"Bedrohung für die Gesellschaft"
Die Katholische Kirche hat wieder für Aufruhr gesorgt: In einem Dokument der vatikanischen Glaubenskongregation verurteilt sie die Homo-Ehe als "unmoralisch" und als "schwere Bedrohung für die Gesellschaft". Zugleich ruft sie katholische Politiker zum Widerstand gegen entsprechende Gesetze auf.
Homosexuelle Handlungen sind unmoralisch
In einem Frontalangriff auf die Homo-Ehe heißt es in dem Papier, das von Papst Johannes Paul II. genehmigt wurde: "Die Ehe ist heilig, während homosexuelle Handlungen gegen das Moralgesetz der Natur verstoßen." Die rechtliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften oder ihre Gleichstellung mit der Ehe würden nicht nur die Anerkennung abweichenden Verhaltens bedeuten, sondern auch Grundwerte verdecken, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören, schreiben die Mitglieder der Glaubenskongregation unter der Leitung des deutschen Kardinals Joseph Ratzinger weiter.
Scharfe Kritik von Politikern
Während die katholische deutsche Bischofskonferenz das Dokument ausdrücklich begrüßte, stieß es bei Politikern sowie Schwulen- und Lesbenverbänden in Deutschland auf scharfe Kritik. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz Kardinal Karl Lehmann betonte zugleich, Homosexuelle dürften nicht diskriminiert werden. Ihnen sei mit "Achtung und Takt zu begegnen". Die Legalisierung Ehe-ähnlicher homosexueller Partnerschaften füge dem Gemeinwohl aber längerfristig schweren Schaden zu.
NRW-CDU-Chef weist Aufforderung zurück
In dem Papier werden zudem katholische Politiker aufgerufen, gegen Gesetze zur Homo-Ehe zu stimmen. Wo sie bereits erlassen worden seien, sollten Politiker ihre Aufhebung anstreben. Der nordrhein-westfälische CDU-Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers wies diese Aufforderung entschieden zurück. "Ich bin praktizierender Katholik. Aber es ist nicht meine Aufgabe, als Politiker den Leuten zu sagen, wie sie zu leben haben", sagte Rüttgers. Es handelt sich um den zweiten Appell dieser Art in diesem Jahr.
CSU: Im Sinne der Verfassung
Auch die Landtags-CSU will die homosexuelle Lebensgemeinschaft weiter akzeptieren, obwohl sie deren Einführung noch scharf kritisiert hatte. Das Bundesverfassungsgericht habe entschieden, dass die eingetragene Lebenspartnerschaft rechtmäßig sei, sagte der kirchenpolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Walter Eykmann. Im Interesse des Rechtsfriedens und der Rechtssicherheit respektiere die CSU dieses Urteil, auch wenn sie es für falsch halte.
Engstirniger Fanatismus
Unterdessen kritisierte FDP-Chef Guido Westerwelle, die Vatikan-Erklärung als "völlig überholtes Gesellschaftsverständnis". Ein Boykottaufruf gegen gleichgeschlechtliche Ehen stehe in der selben absurden Tradition wie die Erklärung, dass Kondome von Gott verboten seien. Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck, sprach von einem "traurigen Dokument eines engstirnigen Fanatismus". Er warf dem Vatikan vor, anders als protestantische Kirchen und viele katholische Theologen und Priester homosexuelle Handlungen als schwere Sünde zu verteufeln.
"Hetze gegen Lesben und Schwule"
Der Vatikan lege einen ebenso weltfremden wie menschenfeindlichen Dogmatismus an den Tag, kritisierte der Lesben- und Schwulenverband. "Das ist unverhohlene Hetze gegen die Minderheit der Lesben und Schwulen", erklärte die Organisation.
Seit 2001 Homo-Ehe in Deutschland
In Deutschland können Schwulen und Lesben seit 2001 eine so genannte Lebenspartnerschaft eingehen, die ihnen eheähnliche Rechte gewährt. Seit 1998 gibt es in den Niederlanden eine solche eingetragene Partnerschaft - Ende 2000 wurde dort ein Gesetz verabschiedet, dass die Ehe für Homosexuelle öffnet und ihnen auch Adoptionsrechte gewährt. Dagegen ist die Homo-Ehe in den USA - außer im Bundesstaat Vermont - grundsätzlich nicht möglich. Erst vor kurzem hatte sich Präsident George W. Bush gegen eine solche Ehe ausgesprochen.
lbo
http://t-news.t-online.de/zone/news/...n-homoehe.html