Meinungsäußerung vs. Hausrecht
Ein interessantes Thema, das mit der Sperrung von Trumps Account wieder in den Vordergrund rückte.
In der vernetzten Welt war ich schon ziemlich früh. Anfangs gab es da noch deutlich mehr als nur das Internet und mittlerweile sehne ich diese Zeiten herbei. Es gab etwas, das heute viele von damals als "Intelligenzbarriere" bezeichnen. Wenn man einen Rechner in den 80ern oder 90ern überreden wollte, Nachrichten im Usenet, FIDOnet oder anderen Netzen auszutauschen, brauchte man ein technisches Verständnis, das von den Trumpfans oder AfD-Wählern wohl nur die wenigsten aufbringen konnten.
In den 2000ern gab es immerhin noch freie Foren wie dieses hier, in dem genügend Leute für einen echten Austausch aktiv waren, aber es nicht auf dem Radar irgendeines Politikers auftauchte. Ältere Politiker, die sich alles ausdrucken lassen, nehmen nur "Facebook und Twitter" wahr. Im deutschsprachigen Raum waren es immerhin die großen Zeitungen, die Foren anboten.
Die haben aber zum einen das Problem, für eventuelle Klagen angreifbar und lukrativ zu sein und eben auch private Betreiber mit eigener Agenda. Die Spiegelforen etwa sind kaum noch nutzbar. Antworten und Beiträge werden immer erst gegengelesen und verschwinden nach nicht nachvollziehbaren Kriterien. Die eigenen Wortbeiträge der Moderatoren lassen dem Jargon nach den Schluss zu, dass es sich da um linke Studenten aus dem Aktivistenmillieu handelt und so wirkt auch die Richtung der Beiträge, die trotz heftiger Ausdrücke, persönlicher Übergriffe und vulgären Spotts nicht verschwinden.
Dann gibt es noch den Unterschied zwischen Plattformen und Foren. Facebook bietet so einige Funktionen unter anderem die, eine Diskussionsseite um ein Thema herum zu betreiben. Das wird dann wieder selbst moderiert und es geschieht ja nach Couleur des Betreibers mal so mal so.
Natürlich hat jeder die Möglichkeit, sein eigenes Ding hochzuziehen, aber das muss dann ja erst einmal Nutzer haben und sich im Zweifel auch wieder gegen Abmahnungen und andere Angriffe verteidigen. Zumal das eine Menge Zeit und Geld im Betrieb erfordert. Die Betreiber dieses Forums werden davon ein Lied singen können.
Auf YouTube gibt es auch eine Art Diskussionsplattform, die kaum moderiert wird, was bei politischen Themen dann schnell in gegenseitige Unterstellung von Dummheit ausartet.
Und nicht zuletzt gibt es da die unsichtbare Hand der politischen Korrektheit, die immer tiefer in die Debattenkultur eingreift.
Vor mehr als 10 Jahren als Microsoft noch die Vorherrschaft über die Rechner hatte, starteten die einen Versuch, über die sogenannte TCPA-Plattform sicherzustellen, dass nur "vertrauenswürdige Software" auf den Geräten installiert werden kann. Smartphones, vor allem die von Apple, hatten das in Form der Stores von Anfang an und jetzt haben sowohl Amazon Web Services das Backend wie Apple/Google die App für eine große Diskussionsplattform zerschossen, die zwar auch, später hauptsächlich, von Trump-Fans benutzt wurde, aber schon voerher eher als "letzter Ort unmoderierten Austauschs" bekannt war.
Der Spiegel hat ja die Funktion, dass Beiträge von anderen bewertet werden und da sieht man, dass Texte, in denen von "Hausrecht gibt das Recht alles zu machen" abgewichen wird, schnell niedergeklickt werden. Da das Blatt hauptsächlich von Linken besucht und betrieben wird, wundert mich das nicht, denn die Zensurmechanismen arbeiten ja dann in deren Sinne.
Wie sind Eure Überlegungen dazu? Mich würde sehr interessieren, wie auch Leute verschiedenen Alters dazu denken.
AW: Meinungsäußerung vs. Hausrecht
Das Thema ist hier regelmäßig aktuell.
Dass Platformen wie Twitter sich wenig glaubwürdig machen, wenn sie die Auslegung ihrer eigenen Regeln selektiv anpassen, ist das eine Sache. Letztendlich gilt aber nunmal Hausrecht. Ich nehme hier kostenlos eine Leistung in Anspruch, die das Team mir stellt. Wenn mir die Regeln nicht passen, muss ich hier nicht schreiben bzw muss mir was anderes suchen. Hier die Regeln ändern zu wollen, ist unverschämt.
AW: Meinungsäußerung vs. Hausrecht
Zitat:
Zitat von
StaticBool
Ein interessantes Thema, das mit der Sperrung von Trumps Account wieder in den Vordergrund rückte.
In der vernetzten Welt war ich schon ziemlich früh. Anfangs gab es da noch deutlich mehr als nur das Internet und mittlerweile sehne ich diese Zeiten herbei. Es gab etwas, das heute viele von damals als "Intelligenzbarriere" bezeichnen. Wenn man einen Rechner in den 80ern oder 90ern überreden wollte, Nachrichten im Usenet, FIDOnet oder anderen Netzen auszutauschen, brauchte man ein technisches Verständnis, das von den Trumpfans oder AfD-Wählern wohl nur die wenigsten aufbringen konnten.
In den 2000ern gab es immerhin noch freie Foren wie dieses hier, in dem genügend Leute für einen echten Austausch aktiv waren, aber es nicht auf dem Radar irgendeines Politikers auftauchte. Ältere Politiker, die sich alles ausdrucken lassen, nehmen nur "Facebook und Twitter" wahr. Im deutschsprachigen Raum waren es immerhin die großen Zeitungen, die Foren anboten.
Die haben aber zum einen das Problem, für eventuelle Klagen angreifbar und lukrativ zu sein und eben auch private Betreiber mit eigener Agenda. Die Spiegelforen etwa sind kaum noch nutzbar. Antworten und Beiträge werden immer erst gegengelesen und verschwinden nach nicht nachvollziehbaren Kriterien. Die eigenen Wortbeiträge der Moderatoren lassen dem Jargon nach den Schluss zu, dass es sich da um linke Studenten aus dem Aktivistenmillieu handelt und so wirkt auch die Richtung der Beiträge, die trotz heftiger Ausdrücke, persönlicher Übergriffe und vulgären Spotts nicht verschwinden.
Dann gibt es noch den Unterschied zwischen Plattformen und Foren. Facebook bietet so einige Funktionen unter anderem die, eine Diskussionsseite um ein Thema herum zu betreiben. Das wird dann wieder selbst moderiert und es geschieht ja nach Couleur des Betreibers mal so mal so.
Natürlich hat jeder die Möglichkeit, sein eigenes Ding hochzuziehen, aber das muss dann ja erst einmal Nutzer haben und sich im Zweifel auch wieder gegen Abmahnungen und andere Angriffe verteidigen. Zumal das eine Menge Zeit und Geld im Betrieb erfordert. Die Betreiber dieses Forums werden davon ein Lied singen können.
Auf YouTube gibt es auch eine Art Diskussionsplattform, die kaum moderiert wird, was bei politischen Themen dann schnell in gegenseitige Unterstellung von Dummheit ausartet.
Und nicht zuletzt gibt es da die unsichtbare Hand der politischen Korrektheit, die immer tiefer in die Debattenkultur eingreift.
Vor mehr als 10 Jahren als Microsoft noch die Vorherrschaft über die Rechner hatte, starteten die einen Versuch, über die sogenannte TCPA-Plattform sicherzustellen, dass nur "vertrauenswürdige Software" auf den Geräten installiert werden kann. Smartphones, vor allem die von Apple, hatten das in Form der Stores von Anfang an und jetzt haben sowohl Amazon Web Services das Backend wie Apple/Google die App für eine große Diskussionsplattform zerschossen, die zwar auch, später hauptsächlich, von Trump-Fans benutzt wurde, aber schon voerher eher als "letzter Ort unmoderierten Austauschs" bekannt war.
Der Spiegel hat ja die Funktion, dass Beiträge von anderen bewertet werden und da sieht man, dass Texte, in denen von "Hausrecht gibt das Recht alles zu machen" abgewichen wird, schnell niedergeklickt werden. Da das Blatt hauptsächlich von Linken besucht und betrieben wird, wundert mich das nicht, denn die Zensurmechanismen arbeiten ja dann in deren Sinne.
Wie sind Eure Überlegungen dazu? Mich würde sehr interessieren, wie auch Leute verschiedenen Alters dazu denken.
Wo warst Du die letzten 9 Jahre? Oder andersrum...warum nicht im HPF? :cool:
AW: Meinungsäußerung vs. Hausrecht
Zitat:
Zitat von
BrüggeGent
Wo warst Du die letzten 9 Jahre? Oder andersrum...warum nicht im HPF? :cool:
Hauptsächlich war ich im Usenet und einem eigenen Forum oder eben bei den Online-Präsenzen der großen Zeitungen unterwegs. Aber die sind inzwischen so dermaßen übermoderiert, dass es keinen Spaß mehr macht, damit Lebenszeit zu verplempern.
AW: Meinungsäußerung vs. Hausrecht
Zitat:
Zitat von
MorganLeFay
Dass Platformen wie Twitter sich wenig glaubwürdig machen, wenn sie die Auslegung ihrer eigenen Regeln selektiv anpassen, ist das eine Sache. Letztendlich gilt aber nunmal Hausrecht. Ich nehme hier kostenlos eine Leistung in Anspruch, die das Team mir stellt. Wenn mir die Regeln nicht passen, muss ich hier nicht schreiben bzw muss mir was anderes suchen. Hier die Regeln ändern zu wollen, ist unverschämt.
Das muss man aber eben nicht gut finden / genauso sehen. Zumal die "Knappheit" dieser Leistung wie im Beispiel Appstores künstlich herbeigeführt wurde. Es ist dann eben nicht mehr möglich, etwas anderes zu suchen, weil eben (fast) alle bei Facebook / FAZ / Spiegel / Twitter sind. Was ich abseits davon schreibe, kann ich zwar schreiben, liest aber keiner oder reagiert darauf. Oder es ist eine Filterblase.
Die Zeit hat gezeigt, dass es zu genau solchen Klumpungen gekommen ist. Facebook, vielleicht noch die Zeitungsseiten, haben die Hoheit über den Diskurs. Entweder bin ich dort vertreten oder unsichtbar.
AW: Meinungsäußerung vs. Hausrecht
Zitat:
Zitat von
StaticBool
Das muss man aber eben nicht gut finden / genauso sehen. Zumal die "Knappheit" dieser Leistung wie im Beispiel Appstores künstlich herbeigeführt wurde. Es ist dann eben nicht mehr möglich, etwas anderes zu suchen, weil eben (fast) alle bei Facebook / FAZ / Spiegel / Twitter sind. Was ich abseits davon schreibe, kann ich zwar schreiben, liest aber keiner oder reagiert darauf. Oder es ist eine Filterblase.
Die Zeit hat gezeigt, dass es zu genau solchen Klumpungen gekommen ist. Facebook, vielleicht noch die Zeitungsseiten, haben die Hoheit über den Diskurs. Entweder bin ich dort vertreten oder unsichtbar.
Es muss ja niemand gut finden oder genauso sehen wie ich.
Die Verknappung im Appstore ist m.E. allerdings ein anderes Problem bzw. liegt eine Ebene früher.
Aber auf einer Plattform unterliege ich als User den Regeln, die vom Team / Eigentümer / Betreiber aufgestellt werden. Da gibt es meiner Meinung nach wenig zu streiten, da private Plattformen eben privat sind und keiner Neutralitäts- oder Informationspflicht unterliegen.
Was du als "Klumpung" bezeichnest, ist schlicht die natürliche Konsequenz von Netzwerkeffekten. Inwieweit man die unterbinden will, indem man in den Markt eingreift, steht dann wieder auf einem anderen Blatt.
AW: Meinungsäußerung vs. Hausrecht
Heute bin ich wieder bei Facebook für 24 Stunden gesperrt, weil ich auf "Klaukids" und "Oliver Twist" hingewiesen habe. Es ist eine Tatsache, dass in Rumänien Kinder aufs Klauen trainiert und nach Deutschland geschickt werden. Das war bereits in dem Gesellschaftsrom von Charles Dickens "Oliver Twist" thematisiert.
Es ist erschreckend, wie unwissend diese Leute auf Platformen wie FB sind.
Kürzlich wollten sie mich für einen Tag sperren, weil ich ein Zitat aus Friedrich Schillers "Die Glocke" gebracht hatte.
Alles sei "Hassrede". OMG.
AW: Meinungsäußerung vs. Hausrecht
@MorganLeFay Würde es Dir dann keine Sorgen bereiten, wenn die maßgeblichen Debatten nur noch im Rahmen von Zuckerbergs Gnaden stattfinden dürfen?
Der war ja nur so lange für Meinungsfreiheit wie er damit nichts riskierte. Und auch das Oligopol der deutschen Plattformen zensiert im Sinne der politischen Korrektheit, weil sich dann niemand auf den Schlips getreten fühlt, der medienwirksam klagen könnte.
Wer das kritisiert, wird gecancelt. Der Ausdruck trifft es sehr gut!
AW: Meinungsäußerung vs. Hausrecht
Zitat:
Zitat von
StaticBool
Wenn man einen Rechner in den 80ern oder 90ern überreden wollte, Nachrichten im Usenet, FIDOnet oder anderen Netzen auszutauschen, brauchte man ein technisches Verständnis, das von den Trumpfans oder AfD-Wählern wohl nur die wenigsten aufbringen konnten.
Ich wußte gar nicht, daß Donald Trump in den 80ern und 90ern schon US-Präsident war und daß die AfD da schon existierte.:?
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Zitat:
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laurin
Ich wußte gar nicht, daß Donald Trump in den 80ern und 90ern schon US-Präsident war und daß die AfD da schon existierte.:?
Das zwar nicht, aber das Klientel gab es schon. Es war halt der eine Dorftrottel oder Altnazi, den man ignorieren konnte.
Das Netz war aber eher genau eine Filterblse für Nerds. Unter denen findet man selten Rechtsextreme, weil sie zumeist überdurchschnittlich gebildet sind.