Ist kein Einwand, es ist nochmal von mir hervorgehoben dass die Kultur mehr umfasst.
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Freilich kennt der Faschismus (und der NS, den nehmen wir mal dazu) gewisse denkerische Voraussetzungen. Das macht eine Weltanschauung aus. Doch bei aller Ablehnung eines fehlgeleiteten Rationalismus-Materialismus sieht er sich i.d.R. immernoch verbunden mit Vernunft, Fortschritt, Wissenschaft, auch dort, wo es um ihn selbst geht.
Faschisten der "Wegen weil is' so!"-Fraktion sind mir nicht häufiger begegnet, als es solche Leute in allen Ecken gibt.
"Menschen" oder "der Mensch" sind aber nicht notwendig "alle Menschen". Sondern nur die, die den angenommenen oder vorausgesetzten Kriterien entsprechen. Man sieht das sehr gut an der Historie, worin eben nicht alle "beglückt" wurden, sondern Arme, Frauen, Nichteuropäer usw. mal mehr, mal weniger ausgeschlossen wurden.Zitat:
Mein Ursprungssatz lautete: „Es kommt auf die Ideale an, die, wenn man sie ernst nimmt, allen Menschen angedeihen lassen muss.“ Wer also (für Menschen gedachten) Ideale fordert und sie ernst nehmen will (m. a. W. logisch konsequent sein will), dann muss er auch alle Menschen einschließen.
Wäre es eine Frage logischer Konsequenz, dann hätte das kaum geschehen können, denn Logik kannten die lieben Leut' damals auch schon. (Und die Fortschritte in der Logik sind für diese Frage irrelevant.)
Ob die meisten Rassisten Sozialdarwinisten seien, vermag ich nicht zu beurteilen.Zitat:
Die Grenzlinie verläuft zwischen klassischem Darwinismus und Sozialdarwinismus. Ersterer beschreibt auf passive Weise, wie durch gegebene Umweltbedingungen manche Lebensformen „selektiert“ werden und andere nicht, also ihre Gene weitergeben. Das nennt sich natürliche Selektion und ist wertungsneutral wissenschaftlich im Sinne aufgeklärter Vernunft. Sozialdarwinismus überbetont die Konkurrenz von Individuen beim Kampf um Ressourcen und fordert darüber hinaus, aktiv gute Gene zu fördern, die anderen aber zu vernichten. Das ist eine künstliche Selektion auf Basis von Wertungen („gute Gene“) und typische Denke von Rassisten.
Ebensowenig, ob bzw. wie oft zum Sozialdarwinismus neben der Übertragung von der allgemeinen Theorie auf die Gesellschaft(en) auch die künstliche Selektion gehört.
Interessant finde ich, dass Du in einem Faden, der ausdrücklich Werbung für die Werte der Aufklärung machen will, Wertungen von Genen im sozialdarwinistischen Sinne als Argument gegen ihn zu verwenden scheinst.
Warum sollte "eine künstliche Selektion auf Basis von Wertungen" nicht "wissenschaftlich im Sinne aufgeklärter Vernunft" sein? Zumindest könnte man, vorausgesetzt, man fände sie, doch diejenigen Gene fördern, die zu " Freiheit, Gleichheit [...] Solidarität [...] Dann noch Vernunft und Demokratie" führen.
Oder, rein menschlich, solche, die Gesundheit, Lebenserwartung, Intelligenz, sozialverträgliches Verhalten etc. pp. betreffen.
Nicht ohne Grund war (und ist) die praktische Eugenik lange Zeit sehr viel eher ein Spielfeld sozialistisch-kommunistischer, sozialdemokratischer und national-sozialistischer Fortschrittarier als eines von ggf. eher aufklärungsspektischen Konservativen oder christlichen Traditionalisten.
Nicht, dass wir uns da missverstehen: Einig sind wir uns in diesem Punkte schon. Nur bringt das imho die Debatte nicht voran, daher a bissle "advocatus diaboli" meinerseits. :)Zitat:
Das ist in der Tat die Krux, die Grenze der Toleranz auszuloten. Hier ist das auch nur meine persönliche Ansicht, dass beim Werben für Terrororganisationen der Bogen überspannt wird.
Beim Thema "Gewalt und Religion" komme ich immer gerne mit "Gewalt und areligiöser Glaube". Meiner Erfahrung nach haben die meisten Leute darüber nämlich noch nie nachgedacht. Dass man anderen seinen Glauben nicht aufzwingen solle, wird regelmässig unterhinterfragt als selbstverständlich vorausgesetzt. Dass man in der Politik immer anderen seinen "Glauben" aufzwingt, erkennt die Mehrheit gar nicht.Zitat:
Hier schneidest du ein staatsphilosophisches Thema an. Ich finde die prinzipielle Gewaltenteilung gut. Wenn man nun ins Detail geht, würde das ein neues Fass ohne Boden aufmachen?!
Nur so!:appl:...wenn man eine sich nicht selbst aushebelnde Toleranz will und den Säkularismus ernstnimmt, der nicht zulässt, dass aus öffentlichen Räumen eine religiöse Bekenntnisstätte wird.[/QUOTE]
Womit die Praxis gewaltmässige Unterdrückung missliebiger und sozialunverträglicher Meinungen und Handlungen durch die Obrigkeit als legitim behauptet wird.
Nicht, dass ich das nicht ebenso sähe. Aber es darf gerne laut gesagt bzw. explizit notiert werden, damit keiner mehr behauptet, sowas sei unschicklich. :)
Aha. O.k., da sind d'accord.
Allerdings weiss ich noch nicht, wie Du auf "wir brauchen keine Leitkultur" kommst, wenn Du doch willst, dass "die", also nicht bloss eine (oder doch?) Rechtsordnung eingehalten wird.
Denn wie behält man ohne stabile Leitkultur eine bestimmte Rechtsordnung? Tätest Du den deutschen Staatsapparat nach Ägypten und den ägyptischen herverlegen, dann würden deutsche Beamte demnächst am Nil ägyptische Vorschriften durchsetzen, nicht deutsche. Wegen weil "Leitkultur" und deren Anforderungen an u.a. die Rechtsordnung.