Jeder fünfte Bürger muss sich seine Füße mit "Trichophyton rubrum" teilen, einem fiesen Kleinstlebewesen, das so zählebig und hartnäckig ist wie ein Kampfhund.
Allein in Deutschland sind etwa 16 Millionen Paar Füße zwischen den Zehen oder gar auf ganzer Sohle gerötet. Sie stinken, jucken, schuppen, bilden Bläschen und bluten bisweilen. Bei zehn Millionen Pilz-Trägern hat der hochinfektiöse Mikroorganismus mehr angerichtet als nur ein peinliches Hygieneproblem: Er ist unter die Fußnägel gekrochen, hat sie verfärbt und verkrümmt - so sehr, dass manche Nagelpilz-Opfer nicht mehr in ihre Schuhe passen und kaum noch ohne Schmerz laufen können. Der Fußpilz verbreitet sich rasant in Deutschland. Das gelingt ihm, weil trotz verbreiteter Fußpilz-Furcht kaum ein Mensch wirklich weiß, wie er sich zu schützen vermag. "In Sachen Fußpilz", sagt der Mediziner und Fußpilz-Forscher Hans-Jürgen Tietz von der Berliner Charité, "herrscht Bildungsnotstand."
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Bis zu
1500 infizierte Hautfragmente wurden pro Quadratmeter Sauna oder Schwimmbad gefunden. Wahrscheinlich gibt es in ganz Deutschland nicht einen einzigen sauberen Pool. Schon wer einen fußkranken Gast bei sich zu Hause nur für ein Wochenende beherbergt, kann sich den Fußpilz als Dauergast einfangen. Es gibt Familien, in denen der barfuß laufende Opa gleich mehrere Generationen angesteckt hat. Und oft ist der Pilz nur mühevoll wieder aus der Wohnung zu vertreiben. Seine Sporen sind hartlebig und extrem geduldig: Sie überstehen Hitze und Kälte und können monatelang auf einen Menschenfuß warten. Im Nu gründen sie auf ihm wieder eine florierende Pilz-Kolonie. Was also tun? Pilzspezialist Tietz von der Charité kennt die Antwort: Wage keinen Schritt ohne Badeschlappen! Viele Saunagäste haben die Botschaft nur halb verstanden. In zahlreichen Anlagen ist es üblich, die Badelatschen vor der Sauna abzustellen. Der Saunagast muss dann -"um Gottes willen" (Tietz) - noch einige Schritte barfuß über die verpilzten Fliesen gehen bis zur Schwitzbank, die ihrerseits von Pilzsporen dicht besiedelt sein dürfte. Tietz empfiehlt daher, die Plastiksandalen niemals auszuziehen, auch nicht im Zustand äußerster Transpiration
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Das Ergebnis ist eine Landkarte der Verpilzung:
In Russland stellen die Pilzfüße eine geradezu sozialistische Mehrheit (fast 83 Prozent, siehe Grafik). Auch in der Kategorie der vielfach unangenehmeren Nagelpilze sind die Russen mit einem Verseuchungsgrad von 66 Prozent das meistbelastete Volk. Mykologisch unbelastet hingegen sind die Spanier. Nur 5 Prozent von ihnen leiden unter "Tinea pedis". Die Deutschen liegen im Mittelfeld. Vermutlich sind die Unterschiede klimatisch zu erklären. Die Pilz-Kontamination der Russen allerdings ist so total, dass entweder an der Studie oder an Schuhen russischer Produktion gezweifelt werden muss.
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Gläubige Muslime zum Beispiel können dem Pilz kaum entgehen. Vor dem Betreten der Moschee waschen sie sich mit den übrigen Gläubigen die Füße. Barfuß laufen sie dann in das Gotteshaus und hocken sich auf einen viel benutzten Gebetsteppich. Seine Fasern strotzten im Laufe der Zeit vor infektiösen Hautschuppen und Pilzsporen. Einer neueren südafrikanischen Studie zufolge sind 85 Prozent aller Moschee-Besucher in Durban infiziert