Gehirnerschütterungen, Knochenbrüche, Prellungen - Krankenhaus. Im ukrainischen Parlament lieferten sich Regierung und Opposition ein handfestes Duell. Weil die einen das Hohe Haus blockieren wollten, warfen die anderen mit Stühlen. Solche Auseinandersetzungen haben Tradition in Kiew.
Kiew - Endstation Krankenhaus. Mindestens sechs Abgeordnete führte die Schlacht im Plenum direkt zu den Ärzten. Sie trugen Gehirnerschütterungen, Knochenbrüche, blutige Wunden oder Prellungen davon, als am Donnerstagabend Mitglieder der Partei der Regionen von Staatspräsident Wiktor Janukowitsch das Parlamentspodium stürmten. Dies hatten zuvor oppositionelle Verbündete der früheren pro-westlichen Ministerpräsidentin Julija Timoschenko besetzt.
Sie wollten einen Antrag der pro-russischen Regierungspartei verhindern.
Doch die Lage eskalierte: Anhänger Janukowitschs warfen Stühle auf ihre Kontrahenten und gingen mit Fäusten auf sie los. Ein Abgeordneter der Timoschenko-Fraktion musste auf einer Trage ins Krankenhaus gebracht werden. Die Oppositionsabgeordneten hatten die parlamentarische Arbeit den ganzen Tag lang blockiert, um gegen Korruptionsermittlungen gegen die Politikerin zu protestieren.
"Da sie nicht reagierten, mussten wir sie mit Gewalt vertreiben"
Die Generalstaatsanwaltschaft leitete in dieser Woche strafrechtliche Ermittlungen gegen Timoschenko ein. Sie steht im Verdacht, als Regierungschefin Hunderte Millionen Dollar veruntreut zu haben. Timoschenko hat die Vorwürfe als politisch motiviert zurückgewiesen.
Parlamentspräsident Wolodimir Litwin sagte am Freitag nach der Prügelei, es sei an der Zeit, dem Chaos ein Ende zu bereiten. Litwin zeigte Eisenstangen, Ketten und Schlösser, die am Donnerstag in den Saal gebracht worden seien. Einige Abgeordnete hätten sogar gedroht, die Schusswaffen einzusetzen, die sie häufig bei sich tragen. "Wie sollen wir mit solchen Aktionen Kindern Demokratie und die Liebe zum Vaterland lehren?", gab sich Litwin ratlos.
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Geht sehr rustikal zu, in der Ukraine...