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Die vergessene Architectura Navalis
Ich möchte hier einmal an eine untergegangene Architekturform erinnern, die nicht die ortsgebundene Immobilie sondern die hölzerne "Mobilie" zum Gegenstand hat.
Wo in der Landarchitektur der rechte Winkel die Koordinaten bestimmt, sind es in der Schiffsarchitektur die Rundungen, die den Schiffskörper in kompliziertester Weise definieren. Und nicht die erdgebundene Statik sondern die Dynamik der umgebenden Elemente Wind und Wasser bestimmen die Grundregeln dieser besonderen Architekturform, die als solche kaum noch und allenfalls klischeehaft wahrgenommen wird.
Erwartungsgemäß wird das hier eher ein Monolog werden, da die Kenntnis der Schiffbaugeschichte keine allzu verbreitete ist. Falls Interesse besteht, werde ich aber gerne einmal die letzten tausend Jahre Schiffbauhistorie unter dem besonderen architektonischen Aspekt mit Bildbeispielen und schriftlichen Quellen belegt darlegen >8-)
Hier als Einstieg das erhaltene Heck des schwedischen Schoners Amphion des berühmten Schiffsarchitekten Fredrik Henrik af Chapman (1721-1808):
https://encrypted-tbn1.gstatic.com/i...UCAgee9G9pKVA5
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Ich kann es kaum erwarten :appl:
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
"Faszinierend!" ( Spock; Enterprise ; Logbucheintrage 21498666458 )
Ich habe mal die Wasa als Modell aus Plastik gebaut.
Das Heck ............. Ein Kunstwerk!
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Zitat:
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Leif
Ich kann es kaum erwarten :appl:
Im Ernst? Cool, dann bis heute abend...:-)
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Zitat:
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Brotzeit
"Faszinierend!" ( Spock; Enterprise ; Logbucheintrage 21498666458 )
Ich habe mal die Wasa als Modell aus Plastik gebaut.
Das Heck ............. Ein Kunstwerk!
http://edithandfranz11stockholm.file...vasa.jpg?w=900
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Das war alles mal farbig gefasst und vergoldet. Aber auch diese ranzige Ruinenästhetik hat ihren Reiz :-)
Hupps! Sollte eigentlich ne Bildunterschrift werden, hehe...%-)
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Zitat:
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Heifüsch
Im Ernst? Cool, dann bis heute abend...:-)
Freu mich schon :)
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Zitat:
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Leif
Freu mich schon :)
Na denn mal los :-)
Keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Am besten in der Antike. Allerdings ist das so umfangreich, was die Ägypter, Phönizier, Griechen, Minoer, Karthager und Römer damals bauten, daß ich nur mal ein paar Beispiele überlebender Zeugen des damaligen Schiffbaus anführen möchte.
Erst mal das berühmte Cheops-Schiff, das die Jahrtausende fein säuberlich in seine Einzelteile zerlegt im Wüstensand überlebte, dann ausgegraben wurde und nun im Zeitraffer verrottet:
http://www.aegypten-online.de/typo3t...a40828e7b3.jpg
Die Vorgänger dieser Schiffe wurden noch aus Papyrusstauden zusammengefügt, deren Enden vorn und achtern hochgebogen wurden. (Thor Heyerdahl hatte einen solchen "schwimmenden Heuhaufen" einmal nachempfunden und damit den Atlantik überquert.) Interessanterweise orientierten sich die späteren Holzschiffe dann immer noch an der ursprünglich papyrusbedingten Steven-Optik und ahmten diese ehemals hochgebundenen Enden nun vollkommen zweckfrei in Holz nach :-)
Hier ein Modell dieser "Barke":
http://www.coellen-cork.com/images/barke.jpg
Eleganter lässt sich so etwas kaum noch gestalten. Achtern (hier links) erkennt man den seltsam einwärtsgebogenen Steven. Genau so wurden in früherer Zeit die Papyrusbündel geknickt und mit einem Tau fixiert :-) Eine Besegelung ist hier nicht vorgesehen, bei größeren Schiffen war sie aber durchaus gebräuchlich. Da sich die ägyptische Schiffahrt auf den Nil beschränkte, erwies sich der dort vorherrschende Nordwind als äußerst günstig, um stromaufwärts zu segeln. Stromabwärts ließ man sich einfach treiben...
"Das Bootsmuseum mit dem Sonnenschiff des Cheops. Im Mai 1954 fanden zwei ägyptische Archäologen des ägyptischen Antikendienstes bei Aufräum- und Säuberungsarbeiten an der Südflanke der Cheopspyramide zwei riesige steinerne Bootsgruben von jeweils mehr als 30 Metern Länge. Eine davon wurde geöffnet, die andere ist bis heute verschlossen, wurde allerdings 1987 mit einer speziellen Minikamera, die durch ein kleines Loch ins Innere der Bootsgrube eingeführt wurde, fotografiert. Die östliche Grube, die geöffnet wurde, beinhaltete 1224 sehr gut konservierte Einzelteile des zerlegten Bootes. Ägyptische Restauratoren unter der Leitung des Spezialisten Ahmed Youssef haben mehr als 10 Jahre sorgfältig die Einzelteile analysiert und das Schiff nach den altägyptischen Konstruktionsmarken, die an den Einzelteilen angebracht waren, wieder zusammengefügt Die Bootsplanken und Teile wurden nicht mit Nägeln oder Metalldübeln zusammengesetzt, sondern nach alter Bauweise mit Stricken zusammengebunden. Heraus kam ein 43 Meter langes und 5,6 Meter breites, elegantes Barkenschiff aus feinstem, libanesischen Zedernholz mit großer Schiffskajüte, einem Kajütenzelt für den Kapitän und langen Holzrudern. Nach 4500 Jahren sieht es nun beinahe wie neu aus und ist somit das älteste, komplett erhaltene, Holzschiff der Welt. Um es vor Wind und Wetter zu schützen und den Besuchern die Besichtigung des Schiffes zu ermöglichen, hat man eigens für das Schiff ein Museum gebaut. Vor der Ostseite der Pyramiden liegen ebenfalls drei große Schiffsgruben. Sie sind aber schon seit langer Zeit aufgedeckt und ausgeraubt."
http://www.aegypten-online.de/reisef...pspyramide.htm
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Hier nun die Rekonstruktion einer griechischen Triere oder Trireme, eines Kriegsschiffes aus dem 5. Jahrhundert v.u.Z. Sportstudenten üben das koordinierte Rudern. Gar nicht so einfach und äußerst schweißtreibend, wie man sieht :-)
Die Galeeren der Neuzeit hatten dann nicht mehr diese bis zu fünf verschiedenen mit Ruderern besetzten Ruderreihen sondern nur noch eine einzige, wobei bis zu sieben Mann an einem einzigen Riemen (Ruder) zerrten. Antike Galeeren waren auch nicht mit Sklaven bemannt, wie der Film "Ben Hur" suggeriert. Das wurde ebenso erst in der Neuzeit praktiziert. Entweder mit moslemischen Kriegsgefangenen oder mit Sträflingen, die mit Ketten an die Ruderbänke fixiert waren :-(
http://www.youtube.com/watch?v=7da52cJLwW8
http://en.wikipedia.org/wiki/Olympias_%28trireme%29
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Hier nun ein Beispiel römischer Schiffbaukunst, bei dem sich die Architectura Navalis und die Landarchitektur besonders nahekommen. Zwei riesige "Lustschiffe" wurden in den 30er Jahren auf dem Grund des Nemisees bei Rom entdeckt. Mussolini befahl, den See trockenzulegen und die Schiffe zu bergen...
http://de.wikipedia.org/wiki/Nemi-Schiffe#Die_Schiffe
http://www.wehrgeschichte-salzburg.a...r/PICT2796.JPG
Eins der Schiffe im Modell...
https://encrypted-tbn0.gstatic.com/i...HI3EJzeUyCdtXQ
Solche Bronzebeschläge fanden sich an Bord der Wracks. Ebenso eine "Fußbodenheizung", Kettenpumpen und Bleiplatten zum Schutz der Schiffsrümpfe, wie sie erst von den Spaniern im 16. Jahrhundert wieder eingeführt wurden, um ihre Schiffe gegen den karibischen Teredo Navalis (Schiffsbohrmuschel) zu schützen.
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Toller Strang! Glückwunsch. Ein bißchen Werbung für meinen Lieblingsstrang ist hoffentlich erlaubt:
http://www.politikforen.net/showthre...hten-Fliegerei
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Zitat:
Zitat von
Geronimo
Danke, ich weiß das zu schätzen >&-)=
Wenn´s die Schiffe nicht gäbe würde ich mich wohl auch mit Flugzeugen beschäftigen. Die betreiben eigentlich auch nichts anderes als die Fortführung der Schiffahrt mit anderen Mitteln :-)
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So, Schluß jetzt mit der Antike. Komischerweise hatten diese Schiffe keinerlei Einfluß auf das, was sich gegen Ende des ersten Jahrtausends in Nordeuropa als der Prototyp unserer aktuellen Schiffe entwickeln sollte. Alles, was auf unseren heutigen Meeren schwimmt hat seinen Ursprung in diesen drei bescheidenen Schiffstypen, die eigentlich so gar nicht mit ihren hochgezüchteten antiken Pendants konkurrieren konnten:
1. Das skandinavische Wikingerschiff. Ein klinkergebautes Langschiff unterschiedlichster Größe mit einem kurzen Mast mit Rahsegel. Symmetrisch in der Form, schlank und elastisch im Wasser liegend und in einigen mehr oder weniger gut erhaltenen Exemplaren in dänischen und norwegischen Museen anzutreffen :-)
Eine kürzere, kompaktere und hochbordigere Variante, die "Knorre", diente als Transport- und Handelsschiff. Anzunehmenderweise wurde dieser Typ von den Entdeckern Islands, Grönlands und Neufundlands bevorzugt verwendet.
2. Die Kogge (eigentlich "der" Koggen). Eine originär friesische Entwicklung mit flachem kraweelgebautem Boden (Planken auf Stoß) und ab der Aufkimmung (Knick der Bordwand nach oben) klinkergebauten Bordwänden ( Planken überlappen sich dachziegelartig). Die Steven (vorderer und hinterer (achterer) senkrechter Abschlußbalken des Schiffsrumpfes in Verlängerung des Kiels) sind im Gegensatz zu den gekrümmten Steven der Wikingerschiffe gerade ausgeführt. Massive Decksbalken durchstossen hier die Bordwände.
Koggen hatten ebenso wie Wikingerschiffe grundsätzlich nur einen Mast und ein Rahsegel, das durch das Anschlagen von "Bonnets" vergrößert werden konnte. Umgangssprachlich gilt heute zwar alles als "Kogge", was älter aussieht als die Gorch Fock, aber davon sollte man sich nicht beirren lassen. Ab etwa 1400 starb dieser Schiffstyp unwiederbringlich aus und wenn berufene Laien mehrmastige Schiffe immer noch als Kogge bezeichnen, dann darf man sie getrost als Ignoranten bezeichnen :-)
3. Der "Holk", der mysteriöseste der drei genannten Typen. Einfach weil noch nicht die geringste Spur eines Originalexemplars gefunden wurde. Man ist hier tatsächlich auf schlichte Münzabbildungen angewiesen, auf simplifizierte Siegeldarstellungen und auf einen bei Manufaktum angebotenen englischen Korb, der alle Konstruktionsmerkmale eines veritablen Holks aufweist :-)
Ursprünglich stammt dieser Typ aus England und/oder Flandern. Ich bin da nicht auf dem genauen Stand der Forschung, aber wenn sich hier Sensationelles ergeben hätte, wäre mir das nicht entgangen...
Abbildungen erfolgen morgen :-)
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Absolut grandios, vielen Dank! :gp:Nicht allein informativ, sondern auch sehr unterhaltsam zu lesen :appl:
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Danke :-) Jetzt zu den Wikingerschiffen:
Wikingerschiffe sind sehr praktisch. Wenn man eins findet kann man es prima zu Feuerholz verarbeiten und damit seine Feldküche betreiben. So jedenfalls im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 geschehen, als österreichische Truppen einen Zufallsfund auf diese Weise sinnvoll nutzten.
Als dann später das Gokstadschiff und das prächtige Osebergschiff entdeckt wurden, ging man zum Glück sensibler mit den Dingern um, konservierte sie und präsentierte sie der staunenden Öffentlichkeit.
Diese Funde lösten eine wahre Begeisterungswelle für die nordische Schiffahrtshistorie und für antike Schiffe im Allgemeinen aus und markieren somit den Beginn der wissenschaftlichen Erforschung und Rekonstruktion der Architectura Navalis :-)
http://www.bilder-hochladen.net/file...23p-a-d3d9.jpg
Ein Modell des Gokstadschiffes... http://de.wikipedia.org/wiki/Gokstad-Schiff (Im Hintergrund das Modell des Osebergschiffs)
http://www.wikinger-normannen.ch/ima...d%20schiff.jpg
Das Original im Wikingerschiff-Museum in Bygdøy, Oslo
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Einfach nur wundervoll! Und ich muss mir in Vorlesungen anhören, Design sei eine Erfindung des 20ten Jahrhunderts :D
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Zitat:
Zitat von
Leif
Einfach nur wundervoll! Und ich muss mir in Vorlesungen anhören, Design sei eine Erfindung des 20ten Jahrhunderts :D
Von wegen! Die industrielle Vermurksung und Vermarktung von Design meinen die wohl :-)
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Auch Dänemark kann einige Wikingerschiffe aufweisen. Allerdings ist von denen kaum noch etwas übrig, da sie als Schiffssperre versenkt wurden und nicht als Grabstätte an Land dienten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schiffsfriedhof_von_Skuldelev
http://upload.wikimedia.org/wikipedi...kuldelevII.jpg
Neben solch traurigen Wracks unterschiedlicher Größe wurden in Skuldelev auch Reste von Knorren gefunden. Als Knorr oder Knorre bezeichnet man die kurze und hochbordige Variante der schlanken Langschiffe.
Hier ein Modell:
http://upload.wikimedia.org/wikipedi...dell_Knorr.jpg
Hier das Lübecker Stadtsiegel von 1226:
http://www.uni-bonn.de/%7Euph202/ima...gelluebeck.png
Dargestellt ist der Gründungsschwur der deutschen Hanse. Links der westfälische Kaufmann und rechts der Lübecker Schiffer. Und das an Bord keiner Kogge, sondern einer veritablen Knorre, hier sogar mit Drachensteven. Dieser Schiffstyp hat die Wikingerzeit also noch um einige Jahre überlebt :-)
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Bravo, Heifüsch. Ich liebe alte hölzerne Schiffe mit Segeln... scheiß Metallgedöns des Industralisierungszeitalters bitte draußen bleiben.
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Zitat:
Zitat von
Cetric
Bravo, Heifüsch. Ich liebe alte hölzerne Schiffe mit Segeln... scheiß Metallgedöns des Industralisierungszeitalters bitte draußen bleiben.
Vollkommen d´accord! An diesen Blechbüchsen beissen sich Heifüsche auch die Zähne aus >&-)=
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Zufällig auch mein Interessengebiet. Vielleicht finde ich in meinen Büchern paar hübsche Bilder für deinen Strang... sogar Konstruktionspläne für Fregatten, falls einer von euch sowas bauen und vor Somalia Piraten jagen möchte...
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Will mal nicht die chronologische Reihenfolge durcheinanderbringen ;)
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Zitat:
Zitat von
Cetric
Zufällig auch mein Interessengebiet. Vielleicht finde ich in meinen Büchern paar hübsche Bilder für deinen Strang... sogar Konstruktionspläne für Fregatten, falls einer von euch sowas bauen und vor Somalia Piraten jagen möchte...
Fregatten tauchen voraussichtlich auf Seite 20 auf, falls ich die Chronologie beibehalten kann. Ich geb dir dann Bescheid :-)
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Zitat:
Zitat von
Leif
Ein indisches Hausboot
Da würde ich sofort einziehen und mir hier an der Spree nen Liegeplatz suchen :-) Das ist alles geflochten, wie´s aussieht %-)
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So, und jetzt haltet euch bitte alle fest. Das wird einem u.a. angeboten, wenn man bei Google "Kogge" eingibt: >x´(
http://cdn.fotocommunity.com/images/...-a23953624.jpg
Und so sahen diese Kisten tatsächlich aus. Hier die weltberühmte Bremer Kogge von 1380:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bremer_Kogge_%281380%29
http://www.denkmalpflege.bremen.de/f...2028052008.JPG
Hier dasselbe nochmal als Nachbau (sog. Kieler Kogge):
http://www.hansekogge.de/hkwcms/cont...1fac7ca26b.jpg https://upload.wikimedia.org/wikiped...e_von_1380.jpg
Ein (ergänztes) Modell des Bremer Koggenfunds mit unvollständigem Heck- und fehlendem Bugkastell :-(
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Zitat:
Zitat von
Leif
Will mal nicht die chronologische Reihenfolge durcheinanderbringen ;)
Nee, sowas funktioniert nicht :-) Ich find´s auch immer ganz angenehm, wenn solche Stränge zwischendurch etwas aufgelockert werden. Solange keiner die Angela Merkel oder den Papst ins Spiel bringt, ist hier alles erlaubt :-))
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Aus Chapmans 'Architectura Navalis Mercatoria', erschienen 1768 Stockholm:
"Nr. 12. Heckboot 2. Klasse, mit FregattTakelung.
Länge über Steven 148 3/4 Fuß
Breite auf Spant 37 5/6 Fuß
Konstruktions-Tiefgang 20 Fuß 4 Zoll
Tragfähigkeit 389 schwere Lasten
Hauptspantquerschnitt 594 Quadratfuß
Fläche der obersten Wasserlinie 4727 Quadratfuß
Deplacement 61498 Kubikfuß
Gesamtbaukosten des Schiffes 70659 Kronen."
http://www.imgbox.de/users/Cetric/HP...boot_No_12.jpg
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Eine Venezianische Kogge, 13. Jahrhundert (in meinem Buch genannt: 1207), 2 Masten mit Lateinsegeln:
Länge 28,5m
Breite 7,00m
Tiefgang 3,00m
Verdrängung 140 to
Segelfläche 186 qm
Besatzung 28 Mann.
Eingesetzt im Levante-Handelsverkehr, östlicher Mittelmeerraum bis Schwarzes Meer.
http://www.imgbox.de/users/Cetric/HP...gge_13_JHD.jpg
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Zitat:
Zitat von
Cetric
Aus Chapmans 'Architectura Navalis Mercatoria', erschienen 1768 Stockholm:
"Nr. 12. Heckboot 2. Klasse, mit FregattTakelung.
Länge über Steven 148 3/4 Fuß
Breite auf Spant 37 5/6 Fuß
Konstruktions-Tiefgang 20 Fuß 4 Zoll
Tragfähigkeit 389 schwere Lasten
Hauptspantquerschnitt 594 Quadratfuß
Fläche der obersten Wasserlinie 4727 Quadratfuß
Deplacement 61498 Kubikfuß
Gesamtbaukosten des Schiffes 70659 Kronen."
Ja, Chapman machte aus dem guten alten Schiffbauerhandwerk eine absolute Ingenieurswissenschaft. Voriges Jahr konnte ich einmal in einer Originalausgabe seiner Architectura Navalis Mercatoria blättern. Kein Vergleich zu den kleinen Reprints und hätte ich das nötige Kleingeld gehabt, hätte ich dieses wunderbare Buch meiner Sammlung einverleibt :-)
Einige seiner Entwürfe mögen zwar konstruktiv durchdacht sein, aber ästhetisch ansprechend finde ich sie nicht unbedingt. Der Heckspiegel seiner "Amphion" in #1 ist allerdings ein absolutes Kunstwerk :-)
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Zitat:
Zitat von
Cetric
Eine Venezianische Kogge, 13. Jahrhundert (in meinem Buch genannt: 1207), 2 Masten mit Lateinsegeln:
... Eingesetzt im Levante-Handelsverkehr, östlicher Mittelmeerraum bis Schwarzes Meer.
Das dürfte eine Illustration von Björn Landström sein. Eine Cocca ist das allerdings nicht, auch wenn diese Bezeichnung immer wieder für solche Schiffe Verwendung findet. Dieser gezeigte Typ geht direkt auf die antike römische Corbita zurück, einem Standardfrachter des Mittelmeers. Zu byzantinischer Zeit erhielten diese Schiffe dann ihre typische Lateinerbesegelung, die auf Coccas nie anzutreffen war.
http://www.artsales.com/ARTistory/An...s/Mercha33.jpg Rekonstruktionszeichnung einer Corbita mit doppelten Seitenrudern
Corbita-Relief aus dem 2. Jhdt:
http://farm8.staticflickr.com/7012/6...d1069711_m.jpg
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Zitat:
Zitat von
Heifüsch
Ja, Chapman machte aus dem guten alten Schiffbauerhandwerk eine absolute Ingenieurswissenschaft. Voriges Jahr konnte ich einmal in einer Originalausgabe seiner Architectura Navalis Mercatoria blättern. Kein Vergleich zu den kleinen Reprints und hätte ich das nötige Kleingeld gehabt, hätte ich dieses wunderbare Buch meiner Sammlung einverleibt :-)
Einige seiner Entwürfe mögen zwar konstruktiv durchdacht sein, aber ästhetisch ansprechend finde ich sie nicht unbedingt. Der Heckspiegel seiner "Amphion" in #1 ist allerdings ein absolutes Kunstwerk :-)
Handelsschiffahrt hat ja auch in erster Linie mit Geldverdienen zu tun, leider weniger mit Ästhetik.
Meine Reprint-Ausgabe von Chapman ist von 1984, Verlag Delius Klasing Bielefeld. Format 24,2x34,5cm. Solides gebundenes Buch, gibt's heute wohl gar nicht mehr (scheiß Paperback...und Computergrafik wohin man schaut), mit Faltplänen drinnen. Gelegenheitskauf von Ebay, 6 Euro.
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Zitat:
Zitat von
Cetric
Handelsschiffahrt hat ja auch in erster Linie mit Geldverdienen zu tun, leider weniger mit Ästhetik.
Meine Reprint-Ausgabe von Chapman ist von 1984, Verlag Delius Klasing Bielefeld. Format 24,2x34,5cm. Solides gebundenes Buch, gibt's heute wohl gar nicht mehr (scheiß Paperback...und Computergrafik wohin man schaut), mit Faltplänen drinnen. Gelegenheitskauf von Ebay, 6 Euro.
Ebay ist tatsächlich ein Segen für uns! Ich darf aber gar nicht daran denken, was ich für meine schätzungsweise 800 Schiffsbücher einmal ausgegeben habe, die einem heute für fast umsonst hinterhergeschmissen werden... >x.(
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Zitat:
Zitat von
Heifüsch
Ebay ist tatsächlich ein Segen für uns! Ich darf aber gar nicht daran denken, was ich für meine schätzungsweise 800 Schiffsbücher einmal ausgegeben habe, die einem heute für fast umsonst hinterhergeschmissen werden... >x.(
Freu dich doch, daß du so zu Schnäppchen kommst. Weil die Idioten da draußen das Lesen verlernen und offenbar Bücher ihrer Eltern usw keine Verwendung mehr finden. Mit manchen anderen Sachen ist es genauso. Sauteure optische Fotokameras (nicht digitale) oder Hifi-Komponenten werden von der Generation Smartphone verramscht, da heißt es zugreifen, ehe sich eine neue Liebhaber-Szene bildet und zugreift.
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Zitat:
Zitat von
Cetric
Freu dich doch, daß du so zu Schnäppchen kommst. Weil die Idioten da draußen das Lesen verlernen und offenbar Bücher ihrer Eltern usw keine Verwendung mehr finden. Mit manchen anderen Sachen ist es genauso. Sauteure optische Fotokameras (nicht digitale) oder Hifi-Komponenten werden von der Generation Smartphone verramscht, da heißt es zugreifen, ehe sich eine neue Liebhaber-Szene bildet und zugreift.
Stimmt schon. Für nautische Antiquitäten ist die beste Zeit allerdings längst vorbei. Was da an Kostbarkeiten für wenig Geld verscherbelt wurde,... unglaublich! Heute findet man nur noch den üblichen maritimen Kitsch, ausgestopfte Meerjungfrauen, Steuerräder und so was alles >&.)=
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Ich suche auf ebay nur Pottwalzähne, immer vergeblich. Und auf Inuit-Folklore kann ich verzichten! Noch einmal das Hausboot. Da gibt es zum Teil Exemplare, die einem wirklich eine Vorstellung der Lustschiffe römischer Kaiser verschaffen...
http://farm3.staticflickr.com/2594/5...f72ae10d_b.jpg
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Zitat:
Zitat von
Leif
Ich suche auf ebay nur Pottwalzähne, ...
Ich habe den eines Männchens. Wieviel würdest du denn dafür bieten?
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Zitat:
Zitat von
Shahirrim
Ich habe den eines Männchens. Wieviel würdest du denn dafür bieten?
Käme auf Größe und Gewicht an. 10-15cm 60-100 Euro.
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AW: Die vergessene Architectura Navalis
Zitat:
Zitat von
Leif
Ich suche auf ebay nur Pottwalzähne, immer vergeblich. Und auf Inuit-Folklore kann ich verzichten! Noch einmal das Hausboot. Da gibt es zum Teil Exemplare, die einem wirklich eine Vorstellung der Lustschiffe römischer Kaiser verschaffen...
Ach siehste, ...das wollte ich ja noch posten:
https://www.youtube.com/watch?v=kdrH8qrMcAs
Und die Pottwalzähne sind natürlich meist aus Plastik >8-(
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Das Nydamboot oder -schiff hätte ich fast vergessen! Als früher Vorläufer des Wikingerschiffs ist dieser Fund unersetzlich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nydam-Schiff
Nydam-Schiff
http://upload.wikimedia.org/wikipedi...ydamboat.2.jpg http://bits.wikimedia.org/static-1.2...gnify-clip.png
Nydam-Schiff, Schloss Gottorf Schleswig
Das Nydam-Schiff oder auch Nydam-Boot (dänisch: Nydambåden) ist ein Ruderboot, das etwa 320 n. Chr. im Nydam-Moor (Südjütland) geopfert und im Jahre 1863 wieder ausgegraben wurde. Es war ein hochseetaugliches Kriegsfahrzeug, welches als schneller Truppentransporter bis zu 45 Mann aufnehmen konnte. Das Nydam-Schiff ist in der Nydam-Halle des Archäologischen Landesmuseums in Schloss Gottorf, in Schleswig ausgestellt. Zurzeit ist die Nydam-Halle mit dem Schiff wegen Vorbereitungsarbeiten für Besucher geschlossen. Am 14. April 2013 ist die Nydam-Halle im Rahmen einer Sonderausstellung über die Geschichte des Nydambootes für Besucher wieder geöffnet.[1]
Das Schiff
http://upload.wikimedia.org/wikipedi...ydamboat.1.jpg http://bits.wikimedia.org/static-1.2...gnify-clip.png
Nydam-Schiff, Schloss Gottorf
Das Nydam-Boot hat einen Schiffsrumpf in Klinkerbauweise mit einer ursprünglichen Länge von 22,84 m und einer maximalen Breite von 3,26 m. Die sich überlappenden Planken waren mit eisernen Nieten untereinander verbunden, was dem Rumpf eine große Festigkeit gab. Als Dichtung diente gewebter Wollstoff und eine teerige Masse. Es wurde früher angenommen, dass die Planken einteilig waren und sich über die gesamte Rumpflänge hinzogen. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass die meisten Planken aus zwei Teilen zusammengesetzt sind. Diese wurden in einer Stufe überlappend zusammengelascht. Anders als beispielsweise das etwa 670 Jahre ältere Hjortspring-Boot besaß das schlank gebaute Hochseefahrzeug einen echten, nach oben gezogenen Bug, der mit der Bodenplanke verbunden war. Die Eichenspanten waren wie beim Hjortspring-Boot an Zapfen gebunden, die beim Behauen stehen gelassen wurden. Diese so genannten Klampen dienten gleichzeitig auch als Auflage für die Duchten (Ruderbänke). Das Schiff hatte keine Segelvorrichtung und war alleine für den Antrieb mit Riemen eingerichtet, bei dem die Ruderer mit dem Rücken in Fahrtrichtung saßen. Als Ruderdollen dienten auf die Reling geschnürte Astdollen, die unterschiedlich geschmückt waren. In der Nähe des Bugs hatte es zwei geschnitzte, hölzerne Masken mit langen Bärten. Die Besatzung bestand aus 45 Mann, davon 36 Ruderer an den Riemen.
Das Fälldatum der Bauhölzer des Schiffs konnte dendrochronologisch in den Zeitraum zwischen 310 und 320 n. Chr. datiert werden. Es ist wahrscheinlich, dass das Schiff zwischen 340 und 350 in dem ehemaligen Opfersee versenkt wurde. Die Herkunft des Holzes deutet auf einen Bauort in Dänemark, Schleswig-Holstein oder Schonen hin...