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Schöne deutsche Gedichte
Einem Sommer
Sommer eh´du nun entwandelst
Über sonnenrote Höhn,
Soll dir meine Seele sagen
Wie du mir vor allen schön !
Wähne nicht, das meinem Herzen
Sommer so wie Sommer sei;
Seltsam wie der Wolken Wandel
Ziehn die Zeiten ihm vorbei.
Und wie du hervorgetreten
Aus der Zukunft ernstem Tor,
Atmete aus dumpfen Qualen,
Atmete dies Herz empor...
Dankbar will ich das nun singen:
Wie die Wiese lag im Glanz
Und du gingst am Rand im Schatten
Und dein Gehen war Klang und Tanz -
Wie auf Wolken du gefahren,
Deren Weg dein Hauch gebeut
Wie du in den hohen Himmel,
Weiße Rosen hingestreut -
Wie du aus des Nussbaums Wipfel
Durch Gezweige sahst herab
Wie du rote Blüte gossest
über ein versunknes Grab -
Wie im Wald am schwarzen Stamme
Stumm du standest, schwertbereit,
Als ein sonnenblanker Ritter
Aus verklungener Heldenzeit -
Wie du alle Glocken schwängest
Zum beglühten Turm des Doms -
Wie du rötlich hingewandelt
Auf der Wellenflur des Stroms,
Oder wie du braun von Wangen
Westlich schrittest durch das Feld
Und mit einer Amsel Tönen
Leis erweckt die Sternenwelt...
Hoher, eh du nun entwandelst
In den Saal " Vergangenheit"
Nimm mit dir wie den Hauch der Felder
Diesen Hauch der Dankbarkeit !
Wo gestorbne Sommer wandeln
Hinter nachtumraunten Höhn,
Wo nur Schatten dich umschweigen,
Soll er singend mit dir gehn.
Otto Ernst ( 1862 - 1926 )
Das Gedicht wurde 1908 verfasst.
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Lied der Freiheit
Es lebe, was auf Erden
nach Freiheit strebt und wirbt
von Freiheit singt und saget,
für Freiheit lebt und stirbt
Die Welt mit ihren Freuden
ist ohne Freiheit nichts
die Freiheit ist die Quelle
der Tugend und des Lichts
Es kann was lebt und webet
in Freiheit nur gedeihn
das Ebenbild des Schöpfers
kann nur der Freie sein
Frei will ich sein und singen
so wie der Vogel lebt
der auf Palast und Kerker
sein Frühlingslied erhebt
Die Freiheit ist mein Leben
und bleibt es immerfort
mein Sehnen, mein Gedanke,,
mein Traum, mein Lied und Wort
Es lebe was auf Erden
nach Freiheit strebt und wirbt
von Freiheit singt und saget
für Freiheit lebt und stirbt
Fluch sing ich allen Zwingherrn,
Fluch aller Dienstbarkeit
Die Freiheit ist mein Leben
und bleibt es allezeit.
Hoffmann von Fallersleben ( 1798 - 1874 )
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AW: Schöne deutsche Gedichte
O laß sie blühn, die sanften Tage
O laß sie blühn, die sanften Tage -
So mild erhellt, so morgenschön!
Wie einer Jugend ew´ge Sage,
Wie einer Glücke leis Getön.
O laß sie rein, die klare Quelle -
An diesem Frieden rühre nicht!
Mir ist so wohl in milder Helle,
Die aus dem Aug der Liebe spricht.
O laß sie blühn die sanften Tage -
und rüttle nicht an altem Leid!
Versunken liegst im Sarkophage,
den wir begruben seine Zeit.
Und nun ? o lehr´dein Herz verstehen
Der sel´gen Stunden Wonneschaum
Es trägt der Mensch so kurz zu Legen
des Erdendaseins Blütentraum.
O laß sie blühn die sanften Tage!
Es kommt der Sturm, eh´du´s gedacht;
Es kommt die Not, des Lebens Plage,
Und das Verhängnis über Nacht;
Drum laß si blühn ! genießen lerne
Das stille Glück, das dich umgibt.
Wie bald verschwimmt´s in ew´ge Ferne,
Sein Segen bleibt - wenn du´s geliebt.
Hugo Oelbermann ( 1832 - 1888 )
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Wenn ich einmal frei sein werde
Wenn ich einmal frei sein werde
frage ich mich, wie wird das sein ?
Ich grab tief in Deine Erde,
mein Heimatland, die Hände ein.
Ich geh einsam durch die Straßen,
ganz still als wie im Traum;
ich kann die Freiheit nicht erfassen,
mein Kopf lehnt still an einem Baum.
Und wenn mich jemand fragen sollte,
wo ich solang gewesen bin -
so werde ich verhalten sagen:
"Ich war in Gottes Mühlen drin."
Ich sah die Müller Spuren malen
den Menschen tief in´s Angesicht
und mußte mit dem Herzblut zahlen,
wie sonst in meinem Leben nicht.
Wenn ich einmal frei sein werde,
frag ich mich, was mir noch blieb?
Dich, meine deutsche Heimaterde,
Dich habe ich von Herzen lieb!
Heinrich George ( 1893 -1946 )
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Heerbannlied
Ernst ist mein Sinn und schlicht und recht,
Mein Bart ist gleich dem Flachse.
In Dün' und Wald blüht mein Geschlecht,
Daß übers Meer es wachse –
Ich bin der Sachse.
Mein Bart ist rot, der Berg mein Schloß,
Mir blüht des Liedes Gabe;
Die Sturmfahn' schwing' ich; Schwert und Roß
Sie gehn mit mir zu Grabe –
Ich bin der Schwabe.
Mein Mark ist stark, ist Löwenmark,
Kein andrer Stamm ist freier;
Kommt her! Kein Teufel ist so stark,
Und schlägt ein Herz getreuer? –
Ich bin der Bayer.
Ein blanker Stahl ist meine Brust,
Doch fröhlich mein Gedanke;
Am Reigen hab' ich meine Lust
Und einem firnen Tranke –
Ich bin der Franke.
Nach Süd, Ost, West, Nord stehn wir Vier
Zum Schutz der deutschen Eiche,
Und rauscht Sankt Michaels Panier,
Sind unsre Schwerterstreiche
Ein Hort dem Reiche.
Die Feinde schicken wir nach Haus,
Bedeckt mit Blut und Schrammen,
Und kommt die Hölle selbst zum Strauß,
Wir lachen ihrer Flammen
Und stehn zusammen.
(Hermann von Lingg, 1820 - 1905)
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Königsberger Klopse- ach Gedichte.
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Des Sängers Fluch
Es stand in alten Zeiten ein Schloß so hoch und hehr,
Weit glänzt´es über die Lande bis an das blaue Meer,
Und rings von duft´gen Gärten ein blütenreicher Kranz,
D´rin sprangen frische Brunnen in Regenbogenglanz.
Dort saß ein stolzer König, an Land und Siegen reich.
Er saß auf seinem Throne so finster und so bleich;
Denn was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wut,
Und was er spricht, ist Geißel, und was er schreibt, ist Blut.
Einst zog nach diesem Schlosse ein edles Sängerpaar:
Der ein´in goldnen Locken, der andre grau von Haar;
Der Alte mit der Harfe, der saß auf schmuckem Roß,
Es schritt ihm frisch zur Seite der blühende Genoß.
Der Alte sprach zum Jungen: " Nun sei bereit, mein Sohn!
Denk´unsrer tiefsten Lieder, stimm´an den vollsten Ton,
Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz;
Es gilt uns heut´zu rühren des Königs steinern Herz."
Schon stehen die beiden Sänger im hohen Säulensaal,
Und auf dem Throne sitzen der König und sein Gemahl;
Der König furchtbar prächtig, wie blut´ger Nordlichtschein,
Die Königin süß und milde, als blickte Vollmond drein.
Da schlug der Greis die Seiten, er schlug sie wundervoll,
Daß reicher, immer reicher der Klang zum Ohre schwoll.
Dann strömte himmlisch helle des Jünglings Stimme vor,
Des Alten Sang dazwischen wie dumpfer Geisterchor.
Sie singen von Lenz und Liebe, von sel´ger goldner Zeit,
Von Freiheit, Männerwürde, von Treu´und Heiligkeit;
Sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt,
Sie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt.
Die Höflingsschar im Kreise verlernet jeden Spott,
Des Königs trotz´ge Krieger, sie beugen sich vor Gott,
Die Königin, zerflossen in Wehmut und in Lust,
Sie wirft den Sängern nieder die Rose von ihrer Brust.
"Ihr habt mein Volk verführet, verlockt ihr nun mein Weib?"
Der König schreit es wütend, er bebt am ganzen Leib.
Er wirft sein Schwert, das blitzend des Jünglings Brust durchdringt,
Draus, statt der goldnen Lieder , ein Blutstrahl hoch aufspringt.
Und wie von Sturm zerstoben ist all´der Hörer Schwarm;
Der Jüngling hat verröchelt in seines Meisters Arm,
Der schlägt um ihn den Mantel und setzt ihn auf das Roß,
Er bind´t ihn aufrecht feste, verlässt mit ihm das Schloß.
Doch vor dem hohen Tore, da hält der Sängergreis,
Da faßt er seine Harfe, sie, aller Harfen Preis,
An einer Marmorsäule, da hat er sie zerschellt,
Dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Gärten gellt:
"Weh´euch ihr stolzen Hallen! Nie töne süßer Klang
Durch eure Räume wieder, nie Saite noch Gesang,
Nein, Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Sklavenschritt,
Bis euch zu Schutt und Moder der Rachegeist zertritt!
"Weh´euch ihr duft´gen Gärten im holden Maienlicht!
Euch zeig ich dieses Toten entstelltes Angesicht,
Daß ihr darob verdorret, daß jeder Quell verseicht,
Daß ihr in künft´gen Tagen versteint, verödet liegt.
"Weh´dir verruchter Mörder! du Fluch des Sängertums!
Umsonst sei all´dein Ringen nach Kränzen blut´gen Ruhms;
Dein Name sei vergessen, in ew´ge Nacht getaucht,
Sei, wie ein letztes Röcheln, in leere Luft verhaucht!"
Der Alte hat´s gerufen, der Himmel hat´s gehört;
Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört,
Noch eine hohe Säule zeugt von verschwind´ner Pracht,
Auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht.
Und rings, statt ruft´ger Gärten, ein ödes Heideland:
Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand;
Des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch:
Versunken und vergessen! - das ist des Sängers Fluch.
Ludwig Uhland ( 1787 - 1862 )
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Dû bist mîn, ich bin dîn.
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen,
verlorn ist das sluzzelîn:
dû muost ouch immêr darinne sîn.
(unbekannt, Ende 12. Jh.)
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Zu Deutschland kann ich sagen:
- KEIN SCHÖNER LAND IN DIESER ZEIT .......
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Pidder Lüng (Detlev von Liliencron)
„Frii es de Feskfang,
Frii es de Jaght,
Frii es de Strönthgang,
Frii es de Naght,
Frii es de See, de wilde See
En de Hörnemmer Rhee.“
Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
Schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
Heut fahr ich selbst hinüber nach Sylt,
Und hol mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
Sollen sie Nasen und Ohren lassen,
Und ich höhn ihrem Wort:
Lewwer duad üs Slaav.
Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt,
Stützt sich finster auf sein langes Schwert.
Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit,
Steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit.
Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken.
Der Obrigkeit helf ich, die Frevler packen,
In den Pfuhl das Wort:
Lewwer duad üs Slaav.
Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
Ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
Und der Ritter, der Priester springen ans Land,
Und waffenrasselnd hinter den beiden.
Entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Nun gilt es, Friesen:
Lewwer duad üs Slaav!
Die Knechte umzingeln das erste Haus,
Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus.
Der Ritter, der Priester treten allein
Über die ärmliche Schwelle hinein.
Des langen Peters starkzählige Sippe
Sitzt grad an der kargen Mittagskrippe.
Jetzt zeige dich, Pidder:
Lewwer duad üs Slaav!
Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn,
Der Priester will anheben seinen Sermon.
Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt
Und verbeugt sich noch einmal: Ihr erlaubt,
Daß wir euch stören bei euerm Essen,
Bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen,
Und euer Spruch ist ein Dreck:
Lewwer duad üs Slaav.
Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum.
Wir waren der Steuern von jeher frei,
Und ob du sie wünschst, ist uns einerlei.
Zieh ab mit deinen Hungergesellen,
Hörst du meine Hunde bellen?
Und das Wort bleibt stehn:
Lewwer duad üs Slaav!
Bettelpack, fährt ihn der Amtmann an,
Und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann:
Du frißt deinen Grünkohl nicht eher auf,
Als bis dein Geld hier liegt zu Hauf.
Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken,
Und verkriegt sich hinter des Eisernen Rücken.
O Wort, geh nicht unter:
Lewwer duad üs Slaav!
Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an,
Immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
Und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
Nun geh an deinen Trog, du Schwein.
Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
Zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
Dumpf dröhnts von drinnen:
Lewwer duad üs Slaav!
Einen einzigen Sprung hat Pidder gethan,
Er schleppt an den Napf den Amtmann heran,
Und taucht ihm den Kopf ein, und läßt ihn nicht frei,
Bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei,
Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
Brüllt er, die Thüren und Wände zittern,
Das stolzeste Wort:
Lewwer duad üs Slaav!
Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß,
Die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
Durchbohren den Fischer und zerren ihn fort,
In den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
Ruft noch einmal im Leben, im Sterben
Sein Herrenwort:
Lewwer duad üs Slaav !
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Das Lied der Deutschen (Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang –
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Tristan
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen,
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen.
August von Platen (1769 - 1835 )
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Schieferkreuze
Der Wald, das Schweigen, unser Schweigen.
Der Lärm erlosch, der Krieg ist aus.
Die Stille ist der Seele eigen.
Wir sind beglückt. Wir sind zu Haus.
Die Heimat kam, die lang ersehnte:
die Dämmerung, das Moos, der Tann.
Wir ruhen warm wie weit verdehnte
Pilzfäden, heimlich, Mann an Mann.
Die grauen Schieferkreuze sinken
mit jedem Jahr hinab, hinab.
Die starken braunen Wurzeln trinken
wohl Jahr um Jahr aus unserm Grab.
Die Wipfel raunen manchmal leise
was uns das stumme Herz erfüllt.
Uralt und traurig klingt die Weise,
von stolzem Brausen jäh umhüllt.
Der Wald, das Schweigen, unser Schweigen.
Die Dämmerung sinkt. Der Krieg ist aus.
Seht ihr, wie wir zum Traum uns neigen,
zum tiefen Traum. Wir sind zu Haus.
Seht ihr, wie wir zum Traum uns neigen,
zum tiefen Traum. Wir sind zu Haus.
Hans Gstettner
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Vorfrühling im Ostland
Das ist Erde, dunkle Erde,
Nicht mehr Eis.
Wie die Meise singt die erste
Liebe leis.
Erste Liebe zu der Erde,
Die uns Leid gebracht.
Meisenleise zirpt sie selig
Wie aus Grabesnacht.
Nahe war ich dir, du Harte,
Letzter Ruh in deinem Schoß.
Nahmst sie, die um dich geblutet,
Mutterzart und muttergroß.
Und nun wirst du wieder grünen,
Wirst, o Wunder, blühn.
Und ich darf, im Lichte wandelnd,
Deiner Schönheit glühn.
Blutgetränkte, dunkle Erde,
Dir sei Preis !
Wie die Meise probt die Liebe
Ihre Stimme leis.
verfasst 1944.
Hans Gstettner
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Sehr schön! Grün geht gerade nicht.
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Internetfunde: Gedichte ueber Nacktmulle :D
Zitat:
Der Nacktmull
Der Nacktmull gilt als besonders reinlich,
weil, dreckig ist ihm Nacktsein peinlich.
Immer, wenn ihn die Feinde erschrecken,
muss er unterirdisch sich verstecken,
wobei er sich komplett verschmutzt -
es dauert Stunden, bis er geputzt.
Die ganze Tierwelt scheint versessen,
ihn ohne Haar und mit Haut zu fressen.
Dem possierlichen Burschen ist das egal,
nur nicht, dass er überall kahl.
Er hätte gerne vom Kater das Fell,
dazu vom Hund das laute Gebell.
Schenkte ihm jemand des Hirschen Geweih,
so wär es mit seiner Feigheit vorbei.
Er würde es ihnen allen zeigen
und Sie mal unter die Erde treiben.
Dann würden sie wissen,
Jawoll! und jawull,
wie er sich fühlt,
der nackte Mull.
Zitat:
Ein Nacktmull auf Reisen
Ein Nacktmull geht auf Wanderschaft
will von der Welt was sehen
er stärkt sich erst mit Nacktmullsaft
und fängt dann an zu gehen
Sein Weg führt ihn in eine Stadt
er freut sich jetzt schon sehr
dort will er ein paar Freunde finden
doch sind die Straßen leer
Er glaubt, das wäre ganz normal
weil er nur Nacktmull-Höhlen kennt
doch ist der Glaube sehr fatal
denn dieser stammt von einem Wal
den kaum ein Haar vom Wahnsinn trennt
Hat keinen Plan, vom dem, was kommt
steht einfach da und wartet
ein Mann kommt her, hält plötzlich an
baut ganz schnell auf und startet
die Mondrakete, die schnell fliegt
zum Mond und zu den Sternen
Der Nackmull ist da mit dabei
will von den Aliens lernen
Die Landung ist mehr schlecht als recht
doch brechen keine Knochen
begrüßt wird er von einem Hecht
der sagt, er sei ein Rochen
Der Fisch führt ihn zu einer Bar
für Nacktmull-Astronauten
er sei der allererste Gast
das lässt der Wirt verlauten
Da geht dem Nacktmull langsam auf:
er ist noch auf der Erde
Er war niemals im Weltenraum
schreit laut und wütend: merde!
Denn die Franzosen, das ist klar
sind schuld an seinem scheitern
beim Flug über das Frankenreich
da streifte er zwei Leitern
Die standen dort, um seinen Flug
zu Nacktmull-sabotieren
denn Mulle sind, wie jeder weiß
ständig am erfrieren
Wenn man jetzt eins und eins addiert
dann wird ein jeder wissen
der Mull, der ist ein Tunneltier
wurd’ um sein Lohn beschissen
Denn Astronauten kriegen Kohle
und das nicht zu knapp
der Mull hingegen wühlt jetzt wieder
sich in die Erd’ hinab
Dort träumt er dann vom Weltenraum
und Schwerelosigkeit
die nächste Chance kommt bestimmt
und dann ist er bereit.
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Gülden geht die Sonne auf.
Silberwölkchen fliegen,
frisch gebumst steht Mama auf,
Papa bleibt noch liegen.
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Jede Zeit hat auch so ihre speziellen Gedichte...
Ein besonders schönes Beispiel (von "Volkspoesie") habe ich seinerzeit beim Entsorgen ehem. VEB-Unterlagen (Brigadetagebücher, Schriftverkehr von Patenbrigaden, Tagebücher von Betriebsferienlager...) gefunden, das ich der Nachwelt keinesfalls vorenthalten möchte.
Der oder die "Dichter" sind mir nicht bekannt, es liegt mir nur die Kopie der handschriftlichen "Danksagung" vor.
Gruß und Dank
Gruß und Dank gilt dir, Partei,
von uns Thälmann-Pionieren.
Niemals ist´s dir einerlei,
ob wir schreiben Einsen oder Vieren.
Alles, was wir schon geschafft,
ist ein Ausdruck deiner Kraft.
Und im Kampf um unser Glück
gehst du keinen Schritt zurück.
Dafür wir die stets versprechen,
unser Gelöbnis nie zu brechen.
In deinem Kampf stehen wir dier bei
als jüngste Helfer der Partei.
Um eventuellen Verwechslungen vorzubeugen, möchte ich ergänzen, dass es sich hier bei "Partei" um die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands der Deutschen Demokratischen Republik handelt.:))
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Eine Hand voll Landser - Feind greift an -
Sind völlig unterlegen
Doch grinsen sie verächtlich, statt sich kampflos zu ergeben
Die Angreifer erstaunen, warum die Männer lachen
Hört man plötzlich Ketten quietschen und splittern, Bäume krachen
Und aus dem Unterholz bricht
Ihren Blick vergisst man nie
Eine Kampfgruppe von Tigern mit aufgesessener Infanterie! :cool:
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Wenn Winde
Über Würste streichen
Geschwinde
Aus dem Arsch entweichen
Feuchter Furz
Mit üblen Düften
Und nun kurz
Das Zimmer lüften
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Finstre Ahnen
Wilde Bahnen
Nächtens um die Türme zieh'n
Droh'n Skeletten,
Die in Ketten
Vor der Weißen Dame flieh'n
Dunkel lacht
Einsam wacht
Der alte Doktor Frankenstein
Im Verlies
Kalt und fies
Über lebend' Totenbein
-Peer Versling (08/15-4711), ein zu Recht vergessener Dichter.
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Ich möchte an dieser Stelle zwei Gedichte von Arthur Schramm vorstellen, das erste ist von 1941, das zweite von 1951!
Und da sage noch jemand, Menschen sind nicht lernfähig!:))
Marsch nach Rußland
Gen Osten hallt jetzt unser Schritt,
Allwo wir einst schon stritten,
Und du Kamerad und du kämpfst mit;
Wo wir im Weltkrieg litten
Wir gehen vor mit Todesmut
bis in des Reiches Mitte.
und kämpfen tot mit unserem Blut
Verräterische Sippe.-
Gen Ostland richtet sich der Blick
Wo Deutschlands Wehrmacht säubert
das Russenreich von Mißgeschick;
Daß keiner mehr noch räubert.--
Hinein geht ers in kühnen Lauf,
Die Roten zu vernichten.-
Die Zeitenwende zieht herauf,
Europa zu aufzurichten!-
.... ......!
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Hymnus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft
Wir habens Freunde wahrgemacht:
"Wir wollen immer Freunde sein!"
Ihr deutschen Menschen aufgewacht!
In uns´re Reihen tretet ein!
Ein festes Band, der Freundschaft Kleid,
umschließe uns für alle Zeit!
In uns der neue Morgen tagt.
das Sowjetvolk es ehrlich meint.-
Wir können schaffen unverzagt.-
Ein Ziel, der Frieden, uns vereint.
Ein festes Band, der Freundschaft Kleid,
umschließe uns für alle Zeit!
Da wir die Friedensmacht erkannt
studieren wir das Volk, das Land
Der Frieden sei uns Unterpfand,
so geh´n wir mit euch Hand in Hand!-
Ein festes Band, der Freundschaft Kleid,
umschließe uns für alle Zeit!
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Heimat, du bist unsere Mutter.
Heimat, wir sind ein Teil von dir, wie wir ein Teil von Vater und Mutter und
von den Ahnen sind. Du schenktest uns das Leben. Aus dir wurden wir groß.
Du gibst uns das Brot und das Haus, den Grund und die Kraft. Du bist unser
Glück oder Elend, unser Segen oder Fluch. Aus dir blüht unser Traum, reift unsere Tat.
Du bist unser Weg und unser Ziel. Ohne dich könnten wir nicht leben, und wir opfern dir
gerne das Leben, das du uns gabst. Heimat, du bist die Erde, die uns trägt und nährt,
du Land mit dem ernsten Antlitz der Berge und den leuchtenden Augen der Seen,
mit den werkenden Händen und dem schaffenden Geist deiner Dörfer und Städte
nd den brausenden Adern der Ströme und Straßen, Land der fruchttragenden Äcker
und der rauschenden Wälder, der weingesegneten Hänge und Hügel, der gärtenprangenden
Täler und Mulden.
Du sollst diese Heimat umwerben und lieben,
sie erleben und erfahren, sollst sie erobern und umwandern in allen ihren Grenzen,
sie ganz kennen lernen im Geruch ihrer Erde und im Atem ihrer Wälder, im Glanz ihrer
Sommer und im Zauber ihrer Winter.
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Körner aktualisiert:
Zitat:
Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen und verlogenen Gestalten,
doch bald wird wieder Gerechtigkeit walten!
Dann richtet das abendländische Volk und dann gnade Euch Gott!
Und dann geht es bald für Euch zum Schafott!
:)
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AW: Schöne deutsche Gedichte
"....So ziehen wir aus zur Hermannsschlacht
Und wollen Rache haben.
Lasst brausen, was nur brausen kann,
in hellen, lichten Flammen!
Ihr Deutsche alle Mann für Mann,
zum heil’gen Krieg zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan
Und himmelan die Hände,
und rufet alle Mann für Mann:
Die Knechtschaft hat ein Ende.
Lasst wehen, was nur wehen kann,
Standarten weh’n und Fahnen,
wir wollen heut uns Mann für Mann
zum Heldentod ermahnen.
Auf! Fliege hohes Siegspanier,
voran den kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
Den süßen Tod der freien"
Ernst Moritz Arndt "Der Gott, der Eisen wachsen ließ"
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Zitat:
„Vierte Strophe“
Während der sogenannten Weimarer Republik wurde von Albert Matthai eine vierte Strophe hinzugeschrieben, die auf Deutschlands Schmach durch das Versailler Diktat anspielte und betonte, daß nun Deutschland über allen anderen Sachen des Lebens stehen sollte:
Deutschland, Deutschland über alles
Und im Unglück nun erst recht.
Nur im Unglück kann die Liebe
Zeigen ob sie stark und echt.
Und so soll es weiterklingen
Von Geschlechte zu Geschlecht:
Deutschland, Deutschland über alles
Und im Unglück nun erst recht.
Eine Textvariante dazu lautet:
Deutschland, Deutschland über alles,
Und im Unglück nun erst recht,
denn im Unglück kann sich zeigen,
ob die Liebe treu und echt,
und so soll es weiter schallen,
von Geschlechte zu Geschlecht.
Deutschland, Deutschland über alles,
Und im Unglück nun erst recht.
„Fünfte Strophe“
Eine weitere (wohl ebenso nach dem Ersten Weltkrieg verfaßte) Zusatzstrophe lautet:
Deutschland, Deutschland, über alles
trotz des Unglücks, trotz der Not!
Deutschland, du geliebte Heimat,
dir gehör ich bis zum Tod.
Ob du wachest, ob du welkest,
ob das Todeslos dir fällt:
Deutschland, Deutschland, über alles,
über alles in der Welt!
„Sechste Strophe“
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine weitere Zusatzstrophe, die die Teilung Deutschlands in verschiedene Zonen und Länder anprangert, deren Urheber jedoch nicht festgestellt werden kann:
Über Länder, Grenzen, Zonen
hallt ein Ruf, ein Wille nur;
überall, wo Deutsche wohnen,
zu den Sternen dringt der Schwur:
Niemals werden wir uns beugen,
nie Gewalt für Recht anseh'n,
Deutschland, Deutschland über alles
und das Reich wird neu ersteh'n!
http://de.metapedia.org/wiki/Deutsch...rophe.E2.80.9C
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Abend in der Heimat
Das dunkle Wasser schwankt und blinkt.
Der Tag versinkt.
Das schwere Rad
Der Mühle dreht im Finstern sich.
Der weiße Schaum,
Der einst entwich,
O Traum,
Er strudelt fort und fort.
Am Mühlenwehr mein Heimatort,
Er steht wie einst.
Der Tag versinkt.
Die Schwalbe jagt.
Im Wasser schwingt
Und winkt des Mondes
Mildes Gold.
Ihr Toten lebt
Und seid mir hold !
Hans Gstettner
verfasst 1944.
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Theodor Fontane
John Maynard
John Maynard!
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard war unser Steuermann,
aushielt er, bis er das Ufer gewann,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."
Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."
Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!" war es, was da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.
Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich´s dicht,
und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -
Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durchs Sprachrohr fragt er an:
"Noch da, John Maynard?"
"Ja,Herr. Ich bin."
"Auf den Strand! In die Brandung!"
"Ich halte drauf hin."
Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -
"Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's
mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!
Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!
Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n
himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.
Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldner Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
"Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Ein schöner Faden!
"Stufen" von Hermann Hesse:
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Erich Fried - Was es ist:
Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
http://www.erichfried.de/Was%20es%20ist.htm
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Ich hoffe deutsch bezieht sich im Strangtitel auf die Sprache des Gedichtes und nicht auf die Ethnie.
Immer wieder gern !!! "Kluge Sterne" von Heinrich Heine
Die Blumen erreicht der Fuß so leicht,
Auch werden zertreten die meisten;
Man geht vorbei und tritt entzwei
Die blöden wie die dreisten.
Die Perlen ruhn in Meerestruh’n,
Doch weiß man sie aufzuspüren;
Man bohrt ein Loch und spannt sie in’s Joch,
In’s Joch von seidenen Schnüren.
Die Sterne sind klug, sie halten mit Fug
Von unserer Erde sich ferne;
Am Himmelszelt, als Lichter der Welt,
Stehn ewig sicher die Sterne.
http://i.imgur.com/N6ugB7y.jpg
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Bleibe treu
Deiner Sprache, deiner Sitte, deinen Toten bleibe treu! |
Steh in deines Volkes Mitte, was dein Schicksal immer sei! |
Wie die Not auch dräng und zwinge, hier ist Kraft sie zu bestehen, |
trittst du aus dem heilgen Ringe, wirst du ehrlos untergehn. |
Bleibe treu, bleibe treu! |
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Wie die Welt auch um dich werbe, deine Brüder lasse nicht, |
deiner Väter treues Erbe zu behüten sei dir Pflicht. |
Gleich der Welle in dem Strome füge in dein Volk dich ein, |
stürzen kann die Mauer im Dome, wenn sich losgelöst der Stein. |
Bleibe treu, bleibe treu! |
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Wahre deines Volkes Ehre, nie sei dir sein Name feil, |
stehe fest in seiner Wehre, fühle dich als seinen Teil. |
In des Lebens Leid und Wonne bleibe treu auf guter Wacht, |
lieb dein Volk im Glanz der Sonne, in des Sturmes dunkler Nacht. |
Bleibe treu, bleibe treu!
Michael Albert
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Deine Seele ist ein Vogel
Deine Seele ist ein Vogel,
stutze ihm die Flügel nicht,
denn er will sich doch erheben
aus der Nacht ins Morgenlicht.
Deine Seele ist ein Vogel,
stopf nicht alles in ihn rein.
Er wird zahm und satt und träge,
stirbt den Tod am Brot allein.
Deine Seele ist ein Vogel,
schütze ihn nicht vor dem Wind.
Erst im Sturm kann er dir zeigen,
wie stark seine Flügel sind.
Deine Seele ist ein Vogel,
und er trägt in sich ein Ziel.
Doch wird er zu oft geblendet,
weiß er nicht mehr,was er will.
Deine Seele ist ein Vogel.
Hörst du ihn vor Sehnsucht schrein,
darfst den Schrei du nicht ersticken,
bleibt er stumm,wirst du zu Stein.
Deine Seele ist ein Vogel,
stutze ihm die Flügel nicht,
denn er will sich doch erheben
aus der Nacht ins Morgenlicht.
Gerhard Schöne
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Weihnachten auf dem Friedhof
von Michael Albert
Wenn tief im Tal erloschen sind
am Weihnachtsbaum die Kerzen
und noch im Traum so manchem Kind
die Freude pocht im Herzen:
Dann tönt voll Ernst, dann tönt voll Macht
vom Berg die Glocke droben,
um in der stillen, heiligen Nacht
den Herrn, den Herrn zu loben.
Sie braust ihr Lied so voll, so tief
auf hoher Friedensstätte,
wo schon so lang, so lange schlief
manch´ Herz im Hügelbette;
Sie braust ihr Lied den Toten dort
in weiter, weiter Runde:
"Auch oben an dem stillen Ort
ist´s Weihnacht", tönt die Kunde.
Ach Weihnacht, Weihnacht ! -
wer ein Kind, ein liebes, dort begraben,
trug Tannenäste, treu gesinnt,
ihm als Erinnerungsgaben.
Er legte sie bei Tage sacht
aufs Bett ihm als Geschenke,
zu zeigen, das er sein gedacht
und seiner fort gedenke.
Und wessen Vater droben ruht,
gedeckt von Schnee und Eise,
und wer die Gattin, lieb und gut
vermist in seinem Kreise:
In ruft der Glocke Weiheklang
ins Reich der Stillen oben;
er fühlt auch seiner Liebe Drang
in ihren Klang verwoben
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Blühende Landschaften
Auf dem blauen Industriegebäudedach,
sitzt ein Rabe und macht krach.
Einst waren viele Menschen dort,
doch Konjunktur nahm sie mit fort.
Blühende Landschaften nehmen jetzt überhand,
seit der Investor mit der Kohle verschwand.
Jörg Schwedler
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Das Wassertröpflein
Tröpflein muß zur Erde fallen,
muß das zarte Blümchen netzen,
muß mit Quellen weiter wallen,
muß das Fischlein auch ergötzen,
muß im Bach die Mühle schlagen,
muß im Strom die Schiffe tragen.
Und wo wären denn die Meere,
wenn nicht erst das Tröpflein wäre.
Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832
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Der Szekler Landtag
Adelbert von Chamisso
Ich will mich für das Faktum nicht verbürgen,
Ich trag' es vor, wie ich's geschrieben fand;
Schlagt die Geschichte nach von Siebenbürgen.
Als einst der Sichel reif der Weizen stand
In der Gespannschaft Szekl, kam ein Regen,
Wovor des Landmanns schönste Hoffnung schwand.
Es wollte nicht der böse West sich legen,
Es regnete der Regen alle Tage,
Und auf dem Feld verdarb des Gottessegen.
Erhört des Volkes laut erhob'ne Klage,
Gefiel es, einen Landtag auszuschreiben,
Um Rat zu halten über diese Plage.
Die Landesboten ließen sich nicht treiben,
Sie kamen gern, entschlossen gut zu tagen
Und Satzungen und Bräuchen treu zu bleiben.
Da wurde denn, nach bräuchlichen Gelagen,
Der Tag eröffnet, und mit Ernst und Kraft
Der Fall vom Landesmarschall vorgetragen:
"Und nun hochmögende Genossenschaft,
Weiß Einer Rat? Wer ist es, der zur Stunde
Die Ernte trocken in die Scheune schafft?"
Es herrschte tiefes Schweigen in der Runde;
Doch nahm zuletzt das Wort ein würd'ger Greise
Und sprach gewichtig mit beredtem Munde:
"Der Fall ist ernst, mit nichten wär' es weise,
Mit übereiltem Ratschluß einzugreifen;
Wir handeln nicht unüberlegter Weise.
Drum ist mein Antrag, ohne weit zu schweifen,
Laßt uns auf nächsten Samstag uns vertagen;
Die Zeit bringt Rat, sie wird die Sache reifen."
Beschlossen ward, worauf er angetragen.
Die Frist verstrich bei ew'gen Regenschauern,
Hinbrüten drauf und bräuchlichen Gelagen;
Der Samstag kam und sah dieselben Mauern
Umfassen noch des Landes Rat und Hort,
Und sah den leid'gen Regen ewig dauern.
Der Landesmarschall sprach ein ernstes Wort:
"Hochmögende, nun tut nach eurer Pflicht,
Ihr seht, der Regen regnet ewig fort.
Wer ist es, der das Wort der Weisheit spricht?
Wer bringt in unsres Sinnes düstre Nacht
Das lang erwartete, begehrte Licht?
Zur Tat! Ihr habt erwogen und bedacht.
Ich wende mich zuerst an diesen Alten,
Dess' Scharfsinn einmal schon uns Trost gebracht:
Ehrwürd'ger Greis, laß deine Weisheit walten!"
Der stand und sprach:"Ich bin ein alter Mann,
Ich will euch meinen Rat nicht vorenthalten:
Wir sehn es vierzehn Tage noch mit an,
Und hat der Regen dann nicht aufgehört,
Gut! regn' es dann, so lang' es will und kann."
Er schwieg, es schwiegen, die das Wort gehört,
Noch eine Weile staunend, dann erscholl
Des Beifalls Jubel-Nachklang ungestört.
Einstimmig ward der Ratbeschluß angenommen,
Der nun Gesetzeskraft behalten soll. -
So schloß ein Szekler Landtag, der zum Frommen
Des Landes Weiseres vielleicht geraten,
Als mancher, dessen Preis auf uns gekommen.
So wie die Väter, stolz auf ihre Taten,
Nach bräuchlichen Gelagen heimgekehrt,
Erschien die Sonne, trockneten die Saaten,
Und schwankten heim die Wagen goldbeschwert
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Siebenbürgische Elegie
Anders rauschen die Brunnen, anders rinnt hier die Zeit.
Früh faßt den staunenden Knaben Schauder der Ewigkeit.
Wohlvermauert in Grüften modert der Väter Gebein,
Zögernd nur schlagen die Uhren, zögernd bröckelt der Stein.
Siehst du das Wappen am Tore? Längst verwelkte die Hand.
Völker kamen und gingen, selbst ihr Namen entschwand.
Aber der fromme Bauer sät in den Totenschrein,
Schneidet aus ihm sein Korn, keltert aus ihm seinen Wein.
Anders schmeckt hier der Märzenwind, anders der Duft von Heu,
Anders klingt hier das Wort von Liebe und ewiger Treu.
Roter Mond, vieler Nächte einzig geliebter Freund,
Bleichte die Stirne dem Jüngling, die der Mittag gebräunt,
Reifte ihn wie der gewaltige Tod mit betäubendem Ruch,
Wie in grünlichem Dämmer Eichbaum mit weisem Spruch.
Ehern, wie die Gestirne, zogen die Jahre herauf,
Ach, schon ist es September. Langsam neigt sich ihr Lauf.
Adolf Meschendörfer, 1927
Kronstadt, * 8.5.1877, † 4.7.1963
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Die Repser Burg von Michael Albert
Aus Gartengrün und Ährengarben
in hoher,trotziger Gestalt
erhebt der Berg,gefurcht mit Narben,
die Felsenstirne von Basalt.
Drauf ruht,dereinst dem Feind zum Hohne,
und blickt ins Land so kühn,so weit
die turmgeschmückte Mauerkrone,
Burgtrümmer aus vergang‘ner Zeit.
Es liegt ein traurig tiefes Schweigen
hier ums verwitterte Gestein;
nur dunkle Wolkenschatten steigen
hoch über Wall und Turm herein.
Wie Geister aus den Heldentagen
ziehn riesengroß sie ein und aus,
wo pfeilgetroffen,schwertgeschlagen,
der Feind gestürzt im Sturmgebraus.
Jetzt tobt hier um die Felsenspitzen
der Wind nur statt der lauten Schlacht
und jagt aus tiefen Mauerritzen
den flücht‘gen Vogel in die Nacht.
O Felsenburg, mit ernstem Mahnen
zeigst du in die Vergangenheit,
ein Grabesdenkmal unsrer Ahnen-
doch sei kein Bild der künft‘gen Zeit!
Weh,wenn wir diesen Mauern gleichen,
so trüb erhellt vom Abendschein,
ein öder Bau voll Trümmerleichen,
ein still zerfallendes Gestein!
Dann steig aus deiner Felsenhalle,
o Burggeist,auf in wildem Zorn,
und stoße du zu weitem Schalle
den Weckruf in dein Geisterhorn:
Daß denen,die im Tale schlafen,
Entsetzen das Gebein erfüllt.
Dann zeige du, das Volk zu strafen,
in seinen Burgen ihm sein Bild!
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AW: Schöne deutsche Gedichte
Der Birnenbaum
von Michael Albert
Von einem alten Birnenbaum
berichtet uns die Sage
er steht allein in Feldes Raum
ein Denkbild alter Tage.
Ihn pflanzten unsere Väter noch
wie sie ins Land gezogen
dann war der Baum so stark und hoch
der Wipfel breit gebogen.
Berührte Ihn des Lenzes Hauch
hat er sein Laub getrieben
und kam der Herbst so ist er auch
nie ohne Frucht geblieben.
Und seine Frucht war süß und gut
so alt der Baum geworden
so oft ihn auch des Sturmes Wut
berauscht von Süd und Norden.
Sie haben oft den Feuer´s Brand
an seinen Stamm gehalten
sie nahmen oft die Axt zur Hand
den Baum entzwei zu spalten.
Umsonst! Er stand doch frisch belaubt
beschattete die Heide
und wenn sie seine Frucht geraubt
trug andere er mit Freuden.
Ob mancher Zweig noch heut verdirbt
er treibt stets neue Glieder
Für wen der Baum von innen stirbt
dann grünt er nimmer wieder.
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AW: Schöne deutsche Gedichte