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Da antworte ich mal mit einem Zitat eines LPG-Bauern: "
Als nach der Bodenreform die von der SED ankamen, um mich für die LPG zu überzeugen, habe ich sie mit der Forke vom Hof gejagd. Heute, da ich in der LPG bin, würde ich jeden vom Hof jagen, der mich hier wieder rausbringen will."
Mag sein, daß die Methoden nicht immer die feine englische Art waren, die Sache jedoch war gut; und bereut hat es fast keiner. Frag mal heute Bauern, ob die so was wie geregelte Arbeitszeiten oder gar festen Urlaub kennen!
Herr im Himmel, vergleiche bitte sowjetische Kolchosen nicht mit den LPG´s der DDR. Die waren nie das Vorbild für die DDR. Es hat nur einmal den Versuch gegeben, nach sowjetischen Vorbild riesige Rinderoffenställe einzurichten. Aber nachdem die Viehcher im Winter in ihrer eigenen Scheiße einfroren und zu Dutzenden zu grunde gingen, hat man das wieder ganz schnell sein lassen. Das waren die einzigen Versuche, hier von der "glorreichen" Sowjetunion zu lernen. Das kann Dir auch jeder LPG-Bauer bestätigen.
Der Slogan "Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen" wurde bestimmt auf vieles übertragen, aber ganz bestimmt nicht auf das System der Landwirtschaft. Blöde waren die in der LPG nun auch nicht! ;)
Keine Frage, Kolchosen waren nicht gerade das Gelbe vom Ei. Kein Widerspruch!
Ich würde gerne mit Dir darüber diskutieren; aber ich glaube, wir kommen dann vom Thema ab.
Das NÖS war eine prima Sache, weil es privatwirtschaftliche Aspekte im Bereich des Handwerkes zum Beispiel, wieder stärker in den Mittelpunkt stellte. Kernpunkt des NÖS war aber, in den Führungsspitzen der Wirtschaft nur auf Experten und weniger auf Parteikader zu setzten. Das war auch einer der zentralen Gründe, warum man Ulbricht dann absetzte, weil viele Kader der SED ihren Machteinfluß zu verlieren glaubten, was von Ulbricht durchaus beabsichtigt war. Kompetenz und Fachwissen sollten ausschlaggebend sein, nicht das Parteibuch.
Das mit der Überschuldung stimmt ja so nicht. Der abschließende Bundesbankbericht vorm Deutschen Bundestag 1998 weist die Außenhandelsschulden der DDR - Schulden des Auslandes an die DDR gegengerechnet (Rußland zahlt ja heute noch Milliarden an die BRD zurück - alles DDR-Kredite an die SU) - in Höhe von gerade mal 9 Milliarden Dollar aus. Der Unterschied zur BRD-VW besteht eben darin, daß der Staat hier einfach seine Banken anpumpen kann, während die DDR eben auf ausländische Kreditgeber angewiesen war und somit in gewisser Hinsicht sich in eine Abhängigkeit , die die BRD nicht hat, begeben hat. Die BRD, oder kapitalistische Staaten mit freikonvertierbarer Währung, werden niemals in eine solche Situation kommen. Da gibt es dann irgendwann Börsencrashs, wenn die Kreditblasen dann platzen - wie es früher oder später in den USA mal passieren wird. Wieviele Schulden haben denn die USA? Das kann kein Kriterium sein. Das ist nur, mit verlaub, billige Rhetorik, immer zu behaupten, die DDR war pleite. Berlin hat 70 Milliarden EURO schulden - wie pleite ist Berlin?
Kein Widerspruch. Dennoch lag der Lebensstandart in der DDR höher als Beispielsweise in Spanien, Großbritanien und Italien. Vergiß bitte nicht, außer Braunkohle und ein bischen Kali hatte die kleine DDR nicht. Man sollte schon die Relationen beachten. Auch wenn es am Ende aus vielerlei Gründen nicht gereicht hat, wurde in den 40 Jahren wirklich großes geleistet. Die DDR hatte nach dem Krieg auf ihrem Gebiet nicht mal einen einzigen funktionierenden Hochofen. Das wurde alles - trotz Reparationen - aus dem Boden gestampft. Heute, 16 Jahre nach der Einheit, ist der Osten nur noch eine öde Wüste, trotzd der Milliarden. Was sagt uns das? Die Industrieproduktion des Ostens ist heute niedriger als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - NIEDRIGER! Das sollte zu denken geben.
Das bezweifel ich aber. Heute hängt alles vom Geld ab - ALLES. In der DDR mußte niemand Angst haben, seine Wohnung zu verlieren, sich keinen Arzt mehr leisten zu können, ect.. Ich weiß ja nicht, von welchen Zeiten Du redest, aber ich wuchs auch in der DDR auf, meine Eltern verdienten zusammen gerade mal 1400 Mark. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, daß ein Farbfernseher 5000 Mark kostete, der Liter Benzin 1,50 Mark und eine Anbauwand auch 3000 Märker verlangte. Dennoch haben wir anständig gelebt, und so manch HARTZ-IV-Empfänger würde das als garadezu paradiesisch empfinden. Viele meiner Familienangehörigen, die in der Prignitz (Brandenburg) leben, leben seit Jahren von Arbeitslosengeld, bzw. jetzt von HARTZ-IV. Nee, vergleiche das bitte nicht mit der DDR, trotz der offensichtlichen Mängeln in einigen Bereichen der Versorgung, die es zweifellos gab, keine Frage.
Das glaube ich gerne - aber frag mal die 25% Arbeitslosen im Lande. Die fallen alle hinten runter. Und eine Änderung ist nicht in Sicht. Es gibt Gegenden, z.B. um Zittau, MeckPom oder Brandenburg, da liegt die Arbeitslosenquote bei über
50%. Mir geht es auch gut, habe mir nichts auszustehen. Aber man sollte nicht von sich auf andere schließen. Das läßt einen die Sicht vernebeln.
Einige Punke sind nicht von der Hand zu weisen, dennoch ist das eine sehr vereinfachte Darstellung, die teilweise auch nicht mit der historischen Wahrheit konform geht.
Das der europäische Sozialismus kein Vorbild für zukünftige Versuche sein kann, ist keine Frage. Heute stehen uns ganz andere Möglichkeiten und Erfahrungen zur Seite. Auch andere Probleme, wie eben auch die ökologische Frage, zwingen uns, über die Idee einer sozial-gerechten Gesellschaft neu nachzudenken. Es gibt eine Menge Ansätze und Ideen. Fakt ist nur, daß der Kapitalismus seit dem Ende des europäischen Sozialismus es nicht vermocht hat, auf die anstehenden Probleme wie Hunger, Seuchen, ökologische Katastrophen und Krieg Antworten zu finden. Es zeigt sich immer mehr, daß die Globalisierung die Probleme nur noch verschärft. Der Kapitalismus in seiner von Marx vorhergsagten radikalsten, sprich neoliberalen Phase, wird letztenendes an sich selbst scheitern - er wird scheitern müssen.
Marx war Philosoph. Sein Hauptwirken bestand nicht in erster Linie, ein Leitfaden einer zukünftigen sozialistischen Gesellschaft zu geben, sondern in der wissenschaftlichen Analyse des Kapitalismus, die sich bis auf den heutigen Tag bestätigt hat. Er hat nur Schlußfolgerungen daraus gezogen. Das Kommunistische Manifest hat nicht mal 100 Seiten. Man hat nur einen wichtigen Satz von Marx immer ignoriert:
"An allem ist stets zu zweifeln!"
Marx war kein Technokrat, er war ein kluger Kopf, der bei der Ausgestaltung einer zukünftigen sozial-gerechten Gesellschaft nie einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit seiner Thesen erhob. Er lieferte lediglich das Rüstzeug, den Kapitalismus richtig einzuschätzen. Alles andere ist pure Logik, wie man es eben nicht machen sollte.
Es gibt viele, die von sicht behaupten, Kommunisten zu sein. Zu 90% kannst Du diese Leute mitsamt ihren Pamphleten in die Tonne hauen. Sie haben mit der Idee des Kommunismus wenig bis gar nichts zu tun. Ich kenne viele dieser Strömungen, laß Dich da nicht blenden. Die Idee des Kommunismus, unabhängig von der Realisierbarkeit, ist gut und edel. Und viele Ideen sollten auch für Sozialisten nicht tabu sein. Kennst Du Star-Trek? Das ist faktisch Kommunismus - kein Geld mehr, jeder nach seinen Bedürnissen und Fähigkeiten. Nicht mehr und auch nicht weniger ist Kommunismus. Was ist Menschenfeindlich daran?
Ich glaube, diesen Link habe ich schon reingesetzt, aber egal: Fang mal damit an:
http://de.rian.ru/analysis/20060303/43898608.html
http://de.rian.ru/analysis/20060306/43962935.html
Desweiteren empfehle ich Dir Bücher von Daniela Dahn (
Westwärts und nicht vergessen,
Vertreibung ins Paradies oder
Demokratischer Abbruch), und natürlich der Knaller von Heinz Dieterich
Der Sozialismus des 21.Jahrhunderts.
Gegenfrage: Wie beurteilst Du die Politik der USA gegenüber Südamerika (Stichwort Monroe-Doktrien)? Großmächte haben sich die Welt schon immer in Einflußsphären eingeteilt, daß ist beileibe keine Erfindung der SU. Der schlimmste allerdings, von allen sowjetischen Politikern, war Breschnjew.
Nur keiner hat heute das moralische Recht, da mit dem Finger auf andere zu zeigen. Die USA haben jedenfalls eine viel blutigere Spur ihrer Macht weltweit hinterlassen als die UdSSR.
Die europäische Linke auf jeden Fall - da gebe ich Dir durchaus recht. Aber lies mal den Dieterich, du wirst überrascht sein, wie eng die ökologische Frage da mit dem historischen Projekt des Sozialismus des 21.Jahrhunderts verbunden ist. Die Ökologie ist da das Maß aller Dinge!