„Rosa Luxemburg“
Ein hinterhältiger, ein ganz böser Film
Gewiss haben, wie ich selbst, viele Bundesbürger am Sonabend abend vor dem Bildschirm des ZDF den Film „Rosa Luwemburg“ gesehen. Der erste Eindruck: Donnerwetter, wie filmisch großartig! Wie wahrheitsgetreu! Ja, diese Sozialdemokraten, wie verräterisch und brutal haben sie die Arbeiterbewegung niedergeschlagen und den Kapitalismus vor dem Tode gerettet!
Ich gebe zu, dass auch ich selbst ein Stündchen brauchte, ehe mein Politikinstinkt zurück kam: Du lieber Gott, den Film hat doch das ZDF gedreht und gesendet! Nicht die Defa vor sagen wie 30 Jahren! Nein, der Sender des Großkapitals! Sind die Auftraggeber und Autoren plötzlich Sympathisanten der Kommunisten, Lieblinge der Spartakus-Führer? Das kann doch nicht wahr sein! Was steckt hinter diesem zu Tränen rührenden Golgata-Gang der beliebtesten Kommunistin deutscher Geschichte?
Ich will es in aller Schärfe vorwegnehmen – der Film könnte vom Genossen Stalin gedreht sein, um seine Parole aufzufrischen, dass DIE Sozialdemokraten „Sozialfaschisten“ sind. Nicht vergessen: diese Parole wurde in die Welt gesetzt, als das Schicksal des deutschen Volkes davon abhing, ob es zur Aktionseinheit von SPD und KPD gegen die Rechtsparteien und die Nazis kommt!
Und genau das ist heute wieder die Schicksalsfrage. Da musste etwas her, was im fernen Jahr 1919 leider Tatsache und berechtigt war – der Zwist zwischen den beiden Parteien. Nichts fürchtet die Reaktion auch gegenwärtig mehr, als dass mitten in einer verheerenden Krise des Kapitalismus und seiner Knechtschaftspolitiker eine Aktionseinheit der SPD und der Linken zustande käme. Nichts wäre gerade deswegen jetzt von nötiger, als das richtige Einvernehmen zwischen den beiden Parteien herbei zu führen und das weithin sicht- und hörbar zu machen. Aber dazu sind wohl weder die Sozialdemokraten als auch die Linken mit ihrem stalinistischen Restdenken bereit. Sie müssten ja über ihren eigenen Schatten springen. Aber der ist wohl viel zu groß dafür.