AW: Alt, arm, absurd - Künstler am Existenzminimum
"Am liebsten sind mir meine großen Indianermythen - ich beschwöre Sie es für möglich zu halten, daß alles was wir als "Weltliteratur" kennen eine ganz vorläufige Trostlosigkeit ist, die großen Dinge sind noch überall geheime und Schätze, die Texte sind schon lange da, aber nur Probierpuppen der Philologie, aber jetzt fängt hier etwas ganz neues an. Ich will eine Geschichte der Weltliteratur schreiben in der im Anhang auch Europa behandelt wird. Unser Blick wird jetzt ganz weit."
(Hans Jürgen von der Wense, 1929)
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Coriolanus
... Hinter der Abkehr vom Realismus steckte nicht der Verlust handwerklicher Fähigkeiten, sondern der Wille - Schopenhauer lässt grüßen -, neue, und nie dagewesene Kunst zu erschaffen.
Woher willst du das wissen?
Die Wahrheit ist wohl eher, dass die schon vorher vorhandenen Ölskizzen zu eigentlichen Kunstwerken gemacht wurden.
Man kann sagen, sie haben sich nicht mehr die Mühe gemacht, mehr als Ölskizzen zu produzieren.
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Klopperhorst
Woher willst du das wissen?
Die Wahrheit ist wohl eher, dass die schon vorher vorhandenen Ölskizzen zu eigentlichen Kunstwerken gemacht wurden.
Man kann sagen, sie haben sich nicht mehr die Mühe gemacht, mehr als Ölskizzen zu produzieren.
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„Ich will das Unerreichbare. Andere Künstler malen eine Brücke, ein Haus, ein Boot und das wars. Ich dagegen will die Luft malen, die die Brücke, das Haus, das Boot umgibt, die Schönheit der Luft, die diese Objekte umgibt und das ist nicht Unmögliches.“ - Claude Monet
Was genau macht denn eigentlich die Bilder von Rubens Deiner Meinung nach so besonders, und welche Maltechnik beherrschten er oder andere Maler seiner Epoche, die verloren gegangen wäre?
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Ansuz
"Am liebsten sind mir meine großen Indianermythen - ich beschwöre Sie es für möglich zu halten, daß alles was wir als "Weltliteratur" kennen eine ganz vorläufige Trostlosigkeit ist, die großen Dinge sind noch überall geheime und Schätze, die Texte sind schon lange da, aber nur Probierpuppen der Philologie, aber jetzt fängt hier etwas ganz neues an. Ich will eine Geschichte der Weltliteratur schreiben in der im Anhang auch Europa behandelt wird. Unser Blick wird jetzt ganz weit."
(Hans Jürgen von der Wense, 1929)
"Sie lachen über meinen Enthusiasmus für die Wilden beinahe so, wie Voltaire über Rousseau, daß ihm das Gehen auf vieren so wohl gefiele: Glauben Sie nicht, daß ich deswegen unsre sittlichen und gesitteten Vorzüge, worin es auch sei, verachte. Das menschliche Geschlecht ist zu einem Fortgange von Szenen, von Bildung, von Sitten bestimmt: wehe dem Menschen, dem die Szene mißfällt, in der er auftreten, handeln und sich verleben soll! Wehe aber auch dem Philosophen über Menschheit und Sitten, dem seine Szene die einzige ist, und der die erste immer, auch als die schlechteste, verkennet! Wenn alle mit zum Ganzen des fortgehenden Schauspiels gehören: so zeigt sich in jeder eine neue, sehr merkwürdige Seite der Menschheit – und nehmen Sie sich nur in acht, daß ich Sie nicht nächstens mit einer »Phsychologie aus den Gedichten Ossians« heimsuche. Die Ideen wenigstens dazu liegen tief und lebendig genug in meiner Seele, und Sie würden manches Sonderbare lesen!" - Von deutscher Art und Kunst, I. Auszug aus einem Briefwechsel über Oßian und die Lieder alter Völker
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Coriolanus
...
Was genau macht denn eigentlich die Bilder von Rubens Deiner Meinung nach so besonders, und welche Maltechnik beherrschten er oder andere Maler seiner Epoche, die verloren gegangen wäre?
Die Besonderheit der Renaissance-Malerei war bekanntlich der besondere Einsatz von Licht und Schatten, v.a. Schatten in den Bildern (dunkler Hintergrund), welcher die Zentralmotive herausstellte.
Wenn ich z.B. Turner sehe, dann ist zwar richtig, dass er die Stimmung von Licht umsetzen wollte, aber es fehlt eben das Motiv, welches vorher noch vorhanden war.
Das Motiv ist aber die handwerkliche Kunst, nicht das Drumherum (Muster).
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Klopperhorst
Woher willst du das wissen?
Die Wahrheit ist wohl eher, dass die schon vorher vorhandenen Ölskizzen zu eigentlichen Kunstwerken gemacht wurden.
Man kann sagen, sie haben sich nicht mehr die Mühe gemacht, mehr als Ölskizzen zu produzieren.
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Nein, dieser Stil war gewollt. Dieses verwaschene, ungenaue. Mein Urgroßvater war ein im Mosel-, Hunsrück-,
Eifelraum bekannter Impressionist. Meine Großmutter zeigte mir einmal eine Mappe mit seinen Kohlezeichungen.
Da waren Portraitmalereien von Hunsrücker Bauern dabei die quasi fotorealistisch waren. Ein sehr hohes Niveau
von Zeichenkunst. Klar ist Öl anders. Aber ich denke das er das auch in ähnlichem Niveau gekonnt hätte.
Vieleicht nicht wie ein Rubens, aber da muß einem klar sein das solche Maler auch in ihrer Zeit Ausnahmetalente
waren, nicht die Regel. Die Impressionisten haben bewußt so gemalt, nicht weil sie es anders nicht konnten.
In meinem früheren Bekanntenkreis war mal eine Malerin. Die war halt eher im Bereich moderne Kunst, gar nicht mehr
gegenständlich, tätig. Farbkollagen und Muster. Aber ästhetisch, harmonisch und schön anzusehen, nicht so entartet krankes Zeug mit Negativausstrahlung. Die hat mir mal Bilder aus ihrer
Studienzeit gezeigt. Also, das Handwerkszeug um sehr genau abbildend gegenständlich zu malen, das hatte die in jedem Falle gehabt, und zwar auf ziemlich hohem Niveau. Oft ist es eben so das man genau dieses Handwerk sehr gut beherrschen muß um es dann zu übersteigen (oder auch nicht, je nach Blickwinkel). Ich kann damit auch wenig mit anfangen wenn ich ehrlich bin, also mit dieser rein abstrakten Kunst die ja oft ins groteske, häßliche verirrt ist. Impressionistische Gemälde dagegen finde ich recht schön. Gerade weil sie zwar gegenständlich aber nicht mehr ganz konkret sind. Ein bissle so wie ich eine Landschaft sehe wenn ich meine Brille abnehme, haha.
Das mit der nötigen Vorraussetzung der Handwerkskunst ist auch bei neuer Musik so. Diesem oft gräßlichen Gequietsche und Geknarze in Disharmonie das sich da einige kranke Geister aus dem Hirn komponiert haben.
Es hört sich gar furchtbar an, aber man braucht Top-Musiker um das dann aufzuführen. Die Leute können auch
genau so kunstfertig Mozart oder Bach spielen anstelle dieser scheußlichen Hurz-Hirnfürze bescheuerter "Komponisten". Aber wessen Begabung und Ausbildung auf dem jeweiligen Instrument nicht ausreicht um
Mozart oder Bach in Orchesterniveau zu spielen, der kann auch solche grauslichen Neue Musik Machwerke nicht aufführen.
Wenn auch nebensächlich: Ein Bekannter erzählte mir mal von einer Studie nach der Musiker die sich auf
diese Form der "Musik" konzentriert haben im Gegensatz zu ihren rein Klassik darbietenden Kollegen überdurchschnittlich hoch an psychosomatisch bedingten Krankheiten leiden.
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Was die Kunst betrifft, so haben wir im 21. Jahrhundert wahrlich keinen Grund zu klagen. Der ganze Kosmos der europäischen Kunstgeschichte lässt sich beinahe kostenlos im Internet abrufen. Umso merkwürdiger ist es, daß viele Zeitgenossen es nicht auf die Reihe bekommen, sich ein kulturelles Fundament zu verschaffen. Wenn man auf die Kommentare bei Youtube unter Klassikvideos achtet, findet man eher selten Deutsche, die sich zu Wort melden. Nicht einmal bei Bach, Telemann, Gluck, Mozart, Beethoven, Haydn, Schubert, Brahms, Wagner, Mahler; das heißt bei den eigenen Meistern, will der deutsche Homo oeconomicus noch ein Wörtchen mitreden. Er lebt schließlich mit all seinem Denken, Reden, Handeln und Fühlen im 21. Jahrhundert. Was soll's bringen, aus der Vergangenheit zu schöpfen, denkt er sich wohl?
Nie gab es soviele Virtousen der Instrumentalmusik wie in unserer Zeit. Man muß schon arg taub und abgestumpft sein, um das nicht zu bemerken. Das einzige was unserer Epoche im musikalischen Bereich fehlt, sind die großartigen Töneschöpfer der vergangenen Jahrhunderte. Der Grund dafür wurde schon im Strang benannt: Für ernste Musik gibt es eben kein Massenpublikum. Im Zuge der Amerikanisierung wurde Musik in Europa zu einer monotonen Unterhaltungsindustrie degradiert, und die Bundesdeutschen, sind offenbar die Letzten, die sich daran stören.
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Erich von Stahlhelm
Nein, dieser Stil war gewollt. Dieses verwaschene, ungenaue.[...]
Ja, was denn sonst. Monet und andere Impressionisten wurden zu Beginn verspottet, und die Ressentiments gegen ihre Kunst hält sich, wie man sieht, bis in unsere Tage. Wie man es dreht und wendet: Durch diesen neuen Stil, haben sich Maler wie Monet einen unsterblichen Namen gemacht. Viele andere Landschaftsmaler sind dagegen längst in Vergessenheit geraten, obwohl sie sich die "Mühe" gegeben haben, so fein wie möglich zu malen.
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Coriolanus
...
Nie gab es soviele Virtousen der Instrumentalmusik wie in unserer Zeit. Man muß schon arg taub und abgestumpft sein, um das nicht zu bemerken. Das einzige was unserer Epoche im musikalischen Bereich fehlt, sind die großartigen Töneschöpfer der vergangenen Jahrhunderte. ....
Das sind heute alles Imitationen, zwar gut ausgeführt, aber ohne eigenen Geist.
Wenn ich so eine chinesische Geigen-Künstlerin höre, denke ich mir immer, gut und schön.
Aber hätte sie mal lieber ihre eigene Kultur weitergeführt.
Kultur und damit Kunst kann nur ein Angehöriger dieses Kulturkreises voll verstehen und damit auch weiterentwickeln.
Angehöriger meint von der Abstammung her.
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Erich von Stahlhelm
Nein, dieser Stil war gewollt. Dieses verwaschene, ungenaue. Mein Urgroßvater war ein im Mosel-, Hunsrück-,
Eifelraum bekannter Impressionist. Meine Großmutter zeigte mir einmal eine Mappe mit seinen Kohlezeichungen.
Da waren Portraitmalereien von Hunsrücker Bauern dabei die quasi fotorealistisch waren. Ein sehr hohes Niveau
....
Die erste Generation sicher. Aber alles, was danach kam, ist nur auf den Zug des schnellen Zeichnens aufgesprungen.
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