„Porno ist Politik“
Candy und Theo haben eine Porno-Mockumentary gedreht und erklären uns, warum zum Beispiel Gesichtsbesamung ein Spiegel der Gesellschaft ist.
Interview von Eva Hoffmann
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https://caching-production.jetzt.de/...12-44.full.png Der Plot des Films in groben Zügen: Vier jungen Mädchen haben sich in eine Hütte zurückgezogen, um der Welt den Rücken zuzuwenden. Ihr isoliertes Dasein finanzieren sie über selbstgemachte Pornos, die sie im
Netz verkaufen.
Foto: Candy Flip & Theo Meow
Das alternative Pornfilmfestival in Kreuzberg zeigte bis vor Kurzem Pornos, in denen es nicht explizit um den Geschlechtsakt, sondern auch um eine theoretische und ästhetische Auseinandersetzung mit Erotik, Körper und Sex geht.
„Die traurigen Mädchen aus den Bergen“ ist eine Mockumentary, eine fiktive und zeitweise humorvolle Dokumentation: In den Bergen eines entlegenen Landes haben sich vier depressive junge Frauen ein Refugium aufgebaut. Hier zelebrieren sie ihren Weltschmerz und vermarkten ihre Trauer als „Sad Girls“ in Online-Pornos. Das Geld geht angeblich an eine kurdische Frauenmiliz. Als ein Reporter auf die Gruppe stößt, wird die ideologische Grundlage der traurigen Feministinnen in Frage gestellt. Die Filmemacher*innen Candy Flip und Theo Meow sprechen mit
jetzt darüber, was ihren Film außerdem von Mainstream-Porno unterscheidet und was Porno und
Politik miteinander zu tun haben.
jetzt: Ist euer Film „Die traurigen Mädchen aus den Bergen“ ein Porno?
Candy Flip: Es ist ein Film
über Pornos. Er bedient sich aber pornografischer Mittel.
Theo Meow: Wir wollen bestimmte Sehgewohnheiten im Porno aufbrechen und Platz für neue Begehren schaffen, die im Mainstream nicht dargestellt werden. Der Film ist also eher eine Reflexion über unsere eigenen Erfahrungen in der Sexindustrie und Pornowelt.
Ihr habt den Film mit Mainstream-Pornos und Sexarbeit finanziert. Ist das nicht ein Widerspruch?
Candy: Wir wollten nicht von offiziellen Fördergeldern abhängig sein, bei denen uns ein Redakteur an die Seite gestellt wird, der dann reinquatscht. Wir wissen, dass der Film nicht massentauglich ist, aber wir wollten ihn genau
so haben. Am Anfang hatten wir deshalb nur die Idee und kein Budget. Wo also Geld herbekommen? Ich arbeite sowieso als Escort und als Sexarbeiterin. Da konnte ich ein bisschen Geld vorstrecken. Wir haben auch gemeinsam Pornos gedreht und auf dem Mainstream-Markt verkauft.
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https://caching-production.jetzt.de/...cover.full.jpg Die Filmemacher*innen Candy Flip und Theo Meow haben eine Mockumentary über Pornos remacht.