Keine Ermittlungen gegen Schill wegen Nötigung
Der entlassene Hamburger Innensenator Ronald Schill muss nach seinen Drohungen gegenüber Bürgermeister Ole von Beust (CDU) keine Ermittlungen der Bundesanwaltschaft befürchten. Schills Drohungen seien strafrechtlich geprüft worden, sie begründeten aber keinen Anfangsverdacht der versuchten Nötigung eines Verfassungsorgans, sagte eine Justiz-Sprecherin in Karlsruhe.
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Politische Antwort angemessen
Der Drohung fehle das "besondere Gewicht" und "die spezifische staatsgefährdende Zwangswirkung", betonte die Sprecherin. Es könne erwartet werden, "dass Mitglieder der Regierung eines Landes derartigen Angriffen standhalten und hierauf mit politischen Mitteln reagieren".
Schill-Partei distanziert sich
Zuvor hatte sich die Schill-Partei von ihrem Gründer distanziert und will sich einen anderen Namen geben. Schill selbst will nun Oberbürgermeister Ole von Beust anzeigen. Der hatte den Innensenator gefeuert, weil dieser mit Enthüllungen über das Sexualleben von Beusts gedroht haben soll
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"Mit Kampagne aus dem Weg geräumt"
"Ich werde Ole von Beust wegen Verleumdung anzeigen", sagte Schill in einem Interview mit der "Hamburger Morgenpost". Der Regierungschef habe ihn mit einer Kampagne aus dem Weg geräumt. Der Ex-Senator sprach von falschen Verdächtigungen und beteuerte mehrfach, von Beust nicht erpresst zu haben. Allerdings prüft Generalbundesanwalt Kay Nehm bereits, ob er gegen Schill wegen des Verdachts der "Nötigung eines Verfassungsorgans" ermitteln soll.
"Beschämend und unwürdig"
Die Aussagen Schills seien "beschämend und unwürdig", hieß es zuvor in einer Erklärung des Landesvorstandes der Schill-Partei. Viele Mitglieder seien "erschüttert". Auf einem Parteitag im Oktober wolle die Partei nun "nach einem griffigen Kürzel ohne den Namen Schill" suchen, sagte Parteichef Mario Mettbach. Korrekt heißt die Schill-Partei eigentlich "Partei Rechtsstaatlicher Offensive", darf aber aus rechtlichen Gründen die Abkürzung "PRO" nicht verwenden.
Nockermann als Nachfolger
Die Koalition mit CDU und FDP will die Schill-Partei fortsetzen. Nach dem Willen der Führung soll Parteichef Dirk Nockemann die Nachfolge Schills als Innensenator antreten. Nockemann erbat sich Bedenkzeit. Dem Vorschlag müssen die Koalitionspartner CDU und FDP noch zustimmen. Bausenator Mettbach wurde von Beust bereits zum Zweiten Bürgermeister der Hansestadt ernannt.
Schill wird Abgeordneter
Schill selbst will nun einfacher Abgeordneter werden. CDU und FDP hatten gedroht, die Koalition aufzukündigen, sollte der Ex-Senator eine leitende Funktion einnehmen. Der Ex-Senator würde nach eigenen Worten auch für den Fraktionsvorsitz zur Verfügung stehen - seine Partei lehnt das aber ab. Der amtierende Vorsitzende Norbert Frühauf soll seinen Job behalten.
Schill-Vorwürfe "absurd"
Unterdessen wies von Beust die Vorwürfe Schills zurück: Eine angebliche homosexuelle Beziehung mit Justizsenator Roger Kusch sei "absurd". In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung nannte von Beust den Justizsenator einen seiner "ältesten Freunde. Nicht mehr und nicht weniger." Zugleich räumte von Beust ein, dass er mit Kusch "hin und wieder, zusammen mit anderen Freunden", in den Urlaub fahre. Zum Thema Homosexualität sagte der Hamburger Bürgermeister: "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Homosexualität etwas Normales ist."
Kein Verhältnis mit von Beust
Ein sexuelles Verhältnis habe es nie gegeben, sagte Kusch in der "Welt". "Vielleicht ist das nicht meine engste, sicherlich aber eine sehr enge und die dauerhafteste Freundschaft, die ich pflege". Kusch bestätigte, dass er in einer Wohnung des Hamburger Bürgermeisters zur Miete wohne. Laut "Bild"-Zeitung bekannte sich Kusch zu seiner Homosexualität: "Ja, ich bin schwul", zitiert ihn das Blatt.
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