Dom-Römer-Projekt (Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt)
Zuerst die gute Nachricht: ein Teil der Frankfurter Altststadt wird wieder aufgebaut! Im Zuge des Dom-Römer-Projektes sollen 35 Gebäude in der ehemaligen Frankfurter Altstadt bis 2016 wieder errichtet werden. Jetzt kommt aber sogleich die schlechte Nachricht: die Mehrzahl der zu errichtenden Gebäude (20) sind Neubauten und allerhöchstens als historisierend zu bezeichnen.
http://www.domroemer.de/yeager/v3.php/image/1814
http://www.domroemer.de/yeager/v3.php/image/1816
Man konnte es also mal wieder nicht lassen. Anstatt diese Möglichkeit zu nutzen, um möglichst alle Gebäude zu rekonstruieren, muss die Mehrzahl der Gebäude natürlich aus Neubauten bestehen. Wo kämen wir denn auch dahin, wenn Frankfurt wieder so aussehen würde:
http://www.abload.de/img/altstadt-09x4bi.jpg
Ich bin davon überzeugt, dass diese Art der "Rekonstruktion" wieder mal typisch für Deutschland und seinem Umgang mit seiner städtebaulichen Vergangenheit ist. Trotz des eigentlich sehr löblichen Ansatzes ist es eine vertane Gelegenheit.
Was denkt ihr darüber?
http://www.domroemer.de/site/startseite/
http://www.welt.de/finanzen/immobili...-erfunden.html
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Mehr Schein als Sein, wie immer in solchen Fällen.
Der eigentliche Reiz alter Gebäude geht nun mal von ihren nicht ebenmäßigen Flächen, Ecken und Kanten aus, von traditionellen Materialien und Anstrichen, von handgeformten Dachziegeln und handwerklich gearbeiteten hölzernen Fenstern. Diese einfachen Grundregeln könnten ohne Weiteres berücksichtigt werden, wenn sie denn überhaupt bekannt oder auch nur gewollt wären. Aber dem ist wohl nicht so, leider :-(
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Ich finde das weniger schlimm, dass nicht alle Gebäude 100% Rekonstruktionen sind, denn dieses ist auch sehr aufwendig umzusetzen. Wichtiger sind da m.E. Leitbauten und die Gesamtgröße eines Projektes damit ein komplettes Ensemble entstehen kann.
Es bringt ja nichts hier und da ein Gebäude zu rekonstruieren und der Rest ist Platte aus den 60ern.
PS: Wer die komplette Altstadt von Frankfurt vor 1944 virtuell in 3D bewandern möchte, kann dieses hier tun: http://www.virtuelle-altstadt.de/das...adtmodell.html
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Waaaaas,soll denn alles Umsonst niedergebombt worden sein?
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Eine im Rhein-Main-Gebiet langsam beliebt werdende Vorgehensweise, die ich auch kritisiere. Man neigt dazu, sich darauf zurückzuziehen, dass die neuen Häuser dem "Ensemble" entsprechen sollen, die Details werden mehr oder weniger frei ausgestaltet. Auf diese Weise konnte auch schon das eine oder andere historische Gebäude weichen.
Allerdings muss man anmerken, dass dies die Nachfolgebauten für eine komplett scheußliche Bebauung der 1960er/1970er Jahre darstellt. Die Häuser in Bild 1 finde ich dabei eigentlich sogar ansprechend, transportieren gewissermaßen die Tradition in die Moderne. Dagegen ist die ganze Häuserzeile auf dem 2. Bild, die von links hereinragt, komplett scheußlich. Hier sieht es geradeso aus, als wollten die Architekten durch Mut zur Hässlichkeit das traditionelle Stadtbild brechen, mal sind es diese Betonwinkel, mal schreiende Farben, welche die Häuser doch unansehnlich machen.
Fazit: wenn es so kommt, wirklich schade. Dabei haben die Frankfurter mit der Restaurierung des Karmeliterklosters (inklusive eines dezenten modernen Anbaus) und der "Entkernung" des historischen Museums von seinen 70er-Jahre-Bestandteilen gerade gezeigt, wie man die alte Bausubstanz schön in Szene setzt.
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Zitat:
Zitat von
jack000
Ich finde das weniger schlimm, dass nicht alle Gebäude 100% Rekonstruktionen sind, denn dieses ist auch sehr aufwendig umzusetzen. Wichtiger sind da m.E. Leitbauten und die Gesamtgröße eines Projektes damit ein komplettes Ensemble entstehen kann.
Es bringt ja nichts hier und da ein Gebäude zu rekonstruieren und der Rest ist Platte aus den 60ern.
Zitat:
Im Zweiten Weltkrieg wurde Münsters Innenstadt im Rahmen der Moral-Bombing-Strategie durch alliierte Bombenangriffe zu fast 91 % zerstört, darunter zahlreiche bedeutende historische Bauwerke wie der St.-Paulus-Dom, das Schloss und fast die gesamte Bebauung des Prinzipalmarkts. Der Zerstörungsgrad im gesamten Stadtgebiet betrug etwa 63 %.[6] Bemerkenswert ist jedoch, dass die meisten der berühmten Giebelhäuser des Prinzipalmarkts, wenn auch meistens vereinfacht, wieder aufgebaut wurden. Dies ist vornehmlich dem Begehren der münsteraner Bürger zu verdanken, die die Stadt in ihrem alten Erscheinungsbild wieder aufbauen wollten anstatt in einer neuen, modernen Bauweise. Das historische Gesamtbild der Stadt blieb so erkennbar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschic...f_M.C3.BCnster
Das münsteraner Modell wäre vielleicht ein annehmbarer Kompromiss.
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Zitat:
Zitat von
Dr.Zuckerbrot
Das münsteraner Modell wäre vielleicht ein annehmbarer Kompromiss.
Ja, genau Münster ist so ein Beispiel (Nürnberg und Würzburg fallen mir da als weitere ein). Großflächig wurde die Innenstadt wiederhergestellt, wenn auch nicht alles 100% genau. Ich war mal in Münster und war begeistert von der Innenstadt (Ich ging davon aus, dass Münster sehr wenig Bomben abbekommen hat), erst später las ich dass das quasi alles mal zerstört war und konnte das kaum glauben.
Beim Wiederaufbau der Innenstdt von (ich meine es war) Warschau hat man später auch festgestellt, das eine Figur an einem Haus eigentlich zuvor an dem Haus gegenüber gehangen hat.
=> Na und? Das Gesamtergebnis überzeugt aber!
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Zitat:
Zitat von
jack000
Ich finde das weniger schlimm, dass nicht alle Gebäude 100% Rekonstruktionen sind, denn dieses ist auch sehr aufwendig umzusetzen.
Qualität hat nun mal ihren Preis.
Zitat:
Zitat von
jack000
Es bringt ja nichts hier und da ein Gebäude zu rekonstruieren und der Rest ist Platte aus den 60ern.
Genau, aber warum errichtet man dann erst noch unpassende Betonwürfel, wenn man die Möglichkeit hat es zu vermeiden?
Zitat:
Zitat von
Dr.Zuckerbrot
Das münsteraner Modell wäre vielleicht ein annehmbarer Kompromiss.
In der Nachkriegszeit mag das so gewesen sein, aber heutzutage sollten wir die uns zu Verfügung stehenden Möglichkeiten auch nutzen, um historische Gebäude bestmöglich zu rekonstruieren.
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Wer glaubt, die Innenstädte Würzburgs oder Nürnbergs wären fast vollständig rekonstruiert worden, sollte sich vielleicht wirklich noch einmal mit dem Stadtbild vor '45 dort auseinandersetzen. Das ist kein Vergleich! Heute gibt es ein Postkartenmotiv in jeder Stadt, früher war es dort jede Gasse! Zumal in historisch so dicht und qualitätsvoll bebauten Städten dieses Schlages.
Man möge mir bitte nicht erzählen, in über 60 Jahren wäre nicht das Geld zusammengekommen, um unsere Altstädte zu rekonstruieren. Es hätte eines Planes bedurft, aber ist mit der wechselvollen Natur demokratischer Legislaturperiodenpolitik nicht vereinbar.