https://www.youtube.com/watch?v=n-Y97yfYwRQ
Greyhound.
Geschaut wegen Hanks.
Eigentlich hätte ich den Warnungen vieler US Vloger mehr Beachtung schenken sollen, bevor ich 80 Minuten meiner Lebenszeit auf diesen Mist verschwendet habe.
Zunächst Einmal: Die Perspektive der Convoy-Escorts halte ich nach wie vor für sehr interessant. Ein solches Projekt hätte der Gegenentwurf zur "Boot" Reihe werden können und die gesamte Sicht auf die Schlacht im Atlantik abrunden können. Vorweg: Ein totaler Fehlschlag. 87 Minuten Netto hätten mir eine Warnung sein müssen.
Die Handlung kurz zusammengefasst:
Ein Zerstörer der "Fletcher" Klasse namens "Greyhound" begleitet mit 2 weiteren Schiffen (dem RN Zerstörer HMS Eagle und der RCN Korvette "Dicky") einen Nordatlantik Convoy von irgendwo an der Ostküste nach Liverpool. 37 Schiffe. Kurz nach dem Passieren der Zone, in der Luftunterstützung möglich ist wird der Konvoi von einer Gruppe von 5 deutschen U-Booten der Klasse VII-C angegriffen. Gleich zu Anfang gelingt es Krause, mit dem ersten WaBo Wurf ein Boot zu versenken. Sofort erscheint ein Ölfleck und Trümmer. Dann beginnen die Boote in geringer Entfernung und bei Tageslicht mit Überwasserangriffen auf die Schiffe des Konvois. Man fängt an, sich gegenseitig zu versenken. Es kommt zu einem Überwassergefecht und zu hämischen UHF Funksprüchen des Wolfsrudels in Richtung der perfekt, wie eine geölte Maschine funktionierenden Amerikaner. Von einem offenbar verrückt gewordenen deutschen Kommandanten. Am Ende - alles Bestens - Konvoi mit kleineren Verlusten sicher im Hafen, ein Paar Verletzte an Bord der "Greyhound", jubelnde US Soldaten auf einem Truppentransporter als "Greyhound" passiert.
Film-Handwerkliche Kritik:
- Keine der handelnden Personen wurde irgendwie vorgestellt. Nur über den militärisch Verantwortlichen der begleitenden Convoy Escorts, Cdr. Krause lernen wir dass er betet, eine Freundin hat, die ihn nicht heiraten will und offenbar weder schlafen noch essen muss. gelegentlich blutige Füße hat.
- Die CGI`s sind z.T. grottig. Schön billig in China gemacht (s. Vorspann - chinesische Produktionsgesellschaft mit beteiligt) - nicht ganz so erbärmlich wie bei "Midway" aber beinahe.
- Die Handlung treibt die Charaktere. Nicht umgekehrt. Kann funktionieren - muss aber nicht. Eine Transatlantik-Passage eines Konvois im 2. Weltkrieg in 80 Minuten zu quetschen ist sicherlich keine gute Voraussetzung für einen solchen Ansatz. Der Film wirkt hektisch und ist so voller Action gestopft, dass der Zuschauer binnen Minuten abstumpft. Hanks, eigentlich viel zu alt für eine solche Rolle, geht dabei gepflegt unter.
- Die militärische Drehbuchrecherche wurde wohl von einem 15-jährigen gemacht.
Die militärische Kritik:
1. Der Film soll im Februar 1942 spielen. Der erste Zerstörer der "Fletcher" Klasse wurde erst im Juni 1942 in Dienst gestellt. Somit konnte die "Greyhound" zu diesem Zeitpunkt nicht im Atlantik sein.
2. Das Schiff und die beiden Begleiter des Empire waren für 1942 ultramodern. Radar und Sonar. Alle. Totaler Quatsch. Das kam erst in der Breite 1943. Bei Sloops und Korvetten noch später. Die Reichweite des Radars wurde hier mit 15 nm dem erstaunten Betrachter präsentiert. Nöö, iss klar.
3. Deutsche U-Boot Angriffe auf große Konvois wurden in einem komplizierten Handlungsstrang aus Fühlung halten, mehr Boote heranführen, die Konvoi-Ordnung stören und gezielt Opfer herauspicken geführt. Hier scheinen ein fast wie in Beton gegossener Konvoi, der immer (vollkommen lächerlich) in einer "abreast" Ordnung gehalten werden konnte auf ein Rudel irrer Cowboys zu treffen, die im Kamikaze Style ihr Leben und das ihrer Besatzungen völlig kopflos aufs Spiel setzen. Wer Beispielsweise den Angriff von 17 Booten auf den Konvoi HX212 als Beispiel nimmt, kann erkennen, wie lächerlich dieser Film ist. 3 Tage formierte Dönitz sein Rudel zu einer Synphonie des Grauens für die Alliierten. Kein deutsches Boot ging verloren, die Alliierten verloren 7 Schiffe. Geschützt wurde der Konvoi durch 1 alten US Zerstörer aus dem 1. Weltkrieg und 5 kanadischen Korvetten, die allesamt weder über Radar noch sonst über irgendwelche Aufklärungsmittel modererner Art verfügten. Es gelang U 436 sofort die Ordnung zu stören, indem es gleich 4 Handelsschiffe in der Spitze des Konvois versenkte. Die Nachfolgenden mussten ausweichen und zerstreuten sich in Panik in alle Richtungen. Die ursprüngliche Ordnung ging sofort verloren. Die meist völlig unerfahrenen Besatzungen der frühen Konvois reagierten oft konfus und unüberlegt.
4. Kein deutscher U-Boot Kommandant hätte je bei Tage einen Konvoi bei Anwesenheit von Eskorten über Wasser angegriffen.
5. Kein deutscher U-Boot Kommandant bei Verstand hätte je versucht, über UHF Kontakt zu den Wachschiffen des Konvois aufzunehmen, um sie zu veräppeln. Dafür hätte ihm in der Heimat das Erschießungskommando gedroht.
6. Kein deutsches U-Boot konnte binnen 2 Minuten mehrfach einen 4er Fächer abschießen. Das Nachladen hätte mindestens 10 Minuten gedauert.
7. Kein deutsches U-Boot (1 x 8,8 cm SK) hätte sich auf ein Feuer-Duell mit einem modernen Zerstörer (5 x 12,7 cm SK) eingelassen.
8. Deutsche Boote trugen "Malinge". Gemalte Symbole wie der Sägefisch von U 96, die Ziege von U 144 oder der Teufel von U 46. Die im Film gezeigten Malings wären so niemals geduldet worden. Ein Wolfskopf - farbig (das Lächerlichste - die See macht das binnen Stunden zu Nichte) - über den ganzen Turm. Nee, iss klar. :D
9. Die US Besatzung funktionierte auf einer Neukonstruktion wie ein geölter Blitz. Wer mal zur See gefahren ist, weis, dass das völliger Blödsinn ist. Am Anfang geht alles schief. Siehe "HMS Prince of Wales" vs. "Bismarck". Binnen Minuten funktionierte kein Geschützturm mehr. Und: Die USA waren 1942 noch Lichtjahre von ihrer Form anderthalb Jahre später entfernt. 80% der USN war uralter Schrott aus der Zeit vor dem Washington-Naval Treaty von 1923. Die Besatzungen unerfahren und fahrig. Anfang 1942 fuhren 99% der Konvois unter dem Schutz der Royal Navy. Und das nicht ohne Grund....
Also von vorne bis hinten totaler Quatsch.
Mein Urteil: Null von Fünf Sternen.