ja nur wir sind Zahldeppen
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Wenn wir nichts privatisieren leben wir in keiner Marktwirtschaft, die uns zu dem Wohlstand gebracht hat.
Du laberst Scheisse! Privatisierungen haben nach den Umstrukturierungen viele Arbeitskräfte freigesetzt, dem Rest einen erhöhten Arbeitsdruck bei niedrigeren Lohn verpasst und die Staatskassen mit höheren Kosten durch Harz/4 bzw. Aufstocker massiv belastet.
Die Marktwirtschaft VOR dem Privatisierungswahn (Post, Bahn, Pflegeheime/Krankenhäuser, Stadtwerken etc.) war bisher definitiv die Bessere.
Nicht, daß ich Monopole befürworte. Aber falls Du Dich mit dem beispiel eher allgmein auf die früheren Zeiten beziehst:
Früher, als telefonieren per Festnetz noch teurer als heutiges telefonieren per Mobiltelefon war, als es nur drei Fernsehsender gab und noch keine privaten Brief- und Paketdienste, da konnte sich eine Alleinverdienerfamilie - Mann, Frau, zwei bis drei Kinder - von einem Facharbeitergehalt nach einer gewissen Sparphase ein Haus bauen, Frau musste nicht arbeiten und konnte sich der Erziehung ihrer Kinder zu psychisch gesunden Menschen widmen und wenn der Vater abends nach Hause kam, fiel er nicht wegen einer heute herrschenden menschenfeindlichen Arbeitsverdichtung physisch und psychisch ausgelaugt tot ins Bett.
Früher gabe es viel weniger überflüssigen pathologischen Konsum. Wir hatten weniger sinnlose "Dinge", es gab weniger destruktiven sozialdarwinistischen Konkurrenzkampf, Hauserwerb/Hausbau und langfristige Existenzsicherung/Lebensplanungssicherheit, somit auch Heirat und Familiengründung und Sozialleben, also die wirklich wichtigen Dinge in unserer zeitlich befristeten Lebenszeit waren einfacher zu erreichen.
Die wirtschaftliche Produktion hätte sich unter Fortführung der damaligen Bedingungen auf die Entwicklung wirklich sinnvoller Produkte konzentriert. Denn wenn Konsumwaren teurer sind, dann kaufen Menschen erst mal nur diejenigen Waren, die den höchsten Nutzen und Mehrwert für sie haben und konsumieren "Dinge" nicht im Übermaß wie Drogen.
Dies hätte den sinnlosen Verbrauch begrenzter Naturresourcen auf niedrigerem Niveau gehalten.
Früher war nicht ALLES besser, aber unterm Strich war die materielle und soziale Lebensqualität um ein vielfaches höher.
Der weitestgehen ungesteuerte (bzw. der umgekehrt den Staat steuernde) Kapitalismus angelsächsischer Prägung ist ein Krebsgeschwür, der inhumane, anonymisierte und grausame Konkurrenzgesellschaften hervorbringt, die sich letzten Endes regelrecht selbst auffressen. Er ist eine existentielle Gefahr für unsere Zivilisation.
Hüther, der jetzt in der Bild schreibt, meinte mal, daß es in der BRD nie eine soziale, sondern immer nur eine freie Marktwirtschaft gegeben hätte. Er fälscht damit Geschichte.
Beamte streiken nicht, dafür bekommen sie eine Arbeitsplatz-Garantie und sind im ganzen Land einsetzbar. Das fand ich eine gute Regel.
Meine Großmutter väterlicherseits gehörte der mittleren Mittelschicht an und konnte sich nicht leisten, sich auf das Aufwärmen von Fertiggerichten und das Anstellen von Automaten zu beschränken. Die erste Toilette wurde im Haus erst eingebaut, als mein Onkel den Hof übernommen hatte. Der Telefonanschluss wurde um 1970 herum gelegt, aber nur weil mein Großvater Ortvorsteher wurde.
Was willst Du uns damit erklären? Das die BRD so sein muß, wie sie heute ist, sonst gäbe es keine Kloschüsseln mit Wasserspülung und keine Telefonanschlüsse?
Und 1970, ohne angelsächsischen Kapitalismus, Globalisierung und Privatisierungswahn hätten nur wenige Menschen über Telefonanschlüsse verfügt und dann auch nur, wenn sie sehr wichtig waren?