AW: Alt, arm, absurd - Künstler am Existenzminimum
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Klopperhorst
Die Besonderheit der Renaissance-Malerei war bekanntlich der besondere Einsatz von Licht und Schatten, v.a. Schatten in den Bildern (dunkler Hintergrund), welcher die Zentralmotive herausstellte.
Wenn ich z.B. Turner sehe, dann ist zwar richtig, dass er die Stimmung von Licht umsetzen wollte, aber es fehlt eben das Motiv, welches vorher noch vorhanden war.
Das Motiv ist aber die handwerkliche Kunst, nicht das Drumherum (Muster).
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Dunkle Hintergründe waren bis zur Zeit der Impressionisten bei der konventionellen (Porträt-)Malerei ein Standard. Es ist auch ein Unterschied, ob man in der Malstube arbeitet, oder an der frischen Luft, wie es Monet liebte.
http://images.zeno.org/Kunstwerke/I/...5/kml4462a.jpg
Solche Gemälde als "Gekritzel" zu bezeichnen, sagt vielmehr über den Urteilenden aus, als über den Maler.
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Klopperhorst
Die erste Generation sicher. Aber alles, was danach kam, ist nur auf den Zug des schnellen Zeichnens aufgesprungen.
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Damit kann immerhin Deine Behauptung, "schon die ersten Impressionisten hatten ihr Handwerk verlernt", als widerlegt betrachtet werden.
»Wie wenige Menschen, auch die tapfersten, haben jemals den Mut, klar einzugestehen, ihre Anschauung von gestern sei Irrtum und Unsinn gewesen.« – Stefan Zweig
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Coriolanus
Damit kann immerhin Deine Behauptung, "schon die ersten Impressionisten hatten ihr Handwerk verlernt", als widerlegt betrachtet werden.
»Wie wenige Menschen, auch die tapfersten, haben jemals den Mut, klar einzugestehen, ihre Anschauung von gestern sei Irrtum und Unsinn gewesen.« – Stefan Zweig
Gut, ein logischer Widerspruch, der aber nur daher rührt, dass ich seinen Ur-Großvater nicht schmälern wollte.
Dann hat eben die zweite Generation alles verlernt und seichte Großstadtmalerei für das Bürgertum und den Massenmarkt produziert.
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Klopperhorst
Das sind heute alles Imitationen, zwar gut ausgeführt, aber ohne eigenen Geist.
Wenn ich so eine chinesische Geigen-Künstlerin höre, denke ich mir immer, gut und schön.
Aber hätte sie mal lieber ihre eigene Kultur weitergeführt.
Kultur und damit Kunst kann nur ein Angehöriger dieses Kulturkreises voll verstehen und damit auch weiterentwickeln.
Angehöriger meint von der Abstammung her.
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Das lässt sich kaum bestreiten, vor allem wo die Sprache ins Spiel kommt. Aber man muß da wirklich schon sehr genau hinhören, um es zu bemerken. Und es gibt einige Ausnahmen. Imitationen ist mir dann auch zu hart geurteilt, ausführende Musiker sind eben "nur" Interpreten. Maria Callas war auch keine Italienerin, aber durch ihren ungemeinen Fleiß und Ehrgeiz, avancierte sie zur größten Operndiva ihrer Zeit.
Das Problem besteht heute aus meiner Sicht eher darin, daß sich nur noch eine Minderheit der Europäer für das eigene Kulturgut interessiert. Daß die Asiaten europäische Kunst nach ihren Möglichkeiten adaptieren, gereicht Europa zur Ehre und sollte vor allem die ganzen Pop- und Rockmusikverköstiger stutzig machen, ob es nicht doch noch was Schöneres gibt, als den ganzen neuzeitlichen Industrieabfall aus der englischsprachigen Welt.
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Klopperhorst
Dann hat eben die zweite Generation alles verlernt und seichte Großstadtmalerei für das Bürgertum und den Massenmarkt produziert.
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Darüber hätte es keine Diskussion gegeben.
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"Die authentische Kunst dieses Jahrhunderts ist eine Erforschung der Leere, eine Bestandsaufnahme der Abwesenheit." - Nicolás Gómez Dávila
Die Aphorismen von Gómez Dávila sind ebenso geistreich wie witzig. Die Fähigkeit, viele Gedanken in einem einzigen Satz zu verdichten, ist auch eine Kunst, die man gar nicht hoch genug schätzen kann.
"Dem Aphorismus vorzuwerfen, nur Teile der Wahrheit auszudrücken, kommt der Annahme gleich, die weitschweifige Rede könne sie voll und ganz ausdrücken." - Nicolás Gómez Dávila
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Coriolanus
Was die Kunst betrifft, so haben wir im 21. Jahrhundert wahrlich keinen Grund zu klagen. Der ganze Kosmos der europäischen Kunstgeschichte lässt sich beinahe kostenlos im Internet abrufen. Umso merkwürdiger ist es, daß viele Zeitgenossen es nicht auf die Reihe bekommen, sich ein kulturelles Fundament zu verschaffen. Wenn man auf die Kommentare bei Youtube unter Klassikvideos achtet, findet man eher selten Deutsche, die sich zu Wort melden. Nicht einmal bei Bach, Telemann, Gluck, Mozart, Beethoven, Haydn, Schubert, Brahms, Wagner, Mahler; das heißt bei den eigenen Meistern, will der deutsche Homo oeconomicus noch ein Wörtchen mitreden. Er lebt schließlich mit all seinem Denken, Reden, Handeln und Fühlen im 21. Jahrhundert. Was soll's bringen, aus der Vergangenheit zu schöpfen, denkt er sich wohl?
[...]
Treffend analysiert; das fällt mir auch immer wieder auf.
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In diesem Strang kommen einfach zwei Dinge zusammen, die Rechte traditionell hassen: die Armen und die Kunst. Gelten lassen sie nur Landschaftskitsch und Neo-Folk. Abstrakte Kunst ist regelrechte Gotteslästerung. Und die Bewunderung für das Genie alter Meister geht immer mit einer Gleichgültigkeit oder gar einer Geringschätzung der konkreten Werke einher.* Dieses Muster zieht sich ja durch die Jahrhunderte: schon Monteverdi wurde das vorgeworfen, schon Bach, der heute ja sinnbildlich für religiöse Musik überhaupt steht, wurden von den konservativen (und) pietistischen Strömungen seiner Zeit vorgeworfen, viel zu komplex und zu abstrakt zu komponieren. Statt asbtraker und scheinbar "chaotischer" Polyphonie wollten sie einfache Melodien haben; eine einfache Melodie, der Rest nur Begleitung.
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Coriolanus
Die Behauptung, "schon die ersten Impressionisten hatten ihr Handwerk verlernt", ist ein widerwärtiges Ressentiment, das leider eine typisch deutsche Überheblichkeit wiederspiegelt.
Schon der Terminus "Impressionismus", der sich etabliert hat, war ja eigentlich als polemische Kritik gedacht. Man hat den "Impressionisten" vorgeworfen, quasi faule Skizzen anzufertigen und dieses Klischee des Künstlers, der da halt so eine Eingebung bekommt und bisschen was niederschreibt, auf den Kopf gestellt. Die Wahrheit hat Karl Valentin auf seine unnachahmliche Art und Weise so geschickt auf den Punkt gebracht: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit." Das gilt auch für Proust oder Debussy oder Monet, dessen Kunst auf genausoviel Arbeit und einem genauso kruppstahlharten Fundament stand wie die Polyphonie des Barock.
https://www.youtube.com/watch?v=rJ_XTW6fbmc
*Edit:
So ist ja im Grunde auch das Verhältnis der Rechten zum Volk: die Liebe zum theoretischen "Volk" als kitischiger Postkartenidylle geht immer einher mit einer Geringschätzung des konkreten Menschen mit konkreten Problemen hinsichtlich Krankenversicherung, Miete, Rente, usw. Die Menschen können schon wie Nutzvieh gehalten werden, solange sie nur ausreichend reinrassigen Nachwuchs werfen. In der Hinsicht sind sie wie Frankensteins, deren Monster jetzt so groß und mächtig geworden ist, dass es seine Schöpfer nicht mehr braucht: denn das monopolisierte Monster kann jetzt einfach die ganze Welt unterjochen, wodurch Nationalismus, Rassismus und religiöse Differenzierung plötzlich zu ganz unerwünschten Ideologien geworden sind, und die nützlichen Idioten der Rechten einfach weggeworfen werden. Ausgleichende Ungerechtigkeit!
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nurmalso2.0
Kunst ist, wenn man jemanden findet der Schwachsinn kauft. Ist wie mit den Religionen, immer eine Stufe dümmer als der Erfinder.
Und (heutigen) Künstler sind in der überwältigenden Mehrheit krankhafte Narzissten, die es verstehen ihre schillernden psychischen Defekte zu Geld zu machen. Unsere zeitgenössische Kunst ist nur das Vehikel für den pathologischen Narzissmus der als "Künstler" bezeichneten Personen. Kunst als gesellschaftliches Krankheitssymptom, denn hinter ihr steht ja die Anerkennung der gesellschaftlichen Eliten des pathologischen Narzissmus, denn nur durch deren Anerkennung kann er überhaupt als Kunst gelten.
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Smultronstället II.
In diesem Strang kommen einfach zwei Dinge zusammen, die Rechte traditionell hassen: die Armen und die Kunst. Gelten lassen sie nur Landschaftskitsch und Neo-Folk. Abstrakte Kunst ist regelrechte Gotteslästerung. Und die Bewunderung für das Genie alter Meister geht immer mit einer Gleichgültigkeit oder gar einer Geringschätzung der konkreten Werke einher.* Dieses Muster zieht sich ja durch die Jahrhunderte: schon Monteverdi wurde das vorgeworfen, schon Bach, der heute ja sinnbildlich für religiöse Musik überhaupt steht, wurden von den konservativen (und) pietistischen Strömungen seiner Zeit vorgeworfen, viel zu komplex und zu abstrakt zu komponieren. Statt asbtraker und scheinbar "chaotischer" Polyphonie wollten sie einfache Melodien haben; eine einfache Melodie, der Rest nur Begleitung.
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Kann es sein, dass du einer Karikatur von "Rechten" aufgesessen bist? Also so im Sinne, Gartenzwerge, röhrender Hirsch überm Sofa und Blasmusik aus dem Grammophon?
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