Gegen die Vereinfacher
Gratulation, Herr Hassemer, zu Ihrem Mut zu differenzieren beim Thema "Ehrenmord", das ansonsten gern genutzt wird, um billigste fremdenfeindliche Ressentiments zu unterfüttern. Von
Ursula Rüssmann
Gratulation, Herr Hassemer. Gratulation zu Ihrem Mut, zu differenzieren bei einem Thema, das ansonsten gern genutzt wird, um billigste fremdenfeindliche Ressentiments zu unterfüttern. Denn wer taugt besser als der "Ehrenmörder" - nichtdeutsch, brutal, Frauenhasser, meist Moslem - zum Feindbild, das den deutschen Stammtischbruder ideal mit der deutschen Feministin und der radikalsäkularisierten Exiltürkin verbindet?
Wer wie Sie, Herr Hassemer, auch bei Ehrenmorden auf mögliche mildernde Umstände hinweist, wird sich in dieser Allianz der Vereinfacher(innen) keine Freunde machen. Dabei verteidigt er nur Essentials des Rechtsstaats.
Aber schauen Sie in die Praxis, Herr Professor. Ein "Ehrenmörder" setzt den Schlusspunkt unter einen langen, familiären Wertekonflikt. Er tut es im genauen Wissen um das ganz andere Weltbild seines Opfers, denn dieses will er auslöschen.
Dass sich hier irgendeine Spur von Nichtwissen findet, das den Täter entschuldigt, ist ziemlich ausgeschlossen. Dass nach ihr gesucht werden muss - daran zu erinnern, ehrt Sie.