Der Stern brachte eine Biographie eines Hansels der von Beruf dagegen ist und dem nun die Felle schwimmen gehen. Der Typ ist sowas von Banane und derart unsympathisch...Solche Leute haben die Grünen gezüchtet und nun wissen sie nicht was sie mit ihnen anfangen sollen


Der Bundestag beschließt den Atomausstieg; alle wollen wissen, was Jochen Stay dazu sagt. Schließlich gilt er als Cheflogistiker, als Organisator von Massenprotesten, als Vordenker. So verwurzelt im Protest, dass die Tochter in der Schule sagt: "Mein Papa ist Castor-Gegner", wenn es um die Berufe der Eltern geht. Ihn und seine Organisation "Ausgestrahlt" riefen die Menschen nach Fukushima an und fragten: Was können wir tun?

Fukushima, das war die größte Chance, die Stay bekommen konnte. "Ausgestrahlt" wuchs von 9 auf 23 Mitarbeiter, initiierte mehr als 700 Mahnwachen in Städten, die Spenden, die auch Stays Stelle als Sprecher finanzieren, stiegen drastisch an. 20 Stunden am Tag hat er da gearbeitet, mit dem Laptop aus Zügen Massen-E-Mails verschickt, im Büro steht ein Klappbett, für alle Fälle. "Ich habe das richtige Gespür für politische Stimmungen", sagt Stay. Und so ist "Ausgestrahlt" auch eine Organisation neuen Typs: keine langen Mitgliedschaften, sondern kurzfristige Projekte und Aktionen, zu denen Stay auf sozialen Netzwerken aufruft. Beispielsweise eine 120 Kilometer lange Menschenkette zwischen den AKWs Krümmel und Brunsbüttel im vergangenen Jahr.

Denn der Ausstieg 2022 findet fünf Jahre später statt als bisher von den Grünen gefordert. Alte Gräben zwischen der Anti-Atom-Bewegung und Bündnis90/Die Grünen könnten möglicherweise wieder aufreißen, prophezeite Stay.

"Hart, harsch, drohend", nennt Grünen-Parteivorsitzende Claudia Roth Stays Äußerungen. "Ich lasse nicht zu, dass einer die Grünen exkommuniziert", sagt sie. Es habe nicht viel mit Basisdemokratie zu tun, wenn einer glaube, er könne für alle sprechen. Auch, wenn sie Jochen Stay natürlich schätze für seinen unermüdlichen Kampf
Dieser Kampf war immer selbst gewählt. "Ich will nur das machen, was mich persönlich bewegt", sagt Stay. Ein Lebensmotto. Schon in der Schule in Mannheim war er der Außenseiter mit den langen Haaren, in bunten Hosen hat er damals für den Frieden gefastet, gegen Apartheid und Nato-Doppelbeschluss protestiert. In Mutlangen, wo die Pershing-II-Raketen stationiert waren, lag er nachts in Büschen. "Klassische Spionage", sagt er, "nur eben für die Öffentlichkeit." Man habe herausfinden wollen, wo die mobilen Abschussstellungen aufgebaut würden. Er lernte das Handwerk des politischen Aktivisten. "Was ich mache, ist ja kein anerkannter Lehrberuf, aber in die Lehre bin ich trotzdem gegangen."

Von Mutlangen ging es nach Wackersdorf, dort sollte eine Wiederaufbereitungsanlage gebaut werden. Das Projekt wurde gekippt, Stay hatte sein Thema gefunden. Sein Studium brach er ab, weil er die politischen Debatten spannender fand, arbeitete für die anarchische Zeitschrift "Graswurzelrevolution", zog für eine Frau ins Wendland. Viele Jahre lebte Stay von Geld, das ihm etwa 100 Freunde und Bekannte monatlich spendete
Doch die Rolle der Anti-AKW-Bewegung wird künftig eine andere sein. "Sie wird eine Wächterin dessen sein, was wir gerade beschlossen haben", sagt Claudia Roth. Stay als Wächter, als Verwalter? "Ich könnte mir vorstellen, mich für Klimaschutz zu engagieren oder für Afghanistan", sagt er. Außerdem werde er auch nicht jünger und schlafe auch gern einmal aus.


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