Zitat Zitat von asdf Beitrag anzeigen
Die Schlossruine in Berlin war und ist für mich nichts weiter als ein Denkmal der ganzen feudalten und folgenden Machtprotzerei all der preusisch-deutschen Eroberungssucht. Ein einziger Irrsinn, für die Neuschöpfung Millionen oder gar Milliarden dem Volk aus der Tasche zu ziehen. Die Meinung brauchst du ja nicht zu teilen.
Und wenn du meinst, der Erste Weltkrieg sei in Serbien entstanden und nicht durch den Überfall der Deutschen auf Frankreich (Schlieffenplan), dann kannst du ja auch diesen Propagandatrick glauben. Werd´seelig damit!
Das ist kein Propagandatrick, sondern Tatsache. Wie begann der Erste Weltkrieg? Im Juni 1913 brach auf dem Balkan erneut ein Krieg aus, in dessen Verlauf Serbien erhebliche Territorialgewinne verbuchen konnte. Zwar konnte in dessen Verlauf die Unabhängigkeit Albaniens bestätigt werden, doch brach im Lande ein Aufstand aus und serbische Truppen marschierten ins Land ein, um den Aufstand niederzuschlagen. Recht bald drohte Serbien mit einem erneuten Vorstoß nach Albanien, gar bis an die Adria. In Folge dessen setzte Österreich ein Ultimatum, und zwar am 18.10.1913, dessen Inhalt nach Serbien alle seine Truppen abzuziehen habe. Im Herbst desselben Jahres unterstützten alle europäischen Großmächte dieses Ultimatum und erachteten die Ansprüche Serbiens als unakzeptabel. Selbst Serbiens Verbündeter, das kaiserliche Rußland, ließ durch seinen Außenminister Sergej Sasonow verkünden, dass "Serbien an den Ereignissen, die zu dem Ultimatum geführt hatten, mehr Schuld trage, als gemeinhin angenommen werde." (Clark, Christopher, Kaiser Wilhelm II. Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers. München 2000. 259) Daraufhin drängte St. Petersburg seinen Verbündeten, das Ultimatum einzuhalten.

Seine Majestät der Kaiser drängte im Verlauf der Ereignisse Österreich-Ungarn mehr als einmal zu einer friedlichen Koexistenz mit Serbien, so dass Kaiser Franz Joseph am 16. Mai 1914 sich gegenüber seinem Außenminister, Graf Berchthold, beklagte: "Trotzdem scheint man sich in Berlin von dem Gedanken einer politischen Annäherung Österreichs-Ungarns und Serbiens [...] noch nicht frei gemacht zu haben." (Ebd. 263)

Als seine Majestät der Kaiser auf seiner königlichen Jacht "Hohenzollern" die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo erhielt, brach er nach eingehender Beratung sofort Richtung Berlin auf, um den Frieden in Europa noch erhalten zu können. Zwar äußerte Wilhelm in einer Randbemerkung, dass man den Serben zunächst eine Reihe von Forderungen stellen müsse, die, wenn sie selbige nicht akzeptieren, energisch durchgesetzt werden sollten; "jetzt oder nie", "mit den Serben muss aufgeräumt werden, und zwar bald." (Ebd. 265 f.), jedoch wurde in der bisherigen Geschichtswissenschaft dieser Notiz jene Bedeutung zugemessen, welche als Beweis für Wilhelms Kriegsentschlossenheit angesehen wurden. Jedoch handelte es sich lediglich um eine von Wilhelms regelmäßig gemachten Randbemerkungen, die keinesfalls als Befehl galten und als solchen auch nie angesehen wurde. Denn die folgenden Ereignisse sprechen eine andere Sprache. Am 6. Juli 1914 sagte Wilhelm zu seinem geschäftsführenden Staatssekretär, Admiral Eudard von Capelle, dass er (seine Majestät der Kaiser) nicht daran glaube, dass es zu größeren kriegerischen Verwicklungen kommen werde, denn seiner Ansicht nach seien Rußland und Frankreich noch gar nicht kriegsbereit. Wilhelm hoffte immer noch, dass dieser Konflikt regional begrenzt bleibe und fügte wörtlich hinzu, dass es keinen Anlass zur Besorgnis gäbe: "für die nächsten sechs Jahre könne man von der Seite (gemeint war Rußland) sicher sein." (Ebd. 270).

Serbien seinerseits akzeptierte einige der wichtigsten Punkte des Ultimatums, woraufhin seine Majestät Kaiser Wilhelm II. auf die Kopie der serbischen Antwort schrieb: "Eine brilliante Leistung für eine Frist von 48 Stunden. Das ist mehr als man erwarten konnte! Ein großer moralischer Erfolg für Wien, aber damit fällt jeder Kriegsgrund fort." und fügte hinzu, als er von der Teilmobilmachung Österreichs erfuhr: "Darauf hätte ich niemals Mobilmachung befohlen." (Ebd. 274)
Der Kaiser wies seinen Staatssekretär für auswärtige Beziehungen, Jagow, an, Österreich sofort darüber zu informieren, dass es für Berlin keinen Kriegsgrund mehr gäbe und er bereit sei, "den Frieden in Österreich zu vermitteln." (Ebd. 274)
Jedoch leistete Jagow diesem kaiserlichen Befehl nicht Folge, und die Ereignisse nahmen ihren Lauf.

Österreich-Ungarn war derjenige Part, der den Krieg vorantrieb und auch begann. Den ersten Schuss des Krieges gab die Österreichische Armee ab.

Ein, wie immer, dreckiges Spiel spielte dabei natürlich London. König Georg V. lies am 28. Juli 1914 mitteilen, dass England im Falle eines Krieges neutral bleiben werde, was zur Folge gehabt hätte, dass auch Frankreich nicht in den Konflikt eingegriffen hätte, obgleich es ja mit Rußland verbündet war. Diese Nachricht steigerte Wilhelms Optimismus derartig, dass er sogar die 16. Division, die auf dem Weg in Richtung Luxemburg war, stoppte. Generalstabschef Moltke äußerte gegenüber Kriegsminister Falkenhayn tränenüberströmt: "...diese Entscheidung des Kaisers [...] zeige [ihm], dass dieser immer noch auf Frieden hofft." (Ebd. 281).

Man kann seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. zurecht den Vorwurf machen, seine Generalität nicht im Griff gehabt zu haben, dass er daselbst nicht stärker und mit Nachdruck auf einen Frieden drängte und sich zu sehr von seinen Beratern und Einflüsterern abhängig machte. Das alles ist zweifellos. Jedoch Wilhelm als einen Kriegshetzer und Kriegstreiber zu bezeichnen oder gar selbst das Kaiserreich als den Verursacher des Weltkrieges hinzustellen, widerspricht den Ereignissen jener Tage fundamental. Mit Frankreich kam es zum Krieg, weil dieses mit Rußland verbündet war. Führt Österreich Krieg gegen Rußland, so war Deutschland als Verbündeter Österreichs verpflichtet, ihm beiseite zu stehen, was zur Folge hatte, dass Frankreich Krieg gegen Deutschland führte, weil England Frankreich garantierte. So waren die Konstellationen. Zu keinem Zeitpunkt ging es Wilhelm darum, einen Eroberungskrieg zu führen. Diese Behauptung ist schlicht eine Lüge.

Und das ist keine Meinung, sondern eine historische Tatsache.