Mitten in Berlin schlichtet ein selbst ernannter Friedensrichter zwischen arabischen Clans. So hat er schon viele Menschenleben gerettet.
...
Allouche ist einer der Händler. Aber er hat außerdem noch einen zweiten Job.
Der gebürtige Libanese ist ein selbst ernannter Friedensrichter und schlichtet bei Streitigkeiten zwischen arabischen Clans. Das Amt hat er im Libanon von seinem Vater geerbt, der wiederum übernahm es bereits von seinem Großvater.
So ziemlich jeder Araber in Berlin hat Allouches Telefonnummer. „Wenn zwei Araber sich streiten, holt meistens jeder seine Familie zur Unterstützung für eine Schlägerei“, erklärt Allouche. Das sei der Zeitpunkt für ihn, sich ins Auto zu setzen und loszufahren. „Ich habe schon viele Massaker verhindert.“
Wenn er nichts ausrichten kann bei einem Einsatz, wie jüngst bei einem Kampf zwischen einer palästinensischen und einer libanesischen Familie, rufe er die Polizei. „Die Beamten melden sich auch bei mir, wenn sie Informationen brauchen.“
Peter-Michael Haeberer, Chef des Berliner Landeskriminalamts, wählt andere Worte, um das Verhältnis zwischen Polizei und arabischem Schlichter zu beschreiben.
„Die Rolle des Friedensrichters wurde bisher durch die polizeiliche Arbeit nicht beeinflusst“, sagt Haeberer.
„Aus präventiver Sicht ist auch fraglich, ob der regelgerechte Einsatz von Friedensrichtern überhaupt bekämpft werden sollte, da diese deeskalierend wirken und eine Ausweitung der Konflikte möglicherweise verhindern können.“
In Berlin gibt es 20 bis 30 Großfamilien mit jeweils bis zu 500 Mitgliedern. Weitere leben im Ruhrgebiet, in Bremen und Bremerhaven. Die meisten von ihnen sind libanesische Kurden aus den Grenzgebieten zwischen Türkei und Syrien.
....
Auch Allouche ist nun bereits seit 14 Jahren deutscher Staatsbürger. „Ich tue das alles für Deutschland und für Allah“, sagt er. Bezahlt werde er von den Familien nicht, Geschenke aber nehme er schon mal an. „Die brauche ich, für meine Zigaretten, für meine Kinder.“
Kürzlich heiratete er seine „zweite Frau“ und ließ sich dafür von seiner ersten scheiden – „aber nur, weil das deutsche Gesetz es so verlangt“. Seine erste Frau, eine Deutsche und Mutter seiner vier Töchter, liege ihm weiter am Herzen.
Die verstorbene Jugendrichterin Kirsten Heisig widmete den arabischen Clans in ihrem Bestseller „Das Ende der Geduld“ ein ganzes Kapitel. Ihrer Einschätzung nach leben sie ausschließlich nach ihren Gesetzen. Die Mütter bekommen zehn bis fünfzehn Kinder und haben bereits Enkelkinder, bevor sie ihr letztes eigenes Kind bekommen.
[Links nur für registrierte Nutzer]