Zitat:
Ja, das hast du geschrieben. Allerdings ist eine potentielle Revolution kein zwangsläufiger Maßstab für Unwirtschaftlichkeit, sondern für Unzufriedenheit. Deshalb habe ich dem keine Beachtung geschenkt.
Logisch oder?
Nein.
Aber lassen wir es dabei, denn ich merk gerade, dass wir in dem Punkt aneinander vorbeireden.
Zitat:
Das werden die wenigsten sein. Oder gab es zwischen 1871 und 1945 keine wirklich qualifizierten Deutsche, weil sie mangels Fremdsprachenkenntnisse weitgehend in Deutschland blieben statt nach England oder in die USA zu immigrieren?
Die Situation lässt sich nur schlecht vergleichen. Die Welt ist durch die Globalisierung, Amerikanisierung und natürlich aus logistischen Gründen im letzten halben Jahrhundert "kleiner" geworden. Es ist nicht mehr der große Schritt ins Ausland zu gehen, es ist zu einem Katztensprung geworden. Ja, ich weiss, du wirst jetzt wieder sagen: Streich ihnen den Unterricht und die Welt wird wieder ganz groß und dann bleiben die Leute aus Bequemlichkeit schön hier. Aber nenn mir doch mal ein Land, das dies praktiziert und seine Fachkräfte somit im Land hält.
Nach dem zweiten Weltkreig herrschte außerdem eine Aufbruchstimmung die Leute sind eher aus ihrem Exil zurückgekehrt als Deutschland zu verlassen. Die Fachkräfte die es damals gab, ich bezweifel mal dass es viele waren, wurden dringends im eigenem Land gebraucht. Sie hatten eine sichere Zukunft, wenn man das so sagen kann im Angesicht des 2.WK. Heute muss man trotz guter Qualifikation um eine gute Stelle bangen; die Stimmung wist viel schlechter, dies begünstigt Emigration.
Wenn du schon hier in die Geschichte gehen willst. Was ist mit dem Exodus der Deutschen nach der misslungenen Märzrevolution oder im Zuge des kalifornischen Goldrauschs? Oder mit den ganzen Gastarbeitern die in den 60er nach Deutschland kamen? Konnten die etwa die jeweilige Sprache?
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Inder wissen, das sie sich in deutschen IT-Firmen auf englisch verständigen können. Die weit größeren sozialen Aufstiegschancen hast du selbst erkannt.
Wie du siehst ein schlechter Vergleich.
Die Differenz in den sozialen Chancen wird durch die größere kulturelle Umstellung ausgeglichen. Um es auf einen Punkt zu bringen:
Inder->Deutschland = viel mehr Geld, dafür aber viel mehr das er "aufgeben" muss (Großer Schritt)
Deutscher->USA = weniger Geld, dafür ist das Ganze auch ein kleiner Schritt
Beides ist proportional zueinander zu sehen. Der Inder opfert mehr und wird dadurch mit relativ mehr Geld entschädigt. Die Motivation ist bei dem einen also nicht größer als bei dem anderen.
Wie du siehst ein guter Vergleich.;)
Wenn man dem Deutschen diese Bequemlichkeit nimmt wird er sich gleich zwei Mal überlegen, ob er auswandert. Darin gäbe ich dir Recht. Allerdings wirst du ihm dies nicht nehmen können in dem du nur den Englisch-Unterricht streichst. Darum gehts mir die ganze Zeit.
Zitat:
Du meinst, es macht keinen Unterschied ob man für ein paar Monate im Ausland ohne Sprachkenntnisse von einem Dolmetscher unterstützt arbeitet oder einen langjährigen Zeitraum im Ausland ohne Sprachkenntnisse und ohne Dolmetscher arbeitet?
Die ein paar Monate, die er dort arbeitet, reichen vollkommen um mehr zu lernen als in 8,9 Jahren Schule. Und außerdem hat er ja durch die verkürzte Schulzeit sogar ein ganzes Jahr um einfach nur zu jobben.
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Zig andere? Wieviele werden das wohl sein? Garantiert nicht ein Viertel aller Absolventen. Wenn es ein paar Hundert sind, die trotz aller Steine unbedingt weg wollen können sie gehen.
Den Strafbestand der Republiksflucht will ich nicht einführen.
Es geht mir hier nicht um Leute, die auswandern, sondern um die Wirkung der amerikanischen Kultur und somit auch der englischen Sprache auf die Bevölkerung. Um meine ganze Aussage auf den Punkt zu bringen: Dieser Effekt ist von weitaus größerem Einfluß als der Schulunterricht oder meinst du ein Deutscher würde nach Nigeria auswandern auch wenn er perfekt Englisch spricht und dort einen weitaus besser dotierten Job kriegen könnte. Deswegen musst du auch diesen Einfluß beseitigen. Dann könnte deine These, wenn man ein paar andere Punkte vernachlässigt, aufgehen.