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OneDownOne2Go
Für Porsche war es ein großer Schritt, als man 1963 den 901 auf die IAA gestellt hat. Der 356er war der Porsche, und der "Neue" markiert einen recht großen Schritt, technisch wie auch preislich. Als man das Auto 1964 dann tatsächlich kaufen konnte, als 911, weil Typenbezeichnungen mit Mittel-Null samt und sonders von Peugeot geschützt waren, gab es zwei Lager. Die einen waren schlichtweg begeistert, die anderen fanden am 911er kein gutes Haar. Ich hatte irgendwann mal einen zeitgenössischen Testbericht in der Hand, der mit "Zwei Zylinder mehr, als man braucht" betitelt war, und auch der Preis wurde massiv bemängelt. Als Reaktion kam der 912, im Prinzip ein 911er mit dem Motor aus dem letzten 356er, preislich nah am Vorgänger, und die Traditionalisten waren versöhnt.
Ich denke, dass der 911 aus der reinen Sicht des Konzept eines Sportwagens der richtige Schritt war. Jedoch klaffte danach in wirtschaftlicher Hinsicht eine Lücke, d.h. der 911 war zwar gut, aber zu teuer um die Absatzzahlen zu erzielen, die Porsche zum überleben brauchte.
Dabei machten die Traditionalisten Porsche diese Sache schwerer, da sie möglichst wenig Veränderungen wünschten. Dabei kamen im unteren Preissegment Autos heraus, die auf dem Markt kaum eine Chance gehabt hätten, wenn sie eben keine Porsche gewesen wären. Der 912er sah zumindest gut aus, auch wenn ich nie einen gefahren habe.
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Der 914 war ein ganz anderes Kaliber, der war von Anfang an als "Volks-Porsche" konzipiert, viel von der Technik stammte aus VW-Regalen, und es war - damals noch ein Novum - ein Porsche, der viel schneller aussah, als er war. Mal ausgenommen die Hand voll echter 914/6. Nur die sollten anfangs übrigens wirklich unter dem Porsche-Markennamen vermarktet werden, man stellte dann aber noch rechtzeitig fest, dass auch der Basis-914er für einen VW doch eine Spur zu teuer war. Testberichte nannte den 914er gerne mal "VoPo", angesichts der Besetzung dieser Abkürzung durch die Volkspolizei der DDR nicht sehr schmeichelhaft.
Der 914 war grausam untermotorisiert. Er hätte in der damaligen Zeit in den USA ein Beschleunigungsrennen an der Ampel gegen die Rentner in ihren Buicks verloren. Das Design war interessant, aber auch die Werbung war grausam, da er in den USA fast direkt als “Armenporsche” beworben wurde. Es war mehr der Versuch der Befriedigung eines Marktsegements, denn ein Sportwagen.
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Du hast Recht, sowohl die 912er als auch die 914er hatten lange keine echte Lobby bei Liebhabern und Sammlern, entsprechend wurden sie oft in Dritt- bis Siebthand gnadenlos verritten, verbastelt und/oder durch mangelhafte Wartung gemeuchelt. Die eher "lässige" Rostvorsorge dieser Zeit tat das übrige, um den Bestand zu dezimieren. Tatsächlich findet man heute so gut wie jeden 911er - mit Ausnahme einiger echter Exoten - leichter, als einen 914er, vor allem dann, wenn man nicht erst großräumig restaurieren will. Der 912er ist ein noch seltenerer Vogel, zumal viele im Lauf ihres späteren Lebens noch "aufgerüstet" wurden, zu "echten" 911ern, oder die preiswerte Basis für wilde Umbauten lieferten.
Irgendwie schade, das zumindest der 912er meines Erachtens wirklich gut aussah. Ich habe vor drei Monaten einen sehr gut erhaltenen 914er gesehen. Der Kerl wollte $17000 dafür haben. Aber wenn ich mir den Aufwand mache, dann eher für einen anderen Wagen.
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Porsche hat teils eine seltsame Klientel, das trägt religiöse Züge. Als 1997 der 996 mit wassergekühltem Sechszylinder auf den Markt kamen, waren die Fans ebenso geschockt wie beim Abschied des 356ers, ein Porsche hatte gefälligst lüftgekühlt zu sein! Wie schwer Porsche sich generell tat, Modelle neben dem Klassiker zu platzieren um das Portfolio abzurunden, lässt sich an den zahlreichen Versuchen leicht ablesen. 924er, 928er, 968er, alles für sich keine schlechten Autos, im Gegenteil, aber eben keine 911er.
Nein, sie waren keine schlechten Wagen. Aber stelle dir mal vor, diese Autos hätten nicht ihren Markennamen gehabt. Hätten sie sich verkauft? Den 968 fand ich richtig gut, aber er war nicht leicht zugänglich. Sein Design war schön, aber man musste ihn so richtig treten, damit er sich als Sportwagen zu erkennen gab, aber dann machte er einen Heidenspass. Ich glaube die 924 und 944 wären von den Japanern der damaligen Zeit in die 2. Reihe gedrängt worden.
Porsche hat wirklich nur versucht das Angebot abzurunden, und nicht ein eigenständiges Angebot in diesem Segment entwickelt.
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Selbst Boxter und Cayenne taten sich am Anfang alles andere als leicht, zumindest bei den klassischen Porsche-Kunden. Bis heute gelten für viele Fans eigentlich nur alle 911er bis einschließlich der G-Modelle als "echte Porsche", natürlich neben den Rennwagen wie 550, 718 904/6, 908, 910 etc. Da sind Porsche-Puristen sehr, sehr entschieden. Deswegen bekommst du heute einen Gebrauchten 996 in aller Regel billiger als einen zwanzig Jahre älteren 911 SC, selbst 964 und 993 erzielen meistens bessere Preis.
Sowohl Boxster als auch Cayenne retteten Porsche. Die Firma würde ohne diese Autos wahrscheinlich nicht mehr existieren. Wie der Boxster in Deutschland ankam weiss ich nicht, aber in den USA verkaufte er sich wie warme Semmeln. Das lag eben daran, dass er nicht als Ersatz konzipiert war. Das Ding sah gut aus, machte Spass, und war hinreichend schnell. Die Szene in den USA liebt den Boxster immer noch. Mit dem Cayenne machte Porsche dann die andere Hälfte der Bevölkerung auf sich aufmerksam. Porsche hatte zu dem Zeitpunkt die Lektion gelernt, die bei der Einführung des 921 nicht erkannt wurde.
Aber ja, die Sammler und den Porscheliebhabern sind extrem traditionsbewusst. Aber in den USA gibt es eben auch andere Traditionen weshalb die Preise für die älteren 911er nicht ganz so extrem sind wie in Deutschland.
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So, und zum Abschluss des vielen Gelabers nun noch ein Bild von meinem Favoriten unter den 911ern:
https://thebidwatcher.com/img/auctio...bo-carrera.jpg
1976er Porsche 930 aka 911 Turbo 3.3. Ein Auto, das einen dauernd umbringen will. Ich hatte in keinem anderen Gefährt so viel Respekt, wenn ich auf's Gas gestiegen bin...
Ich muss sagen, dass ich den 930er niemals gefahren habe, ich kann es also nicht beurteilen. Würde ich mir derzeit einen 911er zulegen, so wäre es wohl ein 997er. Letztes Jahr hatte ich es mir kurz überlegt, aber dann wieder verworfen. (Der Kandidat sah ziemlich genau so aus.)
https://external-content.duckduckgo....jpg&f=1&nofb=1