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Zum Glück haben wir lang genug gelebt. Seit 2000 Jahren – oder mindestens seit 43 Jahren – erwarten wir diese Stimme aus der Höhe, aber sie zögerte. Keiner kann die 3600 jüdischen Intellektuellen, die einen Brief unterzeichnet haben, der heute dem EU-Parlament vorgelegt wird und der Israel aufrufen soll, mit dem Bau (von Siedlungen) in der Westbank und in Jerusalem aufzuhören, als Israelhasser anklagen. Keiner kann den französisch-jüdischen Philosophen Bernard-Henri Levy oder Alain Finkielkraut als selbst-hassende Juden bezeichnen.
Es sind Leute, die jede Gelegenheit nützen, Israel öffentlich zu verteidigen und ihm treu ergeben bleiben. Sogar während der Operation Cast Lead und nach dem Goldstone-Bericht blieben sie auf Israels Seite. Der Staat Israel ist wie ihr Augapfel in guten und besonders in schlechten Zeiten.
Aber selbst ihre Geduld geht zu Ende, und sie machen sich große Sorgen. ...
Die Unterzeichner der Petition – alles Freunde von Shimon (Peres) - haben beschlossen, dass sie nun keine andere Wahl mehr haben: ihr Israel hat (anscheinend) keine Ahnung, wo es sich befindet. Ihm wird nicht bewusst, wie abgeschnitten es von der Welt ist, von Amerika, von Europa und den arabischen Ländern, die mit ihm Frieden schlossen – gerade jetzt, wenn es diese mehr als sonst benötigt.
... „Europäische Juden rufen zur Vernunft auf“ ist der Titel. Sie rufen die israelische Regierung auf, sofort den (Siedlungs-)Bau auf der Westbank und in Ostjerusalem einzufrieren, um das Überleben Israels als jüdischer und demokratischer Staat sicher zu stellen. ...
Nicht alle Leute, die Netanyahu, Lieberman und Eli Yishai schmeicheln – Schmeichler, die blind und taub „amen“ zu ihrer Politik sagen – suchen wirklich Israels Bestes. Im Gegenteil, solche Leute könnten Schlimmes über uns und Israel bringen ...
... Die Unterzeichner werden schon angegriffen. Weil sie nicht hier mit uns leben, hätten sie kein Recht, sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumischen - eine gewählte Regierung zu kritisieren, werden ihre Kritiker sagen.
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Diejenigen, die sich mit Kritik zurückhalten, sind nicht notwendigerweise Freunde, und selbst wenn sie auch nicht Feinde sind, könnten sie sich dort finden, wo ausgesprochene Feinde stehen. Die 3600 (inzwischen über 4400) europäischen jüdischen Intellektuellen handeln deshalb aus Liebe.
Danke Yossi Sarid
Erscheinungsdatum des Originalartikels: 02/05/2010