[Links nur für registrierte Nutzer]Nach Entführung durch Islamistengruppe
Italienischer Aktivist tot im Gazastreifen gefunden
Ein im Gazastreifen entführter Italiener ist offenbar tot. Seine Leiche sei in der Nacht gefunden worden, teilte ein Sprecher der radikalislamischen Hamas mit. Bei dem Mann soll es sich um den Journalisten und Schriftsteller Vittorio Arrigoni handeln, der sich für die Internationale Solidaritätsbewegung (ISM) engagierte. Der pro-palästinensische Aktivist war von einer bislang unbekannten Gruppe von Salafisten verschleppt worden. Der Hamas zufolge wurde der Italiener erstickt. Zwei seiner mutmaßlichen Entführer seien festgenommen worden.
Die Salafistengruppe hatte gestern in einer im Internet veröffentlichten Videobotschaft den entführten Mann gezeigt und mit seiner Ermordung gedroht, sollte die Hamas nicht bis Freitagnachmittag drei ihrer inhaftierten Führer freilassen. Arrigoni lebte seit längerem in Gaza. Er hatte sich an zahlreichen israelkritischen und pro-palästinensischen Kampagnen beteiligt.
Erste Entführung seit 2007
Im Gazastreifen gibt es fünf größere Salafistengruppen. Salafisten verstehen sich als die wahren Hüter des Islam und orientieren sich buchstabengetreu am Koran. Anhänger dieser Strömung waren schon zuvor mit der den Gazastreifen kontrollierenden radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas zusammengestoßen, die sie für zu moderat bei der Durchsetzung der Ziele des Islams halten.
Der Italiener war der erste Ausländer, der seit der Entführung des BBC-Reporters Alan Johnston 2007 verschleppt wurde. Die Hamas hatte damals nach viermonatiger Gefangenschaft bei der Befreiung Johnstons aus den Händen einer Gruppe von Salafisten geholfen. Als einer der Salafisten bei einer Predigt in Rafah 2009 zur Schaffung eines islamistischen "Emirats" aufrief, stürmten Hamas-Kämpfer die Moschee. Bei den folgenden gewalttätigen Auseinandersetzungen starben 24 Menschen.
Vittorio Arrigoni