankucken und das was dort gezeigt wird einfach nur toll und faszinierend finden, sich vielleicht auch in diese Zeit wünschen. Aber ich denke, dass das nicht die Mehrheit der Zuschauer sein wird, denn von heute aus betrachtet, weiß man ja, was aus der Propaganda wurde. Man kennt ja auch die anderen Filme.
Aber der Film hebt mM die Distanz zwischen den Menschen im dritten Reich und allen heute auf. Er lässt sie eben menschlich erscheinen und nicht als irgendwelche brutalen Monster die sich über jeden neue KZ freuen (übertrieben). Er zeigt mM die Anfänge – das, was auch heute denkbar ist. mM wird dem Nationalsozialismus dadurch, aber nichts an Menschenverachtung genommen (auch, wenn sie nicht so deutlich wie in anderen Filmen zum Ausdruck kommt), sondern die Gegenwart wird mitkritisiert – nicht die politischen Umstände heute, sondern die Menschen.
Mit dem Film wird nicht eine kleine Gruppe von Nazis angegriffen oder kritisiert, sondern die ganze Menschheit (zurecht, finde ich) (aber ich denke nicht, dass der Nationalsozialismus deshalb weniger schlimm ist). Vielleicht haben sich deshalb so viele über den Film aufgeregt?

P.S.: Das heißt nicht, dass ich Nazis-Vergleiche etc. gut finde. mM ist das was anderes.

Banned
22.07.2003, 13:55
Ich sehe das genauso! ;)

Bestand der Film aus mehreren Teilen/Folgen/Reihen?

Sorry, dass ich so spät antworte, aber ich war weg... :rolleyes:

<--
22.07.2003, 13:58
Original von Banned
Bestand der Film aus mehreren Teilen/Folgen/Reihen?Ne, das war nur ein Film, aber er war relativ lang (wie lang genau weiß ich nicht, weil wir ihn auch nicht ganz bis zum Ende gekuckt haben).

Banned
22.07.2003, 14:01
Achso, ich hab letzens auch etwas ähnliches gesehen. Der war auch von ZDF und wurde ähnlich dargestellt, nur wer der unterteilt... ;)

kettnhnd
28.07.2003, 14:12
hitler - eine karriere ...

...ist ein ziemlich bekannter doku-"schinken".

vielen linken und chef-umerziehern zu verharmlosend. weil man nicht alle 5 minuten vergaste juden zeigt. darum wurde dieser streifen auch durch kommentare ergänzt um keinen zweifel aufkommen zu lassen.

tatsächlich ist dieser film ebensowenig objektiv, wie es all' die anderen dokumentationen sind, die in unserem fernsehen über das dritte reich gezeigt werden. allerdings nicht ganz so ein übles machwerk wie das zeugs von guido knopp z.b..

das es am dritten reich durchaus faszinierendes gab ist wohl unumstritten. und das kommt darin auch etwas zur geltung. deshalb auch die kommentare, die uns deutschen ja eigentlich die mündigkeit absprechen selbst über das dritte reich zu urteilen. eine gängelei und kanalisierung der gedanken, wie sie in dieser republik üblich ist. und genau das geht mir unheimlich auf den senkel.

volker
13.08.2003, 09:49
Ich habe einen Film auf DVD (ausgeliehen in 'meiner' Videothek), der nach dem Buch von Joachim C. Fest gemacht wurde.
Buch wie Film beschäftigen sich i.W. mit der Frage: Wie konnte es zu der Verherrlichung Hitlers kommen? und: Wer war Hitler.
mM hat das (sehr lange, handgeschriebene) Buch das Thema erschöpfend behandelt. Der Film ist eine ganz gute bildliche Darstellung. Man sollte deshalb bei der Beurteilung von Film wie Buch das Theam nicht vergessen. Berichte über die Greueltaten (sorry, bin 'alter' Rechtschreiber) etc. gibt es viele; sie können nicht die Frage beantworten, die sich viele meiner (und der folgenden) Generation stellten: Wie ist es möglich, daß unsere Eltern/Großeltern sich von Hitler und dem NS so verführen ließen?! Der Film hilft auf den Weg zum Verständnis.

Nebukadnezar
05.11.2003, 22:44
Die meisten heutigen Hitler Filme sind alte US Propaganda Schinken...

Aber dem BRD Volk kann mans ja vorsetzten... :rolleyes:

volker
06.11.2003, 12:19
Sollte der Beitrag von 'Nebukadnezar' eine Antwort/ein Kommentar zu meinem Beitrag sein?
Volker

Siran
06.11.2003, 12:43
Im Zusammenhang Verführung dürfte auch der Film "Die Welle" nicht schlecht sein.

Halteverbot
06.11.2003, 14:19
Sorry aber ich finde die Welle verdammt schwach.
Alles maßlos übertrieben und überzogen.
Welcher Idiot würde sich bitte zum Affen machen lassen, für eine "Organisation", die keinen Sinn hat.
Das Buch ist auch nicht unbedingt besser, bzw. genau dasselbe.
Für mich absolut sinnlos und das wichtigste:
Es ist bestimmt nicht die Antwort auf einen derartigen Gruppenzwang.
Ich denke man kann soetwas nicht vergleichen.
Hitler wurde als letzte Hoffnung dargestellt und verfolgte Ziele.
Nur was ist mit der Welle?

Siran
06.11.2003, 15:28
Ich glaube, Rudolf, du weißt nicht, dass "die Welle" keine reine Fiktion ist. Im Gegenteil. "Die Welle" beschreibt ein Experiment, dass 1967 in Paolo Alto, Californien stattgefunden hat. Das ist tatsächlich passiert.

Hier schreibt der Lehrer, der dieses Experiment durchgeführt hat, einen Artikel über das Vorgefallene. Der Artikel ist von 1974 und leider in Englisch.

http://www.vaniercollege.qc.ca/Auxiliary/Psychology/Frank/Thirdwave.html

Halteverbot
06.11.2003, 19:47
Ja ich weiss das schon Siran.
Und ich weiss auch, dass das passiert ist.
Aber auf mich wirkt das alles sehr merkwürdig.
Es stellt zwar Gefahren von Gruppenzwängen dar, aber so richtig viel mit dem Nationalsozialismus hat es nicht gemeinsam.

pavement
06.11.2003, 20:10
Es stellt zwar Gefahren von Gruppenzwängen dar, aber so richtig viel mit dem Nationalsozialismus hat es nicht gemeinsam.

naja, der nationalsozialismus hatte schon einige solche elemente.

Halteverbot
06.11.2003, 20:27
naja, der nationalsozialismus hatte schon einige solche elemente.

Stimmt.
Aber du hast es jetzt verdreht.
Ich meine, der Film hat nichts vom Nationalsozialismus.
Nicht umgekehrt.

pavement
06.11.2003, 20:52
ach so.

hab den film zwar noch nicht gesehen, kenn aber das buch - und das hat natürlich nur indirekt mit dem nationalsozialismus zu tun, richtig.