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Auszug: Doch ob frühere Erkenntnis den revolutionären Denker wirklich zum erfolgreichen Geschäftsmann gemacht hätte, ist zu bezweifeln. Die Familientradition des 1818 in Trier geborenen Marx war nicht die von Kaufleuten. Sein Vater arbeitete als Rechtsanwalt, doch vor diesem hatten, auch auf der mütterlichen Seite, Generationen von Rabbinern gestanden: jüdische Schriftgelehrte, Männer des Wortes, nicht der Zahlen, Meister des Arguments und der Polemik.
Der Philosoph, der die Proletarier zur Hoffnung der Menschheit erhob, der Erzkritiker des Kapitalismus, kam aus einer durch und durch bürgerlichen Familie. Als er in Bonn und dann in Berlin Jura und später Philosophie studierte, lebte er auf derart großem Fuße, dass sein Vater ihm schrieb: "Als wären wir Goldmännchen, verfügt der Herr Sohn in einem Jahre über beinahe 700 Taler gegen alle Abrede, gegen alle Gebräuche, während die Reichsten keine 500 ausgeben." In der Tat verdiente damals ein Stadtrat in Berlin kaum mehr als Marx Junior ausgab. Einen guten Teil seiner Apanage brachte der gesellige Student beim "Kneipen" durch und landete auch mal wegen "nächtlichen ruhestörenden Lärmens und Trunkenheit" im Karzer.
Marx ging nicht so weit, nach seiner Promotion in Philosophie eine ordentlich Stellung abzulehnen. Doch einem Freund, der ihm an der Universität in Bonn eine Position verschaffen wollte, wurde die Lehrerlaubnis entzogen. Notgedrungen arbeitete Marx als Journalist.