AW: Die DDR - vorher/nacher
Meinst Du damit "Kräppelchen" oder "Spritzkuchen"?
Beides aus "Brandteig".
Ich kenne keine "Eierkuchen-Kringel" ... (ich sitz hie rund sabber ... leckerst!)
Deine Reisebeschreibung -- stimmt. Auch für die anderen Gegenden.
Und trotz "Schönheit" heute --- außer einem alten knorrigen Baum existiert hier absolut gar nichts mehr, was mich an meine Kindheit erinnert. Als ob man umgetopft und weggeschickt wurde und keine Wurzeln mehr hat ...
Wo früher ne Kriegs-Ruine stand - stehen heute neue Gebäude mit viel Glaswänden ... wo früher Häuser waren - klafft heute mitunter eine Lücke - mit neu angelegtem Park dazwischen ... Die alten Läden sind weg, dafür überall Standard-Supermärkte und Ladenketten ...
Ganz ganz schlimm für MICH der Wald, in den früher mein Vater fast jeden Sonntag mit mir spazieren ging. Heute ist dort Sumpf ("Landschaftsschutz" genannt) und überall stehen an langen Pfählen Schilder "Hier war einst ....".
Irgendwas - fehlt ... unwiederbringlich ...
AW: Die DDR - vorher/nacher
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Mütterchen
Kurz nach der Öffnung der Grenze bin auch ich mehrmals in die damalige DDR gefahren. Das waren schon unvergessliche Eindrücke - so zerfallen und marode, wie alles wirkte. Noch dazu unternahm ich viele Fahrten im Winterhalbjahr, da ist sowieso nicht viel Farbe; die Braunkohleheizungen ließen alles noch verrußter wirken und die Zweitakter zogen einen ganz speziellen Gestank hinter sich her.
Meine erste Fahrt nach Potsdam: am Bahnhof stieg ich aus, das komplette Gebäude war gräulich/bräunlich, kalt und fast menschenleer, genau wie der Bahnhofsvorplatz. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich mit Bus oder Tram weitergefahren bin. Jedenfalls war auch Potsdam ähnlich farbarm und menschenleer. Nur eine Straße abseits von Holländischen Viertel sahen die Wohngebäude aus, als seien sie erst letzes Jahr ausgebombt worden. Irgendwo habe ich auch noch Fotos davon....
Ja, diese grauen, nebeligen Tage habe ich noch aus meiner Kindheit und Jugend in Erinnerung.
Irgendwie war doch dort immer Nebel.
---
AW: Die DDR - vorher/nacher
Also ich bin mir ganz, ganz sicher, dass auf dem Wagen EIERKUCHENKRINGEL stand. Ich vermute doch, das waren Donuts. Ich habe eben extra nachgeschaut - leider konnte ich kein Foto davon finden....naja, zu dem Zeitpunkt hatte ich auch wenig Geld und Fotografie war damals ungleich teurer als im heutigen, digitalen Zeitalter.
Ich finde deinen Beitrag sehr gut und ich glaube, ich kann auch gut nachvollziehen, was du damit beschreiben möchtest.
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Mütterchen
Also ich bin mir ganz, ganz sicher, dass auf dem Wagen EIERKUCHENKRINGEL stand. Ich vermute doch, das waren Donuts. Ich habe eben extra nachgeschaut - leider konnte ich kein Foto davon finden....naja, zu dem Zeitpunkt hatte ich auch wenig Geld und Fotografie war damals ungleich teurer als im heutigen, digitalen Zeitalter.
Ich finde deinen Beitrag sehr gut und ich glaube, ich kann auch gut nachvollziehen, was du damit beschreiben möchtest.
Dankeschön @Mütterchen. Das gebe ich Dir gerne zurück. Eben weil Deine Beschreibung mich zurück versetzt hat (wie im Film) ...
Was die Beschriftung des Wagens angeht ...:D halte ich es für möglich, dass es die Kräppelchen waren, die man heute noch auf Weihnachtsmärkten kaufen kann (und wo die Sachen danach immer voller Puderzucker einesaut sind) :hihi: --- "Donuts" gab es damals wirklich NICHT. Den Geschmack dieses Teiges habe ich erst viel später kennengelernt (plus die neue Vokabel -- Homer Simpson sei Dank! :))
Kräppelchen hab ich als Kind innig geliebt. Ich vermute mal -- die hatten dem Verkäufer damals diese Bezeichnung "aufs Auge gedrückt" wie wir ja auch keine Engel zu Weihnachten hatten sondern die staatlich verordneten "geflügelten Jahresendfiguren". ;)
Was den Wald angeht. Als Vater starb fuhr ich dort hin und wollte mich so symbolisch verabschieden. Und landete in diesem Dreck mit Schilderwald. Hab geheult wie ein Schlosshund und werde nie wieder dorthin fahren. Im Geist aber kann ich mich noch jeden Winkel und kleinen Pfad durch die Büsche erinnern. Dorthin, wo einst die ersten Frühblüher waren und ein ganz kleiner See (in dem im Mittelalter angeblich heimlich Jungfrauen gebadet haben - versteckt von dichten hohen Büschen ringsherum ...malerisch idyllisch) ...
AW: Die DDR - vorher/nacher
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Lena9292
Du hast da was vergessen: es wurde beschafft und dann ggf getauscht. Wenn man mehr beschaffen konnte als für den Eigenbedarf nötig war.
Schinken ...
Ja, da hast Du recht, dieser ganze Ware-Ware Transfer war natürlich aufwändiger/anspruchsvoller als der heute übliche Erwerb gegen Geld. Damals hatte eben der "Nichtstuer" mit viel Geld zwar das Geld, aber konnte oftmals doch nichts dafür kaufen, wenn er keine Gegenleistung oder reale Gegenwerte dafür bieten konnte, aber mit der DM ging das auch im Osten!
Und das Irrsinnige daran war, dass die Ersatzteillager, Materialbestände oft prall gefüllt waren, aber zu kaufen gab es die Sachen nicht, weil diese "stillschweigenden" Bestände ja "potentielle Währung" waren und zum Tauschen gegen andere Ersatzteile gebraucht wurden. So haben wir z. Bsp. seinerzeit 8 Regelventile benötigt, 100 bestellt und 40 Stck. bekommen, also "Tauschwährung", ein Teufelskreis, der die teilweise schwierige Materialsituation zusätzlich verschärfte!
Der Clou - die unsinnig hohen Lagerbestände gingen selbstverständlich alle voll mit in die DM-Eröffnungsbilanz ein (natürlich westdeutsche Bewerter). Doch nach ein paar Monaten wurde das meiste davon verworfen usw.; (analog die Immobilienbewertung) - soviel dazu, wie die negative Schlußbilanz der THA "produziert" wurde.
AW: Die DDR - vorher/nacher
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Lena9292
Dankeschön @Mütterchen. Das gebe ich Dir gerne zurück. Eben weil Deine Beschreibung mich zurück versetzt hat (wie im Film) ...
Was die Beschriftung des Wagens angeht ...:D halte ich es für möglich, dass es die Kräppelchen waren, die man heute noch auf Weihnachtsmärkten kaufen kann (und wo die Sachen danach immer voller Puderzucker einesaut sind) :hihi: --- "Donuts" gab es damals wirklich NICHT. Den Geschmack dieses Teiges habe ich erst viel später kennengelernt (plus die neue Vokabel -- Homer Simpson sei Dank! :))
Kräppelchen hab ich als Kind innig geliebt. Ich vermute mal -- die hatten dem Verkäufer damals diese Bezeichnung "aufs Auge gedrückt" wie wir ja auch keine Engel zu Weihnachten hatten sondern die staatlich verordneten "geflügelten Jahresendfiguren". ;)
Was den Wald angeht. Als Vater starb fuhr ich dort hin und wollte mich so symbolisch verabschieden. Und landete in diesem Dreck mit Schilderwald. Hab geheult wie ein Schlosshund und werde nie wieder dorthin fahren. Im Geist aber kann ich mich noch jeden Winkel und kleinen Pfad durch die Büsche erinnern. Dorthin, wo einst die ersten Frühblüher waren und ein ganz kleiner See (in dem im Mittelalter angeblich heimlich Jungfrauen gebadet haben - versteckt von dichten hohen Büschen ringsherum ...malerisch idyllisch) ...
Diese Eierkuchenkringel-Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich habe jetzt im Inet nachgeschaut, weil ich keine Ahnung hatte, was Kräppelchen sind. Nachdem ich ein Foto von ihnen begutachtet habe, nehme ich an, sie sind so was ähnliches wie das, was ich als Mutzen kenne. Das hat mit meinen Potdamer Kringeln wenig zu tun. Ich behaupte weiterhin, dass es etwas Donut-mäßiges war.
Donuts kannte ich zu dem Zeitpunkt übrigens auch nicht - die haben sich erst Jahre danach breit gemacht. Hier im Forum gibt es doch einige Berliner, da muss doch noch jemand anderes als ich nach der Maueröffnung mal nach Potsdam gefahren sein? Der/diejenige erinnert sich doch sicher an den Stand.
Also, Lena, ich danke dir wirklich für deine Beiträge, ganz ehrlich, ich hatte mir noch nie Gedanken in diese Richtung gemacht. Und jetzt denke ich - eigentlich hätte ich das wissen müssen. Mir geht es ja auch so- manches hat sich verändert. So schnell und so gravierend, dass man in der Gegenwart Schwierigkeiten bekommen kann, einen Bezug zur Vergangenheit zu finden.
Und ich habe nach dem Mauerfall wirklich viele Ausflüge ins Ossiland gemacht -das war eine andere Welt und sie ist in Rekordzeit untergetaucht. Wie du schreibst- unwiederbringlich
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
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Stechlin
Ja, ich hatte damals 10 Westmark damit verdient -am Bahnhof Friedrichsstraße. Allerdings trug ich das Geld nicht in den Intershop. Ich hab´s gespart und nach Maueröffnung im Westen ausgegeben. :) Ich weiß, ich war ein Prophet...
Ich kann mich da an einen Jugendlichen am Bahnhof Friedrichstraße in den achtziger Jahren erinnern. Der hatte am späten Nachmittag vor dem Eingang zur Ausreise nach West-Berlin jeden der dort wartenden angeschnorrt - allerdings nicht nach Westmark sondern nach Ostmark-Resten, die von den 25 Mark Zwangsumtausch übrig geblieben waren.;)
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
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ragnaroek
Wie in jedem System mußte man sich arrangieren. Habe persönlich sehr gut gelebt im Osten. Für
Ostalgie habe ich trotzdem nur wenig übrig. Selbst in Berlin war zu merken, wie die Lage immer mehr improvisierte. Von der "Provinz" ganz zu schweigen.
Das objektive Problem der DDR-Bürger bleibt bis heute, dass sie eigentlich vom Regen in die Traufe kamen. Dies auch noch denkbar schlecht vorbereitet.
Denn die BRD hatte Ihre besten Jahre längst hinter sich. Subjektiv mag dies jeder für sich einschätzen. Aus mir haben die Erfahrungen mit diesem kommunistischen Elite-Gesindel einen konsequenten Gegner jedweder Gerechtigkeitsillusion gemacht.
Richtig, bereits ab den siebziger Jahren begann es im Westen in den ersten Branchen zu kriseln. Zum Beispiel in der Textil-, Leder-, und Schuhindustrie. Da wurden in Westdeutschland schon die ersten Fabriken geschlossen, die mit der Billiglohnkonkurrenz aus Südostasien nicht mehr konkurrieren konnten. China war zu dem Zeitpunkt noch keine bedeutende Konkurrenz auf den Weltmärkten, aber andere Staaten wie z.B. Malaysia. Das war übrigens im Falle Japans so ähnlich - so wurden z.B. "japanische" Sharp-Fernsehgeräte, die man in in den achtziger Jahren in Westdeutschland kaufen konnte, bereits in Malaysia produziert. Das war dann auch der Anfang vom Niedergang der deutschen Unterhaltungselektronikhersteller wie SABA, Telefunken, Grundig, Nordmende u.s.w.
Die Wiedervereinigung kam mindestens 30 Jahre zu spät. 1950 bis 1960 wäre ein idealer Zeitpunkt gewesen, das "Wirtschaftswunder" hatte begonnen, es wäre im Osten kaum jemand arbeitslos geworden, es wären vielleicht auch weniger Anwerbeverträge mit der Türkei, Marokko u.s.w. geschlossen worden. Es hätten weniger Schulden gemacht und weniger Transferleistungen gezahlt werden müssen.
AW: 40 Jahre DDR - was war das wirklich für ein Staat?
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Cicero1
Ich kann mich da an einen Jugendlichen am Bahnhof Friedrichstraße in den achtziger Jahren erinnern. Der hatte am späten Nachmittag vor dem Eingang zur Ausreise nach West-Berlin jeden der dort wartenden angeschnorrt - allerdings nicht nach Westmark sondern nach Ostmark-Resten, die von den 25 Mark Zwangsumtausch übrig geblieben waren.;)
Ja, das waren wilde Zeiten in der Zone-Ost... ;)
AW: Die DDR - vorher/nacher
Guten Morgen, Mütterchen.
Ich weiß, es ist OT, aber ... ich war die Nacht munter geworden - an Deine lecker Kringeln denkend. Heißhunger. :)) Und plötzlich fiel es mir wieder ein.
Es gab wirklich sowas wie in Donut-Forum. Mit dick Zucker drauf gestreut.
Derselbe Teig wurde auch in Form großer Brezeln und rechteckiger Kuchen verkauft. Pfannkuchenteig (nicht Eierkuchen sondern ---- Krapfen = die runden faustgroßen mit drinnen Pflaumenmus oder Marmelade = werden überall anders bezeichnet - bei uns hier heißen die Pfannkuchen). Leckerst. Ja.
Das Einschlafen nach diesem Aufwachen war sehr schwer - und nachher muss ich dringend zum Bäcker.
;)
Sonst nochmal - lieben Dank und - herzliche Grüße von mir Ossi zu Dir Wessi :cool2::)) - komm wieder zu Besuch! Gerne!