AW: Schöne deutsche Gedichte
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
AW: Schöne deutsche Gedichte
Für die HPF-Mädchen, die dafür sorgen, dass ab und zu ein Lichtstrahl die herrschende Düsternis erhellt. Ein Lächeln, ein Lachen gar in Henning Auerbachs Keller:
Amor und Psyche auf einem Grabmal
Ein Traum, ein Traum ist unser Leben
Auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wogen schweben
Und schwinden wir
Und messen unsre trägen Tritte
Nach Raum und Zeit;
Und sind (und wissen's nicht) in Mitte
Der Ewigkeit.
Nach manchem voller Müh und Sehnen
Verseufzten Jahr
Umarmte sich in frohen Thränen
Ein liebend Paar.
Der Mond sah freundlich auf sie nieder;
Ein zarter Ton
Aus allen Büschen hallte wider:
"Endymion!
Ach, daß uns ewig, ewig bliebe
Der Augenblick!
Im ersten holden Kuß der Liebe,
Das reinste Glück!"
Verstummend, halbvollendet weilte
Das süße Wort;
Die Seel' auf Beider Lippen eilte,
Sie eilte fort.
Denn sieh, ein Engel schwebte nieder
Zu ihrem Kuß
(Gold, himmelblau war sein Gefieder),
Ihr Genius.
Berührend sie mit sanftem Stabe,
Sprach er: "Erhört
Ist Euer Wunsch. Dort überm Grabe
Liebt ungestört!"
Entschwungen auf dem Hauch der Liebe,
Im reinsten Glück,
Gewiß, daß ihnen ewig bliebe
Der Augenblick,
Auf amaranthnen Auen schwebte
Das holde Paar
Mit Allem, was je liebt' und lebte
Und glücklich war.
Mit Allem, was in Wunsch und Glauben
Sich je erfreut,
Genossen sie in vollen Trauben
Unsterblichkeit.
Des Weltalls süße Symphonieen
Umtönten sie;
Der Liebe süße Harmonieen
Durchwallten sie.
"Wollt Ihr zurück in jene Ferne
Auf Euer Grab?"
Sie sahn vom Himmel goldner Sterne
Zur Erd' hinab.
"O Genius, die Zeit danieden
Ist träge Zeit;
Ein Augenblick hier giebt uns Frieden
Der Ewigkeit."
Sahst Du auf jenem Grabeshügel
Die Liebenden?
Der erste Kuß gab ihnen Flügel,
Den Seligen.
Und daß ein Bild von ihnen bliebe
Im ew'gen Kuß,
Verewigte hier Seel' und Liebe
Der Genius.
Johann Gottfried Herder
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Die Luft so sauber, das Wasser rein, CDU..SPD und Grüne müssen verschwunden sein...
AW: Schöne deutsche Gedichte
Zitat:
Zitat von
hamburger
Die Luft so sauber, das Wasser rein, CDU..SPD und Grüne müssen verschwunden sein...
Der See ist trüb, die Luft ist rein,
Franz Josef muss ertrunken sein.
AW: Schöne deutsche Gedichte
ein schöner strang ist das hier.
An Lauretten.
Laurette bleibst du ewig stein?
Soll forthin unverknüpffet seyn
Dein englischseyn und dein erbarmen?
Komm / komm / und öffne deinen schoß
Und laß uns beyde nackt und bloß
Umgeben seyn mit geist und armen.
Laß mich auff deiner schwanenbrust
Die oft versagte liebeslust
Hier zwischen furcht und scham geniessen.
Und laß mich tausend tausendmahl /
Nach deiner güldnen haare zahl /
Die geisterreichen lippen küssen.
Laß mich den ausbund deiner pracht /
Der sammt und rosen nichtig macht /
Mit meiner schlechten haut bedecken;
Und wenn du deine lenden rührst /
Und deinen schoß gen himmel führst /
Sich zuckersüsse lust erwecken.
Und solte durch die heisse brunst /
Und deine hohe gegengunst
Mir auch die seele gleich entfliessen.
So ist dein zarter leib die bahr /
Die seele wird drey viertel jahr
Dein himmelsrundter bauch umschliessen.
Und wer alsdann nach meiner zeit
Zu lieben dich wird seyn bereit /
Und hören wird / wie ich gestorben /
Wird sagen: Wer also verdirbt /
Und in dem zarten schoße stirbt /
Hat einen sanften tod erworben.
Christian Hofmannswaldau (1616-1679
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Zitat:
Zitat von
hamburger
Die Luft so sauber, das Wasser rein, CDU..SPD und Grüne müssen verschwunden sein...
Passt!
AW: Schöne deutsche Gedichte
Lied einer Ostpreussin
O heißgeliebtes Heimatland,
Das ich verließ in Sommers Drängen !
Nun sind an deiner treuen Brust
Dir andre Rosen aufgegangen.
O meine Wälder, meine Seen,
Die oft ins Herz mir Frieden gossen:
Wie soll ich fassen, daß durch euch
Ein Meer von Blut hindurchgeflossen ?
Ob meiner Lieben Blut dabei,
Mein Heim verloht in wilden Bränden
So fragt es in mir Tag und Nacht
Gott ! Halt mein schwaches Herz in Händen !
Gott ! Mach der großen Zeit mich wert
Und lehr mich, nicht um Eignes klagen,
Nein ! Worte, voll von deiner Kraft,
Den mitbedrängten Herzen sagen !
Gib uns Vertriebenen Geduld
Bis auf ein endlich Wiederkehren,
Und lass uns alle nachts im Traum
Die Friedensglocken läuten hören !
Angela von Drygalski
AW: Schöne deutsche Gedichte
Du schläfst so sanft! – Die stillen Züge hauchen
Noch deines Lebens schöne Träume wider;
Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder,
Und heil'ger Frieden schließt die klaren Augen.
So schlumm're fort, bis deines Volkes Brüder,
Wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen,
Mit Gott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen,
Das Leben opfernd für die höchsten Güter.
Tief führt der Herr durch Nacht und durch Verderben;
So sollen wir im Kampf das Heil erwerben,
Daß unsre Enkel freie Männer sterben.
Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache:
Dann ruft dein Volk, dann, deutsche Frau, erwache,
Ein guter Engel für die gute Sache!
(Karl) Theodor Körner, 1812
Hommage an Königin Luise von Preußen
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Zitat:
Zitat von
Ansuz
Du schläfst so sanft! – Die stillen Züge hauchen
Noch deines Lebens schöne Träume wider;
Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder,
Und heil'ger Frieden schließt die klaren Augen.
So schlumm're fort, bis deines Volkes Brüder,
Wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen,
Mit Gott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen,
Das Leben opfernd für die höchsten Güter.
Tief führt der Herr durch Nacht und durch Verderben;
So sollen wir im Kampf das Heil erwerben,
Daß unsre Enkel freie Männer sterben.
Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache:
Dann ruft dein Volk, dann, deutsche Frau, erwache,
Ein guter Engel für die gute Sache!
(Karl) Theodor Körner, 1812
Hommage an Königin Luise von Preußen
Schade! Ich kann gerade nur :gp: Theodor Körner ist heute nahezu vergessen. Zu unrecht!
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Zitat:
Zitat von
Arndt
Schade! Ich kann gerade nur :gp: Theodor Körner ist heute nahezu vergessen. Zu unrecht!
Danke, das freut mich außerordentlich! 1813 habe ich ja über meinem Benutzerbild, das ist auch eine stille Hommage an Körner und den Geist dieses Jahres, den niemand so treffend in wunderbare Worte fassen konnte, wie dieser hehre, edle, beseelte Jüngling!